Oliver Geischberg

Die Insurgenten. Die Montbazon.


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fühle eine Last auf mir. Wenn Freundschaft, Liebe geht - haben Sie so etwas schon empfunden? Es scheint mir wie eine Erniedrigung….“

      Sie sandte Hilfe suchende Zeichen, die nicht wirkten, weil ihnen jede Wahrheit fehlte.

      „Ich fühle mit Ihnen.“

      „Helfen Sie mir! Helfen Sie mir! Sie haben Eingang bei Majestät! Ich bitte Sie - abermals - abermals bitte ich Sie, Anne de Bourbon, deren Gatte er werden soll, muss die Abneigung der Majestät erleiden.“

      Sie verstand die Bestrickung, Fähigkeit von Montbazons Gemüt.

      „Madame - Freundschaft - auch ich… die Freundschaft, von der ich abhänge, auch ich kann Vertrauen und Treue nicht verraten…“

      „Lieben Sie nie?“

      „Selbstverständlich!“

      „Sie stürzen mich in eine Verlegenheit… Wenn Sie nicht folgen, wie kann ich leben, mein Wohlsein hängt von Ihnen ab. Ich flehe - ich flehe um ein Verständnis für eine Betrogene.“

      „Madame…“

      „Tun Sie, was ich verlange…“

      „Vermessne!“

      „Sie wagen es, mir eine Güte zu verweigern?“

      Antoinette de Luynes war sich bewusst, dass es unabdingbar war, sich der Königin in Unwürde und Nacktheit zu nähern.

      „Welche Anmaßung wagen Sie?“

      „Anmaßung? Es ist eine Bitte, aus Sorge entstanden.“

      „Madame, auch ich stehe in Abhängigkeiten, auch ich in Freundschaften - Sie erkennen nicht, dass Sie von mir Verwerfliches, Niederträchtiges fordern?“

      „Mitleidlose!“

      „Madame - viele Familien treten an mich heran, viele, die Gnade nötig haben. Mäßigen Sie Ihren Wunsch…“

      „Meine Anmaßung…?“

      „Ich muss mich von Ihnen verletzen lassen - kann das nicht Ihre Gnade vermindern - Ihre Gnade bei Hofe, bei der Königin, die Sie so bitter nötig haben, um die Sie flehen… Majestät wird erfahren…“

      Wenn stark bewegter Wille auf stark bewegten Willen trifft, entstehen Entzweiungen. Antoinette de Luynes wollte auch ihre Größe behauptet sehen. Ihre Herrlichkeit lag in ihrer Nähe zur Macht, was ihr Selbstbewusstsein ausmachte.

      Der Herzog von Longueville lag wieder bei der Montbazon. Ihr Fleisch wollte ihn behalten, zum Spiel und wegen seines Geldes. Sie liebten sich dann wieder auf die Art, die sie so genossen, indem sie ihre Mundschleimhaut mit seinem Penis reizte.

      „Weis alle ab!“

      „Ja, die Welt wird mich verlieren!“

      „Aber das ist doch ein Reiz! Ich spüre doch… Ach!, auf die Wollust doch nicht verzichten!“

      „Ach, ist jetzt endlich eine Erfüllung da? Es ist doch dieselbe Abfolge von Zuneigung, Außer-sich-sein…“

      „Ich bin der Welt verloren! Hast Du mich jetzt endlich? Habe ich Dich jetzt endlich? Gib mir das Versprechen!“

      „Ach, was kümmert mich die Verlorenheit…!“

      „Fühlst Du denn nicht einen warmen Körper, da ich Dich halte?“

      „Alle meine Sinne sehnen nach Dir.“

      „Fühlst Du denn nicht eine Liebe, die eine Traurigkeit vertreibt?“

      „Alles, was ich spüre, richtet sich nach Dir aus.“

      „Ja, die Betäubung des Verlangens…“

      „Nur noch wir…“

      „Die Welt werden wir jetzt abweisen.“

      Mit der Notwendigkeit, die Welt zu vergessen, vergessen sie auch Gott.

