Sabrina Heilmann

Ein letzter Augenblick


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Zusatzkapitel

       Kapitel 37

       Ein Wort zum Schluss

       Danksagung

       Sehnsucht nach dir

      Über die Autorin

       Impressum

       Das Buch

       Wer ist Emilia?

      Diese Frage stellt sich Emilia Murray, als sie nach über fünf Jahren aus dem Koma aufwacht. Sie hat vergessen, was in den zwei Jahren vor dem Unfall geschehen ist und muss mit der Tatsache klarkommen, dass sie nun kein neunzehnjähriger Teenager mehr ist, sondern eine sechsundzwanzigjährige Frau. Die Schottin weiß nicht, wer sie ist, was passiert ist, geschweige denn, wie sie nach Inverness gekommen ist.

      Als Emilia das Krankenhaus verlassen kann, lernt sie den attraktiven Highlander Blake McLaughlin kennen, der ihr in einer Notsituation hilft. Es scheint, als würde er sie besser kennen, als irgendjemand sonst. Sie weiß nicht, dass er nicht ohne Grund in ihrer Nähe ist.

      Während der Suche nach ihren Erinnerungen setzt Emilia sich selbst so unter Druck, dass die Situation sie völlig überfordert. Hilflosigkeit, Angst und das Gefühl von Verlust machen sich breit. Sie erhofft sich Antworten von ihrer Mutter, doch diese verweigert jedes Gespräch über die Zeit vor dem Unfall.

      Wovor versucht Emilias Mutter sie zu beschützen? Und welches Geheimnis hütet Blake?

      Eine spannende Reise durch das malerische Schottland, eine Suche nach Erinnerungen und ein Kampf gegen längst vergangene Gefühle.

       Für alle,

       die sich selbst schon einmal verloren haben.

       Meine Mutter sagte mir immer:

       Auf die Dunkelheit folgt Licht!

       Ich konnte nur hoffen, dass das stimmte ...

       Prolog

      

      Erinnerungen sind Momentaufnahmen einer Zeit, die bereits vergangen ist. Sie zeigen unser bisheriges Leben, die guten und die schlechten Seiten. Erinnerungen ermöglichen uns, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, alles Revue passieren zu lassen, zu erleben oder Vergangenes besser verstehen zu können.

      Wir fürchten sie, wenn wir uns fragen, ob die schönen Zeiten, die wir erlebt haben, jemals zurückkommen. Gelegentlich geben sie uns aber Mut und Hoffnung, weil wir nur durch unsere Erinnerungen sehen, was wir schon alles erreicht haben.

      Ich war nie ein Mensch gewesen, der in der Vergangenheit gelebt hatte. Meine Erinnerungen hütete ich wie kleine Schätze, doch ich verlor mich nie in ihnen. Ich genoss mein Leben, lebte in den Tag hinein und riskierte etwas.

      Kleiner Sonnenschein, so nannte mich meine Mutter, weil ich immer ein Lächeln auf den Lippen hatte. Nein, ich war kein Mensch, der zu viel grübelte. Ich schuf mir keine künstlichen Probleme und die Zukunft redete ich nicht schlecht, weil in der Vergangenheit etwas dagegensprach. Ich war glücklich.

      Das änderte sich schlagartig, als ich erst meine Erinnerungen und anschließend mich selbst verlor ...

       Kapitel 1

       Wer ist Emilia?

      Seit ich die Augen vor etwa einer halben Stunde aufgeschlagen hatte, stellte ich mir diese Frage unermüdlich. Wer war diese Person, die mir in der Spieglung der Fensterscheibe entgegenblickte, die Ähnlichkeiten mit mir hatte, die ich aber unmöglich sein konnte?

      Die junge Frau, die ich sah, hatte wirre, schulterlange, brünette Haare. Ihre dunklen Augen wirkten leer und leblos, ihr schmales Gesicht war blass und kränklich. Sie war älter als das letzte Mal, als sie mir im Spiegel entgegengelächelt hatte. Die vollen Lippen, auf denen dieses Lächeln normalerweise lag, waren zu einem Strich verzogen. Ihr schlanker Körper steckte in unscheinbarer Krankenhauskleidung. Was auch immer ihr passiert war, es musste furchtbar gewesen sein.

