Chris Cartwright

Der Schlüssel zum Glück


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dem was er sein wollte und dem was er zurzeit war lag beinahe eine Unendlichkeit.

      Und das schlimmste war: Er sah keinen Silberstreifen am Horizont.

      Er fühlte sich innerlich wie ein Versager, was er jedoch niemals jemandem, nicht einmal seinem besten Freund Sam, offen gestand. Infolge dessen war sein Selbstwertgefühl gleich Null. Er konnte und wollte so einfach nicht mehr weiter leben.

      Ihn plagte eine spürbare Gefühlslosigkeit, tiefe Niedergeschlagenheit und mehr.

      Die Flucht aus dem als bedrückend empfundenen Leben, die Bewältigung seiner Identitätskriese waren die Dinge, die er in den Griff kriegen musste.

      Andys Wochenablauf war seit Jahren schon stets der gleiche. In die Schule gehen, den Mittwochabend mit Sam in der Stadt verbringen, eine Bandprobe am Donnerstag und dann ab und zu einen Nachmittag mit seinen Pfadfinderbrüdern verbringen. Viel Abwechslung oder gar Abenteuer gab es für ihn bis dato nicht. Er hatte sich das Erwachsenwerden aufregend und interessant vorgestellt, doch die Realität sah nun ganz anders aus. Und diesen Alltagstrott verabscheute er, weil hier nie etwas passierte.

      Ihn langweilte einfach alles in seinem Leben.

      Es gingen harte Monate voran, traurige und triste Wochen, kein einfaches oder gar amüsantes Leben. Ermüdet von dem planlosem herumgeirre, auf der Welt allein.

      Das waren alles schlechte Rituale, die alltägliche Routine, Angewohnheiten der Verzweiflung, die das Leben, vor allem den Alltag, viel zu sehr negativ bestimmten.

      Andy fühlte sich minderwertig, klein, unbedeutend, unvollständig und leer. Es fehlte ihm so viel, sowohl an Erlebnissen und Taten, als auch an Erfahrungen und glücklichen Momenten im Leben.

      Und umso mehr er über seine eigenen Fehler und Schwächen philosophierte, umso klarer wurden ihm die Dinge, die ihn tatsächlich bedrückten.

      Ihn beschäftigte noch immer die Vergangenheit, er war unzufrieden mit seinem sozialen Umfeld, und er hielt an zu vielen negativen Gedanken und Glaubenssätzen fest.

      Zudem hatte er keine Zukunftspläne, keine Perspektive und keine Aussicht auf besserung.

      Er hatte keine Ahnung was er mit seinem Leben anfangen sollte.

      Außerdem zweifelte er viel zu oft an sich selbst.

      Und das löste Wut, Angst und Schuldgefühle aus, die er in irgendeiner Form immer an sich selbst anprangerte.

      Zerfressen von Selbstvorwürfen und Schuldzuweisungen an sich selbst, eben für all diese Dinge, die ihn plagten. Verlust- und Versagensängste, Minderwertigkeitskomplexe und Vertrauensprobleme, soweit konnte er sich mit der Zeit selbst diagnostizieren.

      Und das war ein Teufelskreis, den er nicht aus eigener Kraft heraus durchbrechen oder überwinden konnte. Er war in ein sehr tiefes Loch gefallen und kam aus eigener Kraft nicht wieder heraus. Ob er wie ein Phönix aus der Asche aufsteigen könne, wusste er nicht, doch war es eben jene 180 Grad wende die er in seinem Leben anstrebte.

      Kurzum: Andy war mit seinem Lebensinhalt überaus unglücklich.

      Das einzige, so schien es, was er hatte und was ihm gewiss war, war die Sehnsucht nach Unerreichtem und die Hoffnung, dass sich eines Tages alles bessern würde.

      Aber hoffen ist nunmal kein Plan,...

      Er musste es auf Kurz oder Lang irgendwie schaffen, seine zwielichte Selbstunterdrückung, bzw. die seiner Gedanken, umzuwandeln und endlich beginnen, sich selbst zu entfalten und sein Leben zu ordnen und auf die Reihe zu bekommen.

      Auf Reisen lernt man andere, aber vor allem sich selbst am besten kennen, soviel wusste er als Pfadfinder und leidenschaftlicher Abenteurer. Man lernt die Welt und neue Kulturen kennen und verstehen, man erweitert seinen Horizont und öffnet sich für Neues.

      Er wollte die Welt sehen, Erfahrungen machen und so herausfinden, wer er eigentlich ist und was er in seinem Leben eigentlich will. Denn er wusste, dass Reisen der Schlüssel zur eigenen Seele war.

