Katrin Lindemann

Schattenjäger Teil 2


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mehr als Spender in Frage kommst muss ich jagen. Und du kommst sicher mit wie ich dich einschätze hm?“ Sofort stand er vor mir und drängte mich an die Wand hinter mir. Zumindest grade so doll, dass ich nicht flüchten konnte, aber nebenbei die Wand heil blieb. Ich erinnerte mich an die zerlegte Wohnungseinrichtung und wunderte mich fast, dass das Bett noch heil war. „Und vielleicht sollten wir noch einkaufen.“ – „Später“ nuschelte er dann nur noch an meinen Lippen.

      Es vergingen noch Stunden, bis wir dann endlich tatsächlich aufbrachen um zu jagen. Adrian zögerte wie erwartet vor lebender Beute. Wir hockten in der Abenddämmerung auf einem der höchsten Dächer und beobachteten eine dreckige Gegend unter uns. Es war nicht so, dass es zu wenig Angebot gab, doch wir diskutierten immer noch hin und her. „Pass auf, du machst es mir einfach nach. Achte nur auf den Herzschlag. Konzentrier dich stark genug darauf, dann wird es dir nicht schwer fallen los zu lassen.“ Er nickte während er weiter seinen Blick unten auf die Straße richtete. Dann war die Unterhaltung also endlich beendet. Gut so, ich hatte auch keine Lust mehr ihm zu erklären, dass es nicht so schwer war wie er dachte. Oder auch wie wenig tragisch es war, wenn er jemanden vor Übermut killte. Noch leicht grinsend bei diesem Gedanken sprang ich vom Dach und schnappte mir einen merkwürdig aussehenden Typen. Lange Haare, billiges Parfum und die Sachen die er trug, sahen so aus als wären sie mal schick gewesen. Nur wurden sie ewig nicht gewaschen. Igitt. Warum jagte ich eigentlich nicht in der High Society. Etwas angewidert sprang ich wieder auf das Dach zurück, nachdem einer meiner Schläge dem Typen mit Leichtigkeit sein Bewusstsein gekostet hatte. Er lag auf dem Dach, regungslos. Als Adrian genau wie ich zuvor das Gesicht verzog, musste ich lachen. Er dachte also das Selbe wie ich. „Konzentrier dich auf den Herzschlag und den Geruch des Blutes, dann ist es leichter.“ Er sah mich zweifelnd an. „Bist du sicher? So wie der nach Gosse stinkt?“ ich grinste, trat auf ihn zu und küsste ihn flüchtig. „Ja ich bin sicher, ich jage schließlich schon eine Weile so!“ Er nickte ernst, also zückte ich einen meiner Dolche. Dann schob ich den Ärmel von dem Menschlein zurück und schnitt ihm grade tief genug in den Arm, um ihn nicht verbluten zu lassen. Nebenbei behielt ich Adrian im Auge, der bei dem intensiven Geruch von Blut nun tatsächlich die Zähne bleckte und völlig wild aussah. Wow, dachte ich. Da würde sicher jeder Angst bekommen. Wie konnte man auch nicht. Alberner Weise erinnerte er mich an einen dieser alten schlecht gemachten Werwolf-Filme. Seine Stirn schlug Falten und ein tiefes Knurren kam auch noch aus seiner Kehle. Ich hoffte, er würde sich nicht zu sehr seinen Instinkten überlassen. Während er sich über den tiefen Schnitt hermachte, beobachtete ich genau den Herzschlag des schmuddeligen Kerls, der da nunmal das Opfer spielte. Mir kam die Frage in den Kopf, ob ihn Adrian aufhalten können würde, wenn der Durst zu stark wurde und er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Ich beobachtete das Ganze eine Weile, doch im Normalfall dürfte er ihn nicht über den Arm zu schnell aussaugen können. Doch dann wurde das Herz tatsächlich langsamer. „Adrian?“ keine Reaktion. Da ich von Sam sehr genau wusste, was passieren konnte wenn man einen Vampir beim Essen störte, legte ich nur sanft meine Hand auf Adrians Schulter. „Schatz, hör auf.“ Das wirkte, aber nicht wie gewollt. Denn tatsächlich riss sich der junge gierige Vampir vor mir von seiner Beute los und griff mich an. Er sprang mich an und warf mich auf den Rücken, hockte halb auf und halb über mir und presste mich an den Boden. Nur eine halbe Sekunde starrte er mich knurrend an, dann hatte er sich schon wieder im Griff. Sein Blick wurde geschockt und leidend. Er bereute sofort, was er getan hatte. Der Druck auf meinen Körper ließ nach. „Oh je, tut mir leid Bella. Ich wusste gar nicht was passieren kann.“ Sein leidender Blick war herzzerreißend. Und mein alter Kosename, wow! Aber ich grinste ihn nach diesem Satz nur frech an, denn er hatte seinen Fehler nicht bemerkt. Zumindest wäre es bei jedem anderen als seiner Gefährtin ein Fehler gewesen. Meine Antwort auf seinen Angriff kam viel zu schnell und unerwartet, als dass er ihm hätte ausweichen können. So stieß ich ihn blitzartig mit den Händen von mir nach hinten weg und drehte die Situation komplett um. Nun lag er auf dem Rücken und ich presste ihn an den Boden, immer noch gespielt bösartig grinsend. Natürlich war sein Blick wieder überrascht, aber dann sofort auch wieder sanft und amüsiert. „Du bist unglaublich schnell.“ – „Ich weiß“ sagte ich grinsend und dann musste ich ihn einfach küssen. „Mach dir keinen Kopf, ich hab schon geahnt, dass du mich angreifen wirst wenn ich dich störe. Aber es ist ja nicht so, dass ich mich nicht gern von dir auf den Rücken legen lasse.“ Jetzt lachten wir beide und ich spürte seine Arme um mich, die mich an ihn zogen. „Tut mir trotzdem leid, ich hab mich wohl noch nicht ganz im Griff.“ Wir hatten völlig vergessen wo wir waren und dass ein kleines Stück entfernt immer noch das blutende Opfer lag.

