Jania Lesonto

Das Leben ist bezaubernd, Emma


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liess die Arme fallen und hörte sein Lächeln wie Glas zerspringen. Er blinzelte sie ungläubig an. »Wie?«

      »Glaubst du ich lass einem Fremden meine Koffer tragen der damit jederzeit verduften könnte. Oder das ich so dämlich bin und einen zwielichtigen Kerl ins Haus lasse? Ich will nicht beklaut und nicht vergewaltigt werden, also danke schön, nein.«

      So fühlt man sich also, wenn man im Regen stehengelassen wird, dachte Robert. Der zum ersten Mal in seinem Leben die Erfahrung machte nicht sofort gemocht zu werden. Hatte sie was mit den Augen. Er war das, was man im Lexikon unter dem Eintrag: gutausehender und netter Mann, beschrieben fand.

      Sie liess ihn stehen und schleifte einen Koffer über die Straße, und beobachtete ihn und den anderen Koffer misstrauisch. Sie wuchtete das schwere Gepäck die Terassenstufen hoch und trat nach dem Koffer, als könnte der was dafür, dass sie ihn ohne Verstand vollgestopft hatte. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und kam zurück zu ihm. Robert stand immer noch seltsam hypnotisiert vor dem roten Koffer, als müsse er ihn bewachen.

      Sie legte den Kopf schief, »Was ist? Hast du was vergessen.«

      Robert schüttelte den Kopf. »Ich wollte dir wirklich nur mit den Koffern helfen!«

      »Danke«, sagte sie kalt.

      Das klang feindlich aus ihrem Mund. Nicht so wie es hätte klingen sollen. Wenn man zu ihm danke sagte, dann mit Wärme in der Stimme und oft mit einem Unterton, der ihn aufforderte ein Gespräch zu beginnen. Die Begegnung nicht einfach enden zu lassen, ohne nicht wenigstens nach der Telefonnummer gefragt zu haben. Aber hier, nichts. »Gern geschehen«, schimpfte Robert und drehte sich um und holte seine Trainingstasche aus seinem Haus. Er feuerte die Tasche auf den Beifahrersitz und knallte die Autotür wütend zu.Warum hatte sie so eine miese Laune? Hatte Rose sich verhört und Richards Schwester hatte keine Probleme auf dem College, sondern mit der Polizei?

      Das Mädchen saß nun auf der Stufe und betrachtete den roten Koffer auf dem Rasen des Vorgartens. Sie lächelte. Einen Moment wusste er nicht wie er das interpretieren sollte, war das eine Geste der Entschuldigung oder lachte sie ihn aus?

      Emma machte sich nicht lustig über ihn, sie dachte. Manche Menschen waren ihr auf Anhieb sympathisch und dieser Mann gehörte dazu. Kaum hatte sie in seine lächelnden Augen gesehen schlug ihr Herz etwas schneller. Sie musste sich an ihre Regeln halten. Sie zeigte niemals das sie jemanden mochte und sie mied gutaussehende, nette Männer. Denn sie war Gift für sie.

      Kapitel 4

      »Kennst du die Neue, von der Essensausgabe?«, fragte Walter Howart aus der Marketingabteilung. Er war ein Genie darin, alles und jedes mit dem Logo des Giant Footballteams bedrucken zu lassen. Er dachte in andere Kategorien, als normale Menschen. Er dachte in bedruckbare Oberflächen und Verkaufszahlen. Er war einer der wichtigsten Männer der Giants, was demenstprechend monatlich im Gehaltsscheque honoriert wurde. Was man nicht an seiner Kleidung merkte, die er trug. Grellfarbene Hemden, das man allein vom ansehen fantasierte, kurze Hosen und Sandalen. Das selbst bei Meetings mit Werbepartnern, die ihn vermutlich deshalb für ein Genie hielten. Wegen ihm gab es das dritte Giants Playstation Spiel und die Kalender, mit halbnackten Spielern die gut bei Frauen und bei den Schwulen ankamen. Er war ein gutaussehender 29Jahre alter nerdiger Single, der hier bei den New York Giants seine Bilderbuchkarierre gestartet hatte, und es war das erste Mal das er sich für ein Mädchen zu interessieren schien. Er sah gut aus, er war 1m80 groß und wirkte wie ein Junge. Ein Junge, der niemals Ärger machte, ausser das er sein langes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden trug. Eigentlich war es ein Wunder, er war im Verein von hübschen Frauen umgeben. In seinem Büro arbeitete er mit Frauen zusammen die wie Covergirls der Sport illustrated aussahen.

