Chris Cartwright

Der Schlüssel zum Glück


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könnte, wenn er es versäumen würde:

      Das eigene Glück zu finden.

      Und das hieß für ihn nicht bloß ein paar schöne Erlebnisse oder glückliche Momente im Leben zu haben oder zu empfinden, sondern jeden einzelnen Tag zu einem glücklichen und besonderen zu machen, ohne Stress und Sorgen, unbekümmert und gelassen.

      Er wollte inneren Frieden und einfache grund- oder anlasslose Freude am Leben finden.

      Doch Glücklich war Andy mit seinem Lebensinhalt gewiss nicht. Er fühlte sich jeden Tag klein und unbedeutend, und das nicht einmal zu unrecht, wie er selbst fand.

      Er zögerte und hatte Angst vor Fehlern, er vernachlässigte den eigenen Geist und Körper und er nahm sich zu wenig Zeit für sich selbst.

      Während er so nachdachte und die Stunden weiter dahinflogen, erkannte er die Angst, die er am meisten fürchtete. Die allerschlimmste Vorstellung für Andy war, einmal alt, verbittert und einsam zu sein und Dinge im Leben verpasst zu haben. Dinge verpasst zu haben, die er eigentlich tun oder erleben wollte, die er nie mehr nachholen können würde.

      Aber nicht nur das. Um wirklich ein erfülltes Leben zu führen, musste er das Leben voll und ganz auskosten. Er wollte alles erleben und nichts verpassen. Er wollte es genießen und voll ausschöpfen, sein Dasein auf dieser Welt.

      Doch zu diesem Zeitpunkt wusste Andy ja noch gar nicht genau, was ihn glücklich machen oder erfüllen würde, geschweige denn was er erleben oder erreichen wollte.

      Er wollte mit sich selbst, mit seinem Ideal übereinstimmen, auch wenn er das noch nicht klar vor sich sah.

      Sein höchstes Ziel war es, irgendwann einmal sagen zu können, dass er alles auf der Welt getan und gesehen hat, was er sehen und tun wollte.

      So bedachte er zunächst das, was er nun um jeden Preis vermeiden wollte. Und das war es, Fehler zu machen oder falsche Entscheidungen zu treffen, die er einmal bereuen könnte.

      Er war sich sicher: Fehler kann man sich in einem gewissen Maß erlauben, jedoch fand er, dass er sich bereits genug Fehltritte im Leben geleistet hatte. Von nun an war er bemüht, sich selbst vor Fehlentscheidungen zu bewahren und dabei fiel ihm auf, dass seine Regeln es schlicht und einfach verhinderten, Fehler zu machen oder gar Fehler zweimal zu begehen.

      Er wollte die wertvollen und die wichtigen Dinge im Leben früh genug erkennen, um sie nicht zu verspielen oder nicht falsch zu machen, denn das würde er am Ende seines Lebens wahrscheinlich am meisten bereuen können.

      Verträume nicht dein Leben, sondern Lebe deinen Traum war seine neue Intention.

      Und dabei bemerkte er: Er war bisher mehr bemüht Schmerz zu vermeiden, als Freude zu gewinnen.

      Die Erkenntnis bescherte Andy ein wirklich gutes und sicheres Gefühl, und dies nur veranlasst durch seine Gedanken, die, wie er selbst fand, äußerst philosophisch und zielgerichtet in eine gute Richtung unterwegs waren.

      Inneren Frieden findet man, wenn man sich selbst verändert und an sich arbeitet, und das spürte er.

      Das „Regel-Prinzip“, dass Andy in dieser Nacht erfand, besagt, dass man aus begangenen Fehlern eine praktische Lehre oder Moral zieht und diese in einer Regel verpackt. Die Erkenntnis oder die Weisheit, die man erlangt hat, wird zur Regel, damit man sich immer und in absolut jeder Situation daran orientieren kann.

      Im positiven Sinne werden Lebensweisheiten und Erkenntnisse zur Regel, die als Motivator dienen, um ehrlich, moralisch, praktisch und vernünftig zu handeln.

      Das war alles gut und richtig, das verspürte Andy, jedoch wusste er nun noch immer nicht, welchen Weg er einschlagen sollte. Doch dass musste er unbedingt ändern.

      Er musste nun entscheiden, wie oder wer er einmal sein wollte, und das musste wohl bedacht sein. Doch dafür war er heute Nacht bereits zu müde.