      „Hinweg mit der Enthaltsamkeit der Nonnen!“

      „Man sagte mir, meine Tugend würde bezweifelt.“

      Um den Gedanken an das Ende der Erfüllung nicht wahrnehmen zu müssen, verwünschen sie nun die Kirche.

      „Hinweg mit den Reden der Bischöfe!“

      „Nur Taube fühlen nicht so wie wir.“

      Sie steigern sich nun in einen Rausch hinein.

      „Kein Gewissen!“

      „Der Geist der Anne de Bourbon ist so angesehen.“

      „Alle hinweg! Kein Engelglaube mehr!“

      „Unsere Liebe ist Unsers! Ohne die Welt!“

      Aus Angst vor einer Leere nach der Entrückung drängen sie den Gedanken an die Welt hinweg, den Taumel intensiver erleben zu können.

      „Vergiss doch die Phantastin Bourbon, die in der Welt der Worte lebt!“

      „Es ist Entkörperung!“

      Es ist der Fehler beider, in einer Erregung Zeit und Welt, Raum und Umgebung zu verdrängen.

      „Komm, wir werden doch immer zusammen sein, wohne doch in meinem Palais, dann bist Du doch immer da! Ja, ich verspreche es! Wir werden zusammen essen, uns gottselig fühlen...“

      „Jetzt werden wir doch der Bourbon eine auswischen! Komm, nimm mich, ich weiß doch jetzt, wie es immer war…“

      Dem Hof war klar, dass der Herzog von Longueville eine Jammergestalt ohne Wahrheit war. Um sich seiner Willenlosigkeit zu bemächtigen, suchte der Fürst von Bourbon-Condé ihn auf.

      „Wie kann ich Ihren Wankelmut schätzen?“

      „Wankelmut?“

      „Monsieur, Ihre Treue, Ihr Gehorsam - die gesamte Noblesse zweifelt an Ihnen.-“

      „In einer Zeit, in dem man dem Throne kritisch gegenübersteht?“

      „Wer?“

      „Vendôme, dessen Sohn Beaufort wieder an Gnade zu gewinnen scheint…“

      „Was schätzt man denn bei Hofe?“

      „Verständnis… für eine Königin, die bald ohne Mitgefühl stehen wird. Verständnis - welches zeigte ich denn, als ich für Majestät Verhandlungen in Westfalen führte…“

      „Die Sie verloren… Man goss Schande über Sie. Sie verstehen nicht: Ein Kreis um Seine Majestät sieht Sie als den Gefahrvollen… den Unsicheren… Man spricht: Welche Ehre gebührt dem noch…“

      „Versündigen Sie sich nicht!“

      „Sagen Sie sich von Ihrer Mätresse los!“

      „Hören Sie: Ich schätze die Herzogin hoch, deren Charakter nur ich kenne.“

      „Die Kokotte, deren Verworfenheit Sie ja am besten kennen müssten.“

      „Der Adel eines Gemüts bezirzte mich immer…“

      „Sie kennen ihre Liebhaber, zu denen Le Comte, Guise gehörten.“

      Der Herzog, dessen Ehre verletzt ist, kann nur schweigen.

      „Lassen Sie die Verworfne! Der Hof zweifelt an Ihrer Verlässlichkeit, die Sie in den Staub warfen…“

      „Aber welcher Verlust an Huld... sie zu verlassen… das soll ich?“

      „Sie stürzen unsere Familien ins Unglück - wir sind verwandt - die Thronfolge kann infolge einer Verfehlung uns verlustig gehen… man muss uns vertrauen!“

      „Mein Geist bürgt dafür, dass man uns vertrauen kann.“

      „Bei der Prinzessin de Bourbon treffen Sie auf ein Herz, das noch sucht, aber maßvoll ist.“

      Im Herzog arbeitete