      Robert, der hinter ihm in der Schlange an der Essenausgabe der Cafeteria stand, vor ihm 50 hungrige Spieler und hinter ihnen etwa die gleiche Anzahl, fragte sofort: »Was hat sie dir getan?«

      Walter drehte sich um. »Getan? Nein sie ist niedlich. Ich habe nur gesehen das du sie zu kennen scheinst und wollte wissen ob, zwischen euch was läuft.«

      »Das ist eine lange Geschichte. Meine Schwester ist in Richard Bernstein verschossen, nein sie komplett verrückt nach ihm.«

      Walter hob die Augenbrauen. »Wer ist Bernstein, ist er einer der Spieler?«

      »Nein. Der Mann ist zu bedauern, wenn sich meine Schwester etwas in den Kopf gesetzt hat, zieht sie es auch durch. Und sie ist ein Mensch der in die Zukunft plant. Deshalb hatte sie mich gebeten Bernsteins Schwester einen Job zu besorgen, damit sie ihm nicht auf der Tasche liegt, wenn er endlich Mal den Altersunterschied zwischen ihnen vergisst und ihr den Antrag macht. Und die Neue ist eben Bernsteins kleine Schwester.«

      »Und deine Schwester ist in ihren Bruder verliebt.«

      »Ja und sie sind meine Nachbarn. Rose ist tollwütig nach ihm. Aber darauf wird sie lange warten müssen, Bernstein ist 32 und Rose 21 Jahre alt. Meine Mum wird die Beziehung nur tolerieren, wenn Richard Bernstein erfolgreich ist. Und das ist er nicht. Er hat in einigen Fernsehserien einige unbedeutene Nebenrollen gespielt und das war es schon in seiner Vita. Aber er scheint ganz okay zu sein. Und er ist die einzige Konkurrenz in der Gegend, der es in Punkto Aussehen und Charme mit mir aufnehmen kann. Wir sind uns irgendwie ähnlich, ich respektierte ihn, als Mensch und habe Angst vor Rose, die ihren großen Bruder, also mich, kein bischen respektiert. Komisch denn im Gegensatz zu Richard bin ich erfolgreich.«

      »Sehr erfolgreich«, bestätigte Walter. »Obwohl du im Moment noch nicht als erster Quarterback auf dem Feld stehst. Das liegt nicht an deinem Können, es liegt an Coach Stevens Einstellung das nur ein Mann mit sehr viel Erfahrung das Team anführen soll auch wenn seine Knochen alle längst hin sind. Er belohnt nicht unbedingt das Geschick der Spieler. Ich meine das erste Team der Giants, dümpelt die seit Jahren im Nirgendwo der NFL dahin. Unsere Footballspieler sehen aus, wie aus den 70-ziger Jahren. Es sind große, breite Männer die irgendwie fett wirken und immer etwas zu langsam sind, und das sagte mir einer der Bosse der größten Werbeagentur des Landes. Es ist das zweite Team auf das wir aus dem Marketing unsere Hoffnung setzten. Und die Neue die hier arbeitet ist nun deine Nachbarin?«

      »Rose hatte mich also gebeten, bedroht und angefleht, aber hätte ich nicht ganz zufällig auf den Aushang an der Cafeteria geblickt, als ich Pastramisandwichs kaufte, hätte ich es glatt vergessen. So habe ich den Zettel: Aushilfe gesucht, abgerissen und Rose gegeben und die dann Richard. Und da ist sie also... Emma, die Frau die Rose zum ersten mal in ihrem Leben dazu bewegt hat, etwas für einen anderen Menschen, als sich zu tun.«

      Walter sammelte seine Gedanken. »Und läuft was zwischen dir und der ... der Schwester von dem Kerl ... in den deine Schwester verschossen ist?«

      »Ich kann es dir nicht sagen. Irgendetwas ist es, aber ich weiss nicht was es ist.« Robert schloss die Augen und tauchte in seinen Erinnerungen des Junis, wie in einem kalten Bad. Er konnte den Tag von vor vier Monaten noch riechen und er hätte sich wieder auf die Finger schlagen mögen, das er die Stellenausschreibung abgerissen und Rose gegeben hatte. Denn nun sah er sie fast jeden Tag. Als er wieder in die Gegenwart eintauchte reichte sie Walter sein Essen über den verchromten Tresen, mit einem Gesicht das Kriminelle in der Knastkantine ihrem Feind schenkten. Walter schlich davon und Robert war an der Reihe. Er wusste nie, ob sie nicht vielleicht in das Essen spuckte. Ok er war ein Profi und einige Typen aus dem Team waren Schweine, aber er gehörte nicht zu den Typen die ständig anzüglich redeten. Robert betrachtete seinen Teller, Steaks unter einem Berg roter Bohnen, die gute alte Gladiatorenwoche begann. Coach Stewert schwörte auf Bohnen und Steaks um die Muskelmasse seiner Spieler wachsen zu lassen.

      »Was ist das?«, fragte Robert vorsichtshalber.

      »Eure Diät.« Emma schenkte ihm ein glückliches Lächeln. Ihre Augen funkelten, wie zwei vergnügte Sterne. Sie nickte auf die verchromten Essensbehälter auf denen Team zwei Offensive geschrieben stand. »Das sieht aus wie das Zeug das man in Farmen den Schweinen gibt.«

      »Das ist gesund!«, behauptete Robert und stocherte mit dem Löffel in den Bohnen herum, als suche er unter