P.C. Friedrich

Skratschko & Patsch


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      Skratschko & Patsch

      Eine lückenhafte Chronik ihrer Heldentaten,

      insbesondere ihres Kampfes gegen die

      Wilde Annamarie.

      Aufgezeichnet von der der Wahrheit

      verpflichteten Augen- beziehungsweise

      Ohrenzeugin Vera Thies.

      Herausgegeben von P.C. Friedrich

      Impressum

      Skratschko & Patsch

      Copyright: © 2014 P.C. Friedrich

      Umschlaggestaltung: P.C. Friedrich

      published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

      ISBN 978-3-8442-9391-3

      Widmung:

      Skratschko und – nun ja – auch Patsch in Dankbarkeit und Ehrfurcht gewidmet.

      Inhalt:

      Vorwort des Herausgebers

      1. Kapitel

      2. Kapitel

      3. Kapitel

      4. Kapitel

      5. Kapitel

      6. Kapitel

      7. Kapitel

      8. Kapitel

      9. Kapitel

      10. Kapitel

      11. Kapitel

      12. Kapitel

      13. Kapitel

      14. Kapitel

      15. Kapitel

      16. Kapitel

      17. Kapitel

      18. Kapitel

      19. Kapitel

      20. Kapitel

      21. Kapitel

      22. Kapitel

      23. Kapitel

      24. Kapitel

      25. Kapitel

      26. Kapitel

      Vorwort des Herausgebers

      Der Herausgeber fühlt sich verpflichtet, den Leser, der dieses Buch in Händen hält, zu warnen. Dieser hier zum ersten Mal veröffentlichte Tatsachenbericht der Vera Thies wird dem Leser den Atem verschlagen. Er wird ihm seine bisher so vertraute Welt auf den Kopf stellen und ihm grauenhafte, zuvor nie vorstellbare Wahrheiten zumuten. Und ich möchte niemanden zwingen, sich diesen Wahrheiten zu stellen. Es soll niemandem verübelt werden, der sein Leben weiterhin in einem süßen Halbschlaf verbringen will.

      Ich erhielt das Manuskript auf dem Postweg ohne Angabe eines Absenders. Auch über den Autor, der sich hinter dem Pseudonym Vera Thies verbirgt, konnte ich bis heute nichts herausfinden. Trotzdem habe ich gute Gründe, mich für den Wahrheitsgehalt des Berichtes zu verbürgen.

      Näheres zu diesen guten Gründen kann ich nicht sagen. Nur so viel möchte ich andeuten: Selbst wenn ich irgendetwas über die Identität der Vera Thies wüsste, dürfte ich nicht die geringste Andeutung machen. Nach der Lektüre der erschütternden Enthüllungen wird jeder Verständnis für dieses etwas nebulöse Vorwort haben.

      1. Kapitel

      in dem der Verfasser berichtet, wie er Skratschko und Patsch kennen lernte, und in dem er das Ende ihres unfassbaren, aber dennoch wahren Abenteuers vorweg nimmt. Dergestalt, dass der siegreiche Ausgang ihres Kampfes mit dem Bösen ohne großes Zaudern bekannt gegeben wird.

      Ich bin einer der wenigen Menschen, die die beiden persönlich kannten. Skratschko und Patsch. Nicht, dass ich damit angeben will, ganz bestimmt nicht. Nein – wenn ich mich nun, im hohen Alter, entschlossen habe, mein Schweigegelübde zu brechen und ihre Geschichte niederzuschreiben, so einzig und allein, weil ich den Gedanken nicht ertragen kann, dass diese beiden und Skratschkos heldenhafte Taten in den endlosen Tiefen der Vergessenheit versinken. Auch wenn genau das ihr eigener Wille und der Grund für das Schweigegelübde war, das sie mir abnahmen, bevor sie von uns gingen. Vielleicht lade ich durch das Brechen dieses Gelübdes schwere Schuld auf mich – allein, ich kann nicht anders.

      Nein, ich kann nicht anders. Selbst die Angst vor Hohlscheins Rache, die mir dadurch unweigerlich droht, kann mich nicht mehr davon abhalten. Schon oft im Verlauf der letzten Jahre hatte ich die Feder in die Hand genommen, doch kaum hatte ich die mit Tinte getränkte Spitze auf das stumme, weiße Blatt Papier gesetzt, fuhr mir die Angst vor Hohlschein wie ein eisiger Wind durch mein schlohweißes Haar und ließ meine Hand erstarren. Mehr als ein großer, schwarzer Fleck, der mir wie dunkelrotes Blut erschien, floss nie aus der Feder. Doch nun bin ich alt genug, dieser Angst zu trotzen. Mein Alter duldet keinen Aufschub mehr.

