Katrin Lindemann

Schattenjäger Teil 2


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aber sie hat es mir schnell verziehen. Zumindest bis sie mich spielerisch an einer Wand fixiert hatte und mich anlächelte. Ich hatte fühlen können, wie hinter mir der Beton litt. Wie ungewohnt es war, soviel stabiler zu sein als eine Wand.

      Heilige Scheiße, dachte ich. Es wurde immer schwieriger sich zu konzentrieren. Sollte es nicht eigentlich leichter werden? Mit der Zeit meine ich? Stattdessen verfiel ich ihm immer mehr. Oder wirkte er als Vampir jetzt anders auf mich? Und offenbar auch auf meine Triebe? Ich versuchte energisch mich von diesem Thema abzulenken. Vergeblich, denn Adrian schien es nicht anders zu gehen. Wir jagten uns förmlich in seine Wohnung, wobei immer mal wieder etwas zu Bruch ging. Was mich erstaunlicher Weise überhaupt nicht interessierte. Als wir über ein hohes Wohnhaus mit Dachterrassen flogen, fegten wir einige Blumen durcheinander weil wir so unachtsam waren. Die arme Frau, die vielleicht noch einen Luftzug gespürt hatte, würde sich sicher die nächsten Tagen Fragen über ihren Geisteszustand stellen! Ich kicherte bei diesem Gedanken, als ich schon wieder auf dem Rücken lag, genau dem Haus in dem Adrians Wohnung lag gegenüber. Auf einigen inzwischen zerstörten Dachziegeln unter mir. Sollte ich mir deswegen Sorgen machen? „Über was lachst du ?“ wurde ich neugierig aber auch leise gefragt, während mich steinerne Arme am Boden hielten. Und dann bemerkte ich es zum zweiten Mal. Er sah sich um, als wenn er etwas suchte. Nur ganz flüchtig und blitzschnell bevor er mich wieder ansah und meine Antwort abwartete. Was zur Hölle war das, dachte ich! Ich sah ihm genau in seine fast schwarzen Augen, mein Lächeln war verschwunden. „Was ist?“ fragte er mich dann, ebenso ernst. „Suchst du was?“ entgegnete ich ihm dann ganz trocken. Grade so konnte ich noch bemerken wie er eine halbe Sekunde überlegte und dann grinste. „Nein, ich habe hier alles was ich brauche.“ Dann küsste er mich kurz und stand auf, half mir hoch. Als wenn das nötig wäre, dachte ich noch immer etwas misstrauisch. „Reine Vorsicht.“ Setzte er dann noch nach, ließ es so beiläufig wie möglich klingen. Doch bevor ich mich weiter darum kümmern konnte, hinter seine Gedanken zu kommen, hörte ich etwas. Schritte. Weit entfernt war eindeutig wahr zu nehmen, dass sich uns jemand über die Dächer hinweg näherte. Natürlich hatte auch Adrian es jetzt bemerkt und sah in die Richtung aus der gleich Sam auftauchen würde. „Jemand kommt.“ Sagte er so leise, dass selbst ich es als wirklich leise empfand. „Ich weiß“ sagte ich beruhigend und ergriff seine Hand. „Es ist Sam.“ Daraufhin sah er mich überrascht an. Immerhin war er noch weit genug weg, dass man ihn nicht richtig sehen konnte. „Woher?“ Ich lächelte sofort besänftigend. „Ich erkenne seine Schritte.“ – „Wow.“ Kam dann nur noch. Darüber musste ich lachen, denn es kam mit einem Ausdruck auf seinem Gesicht, der wenn ich ihn nicht kennen würde mich an seiner Intelligenz zweifeln lassen könnte. Die restlichen Sekunden die vergingen, warteten wir entspannt auf Sam. Der aber leider dann gar nicht so entspannt aussah. Ok dachte ich, da war doch schon wieder irgendetwas vorgefallen. „Hallo ihr zwei. Wie geht es euch?“ dann sah Sam sich einen Augenblick um und bekam ein etwas, wie sollte man es nennen, unverschämt? Ja er bekam ein etwas unverschämtes Grinsen und sah uns abwechselnd an. „Wie ich sehe, habt ihr euren Spaß.“ Ließ Sam dann noch lauten bevor einer von uns ihm hatte antworten können. Durch diese Worte und das passende Grinsen dazu veranlasst uns umzusehen, hätten Adrian und ich wohl knall rot anlaufen können wenn es noch möglich gewesen wäre. Denn wir hatten wirklich mehr Schaden um uns herum angerichtet als wir für voll genommen hatten! Ich sah Sam wieder an und musste ebenso grinsen. „Das ist noch gar nichts. Du solltest erstmal die Wohnung sehen.“ Sagte ich zu Sam mit einem gewissen Nachdruck. Während Sam verstehend nickte, stieß mich etwas in die Seiten. „Aua.“ Rutschte es mir raus und ich sah Adrian vorwurfsvoll an. „Plappermaul.“ Sagte er doch tatsächlich zu mir. Verflucht, das hatte wirklich etwas weh getan. Reflexartig boxte ich ihm in den Bauch, doch er lachte nur. „Mach das ja nicht nochmal“ Doch ich wurde nur belächelt und geküsst. Toll dachte ich, für voll genommen wird man hier auch nicht mehr. Das konnte ja noch was werden. Sam räusperte sich. Ach ja, Sam. Der war ja auch noch da. „Was gibt’s denn eigentlich, dass du hier persönlich auftauchst?“ wollte ich dann wissen. Offensichtlich überlegte er wie er es erklären sollte, doch dann wurde er unterbrochen. Direkt hinter uns ging grade die Sonne auf und Schlug einen Reflex auf drei Gesichtern, die früh aufstehenden Menschen sicher auffallen würden. „Vielleicht gehen wir rein!“ sagte Adrian dann den Blick in die Sonne gerichtet. „Ja du hast Recht.“ Brachte ich raus, aber statt in die Sonne, starrte ich in sein Gesicht, welches mich mit der Reflexion des Sonnenlichtes noch mehr bannte. „Nach euch.“ Hörte ich Sam irgendwo weit entfernt sagen, doch meine Gedanken waren schon wieder ganz woanders. Irgendwo hoffte ich grade, Sam würde sich verdrücken und uns einfach in ein par Stunden seine tollen Neuigkeiten mitteilen. Oder von mir aus auch in ein par Wochen! „Katrina ich bitte dich!“ Was , wer? Dachte ich verwirrt. Sah dann Sam an der genervt die Augen verdrehte. Adrian hatte sein Gesicht im selben Moment wie ich zu Sam gewandt und verstand nicht ganz worum es ging. „Klärt mich mal jemand auf bitte?“ Sein Blick wechselte zwischen mir und Sam hin und her. Ich hatte schon den Mund geöffnet um ihm zu antworten, doch Sam war schneller. „Sehr gern. Deine Partnerin wäre an diesem Punkt lieber allein mit dir.“ Dann hüpfte Sam mit einem bedeutenden Lächeln zu dem Gebäude gegenüber. Direkt auf den Balkon von Adrians Wohnung und ging hinein. Verflucht, das Chaos würde ihn nur noch mehr amüsieren. Doch mich interessierte grade mehr die Hand die an meinem Gesicht auftauchte und das breite Grinsen mir gegenüber. „Ist das so, ja?“ Ich nickte nur noch, wie konnte ich auch nicht. Für einen Augenblick lang, versuchte ich meine Fähigkeiten in Adrians Gehirn auszudehnen um seine Gedanken zu erfassen. Und für den Bruchteil einer Sekunde funktionierte das auch. Ich sah wie er uns beide in gewissen Erinnerungen vor Augen hatte und freute mich darüber. Ein leichter Hauch seiner Empfindungen schwappte auf mich über und verstärkte meine eigenen. Doch durch seine Lippen an meinen, fegte er meine Konzentration buchstäblich aus mir raus. So sehr, dass erst Sams Stimme mich wieder in die Realität zurück holte. Schon wieder. Langsam war ich doch etwas genervt von meinem besten Freund. „Ich bitte euch.“ Adrian musste lachen, nahm meine Hand und gemeinsam landeten wir auch nur eine weitere Sekunde später wieder in der Wohnung. Und zwischen jede Menge geschrotteter Möbel!

