Heinrich P. Schmitz

Beste Freunde


Скачать книгу

      „Ich weiß, dass es gut ist, es ist nur so, Vanessa hat 50 € von ihren Eltern bekommen.“ - Pause –

      „Nein, nein, das dürft ihr doch entscheiden. Oh, Klasse Papi, du bist super. Also darf ich mit? Bittöööh! Sonst ist Vanessa ganz alleine in der großen Stadt. Möchtest du das zulassen?“

      - wieder eine kurze Pause –

      „ Nein! Das ist keine Erpressung. Es ist nur—ich möchte so gerne mit fahren. Ich bin auch deine allerliebste Tochter.“ - Eine kurze Pause-

      Mina hüpfte einmal kurz hoch und stieß einen kleinen Freudenschrei aus, aber nicht so laut, dass Ihr Vater es hören konnte. Vanessa aber konnte es sehen und auch hören. Sie sagte dieses kurze „Ja!“ mit den zwei Ausrufezeichen. Dann hörte sie Mina sagen:

      „Sag du es bitte Mutti“ - und wieder eine Pause –

      „Nein ich überlasse dir nicht die unangenehmen Dinge. Du kannst das nur besser erklären. Ich hab dich lieb.“ - Eine Unterbrechung - und dann:

      „Da ist noch was, darf ich heute bei Vanessa übernachten? Wir wollen Morgen schon ganz früh losfahren. Da bietet sich das doch an, oder nicht?“

      Nach einer Pause sagte sie: „Ja, das war alles. – Oder warte, einer müsste mit Picur raus. Nein, mehr kommt nicht.“ Nach einem langen, gedehnten „ääh-“ fragte Mina noch vorsichtig: „An wie viel dachtest du?“, und nach einer Pause:

      „Nein, für das Zeugnis meinte ich.“ Nach wieder einer Pause, in der Mina zuhörte, sagte sie:

      „Danke Papi! Ihr seid die besten Eltern der Welt.“, und damit legte Mina auf.

      Die beiden Mädchen sahen sich an, dann zogen sie die geballte Faust zurück und sagten gleichzeitig das fröhliche „Ja!“ mit den zwei Ausrufezeichen, das Jugendliche nach so einem erfolgreichen Gespräch sagen.

      Auf dem weiteren Weg zum Spielplatz gab es nur noch ein Thema: Was ziehst du an? Ich werde dieses anziehen. Wo gehen wir hin? Ich brauche dies. Du musst dir jenes unbedingt kaufen. Wann fahren wir los? Um Acht oder besser um Neun, da können wir länger schlafen. Mädchen eben, die in ihrer Begeisterung aufgehen. Erst auf dem Spielplatz, als sie noch andere Freunde trafen, kamen andere Gespräche auf.

      Picur konnte mehr als zwei Stunden mit andern Hunden auf der Wiese tollen. Dann kam er zu den Mädchen und legte sich hin. Hechelnd ließ er seine Zunge locker seitlich aus der Schnauze hängen und sah Vanessa an.

      „Ja, du siehst cool aus, so wie du guckst.“, sagte sie, „Schaffst du es noch nach Hause?“

      „Wuff“ kam die Antwort.

      „Das soll wohl ja heißen. Also gehen wir los, wir wollten um sechs zu Hause sein. Wenn du noch deine Sachen holen möchtest, dann müssen wir losgehen. Es ist schon nach fünf Uhr.“, sagte sie noch zu Mina.

      Picur hatte auch bei Minas Eltern einen Schlafplatz. Als die Kinder bei den Fioris ankamen, wurden die Eltern gleich von Picur begrüßt. Dabei ging Picur zuerst zu Franco, holte sich seine Streicheleinheit ab. Dann ging er zu Mia und ließ sich auch dort streicheln. Dabei war Picur nicht aufdringlich. Er zeigte seine Freude, aber er sprang nicht an den Leuten hoch oder drängte sich auf. Er genoss es einfach, wenn man ihn beachtete. Tat man das nicht, dann ging er hin und stieß einem den Arm an und stellte sich in Position. Beachtete man das nicht, bekam man einen weiteren Stoß. Das ging dann so lange, bis Picur seine Streicheleinheiten bekam. Dann gab er Ruhe. Das war es auch, was Franco so an Picur liebte.

      Auch die Kinder begrüßten die Erwachsenen: „Hallo Paps, hallo Mam!“. Das war Minas übliche Begrüßung, wenn man sich am Tag schon mal gesehen hatte. „Hallo Mia, Hi Franco, wie geht es euch?“.

