Daniel Sigmanek

Die Herren von Telkor - Die Trollhöhle


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zu entzünden. Die Wärme tat gut.

      Tado begriff langsam, warum der König so darauf bestanden hatte, die Nachtwache vorher zu üben. Schon nach einer halben Stunde musste er das erste Mal gewaltsam den Schlaf zurückdrängen, woraufhin er sich so dicht ans Feuer setzte, dass die schon fast schmerzhafte Hitze die Müdigkeit weitgehend zurückhielt.

      Zum Glück waren sie zu Siebent und so musste er nicht allzu lange darauf hoffen, dass seine Kleidung nicht zu brennen anfing, da seine Wache doch recht schnell verging. Mittels einer Stunden-Sanduhr, die er von Etos bekommen hatte, konnte er das Ende seiner Schicht recht genau bestimmen, und so weckte er nach der vereinbarten Zeit Tengal, der ihn ablöste. Tado breitete nun auch seine Decke aus und versank sofort in tiefen Schlaf, wurde sogar ausnahmsweise (ob es an dem Zauber Hexates lag, der dieses Gebiet hier schützte, oder einfach daran, dass er seiner aufgestauten Müdigkeit endlich Abhilfe schaffen konnte, vermochte er nicht zu sagen) nicht von Alpträumen geplagt.

      Der Tümpelwald

      Der sechste Tag seiner Reise brach an und er erwachte pünktlich mit dem ersten Strahl der Sonne. Spiffi, der die letzte Wache übernommen hatte, war tatsächlich noch wach, was Tados Meinung nach bereits einem Wunder gleichkam. Er stand auf und ging zu seinem Gefährten, der gerade ein Käsebrot und etwas von dem Wolfsfleisch aß.

      „Oh, ist meine Nachtwache schon vorbei?“, fragte Spiffi mit vollem Mund. Offensichtlich hatte sich Tado in ihm getäuscht. Das lange Aufpassen und Wachbleiben schienen ihm nichts auszumachen. Offenbar war er mal wieder der einzige, der damit ein Problem hatte, dachte Tado, in Gedanken seufzend. Er nahm nun auch etwas zu sich, während die anderen langsam erwachten.

      Sie benötigten mehr als eine halbe Stunde, bis sie ihre Sachen endlich zusammengepackt hatten und aufbrechen konnten. „Wir werden durch den Tümpelwald gehen“, sagte Etos nach einiger Zeit. „Normalerweise würde ich den Wald nur betreten, wenn es absolut keinen anderen Weg gibt, aber in unserem Fall ist es besser, unentdeckt zu bleiben. Die Kreaturen des Lords meiden das Gebiet. Allerdings bietet es auch ohne sie schon reichlich Gefahren.“

      Wunderbar, dachte Tado sarkastisch. Gab es denn in diesem verdammten Tal nicht einen Ort, an dem es ungefährlich war?

      Bevor er jedoch eine entsprechende Frage stellen konnte, begann der König bereits mit einem ganz anderen Thema: „Ich habe euch doch gestern von der Stadtfestung erzählt. Bevor der Lord kam, stellte sie Regierungsstätte und Zentrum der Stadt der Aonarier dar. Bald jedoch belagerte er das Land und mein gesamtes Volk zog sich in den Palast zurück. Doch auch dieser hielt nicht lange stand. Nach einem verzweifelten Verteidigungsversuch flüchteten wir schließlich in die Höhle.“ Etos machte eine kurze Pause. Tado wunderte sich ein wenig über seine Worte. Schatteneiswölfe und Schneespinnen mochte für Unbewaffnete vielleicht eine Gefahr darstellen, ausgebildeten Kriegern konnten sie aber nicht das Wasser reichen. Oder war der Lord selbst vielleicht an der Schlacht beteiligt gewesen? Bevor er sich noch eine zweite Möglichkeit ausdenken konnte, fuhr der König fort: „Natürlich hätten wir uns gegen seine Wölfe eine Weile zur Wehr setzen können, nur griffen uns nicht nur sie, sondern auch viel schlimmere Kreaturen an. Ich hatte noch nie zuvor solche Wesen gesehen, und bin auch heute nicht in der Lage, sie richtig zu beschreiben. Jedenfalls töteten sie unsere Krieger gleich reihenweise, trotz ihrer sehr geringen Zahl. Also verließen wir nachts durch einen Geheimgang das Schloss suchten ein geeignetes Versteck. Als die Kreaturen des Lords am Tag darauf die Festung stürmten, fanden sie sie verlassen vor. Ihre Enttäuschung musste gewaltig gewesen sein, denn seither lagern sie am Fuße des Hügels, auf dem die Mauern stehen, in Erwartung unserer Rückkehr.

      Aber natürlich bräuchte ich euch dies alles nicht zu erzählen, wenn es nichts mit unserem Unternehmen zu tun hätte. Doch leider ist genau das der Fall. Wir müssen den Lord gemeinsam angreifen, und da die Großmächte zu weit auseinander liegen, brauchen wir ein Zeichen; und da ich nicht weiß, wie lange unsere Reise zu den einzelnen Reichen dauern wird, will ich kein Datum festlegen.

