Lilith Diringer

Das Leben - manchmal kompliziert aber doch nicht immer!


Скачать книгу

ich etwas genervt. (Das sie auch mal wieder gar nichts mitkriegte!) Nachdem ich diese Worte ausgesprochen hatte, stand mein Bruder auf und schlich schuldbewusst nach oben. „Na wenn das so ist!! Ich gebe dir Geld mit, dann kannst du dir auf dem Weg zur Schule, etwas beim Bäcker kaufen!”, schlug meine Mutter vor.

      Also radelte ich los, holte mir schnell noch in der Bäckerei eine Brezel, fuhr weiter zur Schule und aß während des Fahrens die Hälfte auf. Den Rest verstaute ich, kurz nachdem ich angekommen war, in meinem Schulranzen. Da kam auch schon meine beste Freundin Sina zu den Fahrradständern geschlendert. Sie ist vom Aussehen her das komplette Gegenteil von mir: glatte, braune Haare und dunkle Augen .Ich hingegen habe blonde Locken und blaue Augen. Nachdem wir uns begrüßt hatten, liefen wir zum Schuleingang und ich erzählte ihr von meinem Cousin, dem Bild und meinem Traum. Sie war die Einzige mit mir, die von meinem Zeichenbuch wusste. „Das war nur ein Traum”, meinte sie beschwichtigend. Die Schulglocken unterbrachen unser Gespräch und wir machten uns schnell auf den Weg in unser Klassenzimmer. Herr Ludwig, unser Lehrer, stand bereits schon vor der Klasse, aber wir waren nicht die letzten, die herein kamen. Nach dem die Klasse fast vollzählig war und auch die letzten ihren Sitzplatz erreicht hatten, begann er mit seinem Unterricht. Wir hatten Mathe! Meine Gedanken waren ganz und gar nicht bei Mathe, sondern schwirrten die ganze Zeit um meinen Traum und ich konnte mich überhaupt nicht konzentrieren.

      Der Neue I

      Als ich zu Hause ankam, war Besuch da. Meine Mutter machte uns kurz bekannt. Der Mann war Engländer und hieß James. Er konnte aber sehr gut Deutsch. Meine Mutter hatte ihn in einem Café kennen gelernt. Oh mein Gott! Meine Mutter brachte ja jeden mit, den sie einfach so im Café traf! James blieb zum Mittagessen. Nach dem Essen ging ich hoch in mein Zimmer, um Hausaufgaben zu machen. Aber ich konnte mich mal wieder nicht auf die Aufgaben konzentrieren. Dieses bescheuerte Bild! Es konnte doch nicht sein, dass mich ein Kinderbild so dermaßen beschäftigte und ablenkte! Ich hatte doch nur einmal davon geträumt! Was sollte das schon bedeuten!

      Das Gefängnis

      Plötzlich stand Sina in meinem Zimmer. Sie war total aufgebracht! Ich versuchte sie zu beruhigen, aber das gelang mir kaum. Erst nachdem sie eine Tasse Kakao getrunken hatte, war sie wieder ansprechbar und ich fragte sie, was eigentlich passiert sei: „Meine Mutter wurde gerade festgenommen!! Die Polizisten behaupten, sie sei eine Steuerhinterzieherin! Aber meine Mutter hat überhaupt keine Steuern hinterzogen! Sie hat immer alles rechtzeitig bezahlt! Die Polizisten haben sie einfach mitgenommen!”, erklärte sie mir verzweifelt. Ich war total schockiert! So etwas hätte ich nie erwartet. Ich kannte Sinas Mutter sehr gut und ahnte, dass es sich nur um einen Irrtum handeln konnte.

      Als ich mich dann auch von der unerwarteten Information erholt hatte, beschlossen wir Sinas Mutter erst einmal zu besuchen.

      Wir schwangen uns auf unsere Räder und fuhren zur Polizei. Beim Polizeipräsidium angekommen, fragten wir uns durch, bis wir schließlich an einen sehr unfreundlichen Polizisten gerieten, der uns äußerst streng zurückwies. Er dürfe momentan niemanden zu Dominik Laure - Sinas Mutter - lassen. Sina wollte schon aufgeben, aber dann entdeckte ich ein Schild auf dem stand: Besuchszeiten der Untersuchungshäftlinge: Mo - Fr: 11 bis 15:30 Uhr. Mist! Es war bereits 17Uhr! Sina und ich beschlossen am nächsten Tag noch einmal zu kommen.

      Meine Mutter ist wieder verliebt - peinlich

      Wir fuhren enttäuscht mit den Fahrrädern zurück. Ich verabschiedete mich von Sina und wünschte ihr noch viel Glück, denn zu Hause wartete ihr Vater und die beiden wollten noch Dinge finden, mit denen sie die Unschuld von Sinas Mutter beweisen könnten. Dann fuhr ich nach Hause.

