Björn Ludwig

Krankes ICH


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      Björn Ludwig

      Krankes ICH

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       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Prolog

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

       11

       12

       13

       14

       15

       Teil 2

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

       11

       12

       13

       14

       15

       16

       17

       18

       19

       20

       21

       Epilog

       Impressum

       Prolog

      Mein Onkel aus der Schorfheide hatte sich vor einiger Zeit ein Heckler & Koch SLB 2000 Jagdgewehr aus dem Internet bestellt, und auch ordnungsgemäß bezahlt, dann war er aber plötzlich verstorben. Ein LKW fuhr mit überhöhter Geschwindigkeit durch Groß-Schönebeck und streifte meinen brandenburgischen Onkel. Es macht mich traurig, dass dies sein erster und letzter Flug war. Er wollte immer fliegen, so habe ich gehört, am liebsten nach Mallorca. Dies war ihm jedoch nicht vergönnt gewesen. Dieses eine Mal aber flog er über fünfzehn Meter weit, so beschrieben es Zeugen. Direkt in die Deutsche Bank, dessen ansässiger Filialleiter ihm vor 4 Jahren einmal einen Kredit verwehrte.

      Ich klinge zynisch, wahrscheinlich, weil ich es bin. Ich war nicht immer so. Ich bin es nach und nach geworden.

      Diese Sache mit meinem Onkel klingt auch ein wenig lustig, was sie jedoch keineswegs ist. Er ist zu früh gestorben, mit 60 Jahren. Seine Leidenschaft war die Jagd gewesen. Auf Wildschweine war er besonders scharf. Verhasst war ihm der Hochsommer, wenn alle halb nackig am See lagen und nichts anderes im Kopf hatten, als Sex. Das waren die Hundstage, und sie wurden von Jahr zu Jahr heißer. Seine Zeit begann ab Ende September, wenn sich das Laub verfärbte und früh-morgendliche Nebelschwaden die Heide in eine wohl duftende Symphonie der Barmherzigkeit tunkten. Wenn Waldhörner tönten. Wenn geile Hirschbullen röhrten. Wenn in der behaglichen Nachbarschaft uralter Buchen Steinpilze aus dem triefenden Boden schossen. Wenn seine schweren Stiefel mit jedem Schritt, die Waffe dabei im Anschlag haltend, im aufgeweichten Waldboden schmatzten. Ihn Schwalbenwurz und Sonnentau in der Meelaake begrüßten. Wenn die Birken, diese Säufer, endlich wieder im Wasser standen und ihre Silhouetten im morgendlichen Sonnenlicht der Heide eine goldene Aura der Unschuld verliehen. Ja, in jener Zeit wurde das Wild wild, wie verrückt. Ab und zu, das kam schon mal vor, verirrte sich sogar einmal ein Elchbulle in diese Gegend um die Pinnow-Seen. Im Dorf munkelte man übrigens, dass mein Onkel Wolfgang ‚nie so richtig konnte’... Das kann ich nicht beurteilen, ich war ja nicht mit ihm zusammen. Dörfer sind grausam, genauso grausam wie Großstädte, nur anders. Aber wenn sich Gerüchte verdichten und durch diverse Aussagen verschiedener Ex-Gattinnen verifiziert werden, und es jene Gerüchte sogar bis nach Berlin-Kreuzberg schaffen... dann könnte da was dran sein. Interessiert mich aber nicht sonderlich, ist nicht mein Thema. Bei der Jagd jedoch war mein Onkel scharf und schneller im Nachladen, als irgendjemand anders weit und breit im Jagdgebiet. Als Jugendlicher, 1979, habe ich ihn einmal im Jagdfieber erlebt. Ein grausamer Fehler meiner Eltern, es zuzulassen, meinen Onkel bei der Jagd zu begleiten. Den 6. Oktober 1979, ein Samstag bei strahlendem Sonnenschein, werde ich niemals vergessen können. Bis dato war ich ein lustvoller Fleischesser gewesen, bei jeder Gelegenheit, die sich bot. Würstchen, Steaks vom Grill, Salami... alles, was halt so reinpasst in einen vierzehnjährigen Jungen, all das habe ich mit Wonne und großer