      Und was würde sich als Zeichen besser eignen, als ein Leuchtfeuer? Leider liegt genau da das Problem. Um das Leuchtfeuer nämlich zu entzünden, muss man auf den höchsten Turm der Stadtfestung, vorbei an den schrecklichen Kreaturen, die fast mein ganzes Volk ausgelöscht haben.“

      Etos machte erneut eine Pause, um seinen Worten Wirkung zu verleihen. Wenn es ihm auch nicht gefiel, so wusste Tado doch jetzt wenigstens, warum Hexate so überrascht reagierte, als der König von dem Leuchtfeuer sprach.

      Den Rest des Weges durch den Ausläufer des Mauergebirges legten sie schweigend zurück. Schließlich, nach ein paar Stunden Fußmarsch, standen sie wieder im Schnee, und keine zweihundert Meter vor ihnen erstreckte sich ein urzeitlich anmutender Laubwald.

      „Das ist der Tümpelwald“, sagte Etos schließlich. „Von nun an sollten wir uns beeilen. Ich möchte nur ungern mehr als einen Tag darin verbringen.“

      Die letzte Strecke legten sie beinahe im Laufschritt zurück und betraten den im Vergleich zur übrigen Landschaft gänzlich falsch aussehenden Wald. In diesem schlug ihnen eine solche Hitze und Luftfeuchtigkeit entgegen, dass sie schon nach wenigen Metern ihre Fellmäntel auszogen. Die Bäume waren riesig, viel größer, als sie von weitem den Anschein gehabt hatten, und beidseitig des schmalen Pfads, den die Sieben entlang schritten, wuchs mannshoher Farn, sodass Tado sich klein und hilflos vorkam.

      Dieses Gefühl wurde durch die plötzliche Warnung seitens Grook noch verstärkt: „Solltet ihr übrigens irgendwelche Tiere sehen, sagt sofort Bescheid und verhaltet euch ruhig. Der Biss eines schwarzen Tigers kann tödlich sein.“ Tado hatte noch nie zuvor von ‚schwarzen Tigern’ gehört, und wollte sein gerade erworbenes Wissen auch nicht erweitern, weder mit einer direkten Begegnung noch mit einer entsprechenden Frage. Er wäre auch gar nicht zu irgendeiner weiteren Bemerkung gekommen, da in diesem Moment ein gewaltiger Schatten, begleitet von einem sehr unangenehm surrenden Geräusch, über sie hinwegrauschte.

      „Was war das?!“, fragte Spiffi, nachdem sie sich vergewisserten, dass von dem Wesen keine Gefahr mehr ausging. Er stand mit weit aufgerissenen Augen da und starrte dem in den Baumkronen verschwindenden Etwas nach.

      „Vielleicht eine Waldlibelle“, antwortete Etos zögernd.

      „Eine Waldlibelle?“, fragte Regan. „Das ist nicht gut. Sie sondern ein Gift über ihre Haut ab, was jede Berührung äußerst schmerzhaft macht. Allerdings beträgt ihre Größe normalerweise nur eine Handbreit. Doch dieses Exemplar eben war etliche Meter lang und demzufolge muss der Kontakt tödlich sein, da ihr Gift je nach Gewicht und Länge an Gefährlichkeit zunimmt.“

      Der König der Aonarier warf dem Goblin einen anerkennenden Blick zu, vermutlich hatte er von einem Fremden ein solch ausgeprägtes Wissen nicht erwartet. „Das stimmt. Auch ich habe nie zuvor ein Exemplar solcher Größe gesehen.“

      Nach dem kleinen Zwischenfall gingen sie nun wieder etwas schneller. Außerdem hielten sie sich an den Lauf eines schmalen Flusses, der häufig auch durch sumpfiges Gelände führte. Tado konnte sich schon nach einer halben Stunde ausmalen, woher der Wald seinen Namen hatte. Schließlich mussten die Sieben vor einem kleinen Nebenarm des Baches Halt machen. Er schien nicht sehr tief, dafür aber sehr lang zu sein, sodass sie, sollten sie versuchen, ihn zu umgehen, etliche Stunden verlieren würden. Spiffi wollte gerade vorschlagen, hindurchzuwaten, da in diesem Moment aber das Maul eines Sumpfkrokodils aus der Wasseroberfläche hervorbrach, verwarf er den Gedanken, bevor er ihn zu Ende hatte sprechen können. Jetzt gab es nur noch eine Möglichkeit.

      „Dann bleibt uns eben nichts anderes mehr übrig, als auf diesen Baum dort“, Regan deutete auf eine wuchtige Eiche dicht am Ufer, „zu klettern und über den untersten Ast auf die andere Seite zu gelangen.“ Dieser Plan klang zwar ein wenig waghalsig, erschien ihnen im Moment jedoch als einzig sinnvolle Lösung. Der Baum besaß eine sehr zerklüftete Rinde, sodass das Hinaufklettern recht leicht und schnell vonstatten ging. Oben angekommen, befanden sie sich auf einem stabil aussehenden, etwa dreißig Zentimeter breiten Ast, der weit über das jenseitige Ufer hinausragte und sich dort mit dem Geäst einer weiteren Eiche verzweigte. Tado warf nicht selten einen beunruhigten Blick auf die durch die Spiegelung des Blätterdaches grün wirkende