Jania Lesonto

Das Leben ist bezaubernd, Emma


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ich etwa mitkommen und Papiere unterschreiben, im Moment passt es mir echt nicht.« Das war wieder die Stimme von Elizabeth. »Ja ich habe den Notarzt gerufen, gleich ich erzähl die alles. Vielleicht muss ich bei der Polizei aussagen. Nein lohnt sich nicht jetzt noch zu Benjamins Party zu gehen, echt langweilige Typen.«

      Wie glücklich Elizabeth in ihrem Traum klang. Sie war es immer nur, wenn sie irgendwo im Mittelpunkt stand, oder vor der Schminkspiegel saß und sich zurechtmachte. Das war eine Art von außerkörperlicher Erfahrung nur das sich das innerkörperlich abspielte. Der blaue Mercedes war auch nicht erschienen, dafür sah sie jetzt Joshuas liebes, unscheinbares Gesicht der auf dem Basketballplatz Körbe warf. Wie konnte sie sich in ihn verlieben, ehrlich gesagt war der schlacksige Junge nicht ihr Typ. Aber als er rot im Gesicht, vor ihr stand und intensiv auf seine Füße starrte und sie ins Finnegean einlud, hatte es Klick gemacht. Als sei ein Pfeil von der Sehne geschnellt. Joshua sollte mit ihnen im Auto sitzen, und auf den betrunkenen Fahrer warten, aber soweit war es in ihrem Traum noch nicht, der hatte seinen roten Faden verloren. Sie hatte das Gefühl schlafen zu müssen, was unlogisch war denn sie schlief bereits.

      Emma sah sich um, allmählich gewannen die Umrisse scharfe Konturen und die Details traten deutlich in ihr Bewusstsein. Die Zimmerwände waren weiß und mit Blumendrucken behängt. Auf dem Nachttisch standen Blumen in einer Plastikvase. Ein EKG Gerät piepte und Sie war an einen Tropf angeschlossen. Sie hob etwas den Kopf und blinzelte, ihre Augen tränten. Sie trug einen grünen Patientenkittel, sie lag also in einem Krankenhaus, nur wie sie dahinkam wusste sie nicht gleich. Das Letzte an was sie sich erinnerte war der Anruf von Joshuas Mutter das ihr Sohn einen Autounfall hatte. Das Joshua tot sei. Dann kaufte sie sich ein Sixpack Bier und schmuggelte es in ihr Zimmer ins College am Pförtner vorbei. Sie setzte sich vor den Schminckspiegel ihrer Mitbewohnerin, nahm eine Schere und begann Bier zu trinken und sich ihr langes Haar abzuschneiden. Strähne um Strähne bis ihr Kopf einem Stoppelfeld glich. Emma drehte den Kopf, eine Ärztin stand neben ihrem Bett und sah auf ein Klemmbrett.

      »Wie geht es ihnen Miss Bernstein? Sie sind aus dem Koma aufgewacht. Sie hatten Glück, gute Gene. Sie sind robust wie ein Nashorn.« Die Ärztin betrachtete ihre Patientin und dachte an die erschreckend vielen Verletzungen die ihr Körper aufwies. Narben und verheilte Brüche. Ihre Patientin schien entweder eine sehr gewalttätige Beziehung zu führen, oder einen sehr riskanten Extremsport zu betreiben. Die Röntgenaufnahmen hatten vier verheilte Brüche an den Knochen der rechten Hand gezeigt. Das waren Verletzungen die Schläger sich nach einer Kneipenprügelei behandeln liessen. Als sei sie vor Jahren in einen Messerkampf verwickelt gewesen, zog sich eine gut verheilte 20 Zentimeter lange Narbe ihre rechte Hüfte bis zum Oberschenkel entlang. Ihrer Meinung nach waren es keine gewöhnlichen Verletzungen, sondern sie wiesen interessante Charackeristika auf, die sie aus reinem Interesse Fotografiert hatte. Gangrituale schieden aus, die Patientin war auf dem Rochester Emmerads College und dort gab es keine Gangs.

      »Wie geht es dir?«

      Emma las mit einiger Mühe den, auf der Brusttasche des Kittels eingestickten Namen ihrer Ärztin. Zumindest trug die Frau ein Stethoskop um den Hals und hatte das Klemmbrett in der Hand. Sie steckte es zurück in einen Korb am Fußende des Bettes und ließ den Kugelschreiber in ihrer Kitteltasche verschwinden. Emma öffnete den Mund brachte aber nur ein Krächzen zustande. Hatte man ihr die Mandeln rausgenommen?

