Melanie Tasi

Borderline


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      Melanie Tasi

      Borderline

      Zwischen Wahn und Wahnsinn

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Epilog

       Impressum

       Kapitel 1

      Dicke Regenwolken hingen drohend über dem Dach des düster aussehenden Gebäudes. In den letzten Jahrzehnten hatte es schon so manchem Sturm standgehalten. Nun stand wieder ein heftiges Gewitter bevor. Leise und mit prasselndem Geräusch setzte langsam der Regen ein. Mit heftigen Scheibenwischerbewegungen bahnte sich der kleine Wagen seinen Weg die lange Straße hinauf zu dem Gebäude. Da es sich hierbei um eine psychiatrische Klinik handelte, lag es fern von weiteren Häusern, nahe an einen ruhigen Wald gelegen. Nur selten verirrte sich jemals jemand in diese Einsamkeit.

      Der Wagen kam mit quietschenden Reifen vor dem Eingangsbereich zum Stehen. Mit einem leisen Knarren sprang die Wagentür auf und eine junge, schlanke Frau stieg hastig und etwas ungelenk hinaus in den Regen. Um vom Regen nicht völlig durchnässt zu werden hielt sie sich mit beiden Händen ihre lederne Aktentasche über den Kopf. Da sie nun keine Hand mehr frei hatte um die Wagentür zu schließen, entschied sie sich kurzerhand, ihren rechten Fuß zu benutzen. Mit einem leichten tritt ihres Absatzes flog die Tür ins Schloss. Immer darauf bedacht, dass ihr kurzer Rock beim laufen nicht all zu sehr nach Oben rutschte, lief sie, so schnell es ihr möglich war, die wenigen Stufen zur Eingangstür des Gebäudes hinauf. Dort angekommen schüttelte sie sich den Regen aus ihrem blonden, langen Haar und richtete ihr Kostüm, um wieder ein perfektes Erscheinungsbild zu haben.

      Sie ging durch die Eingangstür und wandte sich nach rechts zur Anmeldung. Dort saß eine junge Frau Anfang zwanzig und feilte sich sorgsam die Nägel.

      „Entschuldigen Sie bitte. Ich bin Dr. Janice McArthur und ich würde gerne mit Dr. Jackson reden“, sagte Janice freundlich. Sie stand vor einem großen Schild, auf dem Werbung für ein Schlafmittel gemacht wurde und schaute die junge Frau abwarten an. Diese blickte nur kurz zu ihr auf und gab ein leichtes brummen von sich. Janice überlegte, ob sie überhaupt hier arbeitete oder vielleicht eine dieser Verrückten war, die einfach aus der geschlossenen Station entwischten und so taten, als seien sie Angestellte.

      „Ist schon gut Linda. Ich bin schon da. Lassen Sie sich nur nicht von Ihrer wichtigen Arbeit abhalten.“ Hinter Janice tauchte plötzlich ein kleiner, dicklicher Mann auf. Die kleinen Schweißperlen auf seiner Stirn verrieten, dass er sich sehr beeilt haben musste, um noch rechtzeitig zur Anmeldung zu kommen.

      „Entschuldigen Sie bitte die Verspätung. Ich bin Dr. Jackson. Sie müssen Dr. McArthur sein, nicht wahr!“ Dr. Jackson wischte sich mit einem Taschentuch kurz über die schweißnasse Stirn und gab Janice dann die Hand, um sie zu begrüßen.

      „Ja, die bin ich“, sagte Janice und gab ihm ebenfalls die Hand. Sie fühlte sich feucht an und Janice ekelte sich ein wenig. Unauffällig wischte sie sich ihre Hand an ihrem Rock ab. Sie hasste es, anderen Menschen die Hand zu geben. Doch in ihrem Beruf hatte sie keine andere Wahl.

      „Schön das Sie endlich da sind. Wir ersticken förmlich in Arbeit. Man hatte mir schon vor Monaten jemanden versprochen, der Station B übernehmen kann. Aber jetzt sind Sie ja da. Kommen Sie, ich zeige Ihnen die Station.“ Ruckartig drehte sich Dr. Jackson um und zeigte mit seiner dicklichen Hand in Richtung eines langen Korridors. Janice wunderte sich, dass der kleine Mann sich in seinem Alter noch so schnell bewegen konnte. Sie schätzte ihn auf Mitte sechzig ein. Zumindest sah er diesem Alter entsprechend aus. Mit kurzen, aber schnellen Schritten, huschte Dr. Jackson den Korridor entlang und blieb vor einer großen gläsernen Tür stehen. Janice hatte mühe mit ihm mitzuhalten, und das, obwohl sie nur halb so alt war wie der kleine Mann.

      „So, da sind wir auch schon. Diese Tür wird mit einer Schlüsselkarte geöffnet. Linda wird Ihnen alle notwendigen Schlüsselkarten und Papiere später vorbei bringen“, sagte Dr. Jackson und zog seine Schlüsselkarte durch den Schlitz des kleinen Apparates neben der Tür.

      „Sie meinen die junge Frau von vorhin?“, fragte Janice etwas ungläubig. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass die junge Frau sich die Zeit nehmen würde, um etwas anders zu tun, als ihre Nägel zu feilen.

      „Ja, die hab ich gemeint. Keine Angst, wenn sie will kann sie sehr hilfreich sein.“ Dr. Jackson fing laut an zu lachen und ging durch die Glastür. Mit einem leisen seufzen folgte Janice ihm. Gleich vor ihr lag eine große Halle, in dessen Mitte sich ein großer Raum mit riesigen Fenstern rundherum befand. Der Raum sieht aus wie ein riesiges Aquarium, dachte Janice und betrachtete die zwei Personen, die sich darin aufhielten.

      „Diese ist das Aquarium“, sagte Dr. Jackson und zeigte mit seinen wurstartigen Fingern auf den großen Raum in der Mitte. Janice musste sich ein leichtes Grinsen verkneifen. Konnte der kleine Mann etwa Gedanken lesen?

      „Sehr passend“, sagte sie stattdessen und folgte dem Doktor in das Aquarium. Dort befanden sich nur zwei Angestellte, die angeregt in ein Gespräch vertieft waren.

      „Dies ist Oberschwester Grace und Pfleger Thomas. Beide werden Sie auf dieser Station unterstützen. Und dies hier ist Dr. Janice McArthur. Die neue Psychologin für Station B“, sagte Dr. Jackson und machte einen Schritt zur Seite, damit Janice von den beiden Anderen begrüßt werden konnte. Grace erhob sich