Alexander Mosca Spatz

Pfad des Feuers


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vergewisserte sich, dass die beiden sich nicht auf ihn konzentrierten, dann stieß er sich vom Boden ab, machte eine Hechtrolle, griff im Flug nach dem Schwert, rollte sich ab und sprang hinter den beiden Wächtern auf die Beine. Vollkommen überrumpelt wirbelten die beiden herum, hoben ihre Klingen, aber zu langsam. Bevor sie überhaupt die Chance hatten, irgendetwas zu tun, stieß Eric zu. Schnell, tödlich und präzise schlug er zu, begleitet von den Schreien der beiden Wächter. Aaron verzog das Gesicht. Er war schon alt und erfahren genug, dass ihn der Anblick eines ungleichen Kampfes nicht mehr anwiderte, aber er mochte das Gefühl immer noch nicht und er würde sich auch nie daran gewöhnen. Weinend fiel einer der Männer in den Schnee, hielt sich den aufgeschlitzten Bauch, während sich der Schnee unter ihm langsam dunkelrot färbte.

      Er zappelte noch ein wenig, die Absätze seiner Stiefel wirbelten den Schnee auf, dann erlahmten seine Bewegungen und sein Kopf fiel zur Seite. Der andere Wächter warf sein Schwert in den Schnee, fiel auf die Knie und sah Eric flehend an.

      „Bitte, verschone mich, ich flehe dich an! Ich habe drei Kindermäuler zu stopfen! Ich wollte nur das Geld, bitte, ich wusste doch nicht, dass …“

      „… ihr Leute jagt, die sich zu wehren wissen?“, beendete Eric den Satz kalt und trat auf ihn zu. Das Schwert an seiner Seite zog kleine Kreise, durchschnitt zischend die Luft.

      „Nein, nein, nein! So meinte ich das nicht, ich schwöre es! Bitte lass mich am Leben!“, wimmerte der Mann und Eric schnaubte verächtlich, baute sich vor dem Mann auf.

      „Es tut dir also Leid, was du getan hast? Aufrichtig?“

      Der Wächter nickte heftig, der flehende Ausdruck wich ein wenig aus seinem Gesicht und machte einem Funken Hoffnung Platz.

      „Ja, das tue ich, aufrichtig, ich verspreche es!“

      Eric nickte leicht, seine Mundwinkel verzogen sich zu einem kalten Lächeln.

      „Gut, dann sterbe wohl!“

      Die Augen des Mannes weiteten sich, sein Mund öffnete sich zu einem letzten Schrei, der nicht mehr kommen würde. Eric schwang das Schwert schnell, die Klinge zog einen Fächer roter Blutspritzer hinter sich her und Blut spritzte an die Fassaden der Häuser neben ihnen.

      Mit einem Entsetzten Ausdruck auf dem Gesicht griff sich der Mann an die Kehle, das Blut rann ungehindert durch seine Finger hindurch in den nun blutroten Schnee, bevor er vorn über fiel und reglos liegen blieb.

      Aaron trat auf Eric zu, dem Blick der toten Augen des Wächters sorgsam ausweichend.

      „Könnte ich bitte mein Schwert wieder haben, Eric?“, fragte er nur und seine Augen blitzten einen Moment auf, doch Eric bemerkte es nicht. Stattdessen nickte er nur, ließ den Kopf hängen und reichte Aaron dabei das Schwert mit der Klinge nach unten.

      Langsam nahm Aaron es entgegen, schloss seine Finger fester um den Griff. Er war noch warm. Plötzlich packte er Erics Arm, verdrehte ihn und drückte Eric gegen die blutbespritzte Fassade. Erics Gesicht war an den kalten Stein der Häuser gepresst, sein Arm lag verdreht auf seinem Rücken, während Aaron sein Handgelenk festhielt. Das ganze hatte nicht länger dauert als einige Sekunden. Eric wusste, Aaron könnte ihm jetzt sofort den Arm brechen und er würde sich nicht wehren können.

      „Also, vielleicht sollten wir nochmal von vorne anfangen und diesmal ehrlich sein; sonst könnte das böse enden. Wer bist du wirklich?“, presste Aaron hervor und drückte Eric die Schwertspitze in den Nacken. Dieser zuckte zusammen, als der kalte Stahl ihn streifte, machte jedoch keine Anstalten, sich zu wehren.

      „Was im Namen des Letzten Herrschers tust du da? Ich bin Eric Maílty, Protegé des …“, der Rest seines Satzes ging in einem zischenden Stöhnen unter, als Aaron so fest zugriff, dass Erics Handgelenk knackte.

      „Ich mag alt sein, aber ich bin nicht senil! Kein Protegé kann so kämpfen! Du wärst niemals durch die Prüfungen gefallen! Ich habe gesehen, wie du die Situation abgewogen und sorgsam geplant hast, wie du gezielt die Tür eingerannt hast.“

      Aaron beugte sich so tief zu Eric hinab, dass sein Mund dicht neben Erics Ohr war.