      Völlig berauscht von dem frischen Blut, welches sich durch meinen Körper arbeitete und ihn mehr als sonst stärkte, blickte ich in die lachenden grünen Augen über mir. Sie blitzen in den letzten Strahlen der Abendsonne, ich liebte das. Dieser neue Zustand machte mich teilweise immer noch verrückt, brachte mich so einfach aus der Fassung. Es war immer wieder völlig egal an was man dachte, ein Blick und die Gedanken waren vergessen. „Du machst das perfekt, also hör auf dir Sorgen zu machen. Hauptsache der da..“ sie nickte mit dem Kopf Richtung des Opfers „.lebt noch. Ich kann ja einiges ab.“ Dann grinste sie noch breiter und sah mich aufmerksam an. So viel schier endloses Verständnis war faszinierend. Ich hatte zwar niemals daran gedacht zu dem zu werden was ich nun war, aber wenn man den richtigen Menschen fand an dessen Seite mach gehörte, spielte es auch keine Rolle mehr. Ob Mensch oder Vampir, wen juckte es schon wenn man glücklich war? Vielleicht war es nicht die normale Art, wie die Dinge abliefen, aber es hatte definitiv so seine Vorteile, wurde mir klar. Ich fühlte noch mehr, seit ich wieder aufgewacht war und all diese verrückten Sachen hören konnte. Ich konnte mich daran erinnern, wie die ersten Momente für mich waren. Man ist völlig überfordert mit allem. Man hört so viele Dinge und riecht ganz anders. Alles scheint tausendfach verstärkt. Und wenn man nicht sehr schnell lernt, seine Konzentration auf etwas zu lenken, könnte es einen sicher verrückt machen. Nur passierte das vielleicht von allein? Bekam man sich schnell in den Griff? Oder war es in unserem Fall eine Ausnahme? Vielleicht machten die meisten Vampire sich gar nicht die Mühe, sich zusammen zu reißen, sondern taten einfach was ihre Instinkte ihnen rieten. Instinkte! Eine recht verrückte und auch herrische Sache, wie ich vor einigen Sekunden fest stellen musste. „Das kannst du in der Tat.“ Ich zog Katrina noch einmal dichter an mich heran um sie zu küssen. Dann sprang ich auf so schnell ich konnte und hielt sie in meinen Armen liegend an mich gedrückt. Sie lachte darüber, vielleicht auch, weil sie in solchen Dingen so viel schneller war als ich. „Komm schon, lass mich runter. Bitte!“ ich gab ihrer Bitte sofort nach, stellte sie auf die Füße, hielt aber weiterhin ihre Hand. „Du hast sicher auch Durst!“ Sie küsste meinen Handrücken bevor sie sie los ließ. Dann schnappte sie sich den ekelhaften Kerl und warf ihn sich leichtfertig über die Schulter. „Bin gleich wieder da.“ Zwinkerte sie mir zu. Dann brachte sie das Opfer dorthin, wo sie ihn hergeholt hatte. Doch dann dauerte es mir schon eine Sekunde zu lange. Es war so verrückt, wie sehr sich das Zeitempfinden verändert hatte. Ich trat an den Rand des Daches und spähte hinunter. Sie hatte sich bereits ihr eigenes Opfer gesucht. Perfekt. Denn das gab mir eine weitere Gelegenheit Ausschau zu halten. Sie hatte mich am Tage zuvor unwissentlich bei meiner Suche unterbrochen. Meiner Suche nach ihr. Dem Biest, das mich fast mein Leben und meine Zukunft mit Katrina gekostet hatte!

      Ich war wirklich froh darüber, dass sie mich nicht noch einmal danach gefragt hatte. Und weiter hoffte ich, dass sie es auch nicht mehr tun würde. Wenn ich die Gelegenheit bekam, würde ich dieses Biest Carmela allein vernichten und Katrina aus allem raus halten. Mit ihren Instinkten und ihrer Schnelligkeit würde das vielleicht nicht leicht werden, aber ich würde sie dem Kampf auf jeden Fall fern halten, wenn es machbar war. Ich ertrug den Gedanken nicht, sie irgendeiner Gefahr auszusetzen. Auch wenn sie schon viel länger so stark war wie ich jetzt auch. Sicher würde sie mir mit den Argumenten kommen, dass wir zu zweit viel mehr Chancen hätten, doch mir war es egal. Ich konnte, jetzt wo ich stark genug war sie zu beschützen, den Gedanken nicht ertragen, dass sie sich auf Leben und Tod mit dieser Person auseinandersetzen würde. „Träumst du?“ hörte ich sie hinter mir leise fragen. Ich fuhr herum und grinste sie sofort so beiläufig wie möglich an. „Hat es geschmeckt?“ entgegnete ich ihr während ich nach ihrer Hand griff. Ihr Anblick bestätigte meine Gedanken noch einmal.

      Eine