      Und doch er hatte einfach schon zu viel Schlechtes erlebt, um unbedacht und gleichwohl optimistisch in die Zukunft blicken zu können. Er hatte gelernt, dass manche Leute schnell mal vergessen, dass andere auch Menschen sind.

      Außerdem mangelte es ihm schlicht und einfach an neuen Perspektiven im Leben. Er war mit der Gesamtsituation unzufrieden, aber hatte weder einen Plan, noch Motivation und keinen Ansporn, um etwas Höheres und Besseres für sich selbst anzustreben und zu erreichen.

      Er lebte scheinbar, doch unbewusst nach dem Motto: Wer nichts riskiert, kann auch nichts verlieren.

      Veränderungen, die von einem selbst aus kommen, sind meistens richtig und gut, doch wusste Andy nicht einmal, wo er mit seiner eigenen Veränderung anfangen sollte. Er war einfach mit der gesamten Situation so unzufrieden, dass es ihm nahezu unmöglich erschien, sich aus eigener Kraft heraus zu verbessern.

      Negative Veränderung, die meistens von anderen, also von außerhalb eines jedem selbst kommen, hatten ihn an einen Punkt der Frustration gebracht, in dem ihm schließlich eine elementar wichtige Maxime klar wurde:

      Man muss gerade schlechte Veränderungen akzeptieren und einen neuen Weg für sich selbst finden. Etwas nachzutrauern oder sich nach etwas zu sehnen, was nicht real, nicht mehr real oder unmöglich ist, hält einen nur davon ab, einen besseren Weg für sich selbst und neue Perspektiven zu finden.

      Mittlerweile war Andy 18 Jahre alt und besuchte die Oberstufe an einer Gesamtschule...

      Der Anstoß

      Es war eines Tages in der Schule, an einem Mittwochnachmittag gegen 14 Uhr. Andy hatte nur noch eine Doppelstunde seines Leistungskurses Biologie zu überstehen, bevor er sich dann am frühen Abend traditionell mit seinem besten Freund Sam in der Stadt auf ein bis zwei Bier treffen würde. Die Klausurphase stand kurz bevor, und so beharrte jeder Lehrer darauf, dass die Schüler gerade jetzt Leistungen erbringen und lernen sollten, schließlich waren die Klausurnoten wichtig für die Versetzung in das letzte Schuljahr und für das Abiturzeugnis.

      Zu Beginn der Stunde fragte der Lehrer die Hausaufgaben ab, die Andy aus Faulheit und Trotz mal wieder nicht gemacht hatte. Insgesamt waren es vier Schüler ohne Hausaufgaben, und jeder von ihnen, außer Andy, versuchte den Lehrer mit der besten Ausrede zu beschwichtigen.

      Andy hatte bereits vor Jahren damit aufgehört, sich Ausreden einfallen zu lassen, warum er denn die Hausaufgaben nicht erledigte. Ihm war das System der Bildung allgemein ein großes Ärgernis, denn in seinen Augen war es alles andere als zukunftsorientiert.

      Er pflegte zu sagen: „Die Kinder von heute werden in Schulen von gestern, von Lehrern von vorgestern mit Methoden aus dem 19. Jahrhundert auf die Probleme der Welt von Morgen vorbereitet.“

      Das konnte ja gar nicht funktionieren…

      Es war ihm einfach unrecht seine Freizeit mit langweiligem Schulstoff zu füllen, und das wusste mittlerweile auch fast jeder der Lehrer, die seine schlechte Arbeitshaltung zwar missbilligten, sie aber auch nicht ändern konnten.

      Der Biologielehrer ging jedoch nicht auf die Ausreden der Schüler oder Andys Schweigen ein, sondern er ließ ein Donnerwetter los und mit einem Mal verstummte der ganze Raum.

      Dann sagte der Lehrer ruhig aber mit Nachdruck in einem ernsten Ton: „Bringt mir keine Ausreden, bringt mir Ergebnisse!“ und dann fuhr er mit dem Unterricht wie gewohnt fort. Es war zwar nicht Andys Lieblingslehrer gewesen, der zugleich der Einzige war, von dem er Ratschläge oder Aufgaben annahm, aber dieses Mal war er fasziniert von der Aussage und der Wirkung, die der Lehrer mit nur wenigen Worten erzielte.

      Nach der Schule hörte Andy die Worte noch immer in seinem Kopf herumschwirren, wie eine Parole. Und je mehr er über sie nachdachte, desto mehr gefielen sie ihm. Und das erzählte Andy seinem Freund Sam noch am selben Abend in der Stadt bei ihrem wöchentlichen Treffen. Auch Sam war für kurze Sprüche