      „So kämpfen nur Nachtjäger! Adepten, die man zu Assassinen des Ordens ausgebildet hat! Ich kann mir kaum vorstellen, dass Ragnir als dein Vater damit zufrieden gewesen wäre, dass du ein Protegé des Ordens bleibst! Er ist der beste Schwertkämpfer des Landes! Wie kommt es also, dass du den selben Kampfstil hast wie ein Nachtjäger, hm?“

      Aarons Blick fiel auf den Ärmel von Erics Mantel und ein grimmiger Ausdruck der Zufriedenheit trat auf sein Gesicht.

      Die blaue Flamme der Nachtjäger ist auf dem Schwarz kaum zu erkennen, vor allem im Dunkeln, aber wenn man weiß, wonach man Ausschau halten muss …

      Die Nachtjäger waren eine geheime Einheit innerhalb des Ordens und hatten mit diesem an sich nicht viel zu tun. Nach der gewöhnlichen Ausbildung konnte man nur zum Nachtjäger werden, wenn man sich durch besondere Leistungen und Fähigkeiten hervor hob.

      Diejenigen, die für diesen Pfad bestimmt wurden, trennte man sofort von den anderen Adepten und fing an, sie auszubilden, einzelne Personen zu eliminieren und Menschen zu jagen.

      Die Mitglieder der Nachtjäger waren gewöhnlicherweise die besten Männer des Ordens, am beweglichsten, schnellsten und am wendigsten; es bedurfte großer körperlicher Leistungsfähigkeit, um ein Nachtjäger zu werden. Einmal ein Paladin, erfuhr man von der Existenz der Nachtjäger und arbeitete mit ihnen zusammen. Auch die Identität einzelner Nachtjäger war bekannt, wenn man sich auch meistens an eine Kontaktperson innerhalb des Ordens wandte, wenn es einen wichtigen Auftrag gab.

      Man munkelte, die Nachtjäger wären die Vorstufe der Exekutoren, jener unheimlichen Wesen, die des Nachts über Moréngard hinweg flogen und jene verschwinden ließen, die dem Orden ein Dorn im Auge waren. Jedoch waren die Nachtjäger streng von den Mitgliedern des Ordens für innere Sicherheit zu unterscheiden. Der Orden für innere Sicherheit existierte – so wie die Nachtjäger – für die normale Bevölkerung nicht und selbst die Paladine des Ordens, egal wie hoch sie auch in der Hierarchie des Ordens standen, wussten nicht, wer dessen Mitglieder waren. Grundsätzlich könnte es wahrlich jeder sein … und eben deswegen, war es auch so gut wie unmöglich einen richtigen Widerstand gegen den Letzten Herrscher aufzustellen; niemand wusste, wem man trauen konnte, selbst innerhalb des Ordens. So behielt ihr Gott alle unter Kontrolle, ohne auch nur einen Finger zu rühren … mit nichts weiter als Angst.

      Erics Profil würde zu dem eines Nachtjägers passen … und erklären, wieso ich ihn noch nie im Orden gesehen habe, dachte Aaron.

      Eric atmete tief durch, versuchte sich leicht aus dem Griff Aarons zu winden, aber dieser drückte sofort die Klinge des Schwertes in Erics Nacken, woraufhin dieser sofort erstarrte und sich nicht mehr rührte.

      „Hey, beruhige dich, verstanden?“

      „Ich bin ganz ruhig“, erwiderte Aaron leise und legte leicht den Kopf schief, drückte etwas mit der Klinge zu.

      „Ich warte immer noch auf eine Antwort …“, fügte er hinzu und trat Eric in die Kniekehle, woraufhin dieser ein wenig an der Wand hinabrutschte.

      „Ja, ist gut! Ich gehöre zu den Nachtjägern!“, stieß Eric aus und versuchte sich wieder aufzurichten, jedoch hielt Aaron ihn weiter am Boden.

      „In wessen Auftrag? Was hat ein Nachtjäger mit meinem Vorhaben zu tun?“, bohrte Aaron nach und Eric seufzte geschlagen.

      „Ich bin auf Befehl meines Vaters hier! Ich soll dafür sorgen, dass dich niemand tötet und im Hintergrund Deckung geben, falls jemand sich dazu entschließen sollte, dich zu erledigen. Informationen zufolge hat es eine Explosion in der Hafenstadt gegeben und man munkelt, jemand, der Azard Ciantá verdammt ähnlich sah, sei dort gewesen. Sirian ist verschwunden und bisher nicht mehr wieder aufgetaucht; meine Spione überwachen die ganze Stadt!“

      Aarons Miene versteinerte sich und er starrte ins Leere, lockerte etwas seinen Griff, jedoch könnte er Eric immer noch innerhalb von Sekundenbruchteilen den Arm brechen, also blieb dieser still an der Wand stehen.