Katrin Lindemann

Schattenjäger Teil 2


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Viel stürmischer als es ihm bisher möglich gewesen war. Nach einem langen Moment war es vorbei und er sah mich fragend an. „Wollen wir nicht nach Hause?“ Dann sah er sich noch einmal im Raum um. „Wo sind wir hier überhaupt genau?“ Über diese Frage musste ich schmunzeln. „Wir sind in Sams Klinik, also mitten in Frankreich.“ Dann war sein Blick überrascht. „Er hat mich hier her gebracht?“ Schon wieder nickte ich. „Und wie kommen wir jetzt nach Hause?“ Ich lachte. „Na wie schon, wir laufen.“ Seine Augen wurden groß. Er sah mich an, als wollte er abschätzen, ob ich das ernst meinte. Trotzdem er eigentlich wusste, dass ich jede weite Strecke am liebsten lief. Es ging einfach viel schneller. „Ernsthaft?“ hakte er dann trotzdem noch einmal nach. Ich musste schon wieder lachen und nickte dann. Dann schnappte ich mir seine Hand und zog ihn hinter mir her aus dem Zimmer. Die Tür war nicht mehr verschlossen, also konnten wir ohne große Geräusche das grässliche Krankenzimmer verlassen, in das ich niemals zurück kehren würde.

      Nur wenige Schritte weit kamen wir, während wir nun beide den Geräuschen in dem Gebäude lauschten. Zumindest dachte ich mir, dass auch Adrian sich nun auf viele andere Geräusche verlassen konnte. Als ich bekannte Schritte auf uns zukommen hörte, bremste ich uns ab und wartete einfach. Sam kam zu uns, in menschlichem Tempo. Denn er hatte Janni im Schlepptau. Die wohl einzige in dem ganzen Gebäude die informiert darüber war, was genau in dem Zimmer in den letzten knapp 15 Stunden passiert war. Ihr Herzschlag raste als die beiden uns immer näher kamen. Aber ich dachte an etwas anderes als an ihre Aufregung als ich das vernahm. Denn Adrian würde mit seiner neuen Nase gleich direkt vor einem Menschen stehen. Seiner potenziellen Beute.

      Er hatte gar nicht gefragt warum wir stehen geblieben waren, er konnte es eben nun genauso gut wahr nehmen wie ich. Doch dachte er auch schon genauso weit wie ich? So schnell es ging, versuchte ich auf eine bruchbare Idee zu kommen. Nur viel mir leider als Einziges ein, ihn hinter mich zu schieben und seine Hände vor meinem Bauch festzuhalten, und das mit aller Kraft die ich hatte. „Was machst du denn?“ Weiterhin in die Richtung blickend in der gleich Sam mit Janni auftauchen würde, flüsterte ich nur. „Versuch zu bleiben wo du bist, wenn nötig verwende deine ganze Konzentration darauf!“ – „Aber…“ hörte ich ihn noch leise sagen, aber spätestens jetzt musste er sie bereits riechen können. „Oh.“ Vernahm ich dann hinter mir, und was folgte war eine komplette Anspannung seines nun eben so harten Körpers. Kurz darauf waren Sam mit Janni an der Hand dann auch zu sehen. Moment mal, an der Hand? Was hatte ich in der kurzen Zeit verpasst? Und noch etwas stach mir wie ein rotes Tuch sofort ins Auge. Sie trug die Kette, die ich Sam zu Weihnachten geschenkt hatte. Genau die Kette, die einst Aleen gehört hatte. Die menschliche Frau die lange an Sams Seite lebte, bis zu ihrem tragischen Tod. Aber was zum Teufel das zu bedeuten hatte, musste ich später heraus finden. Fürs erste war es wichtig, dass der Vampir den ich liebte nicht meine menschliche beste Freundin anfiel. Ich verließ mich jedoch auch auf Sam, denn gemeinsam würden wir ihn sicher aufhalten können. Trotzdem machte es mir zusätzlich Sorgen, was er von sich denken würde, wenn er Janni angriff. Jedoch völlig umsonst. Er sollte sich im Griff haben.

