Britta Bendixen

Puppenspiel mit Dame


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      Britta Bendixen

      Puppenspiel mit Dame

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1. Kapitel

       2. Kapitel

       3. Kapitel

       4. Kapitel

       5. Kapitel

       6. Kapitel

       7. Kapitel

       8. Kapitel

       9. Kapitel

       10. Kapitel

       11. Kapitel

       12. Kapitel

       13. Kapitel

       14. Kapitel

       15. Kapitel

       16. Kapitel

       Impressum neobooks

      1. Kapitel

      Die Mittagssonne schien direkt durch das kleine Fenster, so dass man ihm genau ansehen konnte, dass es dringend geputzt werden musste. Jasmin wünschte sich einen Lappen, einen Eimer mit Wasser und ein Reinigungsmittel. Um sich von der schmutzigen Scheibe abzulenken sah sie sich in dem Raum um, in dem sie mit fünf anderen jungen Schauspielerinnen saß. Jedes einzelne dieser Mädchen war jung, hübsch und vermutlich auch talentiert, sonst wären sie nicht in der Endauswahl. Alle waren in ihren Text vertieft, um die geforderte Szene ohne Patzer spielen zu können.

      Auch Jasmin senkte wieder den Blick und ging noch einmal den Dialog durch, obwohl sie das Gefühl hatte, dass inzwischen jedes einzelne Wort in ihr Hirn eintätowiert war – vermutlich für den Rest ihres Lebens.

      Drei der Mädchen lasen leise, zwei andere jedoch murmelten halblaut vor sich hin, was die leise Lesenden irritierte und zu ärgerlichen Blicken und gerunzelten Stirnen führte.

      „Jasmin Tyler!“

      Sie zuckte kurz zusammen als ihr Name durch den Raum hallte, dann stand sie auf und folgte der korpulenten Frau mit dem weißblonden Igelhaarschnitt, die ihren Namen gerufen hatte.

      Sie gingen durch die Tür, einen neonbeleuchteten Flur entlang und eine schmale Treppe hinab. Jasmins hohe Schuhe klapperten auf den gefliesten Stufen, die gummiartigen Sohlen der Igelfrisur vor ihr erzeugten nur ein schüchternes Schmatzen. Schließlich öffnete die Frau eine schwere Tür und ließ Jasmin an sich vorbeigehen ohne etwas zu sagen oder auch nur ein Lächeln anzudeuten.

      Die hat ja wirklich Freude an ihrem Job! dachte Jasmin, zog unauffällig eine Grimasse und trat ein.

      Rechts war die Bühne, links von ihr saßen zwei Männer und eine Frau an einem Tisch, alle mit Kugelschreiber, Klemmbrett und einem ernsten Gesichtsausdruck ausgestattet.

      Jasmin ging lächelnd auf sie zu und gab jedem die Hand.

      „Hallo, schön, Sie wieder zu sehen“, sagte sie höflich.

      Vor dem Mann in der Mitte lag ihr Foto, auf deren Rückseite ihre bisherigen Rollen und ihre persönlichen Angaben standen. Er nickte ihr kurz zu.

      „Können wir?“ Seine Stimme klang rau, als wäre sie vor kurzem arg strapaziert worden.

      „Natürlich.“ Sie drehte sich um und stieg die drei Stufen zur beleuchteten Bühne hinauf. Fast wäre sie dabei gestolpert, konnte sich jedoch rechtzeitig fangen. Ihr Herz schlug noch ein paar Takte schneller.

      Auf der Bühne wartete bereits ein dünner junger Mann mit einem kleinen Ziegenbart. Jasmin stellte sich ihm gegenüber auf und sah hinab zu den drei Menschen, die darüber entscheiden würden, ob sie am Ende die Rolle bekommen würde oder nicht.

      Der Mann mit der rauen Stimme hob eine Hand. „Sind Sie bereit?“

      Sie nickte. „Ja.“

      Er streckte die Hand nach vorn. „Und – bitte!“

      Schon kam der Ziegenbart mit schnellen Schritten auf sie zu, blieb vor ihr stehen und stemmte die Hände in die Seiten. „Was fällt dir eigentlich ein?“

      „Was mir einfällt?“ fragte sie empört und trat einen weiteren Schritt auf ihn zu. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger deutete sie auf ihn. „Du belügst und hintergehst mich, und wenn ich dir auf die Schliche komme, machst du mir Vorwürfe! Du bist der schäbigste Mistkerl, dem ich je begegnet bin!“

      Zwanzig Minuten später war Jasmin auf dem Weg nach Hause und ging im Taxi noch einmal jedes Wort, jede Betonung und jede Geste durch, die sie gesagt, gemacht und unterlassen hatte. War sie gut genug gewesen? Hatte sie überzeugen können? Eine Antwort würde sie erst dann bekommen, wenn der Anruf ihres Agenten kam. Sie seufzte und begann, auf ihrem Daumennagel zu kauen. Das Warten war viel schlimmer als das Vorsprechen selbst.

      Der offenbar aus Indien stammende Taxifahrer schimpfte lautstark und mit schwer verständlichem Akzent über das Wetter. Jasmin ließ die Hand sinken und sah aus dem Fenster. Es begann wieder zu schneien. Die Sonne, die gerade noch geschienen hatte, war hinter den dicken Wolken verschwunden, die ihre weiße Pracht auf die Straßen, die Autos und die Menschen herab rieseln ließen. Im Nu sah alles aus wie mit Puderzucker bestäubt. Seit Tagen gab es immer wieder Schneeschauer. Zu Weihnachten dagegen hatte es pausenlos geregnet. Jasmin wünschte sich die Rolle schon deshalb, weil die Dreharbeiten in Kalifornien stattfinden würden. Wenn es klappte hätte sie ab dem nächsten Monat wieder Sommer. Ein verträumtes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.

       Los Angeles

      Der Regisseur Steve Conelly öffnete den oberen Knopf seines Hemdes. Es war verdammt heiß in Charles’ Büro, obwohl es erst neun Uhr morgens war. Offensichtlich war mal wieder die Klimaanlage ausgefallen. Steve war nicht der Einzige, dem die Schweißtropfen auf der Stirn standen. Er griff sich seine Unterlagen und wedelte sich damit etwas Luft zu. Viel brachte es nicht.

      Während er sich bemühte, Charles’ Ausführungen zu folgen, trank er sein Wasserglas leer. Seine Gedanken schweiften ab und landeten bei dem vergangenen Abend, an dem er sich in einem italienischen Restaurant von Mary getrennt hatte. Die Immobilienmaklerin war zwar attraktiv und intelligent, allerdings auch furchtbar anstrengend. Sie hatte ihm kaum Luft zum Atmen gelassen, so dass er nach zwei Monaten genug von ihr gehabt hatte. Stocksauer hatte sie ihm ihren Weißwein in den Schoß gekippt und war aus