Frage klingt konfus. Er schafft es noch immer nicht seine Gedanken zu sammeln. Jesus Blick schwappt über den Bootsrand.
Es ist Elia schon gekommen, und sie haben ihn nicht erkannt.
Andreas wendet seinen Blick von der Menschenmenge. Die Worte rutschen von seinen Lippen.
Was ist ein Menschenfischer?
Der Wind kämpft sich durch das schwarze Haar des Messias.
Ich werde euch neue Netze geben, mit diesen werdet ihr befreien und nicht fangen. Den zwölf Stämmen soll die frohe Botschaft verkündet werden.
Die Menschen im Boot verstehen nicht wovon der Nazarener spricht. Wie soll man etwas mit einem Netz befreien. Johannes ist gespannt auf jedes der folgenden Worte. Auch Andreas Neugierde ist noch nicht befriedigt.
Und was ist die Botschaft?
Jesus deutet auf das Netz.
Ein Fischer kann nicht jeden Fisch fangen, aber jeder ist eine Freude.
Der Messias sprach wahre Worte in die richtigen Ohren. Andreas sieht verwirrt zu seinem Bruder Simon. Jesus lässt seine Hand über den Rand des Bootes ins Wasser gleiten. Er legt seinen Kopf zur Seite und starrt, ein Gebet lang, auf die Wasseroberfläche. Seine Hand hebt sich aus dem See und sein Zeige-, Mitte- und Ringfinger deuten auf eine Stelle vor ihnen im See.
Dort, werft eurer Netz aus.
Simons Mund traut dem Gefühl in seinen Händen nicht.
Rabbi, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.
Das klare Wasser tropft von Jesus Fingern in den See zurück.
Du hast den Herrn gehört.
Dies war das erste und letzte Mal, dass Johannes für Jesus geantwortet hat. Jakobus Finger umklammern das Fischernetz. Simon sieht zu den Donnerbrüdern.
Auf dein Wort, sollen sie das Netz auswerfen.
Johannes und Jakobus greifen nach dem Netz und werfen es ohne Diskussion in die gewiesene Richtung. In der Stille des Sees sinkt es tiefer und tiefer. Andreas blickt erwartungsvoll ins blaue Element. Er spricht leise, um die Fische nicht zu verschrecken.
Herr sei gnädig zu uns und fülle unseren Tisch.
Plötzlich springt ein Fisch aus dem Wasser und landet direkt vor Jesus Füßen. Die Köpfe wenden sich ungläubig zu dem überdurchschnittlich großen Tier, doch bevor sie einen klaren Gedanken fassen können, gewinnt das Boot ruckartig an Tiefgang. Simon und Andreas greifen hastig nach dem Netz.
Zieht! Zieht!
Jesus Finger umschließen das Tau hinter Johannes Händen, doch selbst die vereinte Kraft der fünf Männer, bringt den Fischschwarm nicht davon ab, das Boot weiter nach unten zu ziehen. Es gerät in Schräglage und eine kleine Welle schwappt hinein. Zu der kräftezehrenden Anstrengung mischt sich nun Angst in Simons Augen.
Lasst das Netz los, wir gehen unter!
Schweig still du Narr!
Simon hätte Johannes normalerweise für diese Beleidigung von Bord geworfen, doch er folgt seinem Befehl! Wenn Jesus eines an den Menschen nicht leiden konnte, war es Kleingläubigkeit und Simon war kleingläubig. Eine zweite Welle schwappt hinein. In Andreas Augenwinkel erscheint ein anderes Boot. Er reißt seinen Blick nach oben.
Helft uns! Schnell!
Eine Windböe später greifen acht weitere Hände nach dem alten Netz. Der Fischschwarm kämpft, bis sich die Wasseroberfläche, um das Seil, hebt und überschlägt. Erst als das zweite Boot ebenfalls zu sinken droht, schwindet die Kraft der Tiere.
Zieht!
