du musst mich ganz schnell zurückbringen!“
Die Wolke blickte nach oben. „Oje, der Mond ist böse“, stellte sie fest. „Warum wohl, frage ich mich.“
„Keine Ahnung. Adala, bitte, beeile dich!“
Die Wolke segelte schneller. Kurz darauf hielt sie genau unter dem Mond an. Mit einem Satz sprang Ticky hinaus. Lautlos glitt Adala davon.
„Hm-mm-mm!“ Der Mond räusperte sich.
„Ich ... ich ...“, stotterte Ticky.
„Hast du etwa geglaubt, ich würde nicht merken, dass du dich verdrückt hast?“, fuhr der Mond ihn an.
„Ich ... ich ...“
„Zur Strafe wirst du morgen früher aufstehen und eine Stunde länger leuchten als die anderen. Und wehe, du verkrümelst dich noch mal! Dann kannst du was erleben! Hast du mich verstanden?“
„Ja, Mond“, antwortete Ticky kleinlaut.
Erst als er allein war, stöhnte er.
Ein großartiger Einfall
Warum bist du in der letzten Zeit so still, Ticky?“, fragten Plutolo und Saturno eines Abends. „Und warum hängt dir deine Zipfelzacke ständig ins Gesicht?“
„Es ist alles in Ordnung“, behauptete Ticky.
Das stimmte aber nicht. Er langweilte sich. Doch die beiden würden ihn nicht verstehen. Sie waren alt und zufrieden damit, Nacht für Nacht an derselben Stelle zu stehen und zu leuchten.
Und da, wie aus heiterem Himmel, kam ihm ein großartiger Einfall. „Ich weiß jetzt, wie ich zur Erde reisen kann!“, platzte er heraus.
„Du kannst nicht zur Erde reisen. Der Mond merkt sofort, wenn du deinem Platz verlässt“, warnte ihn Plutolo.
„Wenn ihr es für euch behaltet, kriegt er es nie und nimmer raus!“ Ticky erklärte ihnen, was er sich überlegt hatte.
„Hm“, meinte Saturno, „so könnte es tatsächlich klappen.“
„Saturno“, rief Plutolo entsetzt, „du bist doch nicht etwa dafür, dass Ticky das macht?“
„Nein, nein“, versicherte Saturno schnell, „obwohl andererseits ...“
Die zwei berieten sich leise. „Also gut“, meinte Plutolo schließlich, „wir verraten dich nicht.“
„Aber wir werden dir keinesfalls helfen“, ergänzte Saturno.
„Das braucht ihr nicht.“ Ticky strahlte über sein ganzes Sternengesicht. „Ach, ihr seid wirklich meine aller-, allerbesten Freunde!“
Als der Mond kurze Zeit später vorbeikam, ließ Ticky seine Zipfelzacke hängen und hielt sich den Bauch.
„Hast du wieder zu viel Sternstaubzucker gegessen?“, fragte der Mond.
„Ich glaube nicht“, jammerte Ticky. „Au! Es tut schrecklich weh!“
Der Mond winkte eine große, strahlend weiße Wolke mit einem ausgefransten Rand heran. „Bring ihn zum Sternenhospital“, befahl er.
Stöhnend ließ Ticky sich in die Wolkenwatte sinken.
„Heute weißt du also zur Abwechslung mal, wohin die Reise geht“, stellte die Wolke mit brummiger Stimme fest.
„Adala!“, rief Ticky erfreut. Beinahe hätte er vergessen, so zu tun, als hätte er Bauchschmerzen. „Ich muss ganz schnell zum Sternenhospital“, fügte er mit kläglicher Stimme hinzu.
„Aha“, erwiderte Adala. „Soso ...“
Vorsichtshalber hielt Ticky den Mund, bis sie dort angekommen waren.
„Ich warte hier auf dich!“, sagte die Wolke, als er ausstieg. „Gute Besserung! Oder sollte ich sagen: Viel Glück?“
Was meinte sie damit? Ticky fragte lieber nicht. Gekrümmt schlurfte er auf den Eingang zu.