      „Das soll ein schlechter Scherz sein, oder?“ platzte es viel zu laut aus mir heraus. Ich spürte wie der starke Arm um mich herum sich anspannte und mich bei sich halten wollte. Mein Körper gehorchte dieser Forderung, aber meine Stimme blieb auf der Lautstärke. Ich hatte Adrian nur sehr flüchtig angesehen bei dem Druck, widmete aber dann sofort wieder Sam meine Aufmerksamkeit. Denn bei dem was er uns eben mitgeteilt hatte, sah ich zwar keine Bedrohung, aber irgendwie wurde mir bei diesem Gedanken schlecht! „Wieso wollte er so dumm sein, etwas dergleichen allein zu versuchen? Ich meine er weiß doch, dass er es mit einem Haufen Vampire zu tun bekommt, oder?“ fragte Adrian dann, an mich und Sam gerichtet. Vielleicht sollte man erwähnen, dass er dadurch meine Arie an Schimpfworten unterbrochen hatte. Und das mit einer Gelassenheit, die mich total verwirrte. Ich war in Gedanken schon halb mit Mordgedanken an Jared beschäftigt, während die beiden Männer die Sache ruhig diskutieren wollten?

      Doch dann sah ich in Folge dieser Frage Sam genauer in die Augen. Ich weiß nicht was es war, oder was ich es zu verdanken hatte, aber ein tief sitzender Instinkt schien mir zu verraten, dass die gute Neuigkeit, dass Jared Sams Anwesen nieder brennen wollte, noch nicht alles war. „Oh oh.“ Rutschte es mir dann raus. Und während ich aus dem Augenwinkel einen - Ich steh auf dem Schlauch-Blick- sah, nickte Sam mir nur verständlich zu. Sam sah uns beide abwechselnd an, während er antwortete. „Ich habe in dem Gespräch mit Jared Gedanken von Carmela sehen können.“ Meine sofortige Reaktion darauf war, beide Arme noch fester um Adrian zu wickeln, als wäre er immer noch menschlich und verflucht zerbrechlich. Doch in Wahrheit war es einfach nur pure Angst um jeden von uns. Was dieses Biest noch aushecken würde, konnten wir offensichtlich nur ahnen. „Dann ist auch klar, warum sie sich so lange bedeckt gehalten hat. Sie wird noch nicht aufgeben und plant andere Dinge!“ Warum der immer noch so verflucht ruhig bleiben konnte , war mir schleierhaft. Ich war nicht mal zum reden in der Lage, stattdessen atmete ich nur unnötig schnell. Es würde also noch nicht aufhören. Leider befürchtete ich auch noch schlimmere Dinge! Bis etwas anderes in meinem Kopf klickte. Ich hatte meinen Blick kopfschüttelnd auf den von Schrott überhäuften Boden