      Sam blieb mit seinem Anhängsel ein par Meter entfernt stehen. Ich konnte genau beobachten, wie Janni Adrian von oben bis unten anstarrte. Offensichtlich völlig gebannt ließ sie sich schwer unterbrechen. „Janni, packst du es?“ fragte ich sie, als sie nicht aufhören wollte. Daraufhin sah sie nun mich endlich an. Gut, dass ich vor kurzem erst jagen war. „Ja, ja sicher.“ Doch dann schob sie sich etwas dichter an Sam heran. Als wenn das helfen konnte, sagte ich mir. Er ist schließlich genau so ein Marmorklotz wie ich. Aber meine in mir aufsteigende Wut behielt ich in diesem Moment lieber für mich. Also nickte ich Janni nur noch einmal zu und wandte mich dann an Sam. „Wir wollen erstmal nach Hause, Adrian braucht sicher einige ‚Zeit um sich an sich selbst zu gewöhnen.“ Mein Gesprächspartner nickte mir verständnisvoll zu. „Sicher, bitte meldet euch bald ja?“ Ich zischte etwas verächtlich. „Natürlich mache ich das bald, worauf du dich verlassen kannst. Du musst mir das da…“ dann zeigte ich auf die verschränkten Hände der beiden und warf ihm einen bedeutenden Blick zu „mal ganz genau erklären.“ Wieder nickte er nur, aber sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Er machte mir deutlich, dass etwas entscheidendes mir noch vorenthalten wurde. Vielleicht war das auch ganz gut so, ich wollte jetzt erstmal für Adrian da sein, ihn würde es früher oder später noch umhauen! Also schob ich den angespannten Felsen hinter mir langsam rückwärts, mit äußerster Vorsicht darauf bedacht, seine Hände weiter fest zu halten. „Danke für alles.“ Sagte ich noch und dann drehte ich mich auch um. Natürlich zog ich mit genügend Kraft Adrian an einer Hand hinter mir her, dass er gar nicht auf irgendwelche komischen Ideen kommen konnte. Dich zusammengefasst musste ich schon zugeben, dass er sich erstaunlich gut im Griff hatte. Angestrengt versuchte ich mich an meine erste Begegnung mit einem Menschen zu erinnern, nachdem ich wieder zu mir gekommen war. Naja, ich hatte ihn fast ausgesaugt und getötet. Da war Adrian doch auf jeden Fall besser in der Lage sich zu beherrschen. Nur war er auch glücklicher Weise nicht allein. Und das würde er auch nie sein, ich würde immer auf ihn achten, wenn es sein musste. Irgendwann würde es sicher nicht mehr nötig sein, doch fürs Erste ließ ich ihn nicht aus den Augen.

      Ich sprang von dem Balkon der Klinik aus dem dritten Stock. Adrian hatte meine Hand los gelassen und mir nachgesehen. Er stand immer noch da oben, anscheinen nicht sicher ob er einfach hinterher hüpfen sollte. „Komm schon“ sagte ich leise. Dann konnte ich noch beobachten wie er mit den Schultern zuckte und dann stand er auch schon neben mir. „Wow.“ Flüsterte er und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Er sah mich an und grinste zurück. „Ich muss dir wohl hinterher laufen, oder?“ Jetzt musste ich richtig lachen. „Die Vorstellung hat etwas Verlockendes.“ Scherzte ich und rannte einfach los. Ohne groß zu zögern kam er mir nach. Ich konnte ihn hinter mir hören, er hielt locker mit mir mit. Zumindest noch. „Hast du meine Fährte in der Nase?“ fragte ich dann neugierig. Ob er sich wohl schon darauf konzentrieren konnte? „Klar und deutlich, es ist fast leichter als dich im Auge zu behalten. Obwohl mir das erstaunlicher Weise auch nicht schwer fällt.“ Dann musste er lachen. „Mit dem erschrecken ist es jetzt wohl vorbei hm?“ hörte ich ihn noch fragen. Ich musste weiterhin Grinsen. Adrian wusste eigentlich genau wie schnell ich war, hatte er das etwa vergessen? „Warts nur ab, Schatz.“ Brabbelte ich leise, doch ich wusste er würde es verstehen können. Angestachelt durch seine Aussage beschleunigte ich meine Schritte noch mehr. Zu der Schnelligkeit zu welcher ich in der Lage war, mehr als er oder Sam oder sonst ein Vampir. Es war so leicht mit ihm umzugehen nun, und irgendwie machte es mich glücklich die Sorge um meinen ach so zerbrechlichen Partner endgültig vergessen zu können. Sicher würde gewisse Schwierigkeiten noch immer vor uns liegen, denn Carmela und ihr Partner mussten gefunden und was mich anging auch ganz klar vernichtet werden. Soweit ich konnte, würde ich Adrian aus einem Kampf natürlich raus halten wollen. Auch wenn ich nicht wirklich sehr viel älter war als er, hatte ich doch mehr Kampferfahrungen gemacht. Nur beschlich mich das eigenartige Gefühl, dass Adrian in diesem Fall nicht auf mich hören wird.

      Die Schritte hinter mir vielen immer mehr zurück, es war ihm nicht ganz möglich mit mir mitzuhalten. Die Grenze von Frankreich lag inzwischen sicher bereits hinter uns. Bei meinem nächsten Gedanken grinste ich wieder, oder grinste ich immer noch? Nein, das war mir bei der Richtung die meine Gedanken eben kurz hatten sicher vergangen. Ich blieb abrupt stehen und lehnte mich gegen einen Baum, dann wartete ich. Wie ich fest stellen konnte, nicht lange. Denn nur Sekunden später schoss Adrian an mir vorbei und blieb dann ebenfalls plötzlich stehen. Seine Nase musste meine Fährte verloren haben, oder auch gemerkt haben, dass sie in eine andere Richtung umgeschlagen war. Also drehte er sich um und sah mich breit grinsend an. „unglaublich wie schnell du bist.“ Noch bei dem ersten Wort, stand er dann bereits vor mir und küsste mich auf die Stirn. Ich beobachtete ihn sehr genau, wollte abschätzen wie die ganze neue Situation für ihn war. Wenn ich hätte raten müssen, hätte ich gesagt er ist glücklich. „Und wie findest du es?“ er legte seine Hände an meinen Hals, senkte den Kopf und sah mir in die Augen. Seine Stirn ruhte an meiner und dann waren seine Augen geschlossen. Adrian atmete einige unnötige Male tief ein und aus bevor er mir antwortete. „Bisher muss ich sagen, ist es perfekt.“ Wieder wurde ich geküsst, aber auf meine Lippen. Ich verkniff mir