      Mist! Kurz bevor ich die Haustür aufschloss, fiel mir ein, dass ich eigentlich pünktlich um fünf zu Hause hätte sein sollen, da meine Mutter noch irgendetwas vorgehabt hatte. Vor einer viertel Stunde! Meine Mutter zeigte aber keinerlei Anstalten, mich deswegen zu beschimpfen. Sie hatte blendende Laune und glänzende Augen. „Sorry”, sagte ich zu ihr, als ich in die Küche stapfte, wo sie stand und kochte! Eine seltene Beschäftigung für sie. Sie war berufstätig (Chefsekretärin) und deshalb kochte sie meistens nicht sehr aufwendige Sachen. Meistens aus der Kühltruhe. Erstens, weil ihr kochen keinen Spaß machte, ganz im Gegensatz zu mir, und zweitens weil sie meinte, dass wenn sie aufwendig kochen würde, ich dann viel später mein Mittagessen serviert bekommen würde. Deshalb und auch weil das, was sie schnell kochte oder aufwärmte, sehr lecker schmeckte, fand ich mich damit ab. Weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte, fragte ich, ob Jonathan schon da sei. “Nein! Der kommt erst später.” Genau in diesem Moment klingelte es und ich ging zur Tür in der Erwartung, dass Jonathan gleich ins Haus stürmen würde. Aber als ich die Tür aufriss, steckte mein Kopf sofort in etwas weichem, duftendem. Es war ein Blumenstrauß, in dem ich gelandet war, als ich beim Türaufreißen etwas nach vorne gekippt war. Hinter dem Blumenstrauß sah James hervor. Der Engländer! „Was will der denn hier?”, flüsterte ich meiner Mutter zu, die bereits dazugekommen war. „Was denkst du denn! Ich habe ihn zum Essen eingeladen!”, fauchte meine Mutter leise zurück. Das hätte ich mir eigentlich denken können! Aber, da er ja schon gestern da gewesen war und ich nicht damit rechnete, dass dies nun jeden Tag der Fall sein würde, war meine Frage eigentlich berechtigt.

      Also das war es, was sie heute noch vorgehabt hatte. Es stellte sich aber im Laufe des Abends heraus, dass ich gar nicht so früh hätte kommen müssen, da meine Mutter noch bis um sieben Uhr mit Kochen beschäftigt war. Bis dahin, musste ich mich die ganze Zeit mit James unterhalten, da er sich anscheinend sehr für die Kinder seiner „Neuen Freundin“ zu interessieren schien. Während unseres Gesprächs fand ich heraus, dass James Arzt und nicht verheiratet war. Als meine Mutter dann fertig mit Kochen war, konnte ich das Gespräch mit James endlich einstellen. Er war ja schon ganz nett, aber ich hatte auch noch wichtigere Dinge zu tun, als mich mit „dem neuen Bekannten“ meiner Mutter zu unterhalten und ihm zu erklären, was meine Mutter für Vorlieben hatte. Nachdem ich schließlich fertig gegessen hatte, (was sehr lange dauerte, weil meine Mutter zu Ehren des Besuches von James ein Drei-Gänge-Menü gekocht hatte) ging ich in mein Zimmer. Natürlich wollte ich James und meine Mutter nicht länger stören. Man sah ihnen sehr deutlich an, dass sie verliebt waren - wie peinlich in ihrem Alter! Aber auf der anderen Seite gönnte ich es ihr auch. In meinem Zimmer beendete ich meine Hausaufgaben, die ich angefangen hatte, aber durch Sinas plötzliches Eintreffen abbrechen musste und hörte noch ein bisschen Musik. Dann legte ich mich in mein Bett. An diesem Abend malte ich kein neues Bild, sondern erweiterte das Elfenbild. Ich hatte zwar etwas Angst vor dem Bild, da es mich regelrecht verfolgte, aber es hatte auch irgendetwas Geheimnisvolles an sich - etwas Magisches. Und das war genau das, was mich anzog. Danach schlief ich ein.

      Noch so ein Traum

      Ich tollte mit den Elfen herum! Wir spielten zusammen Fangen, Verstecken und so weiter. Himaleia Sesero, die einfachkeitshalber alle Seri nannten, hatte mich mit ihren Freundinnen bekannt gemacht und ich hatte herausgefunden, dass die Elfen eine Kugel hatten, mit der sie sehen können, wer als nächstes in ihr Elfenreich gelangen wird. Deshalb wussten sie damals auch, dass ich in das Elfenreich kommen würde und begrüßten mich so höflich. Ich aß bei den Elfen in den Nestern Früchte, fing schmetterlingsähnliche Wesen, die dort herumflogen und ließ sie wieder frei. Ich erlebte den Alltag der Elfen und fühlte mich wie in einem Phantasieroman.

      “Wach auf!!! Aufwachen kleines Schwesterchen! Sonst kommst du noch zu spät zur Schule!!”, weckte mich mein Bruder mit neckendem Unterton. Er liebte es, den älteren zu spielen, so dass ich mich fühlte als wäre ich erst drei! Etwas verwundert darüber, warum mich meine Mutter nicht geweckt hatte, stand ich kurz nachdem mein Bruder aus dem Zimmer gegangen war, langsam auf. Dann fiel es mir wieder ein: Chefbesprechungsseminar oder so etwas ähnliches, da musste sie bereits um fünf heute Morgen weg! Die Arme! Mein Wecker begann zu klingeln und bevor meine Ohren Gefahr liefen zu platzen, schlug ich so lange auf ihn ein, bis er aufhörte. Verschlafen machte ich mich fertig und torkelte nach unten. Dort nahm ich das für mich hingelegte Geld für den Bäcker, bei dem ich mir heute ein Schokocroissant