wenn sich seine Gedanken zu Fäusten ballten. Mit finsterer Miene zog er Lisa durch die Gänge. Er wollte schnell hinaus, musste aber noch an Edward vorbei, und der Gedanke, ihm einen schönen Tag zu wünschen, obwohl ihm der Tag des Jungen scheißegal war, der Gedanke, auch nur ein einziges Wort zu reden, bevor er zu Hause die Tür hinter sich zuziehen konnte, und der Gedanke, Lisa versprechen zu müssen, dass er eine viel bessere Schule für sie finden werde, ließen ihn immer zorniger werden.
Lisa musste rennen, um hinterherzukommen. Sie schien eine schöne Zeit mit Selina gehabt zu haben, denn sie sang ausgelassen vor sich hin.
»Wer zuerst da ist -«, rief sie und rannte los.
Schönherr deutete lustlos ein paar Laufschritte an, ließ sie gewinnen und während sie am Ende des Flurs wie eine richtige Siegerin die Arme in die Luft riss, da kamen ihm Thiels Kurven und der ganze Score falsch und lächerlich vor. Alberne, naive, blöde Computerprogramme, die keinen anderen Zweck hatten, als ihm das Leben schwer zu machen.
Um zu vermeiden, dass er sich den Rest des Tages ungerecht und launisch benahm, beschloss er, gleich raus in die Südstadt zu fahren, wo Lisa mit den Jungs spielen und er bei einem Bier mit seiner Schwester überlegen konnte, was als nächstes zu tun sei.
»Schönen Tag noch«, grunzte er, als er wie ein Schatten an Edward vorbeiwischte, in der Hoffnung, dem fröhlichen Abschiedsprotokoll der Schlossberg Academy zu entkommen. Doch bevor er die Tür zur frischen Luft erreichte, rief ihm Edward hinterher: »Doktor Schönherr, Doktor Schönherr, bitte Sie zu warten, Doktor Schönherr!« Der Junge winkte mit einem Telefonhörer in der Hand.
Frau Schäfer war am anderen Ende und bat Schönherr, nochmal kurz nach oben zu kommen, sofern es seine Zeit erlaubte.
Schönherr bat Lisa kurz bei Edward zu warten. Im Vorzimmer angekommen schickte Frau Schäfer ihn gleich in Hoffmanns Büro, wo der Schulleiter, bemantelt und offenbar im Gehen begriffen, einen dieser breitkrempigen Schwarzweißhüte vom Anfang des letzten Jahrhunderts in der Hand hielt.
»Vielen Dank, dass Sie nochmal ... Es geht um Folgendes«, sagte Hoffmann und schloss vorsichtshalber die Tür zum Vorzimmer. »Erfahrungsgemäß ist es so, dass jedes Jahr zwei oder drei Bewerber beziehungsweise Bewerberinnen nachrücken. Manchmal muss eine Familie kurzfristig umziehen oder aus anderen Gründen. Ich kann Lisa - sofern Ihnen das recht ist - ganz oben auf die Warteliste setzen. Ob jemand nachrückt und wie viele, das entscheidet sich leider immer erst kurz vor Beginn des Schuljahres. Ich kann also nichts hundertprozentig versprechen. Was für uns wirklich wichtig wäre, ist, dass sich ihr Score bis dahin normalisiert hat. Ich weiß, was sie alles durchmachen musste, ich kenne Lisas besondere Umstände. Die Schlossberg ist aus diesem Grund bereit, Ihnen und Ihrer Nichte entgegenzukommen. Wir verlangen keinen Spitzenscore, aber eine deutliche Verbesserung. Lassen Sie es mich klipp und klar sagen: Lisas F-Reihe muss medizinisch unbedenklich sein. Dann, denke ich, finden wir eine Lösung.«
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