Mit einem verzweifelten Ruck ziehen die Männer das Netz an die Wasseroberfläche. Die ersten Fische purzeln in die Boote, doch der Anblick des riesigen Fischschwarms lässt einen Schauer durch die Körper der Menschen fahren. Soviel hatte zuvor noch niemand gefangen. Jesus hat sein Wort gehalten. Sie stehen schon knietief in Fischen und das Netz scheint gar nicht leerer zu werden. Die Tiere ziehen nicht mehr an den Booten, doch die Last ihrer sterbenden Körper, ist nun der Grund für den existenzbedrohenden Tiefgang der Boote. Die Gier entflammt in Simons Augen. Der Fremde wird in seinen Augen zu einem Segen. Etwas kriecht seinen Nacken hinauf und es bleibt dort.
Simon es reicht, wir werden kentern.
Willst du den Fang hier zurücklassen, Bruder?
Wir werden sinken wie ein Stein.
Simon zieht gierig am Netz. Die Maschen schneiden sich in die Innenseiten seiner Hände. Er fletscht die zusammengebissenen Zähne, plötzlich macht das Boot einen kurzen Tauchgang, um sich darauf einmal, um die eigene Achse zu drehen.
Die Fischer des anderen Bootes lachen aus voller Kehle. Neben dem erleichterten Boot, taucht ein Kopf nach dem anderen, wieder aus dem See auf. Andreas und Johannes teilen denselben Gedanken. Jesus wischt sich das Wasser aus den Augen und dreht sich paddelnd, bis er Simon erblickt.
Du bist Simon, Sohn von Jona, du sollst »Stein« heißen.
_KAPITEL 13
Die Helden
_Garten // Heute Nacht
E
in Windspiel aus Azurblauen Glasrohren spielt die erste und die letzte Melodie, der Menschheit. Die eingeschlossenen Luftblasen im klingenden Glas zeugen von der Schönheit der Welt, die durch den lächerlich kleinen Garten schallt. Das wenige tollkühne Gras wurde zwei Jahrzehnte lang nicht mehr gemäht, der Rest ist tote Erde, in die sich drei besetzte Stühle bohren. Der Mond scheint auf zwei frohe betrunkene Gesichter. Die einzigen Gesichter, auf dem gesamten Grundstück, die keinen Schimmer davon haben, dass Dämonen unter den Menschen wandeln. Es sind Johannes Nachbarn, Kevin und Cengiz. Sie lallen schon ein wenig.
Gizmo!
Gizmo?
Cengiz hebt die Augenbrauen, spitzt die Lippen und nickt mit dem Kopf.
Gizmo, nich' schlecht!
Kevin ist siegesgewiss, »Gizmo« ist ein brillanter Einfall. Nun ist Cengiz wieder an der Reihe. Er hält sich die fast leere Jack Daniels Flasche an die Stirn, um sein Denkvermögen zu erhöhen. Die Schlacht ist noch nicht verloren.
Gizmo mit dem roten Stirnband!
Dat zählt nich', Alter!
Wieso zählt dat nich'?
Ja wat, wieso nich'? Dat is' ja wohl logisch!
Deine Oma ihr Cousin is' logisch!
Alter, da könnte ich auch sagen: »Gizmo mit Schwimmflügeln.«
Schwimmflügel?
Ja, Schwimmflügel, Alter!
Alter, dat is' doch totaler Kappes!
Du kannst nur nich' verlieren!
Du kannst nich' verlieren! Gizmo is' ein Moquai und Moquais dürfen nich' nass werden, sonst verwandeln sie sich und sind gar nich' mehr süß! Wat soll dann Gizmo mit Schwimmflügeln?
Ich sag doch nich', dat er nass werden soll! Er soll sie nur anziehen.
Schiedsrichter, dat zählt doch nich' oder?
Mara sitzt, auf dem Metallklappstuhl, vor den beiden Helden und amüsiert sich am Menschen selbst. Ihr Name steht nicht mehr auf der goldenen Tafel der Engel. Sie selbst sieht sich jedoch nicht als Gefallene, sie hat gekündigt. Wo einst ihre malerischen Flügel waren, sind nun Tätowierungen von Maria von Magdala, genannt Magdalena und Maria, Mutter des Gesalbten. An ein Leben ohne Flügel hat der Engel sich gewöhnt, sie ist lieber auf der Erde gefangen als stillschweigend Gottes Wille zu verrichten. Sein Plan gefällt ihr nicht. Die Menschen taten ihr leid, wie uns ein Delphin, der sich in einem Treibnetz, um sein Leben