      Man muss erkennen, was man will, wie man sein und handeln will und dafür Regeln aufstellen, um das zu erreichen, denn sonst würde man die Lage oder die Situation viel zu lange analysieren und dabei vergessen, zu handeln. Wie oft hatte Andy schon über etwas nachgedacht und überlegt etwas zu wagen und zu riskieren, doch die Angst davor zu scheitern und zu versagen hielt ihn einfach davon ab, es überhaupt zu versuchen.

      Der großen Angst Fehler zu machen oder falsch zu handeln, oder schlicht und einfach zu versagen, die Andy entgegenstand, standen nun Regeln gegenüber, die vielschichtig und umfangreich waren und Andy so in nahezu jeder Situation würden, das Richtige zu tun. Es war nicht verkehrt, sich selbst zur Motivation eine Karotte vor die Nase zu halten.

      So dachte er nun endlich darüber nach, was eigentlich die Dinge waren, die er in seinem Leben tun wollte, wie er leben wollte und wie er einmal sein wollte, bevor er denn einmal sterben würde. Das war für ihn keine Leichtigkeit, denn er hatte sich bis dato noch nie über so etwas Gedanken gemacht, denn er wusste, dass Hoffnungen die nicht erfüllt werden, nur noch größere Enttäuschung nach sich ziehen würden, so viel hatte er aus dem praktischen Leben bereits gelernt.

      Und dennoch musste er seine Zukunft Planen und selbst in die Hand nehmen. Es lag schließlich an ihm, in etwas weniger als einem Jahr einen Beruf zu ergreifen.

      Andy hatte es auch nicht so mit Mut oder gar Wagemut. Die Möglichkeit zu scheitern, zu versagen oder enttäuscht zu werden, machte ihm Angst, und diese wiederum hielt ihn davon ab, überhaupt ein Wagnis oder Risiko einzugehen.

      Zweifel, Schwäche und Angst waren die Mächte, die Andys Tun und Handeln bis dahin bestimmten. Und sie lähmten ihn Tag für Tag. Es waren Versagensängste, die wohl auch aus den leichten Minderwertigkeitskomplexen resultierten, die ihn plagten.

      Er überlegte, warum das so war, warum er diesem Fehldenken unterlag, subjektiv zu denken und die Dinge nicht einfach objektiv zu betrachten.

      Denn die Perspektive, also die Sichtweise auf die Dinge, bestimmt das Gesamtbild.

      Er unterlag dem Glauben an ein falsches Weltbild, viel zu subjektiv und wehleidig, wie die Sache mit dem Selbstmitleid. Die Ursache dafür hatte Andy schnell erkannt. Er dachte und überlegte einfach viel zu viel, in sich gekehrt und Isoliert, wie der Versuchsaufbau in einem Labor. Und das hatte gewiss nichts mit lösungsorientiertem Reflektieren zu tun, denn all das fand nicht im Hier und Jetzt statt.

      Im Nachdenken war er entweder in der Vergangenheit (wie war es damals…) oder in der Zukunft (wie würde es wohl sein…), aber selten war er mit allen Gedanken in der Gegenwart.

      Das war grundlegend falsch, denn die Welt konnte so viel einfacher sein, wenn er nicht immer alles zerdenken, tot analysieren und hinterfragen würde.

      Fortan wollte er sich nicht mehr über alles und jeden den Kopf zerbrechen, sondern die Dinge einfach so hinnehmen, wie sie waren, und darauf aufbauen.

      Es war eine merkwürdige Stimmung, in der Andy sich befand. Es fühlte sich an wie eine Suche nach etwas. Jedoch konnte er das Ziel noch nicht beziffern oder benennen.

      Aber er war nun um eine Erkenntnis reicher: Nur wer etwas sucht, der wird etwas finden. Und Andy suchte. Er wusste zwar noch nicht genau was, er wusste nur, dass er auf der Suche war. Doch dann hatte er plötzlich einen Geistesblitz:

      Die Suche, auf der er sich befand, war die Suche nach sich selbst.

      Fest steht: Andy war niemand.

      Er war niemand, bis zu genau dieser Sekunde war er ein Niemand, ein Versager. Er lebte sein Leben so vor sich hin, von nirgends her kommend und nirgends hin gehend.

      Er fühlte sich nur wie ein Sandkorn am Strand des Lebens. Ziel- und orientierungslos, keine große Aufgabe mit seinem Dasein erfüllend. Es war fast so, als hätte er sein Leben bis dahin in einer Art Trance verbracht, und erst der Vorfall mit Lexi hatte ihn wachgerüttelt.

      Ihm wurde nun klar:

      Die Auseinandersetzung mit dem Tod macht das Leben klarer.

      Als Andy sich darüber im Klaren