      Dr. Brown lächelte aufmunternd und sah von Emma zu den Blumen auf dem Nachttisch. »Sind die nicht herrlich?«

      Emma sah auf den verschwenderischen Blumenstrauss. Sie ignorierte den Schmerz in ihrer Kehle. »Von wem sind die?«

      Das Gesicht Doktor Browns bekam einen mädchenhaften Ausdruck. »Von ihrem Bruder. Er hat auf dem Flur geschlafen bis sie über den Berg waren.« Sie drückte Emma das eiskalte Stethoskop auf die Brust, setzte sich neben sie und lauschte. »Wissen sie warum sie hier sind? Sie haben versucht sich mit Schlaftabletten das Leben zu nehmen.«

      Eine Schwester überprüfte den Sitz des Infusionsschlauchs und lächelte Emma an. »Du hast Riesenglück gehabt, du Dummkopf. Deine Mitbewohnerin ist früher von der Party nach Hause gekommen, weil die so furchtbar öde war. Sie hat dich gefunden und sofort den Notarzt angerufen.«

      »An was kannst du dich erinnern. Leider bist du den Sanitätern beim Transport aus der Trage gefallen und mit deinem Kopf auf den Boden geschlagen.«

      »Ah, deshalb tut mein Kopf tut weh. Ich kann mich an einen Tunnel aus Licht erinnern, der ziemlich enttäuschend ist. Kaum heller als eine billige Taschenlampe. Und niemand hat auf mich gewartet, kein einziger Mensch. War gestern nicht der Superbowl, meine Eltern lassen sich den selbst im Himmel nicht entgehen.«

      »Der Superbowl war vor über zwei Wochen«, erklärte Doktor Brown. »Aber du erinnerst dich an deine Eltern und das sie Footballfans waren, das ist sehr sehr gut.« Sie sah zur Schwester und der Blick war skeptischer als ihre Worte von eben. »Ach ja ihr Bruder wartet draussen.«

      »Richard?« Sie bekam ein schlechtes Gewissen. »Mist er wird mir bestimmt Vorhaltungen machen, weil ich etwas länger als üblich geschlafen habe.«

      Richard machte ihr keine Vorhaltungen. Er sagte, sie ziehe zu ihm. Das mit dem alleine Leben auf dem College, könne sie die nächsten zwanzig Jahre vergessen.

      Kapitel 2

      Seine Finger steckten bis zur Hälfte des Handrückens in den Taschen seiner Jeans, weiter bekam er sie nicht hinein. Er würde sich nie wieder von seiner Exfreundin Hosen kaufen lassen. Sie mochten sexy wie Hölle an ihm aussehen, aber sie waren auch eine Folter beim tragen. Laub wirbelte durch die Luft. Die Laternen brannten und die Geschäftsleute in der Roadman Lane hatten begonnen ihre Schaufenster, für Haloween zu dekorieren. Robert blieb vor einem kleinen Spielwarengeschäft stehen, das seit 1952 hier war und jeder Mode trotzte. Die selbe Auslage, schien es Robert wie vor zwanzig Jahren. Er sah sich die Spielzeuge an wärend Benji der Yorkshire sein Bein hob und ihn schwanzwedelnd ansah. Benji schien zu sagen: Und? Und können wir endlich weiter, Kumpel. Der Dalmatiner der Nicols hat an meine Laterne gepinkelt und ich muss nun daran schnuppern. Robert war kein sentimentaler Typ, aber wenn er durch das Schaufenster sah, fühlte er wie schnell die Zeit rannte. Er dachte über sich nach. Seine Abenteuer waren kein Stoff für einen Liebesroman und halfen ihm manchmal nicht über das Gefühl etwas zu vermissen hinweg. Er schüttelte den lästigen Gedanken aus seinem Kopf. Er sah eine Weile auf die Spielzeugeisenbahn. Er schob sich sein Giants-Basecap tief in die Stirn und betrachtete sich. Er war 27 Jahre alt. Groß, sportlich und attraktiv und er war glücklich. Er war das meistens, denn er hatte ein schönes Haus, einen Job den er liebte und ganz in der Nähe seine Familie die er liebte.

      Robert folgte Benji, der an der Leine zog als hätte er ein Rendevouz. Im Garten liess er ihn von der Leine und Robert tippte die Zahlen seines Geburtstages in das Haustürschloss und ging hinein. Benji schoss die Straße entlang zum Haus seiner Eltern.

      Als betrete er einen Pub, schlug ihm sofort der kalte Geruch von Joints und kaltem Bier der gestrigen Party entgegen. Hohe Schiebefenster ließen Laternenlicht ein. Sein Blick war auf das Haus gegenüber gerichtet. Ein Holzhaus, mit Veranda und einem Erker. Es sah aus wie etwas an dem man nach einer Autopanne lieber nicht klopfen sollte. Er selber hätte wohl zuerst die Veranda abgerissen und dann die Erde aus dem Vorgarten komplett entfernen lassen und alles betoniert.

      Robert klatschte in die Hände und das Licht flammte in dem großen Raum auf. Nicht zum ersten Mal sah und fühlte er sich etwas allein, er sah das etwas fehlte. Seine Wohnung hatte seine Mum eingerichtet. Sie hatte sich darauf gründlich vorbereitet und Wochen zuvor in den Zeitschriften Architektur Today und the Inroom geblättert. Jetzt hatte er Chesterfield Sessel und ein marmorne Bar und seltsame Gemälde und Fotografien hingen an den Wänden. Auf einer chinesischen Lackkommode standen die Fotos der Familie. Was sollte er mit Chesterfield Sesseln anfangen, es sah aus wie das Boudeoir einer französischen Lady.

      Robert schleuderte seine Schuhe achtlos von sich und warf seine Jacke auf die braune Büffelledercouch, die vor den beiden Schiebefenstern stand. Er lief barfuß zur offenen Küche, Chrom und so viel weiße Schränke das er nie etwas auf anhieb fand. Er