„Guten Abend, Ticky“, begrüßte ihn der Sternendoktor. „Was fehlt dir denn?“
„Mein Bauch tut weh.“
„Das haben wir gleich. Nimm diese Medizin, dann geht es dir bald besser.“ Der Doktor schob ihm einen riesigen Löffel bitteren, schwarzen Sternenstaub in den Mund.
Ticky verzog das Gesicht. Pfui Teufel! Wenn man kein Bauchweh hatte, konnte man von diesem Zeug glatt welches bekommen.
„Leg dich am besten zwei oder drei Nächte ins Bett“, riet der Sternendoktor.
„Aber im Bett kann ich nicht leuchten.“
„Kein Problem.“ Der Arzt stand schon im Türrahmen. „Lass dir in der Sternenapotheke ein paar Kerzen geben. Die zündest du an, wenn es dunkel wird. Dann merkt niemand, dass ein Stern fehlt.“
Es hatte geklappt! Vor lauter Freude vergaß er so zu tun, als wäre er krank. „Tausend Dank!“, rief er.
„Donnerwetter!“ Der Doktor wandte sich um. „Die Medizin hat aber wirklich schnell geholfen! Vielleicht brauchst du gar keine Kerzen mehr und kannst heute Abend schon wieder scheinen!“
Ticky schüttelte den Kopf und hielt sich den Bauch. „Bestimmt nicht!“
Er wankte zur Apotheke. „Ich bin ziemlich krank“, erzählte er dem Sternenapotheker. „Der Doktor meint, ich werde länger nicht leuchten können.“
„Dann brauchst du jede Menge Kerzen“, sagte der Apotheker. „Nimm so viele mit, wie du tragen kannst.“
Ticky nahm mehr mit, als er tragen konnte: Zwischen allen Fingern, unter den Armzacken, im Mund, selbst in Nase und Ohren steckten sie. Schritt für Schritt schob er sich zum Ausgang.
„Du meine Güte!“, rief Adala aus. „Du siehst aus wie ein Stachelstern mit all diesen Kerzen.“
„Der Doktor sagt, das wäre eine neue Behandlungsmethode bei Bauchschmerzen“, nuschelte Ticky, vorbei an den Kerzen in seinem Mund.
„Aha, soso“, murmelte Adala. Dann brachte sie Ticky zurück an seinen Platz.
In Windeseile versteckte er die Kerzen im Bett unter dem dicken Wolkenkissen. Dabei fiel ihm eine runter und rollte unters Bett. Genau in diesem Augenblick sah Ticky, wie der Mond sich auf den Weg zu ihm machte. Schnell schlüpfte er unter die Wolkendecke. Die heruntergefallene Kerze konnte er später aufheben.
Zum Glück hatte der Mond nichts gemerkt. „Schlaf schön, Ticky“, sagte er nur und ging an seinem Bett vorbei.
Eine große Schwierigkeit
In der darauffolgenden Nacht war es dunkler am Himmel als sonst. Ticky blickte sich um. Woran mochte das liegen? Alle Sterne standen an ihrem Platz und funkelten wie immer.
Auf einmal ging ihm ein Licht auf. „Wo ist der Mond?“, rief er.
„Sag bloß, das weißt du nicht!“ Plutolo und Saturno waren überrascht. „Er nimmt doch alle vier Wochen einen Tag Urlaub.“
„Und was macht er, wenn er Urlaub hat?“, erkundigte sich Ticky neugierig.
„Das weiß niemand. Er bleibt in seiner Wolkenvilla.“
„Beobachtet er von dort die Sterne?“
„Vielleicht.“
„Trotzdem!“, dachte Ticky. „Heute wage ich es. Ich zünde eine Kerze an, stelle sie auf meinen Platz und reise zur Erde.“
Als er eine unter seinem Wolkenkissen hervorzog, durchfuhr ihn in heißer Schreck. Er hatte zwar Kerzen. Aber wie sollte er sie anzünden?
Er