      Geduldig hatte ich mir angehört, was der Arzt mir zu sagen hatte, doch verstanden hatte ich nur das Wenigste davon. Begriffe wie retrograde Amnesie, schwere Verletzungen und Gehirnerschütterung waren mir im Gedächtnis geblieben. Es fiel mir allerdings schwer, einen Zusammenhang mit diesen Worten zu bilden.

      »Sag doch etwas«, flehte meine Mutter und ich wandte den Blick von der Fensterspieglung ab. Ausdruckslos sah ich ihr in die Augen und fragte stumm: »Was soll ich deiner Meinung nach sagen?«

      Nachdem der Arzt gegangen war, war sie zurück in mein Zimmer gekommen. Seitdem saß sie still neben mir und wartete darauf, dass ich mein Schweigen brach. Doch ich wusste nicht, womit ich das tun sollte. Damit, Fragen zu stellen, was in den letzten Jahren geschehen war? Wie es passieren konnte, dass meine Welt von einem auf den anderen Tag aufhörte, zu existieren, und wie die Dunkelheit die Erinnerungen einer so langen Zeit verschlucken konnte? Jeder andere Mensch hätte das getan ... nur ich hielt meinen Mund.

      Ich wandte den Blick von meiner Mutter ab und starrte erneut auf die Spieglung im Fenster.

       Wer bist du? Was hast du mit der Neunzehnjährigen gemacht, die ich das letzte Mal gesehen habe?

      »Emilia, bitte.« Meine Mutter seufzte leise und ich senkte den Blick auf meine Hände, die ich nervös knetete.

      »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, brach ich endlich mein Schweigen und schluckte schwer, als ich das Brennen in meinen Augen spürte. »Ich wache in einem Krankenhaus in Inverness auf. Das Letzte, an das ich mich erinnere, ist ein Nachmittag mit Amber ... 2008 in Glasgow. Der Arzt erzählt mir, dass ich seit 2010 im Koma gelegen habe ... insgesamt fünfeinhalb Jahre. Ich bin jetzt ... sechsundzwanzig Jahre alt? Welcher Tag ist heute?«

      Meine Mutter nickte zaghaft, um mir zuzustimmen, bevor sie meine Frage beantwortete. »Heute ist der 12. Mai 2015.«

      Ich schüttelte den Kopf und kniff die Lippen aufeinander. »Weißt du, wie das passiert ist und was ich in den zwei Jahren zuvor gemacht habe?« Meine Stimme war dünn und unsicher, und ich schaffte es nicht, den Blickkontakt zu meiner Mutter zu suchen.

      »Der Arzt sagt, du brauchst Ruhe, und dass es nicht richtig wäre, dich sofort mit der Vergangenheit zu konfrontieren«, wich meine Mutter meiner Frage aus. »Er sagte auch, dass du das Krankenhaus eventuell in ein paar Wochen verlassen kannst, wenn die Untersuchungen alle positiv verlaufen. Danach ist genügend Zeit, über alles zu sprechen.«

      »Was sind ein paar Wochen schon im Vergleich zu fünfeinhalb Jahren Koma«, erwiderte ich sarkastisch und verschränkte die Arme vor meiner Brust. Eine Selbstschutzreaktion. »Ich wäre jetzt gern allein.«

      Vielleicht war es nicht richtig, meine Mutter so auszuschließen, doch es war in diesem Moment der einzige Weg, meine Gedanken zu ordnen. Ich brauchte ein bisschen Ruhe, um zu verstehen, was das alles zu bedeuten hatte.

      »Ich komme morgen wieder.« Mom stand auf und küsste mich auf die Stirn. Starr blieb ich sitzen und nickte nur leicht, nachdem sie sich gelöst hatte.

      Kaum hatte sie mein Zimmer verlassen, sank ich zurück in die Kissen und starrte an die weiße, nichtssagende Zimmerdecke. Vielleicht war es der Schock über die Nachricht, der verhinderte, dass ich in diesem Augenblick Gefühle zeigen konnte, vielleicht steckte aber auch etwas anderes