      Es gab immer die Zeit, ein paar nette Worte zu wechseln. So verwendete man einige Minuten, in denen Mia ihre Sachen für die Übernachtung packte, um einige Neuigkeiten auszutauschen. Für Franko war die Fahrt in die Stadt kein Thema mehr. Er hatte sie erlaubt, und damit war alles gesagt. Mia war schnell fertig. Sie benötigte nur ihre Kleidung für die Fahrt. Als sie mit einer kleinen Tasche aus Ihrem Zimmer kam, hielt sie auffällig Ihr Portemonnaie in der Hand. Das fiel Franco gleich auf. Aber er ignorierte es zunächst.

      „Wann wollt Ihr wieder zurück sein?“, fragte er.

      „Gegen drei Uhr. Wir kommen mit dem 14 Uhr 30 Zug aus Kiel und vom Bahnhof aus gehen wir zu Fuß. Wir kommen maximal eine Stunde später, weil wir noch mit Picur rauswollen.“

      „Dann wünsche ich euch viel Spaß morgen, und gebt nicht so viel Geld aus.“ Dann griff er nach seiner Geldbörse und gab Mina ihr Zeugnisgeld.

      „Danke Paps und bis Morgen.“, sagte Mina. „Bis morgen Mama, ich hab euch lieb.“

       Aus der Küche kam die Antwort: „Viel Spaß und bis morgen.“

      Damit zogen die Kinder ab und gingen zu Vanessa nach Hause. Sie spielten noch ein paar Stunden in Vanessas Zimmer miteinander. Oft spielten sie bis um Mitternacht aber heute gingen sie schon früh ins Bett. Dort redeten sie noch eine Weile über alle möglichen Dinge. Aber die Sprechpausen wurden schon bald länger und die Sätze immer kürzer und dann war Ruhe.

      Kapitel 2: Der Einkauf

      Am anderen Morgen standen die Kinder früh auf. Ihr Zug sollte schon um neun Uhr losfahren. Nach dem Frühstück wurde noch die Morgentoilette erledigt, und dann zogen sie sich an. Zwanzig Minuten vor neun Uhr gingen die Mädchen zum Bahnhof, auf ihre erste Einkaufstur ohne ihre Eltern. Der Weg zum Bahnhof war nicht weit. Schon nach fünf Minuten hatten sie den Bahnhof erreicht und die Karten am Automaten gezogen. „Wir sind viel zu früh losgegangen.“, bemerkte Vanessa. „Was machen wir jetzt noch? Wir stehen uns doch nur die Beine in den Bauch.“

      Auch Mina sah auf ihre Uhr, und man konnte Ihre Ungeduld erkennen: „Es sind doch nur noch zehn Minuten, das halten wir aus.“

      Zehn Minuten können sehr lange dauern, wenn man ungeduldig auf etwas wartet. Aber so lange mussten die Mädchen nicht warten. Schon nach wenigen Minuten kamen die ersten Informationen durch den Bahnhoflautsprecher. Die krächzende Stimme bat zunächst um die Aufmerksamkeit der Reisenden, um dann weiter zu sagen: „Wegen unvorhersehbarer Arbeiten an den Gleisanlagen fallen am heutigen Morgen alle Personenzüge in Richtung Kiel aus. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis 13:00 Uhr. Wir bitten sie, auf die Busverbindung nach Kiel auszuweichen. Die Bahnfahrkarten haben auch in den Bussen Gültigkeit. Die Bahn entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten.“

      Mina war die etwas Ungeduldigere der Beiden, und sie lies Ihrem Unmut freien Lauf. „Mann, warum haben die das nicht schon zehn Minuten früher gesagt? Dann hätten wir noch den Bus um neun Uhr erreicht. Jetzt müssen wir bis halb Zehn warten, und der Bus braucht noch mal eine halbe Stunde. Dann sind wir erst um zehn Uhr in Kiel.“

      „Na komm!“, sagte Vanessa. „Ändern können wir das sowieso nicht, und in zehn Minuten sind wir an der Bushaltestelle.“

      „Ich will das doch gar nicht ändern.“, schimpfte Mina. „Aber was für Arbeiten gibt es, die man nicht voraussehen kann. Mir fällt da nicht viel ein.“

      „Schimpf nicht, Mina. Wir haben doch Zeit genug, und sogar mehr als das. Lass uns losgehen.“

      Es hatten sich schon einige Leute auf den Weg zur Bushaltestelle gemacht. Zum Bus musste man auf die andere Seite des Bahnhofes gehen. Man konnte die Bushaltestelle vom Bahnsteig aus sehen. Früher konnte man über die Gleise laufen und dann noch über ein Stück verwilderter Wiesen. Jetzt hatte man einen Zaun errichtet, weil es zu gefährlich ist, über die Gleise zu laufen. Deshalb mussten die Kinder fast einen halben Kilometer zum Bahnübergang laufen und dann auf die andere Seite der Gleise und wieder zurück.

      Als sie sich dem Bahnübergang näherten, sahen sie die Arbeiter, die sich an den Gleisen zu schaffen machten. Eigentlich sollte das keine Überraschung sein. Aber hier waren