Caro Weidenhaus

Irrländer


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      Caro Weidenhaus

      Irrländer

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Irrländer

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

       11

       12

       13

       14

       15

       16

       17

       18

       19

       20

       21

       22

       23

       24

       25

       26

       27

       28

       29

       30

       31

       32

       33

       Impressum neobooks

      Irrländer

      Roman

      August 2016, Irland, Dublin

      Belmours Handy schrillte. Der Ton kratze an seinen Nerven. Er kam aus einem anderen Jahrhundert, als Telefone wuchtig und schwarz waren und eine Kurbel hatten. Er hatte ihn in einem sentimentalen Moment ausgewählt. Er sollte das ändern. Vielleicht die ersten Takte von Dvorak's „Aus der neuen Welt“ auf sein Handy laden. Er liebte diese Symphonie. Aber vielleicht war das zu zynisch. Er glaubte nicht an eine Neue Welt. Gib einer Handvoll Menschen ein neues Land, eine Insel oder richte ihnen eine neue Welt ein und der Kampf beginnt von vorn.

      Er stellte seinen Koffer ab, griff in die Jackentasche, holte das Handy heraus und hielt es sich ans Ohr

      „Sind sie angekommen?“ fragte eine Männerstimme.

      „Gerade.“

      „Gut. Sie melden sich, wenn alles nach Plan gelaufen ist.“

      Unnötige Anweisung, dachte Belmour. Er musterte das Hotel und war überrascht. „Schade um das Haus.“ sagte er.

      „Was ist mit dem Haus?“

      „Ich habe nur laut gedacht. Ich steh auf alte Gemäuer.“

      „Sie sollten die Nacht alleine verbringen. Ich kenne ihren Ruf. Womöglich denken sie auch im Schlaf laut.“

      „O.K.“ sagte Belmour, lächelte und dachte: er hat ja sogar Humor. Er schaltete das Handy aus, ließ sich Zeit, zündete sich eine Zigarette an und betrachtete das Hotel und seine Umgebung. Wie ein Tourist oder wie jemand, der sich für Architektur interessierte. Er musste nicht heucheln, Gebäude interessierten ihn.

      Die Hotelanlage bestand aus drei Häusern. Das Hauptgebäude hockte wie ein moderner Drache auf einem Hügel und bewachte die weitläufige Parklandschaft. Seine Haut, ein Schachbrett aus Glas und Metall, leuchtete golden im Herbstlicht. Und wer hier eine Suite bezahlen wollte, von dem musste schon ein ebenso reicher Glanz ausgehen. Östlich des Hotels versteckte sich hinter Bäumen der Wirtschafts- und Personaltrakt. Westlich am Fuß des Hügels lag das ursprüngliche, ältere Hotelgebäude. Dieses war in dem berühmten Georgian Style im 19.Jahrhundert erbaut, mit schnörkellosen dreigeschossigen Fensterachsen und Kollonaden mit zierlichen Säulen. Einst war der Bau Adelssitz, später zum Hotel umgebaut und immer wieder liebevoll instand gehalten. Das hatte er im Internet recherchiert.

      Belmour spürte Bedauern oder Mitleid, wenn man denn mit einem Gebäude Mitleid haben konnte. Für ihn eine ungewöhnliche Regung, die er selten an Menschen verschwendete. Manchmal besuchte er sogar Kirchen, Kathedralen. Nicht dass er dort einen Gott suchte. Dann konnte er schon eher an die Existenz einer teuflischen Macht glauben.

      In der Lobby herrschte der übliche Wochenendtrubel. Gäste irrten herum oder saßen an kleinen Tischen, raschelten mit Zeitungen, schossen nervös suchende Blicke durch die Halle, Pagen ratterten Koffer hinter sich her, Fahrstuhltüren zischten überlastet und an der Bar klirrten Eiswürfel in Gläser. Die Dame am Empfang mühte sich mit einer zeternden Touristin ab, die nicht akzeptieren wollte, dass ohne Buchung kein Zimmer

      zu haben war. Da war der nächste Gast eine angenehme Routine. Ein kurzen Blick genügte, um ihn mit erfahrener Sicherheit einzuschätzen und willkommen zu heißen.

      Hätte die Empfangsdame später als Zeugin in einem Hoteldiebstahl oder gar Mord die Gäste dieses Tages beschreiben müssen, sie hätte sich an die penetrante Touristin erinnert,