      Ich war damals elf Jahre alt. Es war einer jener warmen Frühlingstage, an denen man nach langem Bitten und Betteln zum ersten Mal im Jahr kurze Hosen anziehen durfte. Ich stromerte alleine durch den Wald, der direkt hinter unserem Haus begann. Natürlich hatte meine Mutter mir verboten, alleine in den Wald zu gehen. Ich könne mich verirren in dem dunklen Wald und man wisse nie, wer sich da so herumtreibe. Nicht, dass ich ein unerschrockenes oder einfach fantasieloses Kind gewesen wäre. Im Gegenteil – in unserer Klasse gehörte ich eher zu den Ängstlichen. Aber das Dunkle, Geheimnisvolle des Waldes hinter unserem gepflegten Einfamilienhaus mit dem löwenzahnfreien, englischen Rasen und den akkurat abgestochenen Blumenrabatten war stets stärker als meine Angst – zog mich magisch an.

      Meine Mutter ließ ich während meiner Streifzüge durch den Wald im Glauben, ich hätte mich in meinem Zimmer hinter meinen Büchern verkrochen. Sie hielt mich für einen fanatischen Bücherwurm und forderte mich immer wieder auf, doch lieber mit Karl-Jonas von nebenan zu spielen. Doch den fand ich langweilig. Entweder schaute er fern oder er wollte die ganz normalen Spiele spielen. Außerdem nannte er mich immer Lügner, wenn ich ihm die Geschichten aus den Büchern erzählte, die ich gerade las.

      An diesem Frühlingstag ging ich so tief in den Wald, wie ich es noch nie gewagt hatte. Obwohl mir immer unheimlicher zu Mute wurde, kämpfte ich mich wie unter Zwang durch eine dichte Fichtenschonung. Als der Fichtenwald sich urplötzlich öffnete und ich auf eine große, sonnenüberflutete Lichtung trat, stand ich unvermittelt vor den beiden. Hatte mir zwei Sekunden zuvor das Herz noch bis in die Ohren geschlagen, war ich in diesem Augenblick so verblüfft, dass ich nicht einmal erschrak. Auch sie waren wohl völlig überrascht, sonst hätten sie einen ihrer Tricks angewandt und wären sofort verschwunden. Sie kannten eine Menge Tricks, schließlich gehörten sie zu den Eigentlichen.

      Sie gingen mir gerade mal bis zur Hüfte. Patsch war sogar noch ein Kopf kleiner als Skratschko. Trotzdem hatte ich sofort so viel Respekt vor ihnen wie vor zwei Polizisten oder meinen strengen Großeltern. Irgendeine Ausstrahlung, die ich gar nicht beschreiben kann, ging von ihnen aus. Skratschko hatte einen äußerst breiten Oberkörper und trug eine Art Rüstung aus einem mit Rostflecken bedeckten, rötlich schimmernden Metall. Auf der einen Seite der Brust war die Rüstung stark ausgebeult, so als hätte er einen Buckel (aber eben nicht auf dem Rücken, sondern auf der Brust). Erst viel später sollte ich erfahren, was es mit diesem Buckel für eine Bewandtnis hatte. Diese Rüstung trug er immer. Nie habe ich ihn ohne gesehen. Die Beine, die im Vergleich mit dem Oberkörper fast spindeldürr waren, steckten lediglich in dünnen, halblangen Hosen, die gerade mal über die Knie reichten und unten zerschlissen waren. Und die Füße in leichten Sandalen aus Lederriemchen.

      „Die Beine“, sagte Skratschko des öfteren, „müssen beweglich und die Füße stets kühl bleiben, in der Tat. Das hat mir schon in so manchem Kampf das Leben gerettet, in der Tat.“ (Immer wenn er mir lehrreiche Dinge mitteilte, beendete er jeden Satz mit In der Tat.)

      Im Gegensatz zu dieser sehr nachlässigen Bekleidung der Beine trug er unter der Rüstung ein stets strahlend weißes Hemd mit Spitzenkragen, Puffärmeln und goldenen Manschettenknöpfen. Hierzu bemerkte er einmal: „Das Entscheidende sind Herz und Kopf. Diese Körperregionen sollten