Stefan Kraus

Die Bruderschaft des Baums


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      Stefan Krauß

      Die Bruderschaft des Baums

      Die Drachenflüsterer von Narull - Band 1

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Gedicht

       Prolog

       Die Gabe

       Die Bruderschaft des Baums

       Die Drachenkrieger

       Aufbruch

       Die Armee des Königs

       Brinnom

       Die Handwerker von Fissool

       Kiroloom

       Die geheime Geschichte

       Das Drachenei

       Drachenvisionen

       Epilog

       Impressum neobooks

      Gedicht

       Erde, darin brüte ich

       Erde, darin lebe ich

       Erde, die belausche ich

       Erde, diese leitet mich

       Erde, Feuer, Wasser, Stein,

       Hanrek wird mein Schicksal sein.

       Feuer, darauf warte ich

       Feuer, daraus schlüpfe ich

       Feuer, heiß wie ein Vulkan

       Feuer, damit kämpfe ich

       Erde, Feuer, Wasser, Stein,

       Hanrek wird mein Schicksal sein.

       Wasser, meine Glut entfacht

       Wasser, löscht mein Feuer nicht

       Wasser, das löscht meinen Durst

       Wasser, zeigt mich fürchterlich

       Erde, Feuer, Wasser, Stein,

       Hanrek wird mein Schicksal sein.

       Kalten Stein, den hasse ich

       Kalter Stein, der bindet mich

       Kalter Stein, er schützet dich

       Kalter Stein, drin tragt ihr mich

       Erde, Feuer, Wasser, Stein,

       Hanrek wird mein Schicksal sein.

       Hüpfspiel für Kinder im Königreich

      Prolog

      Das tiefe Grollen im Berg war nur als leichtes Zittern an der Oberfläche zu spüren. Ein einzelner Stein löste sich und fiel in großen Sprüngen die grauen steilen Wände des Berges hinunter. Jedes Auftreffen auf die Felsen erzeugte ein lautes helles „Klack“ und ein Echo, das kurz darauf ein leiseres „Klack“ zur Folge hatte. Ein paar aufgeschreckte Krähen erhoben sich in die Luft und flogen mit entrüstetem Krächzen davon. Als die Krähen außer Hörweite waren, war auch von dem Stein und seinem Echo nichts mehr zu hören und es herrschte wieder Ruhe, eine gespenstische Ruhe. In der Luft lag eine gespannte Erwartung, die Vögel hatten aufgehört zu zwitschern und die Insekten waren verstummt. Nur der Wind pfiff durch die zerklüfteten Gipfel der Berge und sang sein kaltes einsames Lied. Die Ruhe dauerte an und dehnte sich. Und dann schließlich begann es.

      Die Erde bebte.

      Eine Lawine nach der anderen rauschte mit ohrenbetäubendem Getöse ins Tal. Felsen, Bäume und Schnee wurden in bizarren Mischungen in die Tiefe gerissen. Immer wieder erzitterten die hohen weißen Gipfel. Über dem ganzen Gebirge bildete sich eine riesige Staubwolke, die den Himmel verdunkelte und verbarg, was die Lawinen zerstört hatten.

      Und dann kehrte erneut Ruhe ein, genauso gespenstisch wie die Ruhe zuvor. Es dauerte lange, bis der Wind den Staub um die Gipfel der Berge davon getragen hatte. Doch dann leuchteten die weißen Kuppen der majestätisch aufragenden Berge wieder in der Sonne. Quer über den ganzen Kontinent zogen sie sich dahin und bildeten eine unüberwindbare gezackte Mauer zwischen dem kalten Norden und dem wärmeren Süden.

      Doch als der Wind auch den Rest des Staubs in den Tälern davon geweht hatte, gab er den Blick frei auf einen neuen Einschnitt in den Bergen. Tief im Gebirge verborgen, war ein neues Tal entstanden und das unüberwindliche Gebirge war nicht mehr länger unüberwindlich.

      Die Gabe

      Hanrek wälzte sich im Schlaf auf die andere Seite. Anscheinend hatte ihm irgendjemand einen Stein ins Bett gelegt und der bohrte sich jetzt schmerzhaft in seine Seite. Das war bestimmt sein jüngerer Bruder Stonek gewesen. Brummend versuchte er, eine bequemere Lage um den Stein herum zu finden. Doch plötzlich war Hanrek hellwach und setzte sich ruckartig auf. Er schlief gar nicht in seinem Bett sondern auf der blanken Erde und nicht weit von seinem Schlafplatz war ein Trümmerfeld, das bis vor kurzem noch das friedliche Dorf gewesen war, in dem er lebte.

      Alle Ereignisse standen ihm jetzt wieder lebhaft vor Augen. Das furchtbare Erdbeben, der sanftmütige Ackergaul Tarpon, der durchgegangen war und Hanrek mitsamt dem Pflug hinter sich her geschleift hatte. Sein Vater, der an eben diesem Pflug gestanden hatte und nur Momente später von einem umstürzenden Baum eingeklemmt wurde. Die Hilferufe seines Vaters, das Schreien der vielen Sterbenden und Verwundeten im Dorf und das Dorf Hallkel selbst, in dem kein einziges Haus mehr stand. Nicht einmal ein Stall oder eine Scheune hatte das Erdbeben überstanden.

      Überall ragten spitze zersplitterte Holzstümpfe aus den eingestürzten Häusern. Die Gassen zwischen den Häusern waren fast nicht mehr als solche zu erkennen. Der große Baum auf dem Marktplatz in der Mitte des Dorfes war umgestürzt und hatte mit seiner mächtigen Krone die Überreste der Schule unter sich begraben. Die Mühle von Hallkel und einige andere Häuser waren in den Bach gestürzt und die Trümmer hatten sein kaltes Wasser gestaut. Der Bach, seines Bettes beraubt, bahnte sich mühsam einen Weg durch das Trümmerfeld und viele der Verschütteten