ließ den Kopf hängen und rieb sich mit einem endgültigen Seufzer die Stirn.
„Das … das tut mir leid. Sie war ein wunderhübsches, junges Mädchen … soweit ich mich erinnern kann; aber sie war mit Sicherheit zu jung und zu unschuldig, um zu sterben.“
Sirian erwiderte nichts, erwähnte nicht, dass sie ohnehin gestorben wäre und meinte irgendwo in der Ferne das Fauchen von Feuer zu hören, die Schreie der Menschen der Hafenstadt …
das Bild von Flammen, die das Haus seiner Schwester verschlangen.
„Wer? Wer würde so etwas tun? Und aus welchem Grund?“, flüsterte Liyold, beugte sich zu Sirian hinab und verzog seine Augen einen Moment zu Schlitzen.
Die Versuchung, es Liyold zu sagen, war groß. Beinahe hätte Sirian einfach alles herausgeschrien, was er wusste; dass Godric ermordet worden war, dass alle, die davon erfuhren und es nicht wissen durften, verschwanden … aber er durfte nichts verraten. Sonst würde Liyold ebenso verschwinden wie seine Schwester, einfach vom Antlitz Moréngards getilgt werden.
„Das kann ich dir nicht sagen. Ich würde dich nur mit hineinziehen in diese ganze Scheiße …“, wich Sirian endlich aus und ließ sich etwas tiefer ins Wasser sinken.
„Du weißt, dass du mir vertrauen kannst“, beharrte Liyold und legte seine Hände auf den Bottich, „sag es mir!“
Entschieden schüttelte Sirian den Kopf, erhob sich aus dem Zuber und trat aus ihm heraus.
Tatsächlich war er sofort trocken, nicht ein Tropen des – nun fast schwarzen – Wassers berührte den Teppichboden.
„Tut mir leid, aber ich kann nicht die Verantwortung für noch einen Toten tragen; dafür liegt mir zu viel an dir.“
Liyold schnaubte wütend, erhob sich ebenfalls und stemmte die Hände in die Hüften.
„Was machst du dann hier, wenn du es mir nicht sagen willst? Willst du über alte Zeiten plaudern? Dich irgendwo ausheulen? Wenn ja, dann suche dir gefälligst jemand anderen! Ich bin nicht Ragnir, ich bin nicht mehr zuständig für die Morde von unschuldigen Bürgern. Und selbst als ich es noch war, konnte ich nicht verhindern, dass Unschuldige zwischen die Fronten gerieten!“
Von all jenen Dingen, die Liyold sagte, blieb Sirian vor allem ein Name im Gedächtnis hängen; mit einem plötzlichen Lächeln im Gesicht klatschte er in die Hände.
„Das ist es!“, rief er aus und trat aus dem Zuber, eilte schnellen Schrittes auf die Türe zu.
„Was ist was? Verdammt, rede mit mir! Du bringst dich doch nur wieder in Schwierigkeiten!“, stöhnte Liyold auf, hechtete Sirian hinterher und hinderte ihn daran, aus der Tür zu laufen.
„Begreifst du es denn nicht? Du hast mir die Lösung doch gerade selbst gesagt!“
Sirian fasste Liyold an den Schultern und so etwas wie Schadenfreude trat auf sein Gesicht, als er daran dachte, was Azard bald geschehen würde, wenn alles so klappte, wie er es sich vorstellte.
„Ich gehe zu Ragnir! Ragnir ist der Einzige, den Azard fürchtet! Der Einzige, den er nicht töten konnte, auch als er noch einer der gefährlichsten Paladine des Ordens war! Ich werde gleich jetzt zu ihm gehen!“
Sanft aber bestimmt zog er Liyold aus dem Weg, streckte die Hand nach der Türklinke aus und öffnete die Tür. Liyold ließ es geschehen, trat einen Schritt zurück und schüttelte leicht den Kopf.
Sirian fluchte leise, wollte sich auf den Mund schlagen. In seinem Rausch hatte er Azards Namen erwähnt und damit war alles klar. Liyold wusste Bescheid.
„Liyold, ich …“, setzte Sirian an, doch der alte Mann unterbrach ihn mit einer Bewegung seiner Hand.
„Azard ist schwer zu kriegen, Sirian, aber ich mochte deine Schwester. Wenn du dir mit dem, was du vorhast, wirklich sicher bist, dann werde ich dich nicht aufhalten, aber ich möchte, dass du weißt, worauf du dich einlässt.“
Das Lächeln auf Sirians Lippen gefror und er senkte leicht den Blick, trat in die Türschwelle.
„Ich bin schon viel zu tief in die Dinge verwickelt, als dass ich mich jetzt noch zurückziehen könnte. Ich muss mich nur noch entscheiden, wie ich untergehen will. Kämpfend oder mich in einem dreckigen Loch verkriechend. Und ich bin zu alt,um mich zu verstecken.“
Sirian trat an Liyold heran, zögerte einen Augenblick, dann fiel er ihm um den Hals und drückte ihn fest an sich.
„Danke …!“
Liyold hielt verdutzt inne, bevor er die Umarmung fest erwiderte und sich schließlich von Sirian löste; er seufzte leise.
„Dann geh und kämpfe, so wie ich es von dir gewohnt bin!“
Sirian wandte sich um, lief aus dem Haus hinaus, die Sohlen seiner Lederstiefel knirschten im Kies.
An der Straße drehte er sich noch einmal um und hob eine Hand zu einem Abschiedsgruß.
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