Dennis Weis

Die Geisterbande Dekalogie


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vor, mir zu erzählen, wie der Plan lautet, oder?“ fragte ich.

      „Heinrich mag mich trotz allem“, verriet sie, „er wird mich hier freiwillig rauslassen. Das hat er damals auch gemacht, als ich schon mal fliehen wollte.“

      Es klang erstmal nach einem guten ersten Schritt einer Idee, die klappen könnte und dennoch hatte ich gewisse Zweifel.

      „Warum sollte er mich auch gehen lassen?“ wollte ich wissen, „denn schließlich bin ich Malits Gegner und wer mir hilft, ist doch sicherlich des Todes.“

      „Das weiß er, aber er will genauso weg von diesem schrecklichen Ort wie ich“, entgegnete sie.

      „Obwohl du dafür verantwortlich bist, dass er ein Gefangener von Malit ist?“ fragte ich.

      Hanna schaute beschämt weg.

      „Von wem kommt diese Information?“ wollte sie nun von mir wissen.

      „Von Hans“, antwortete ich, denn Hanna hatte meiner Meinung nach die Wahrheit verdient.

      „Sowas kann nur von ihm stammen“, äußerte sie.

      „Was soll das bedeuten?“ fragte ich.

      „Das heißt, er lügt“, teile sie mit, „ich habe nicht alle Geister, die sich in Malits Sklavenschaft befinden, hierher gelotst. Hans hat ebenso dafür gesorgt. Und nun will er mich loswerden, denn er will Malits Lieblingsgeist sein. Etwas, was ich nie sein wollte.“

      Immerhin hat sie zugegeben, dass sie für Malit gearbeitet hat, sonst hätte ich ihre Aussage auch nicht geglaubt. Aber nun schien es dadurch wahrheitsnah zu sein. Andererseits war ich nicht in der Verfassung, alles davon abhängig zu machen, ob es der Wahrheit entsprach oder eben nicht. Ich musste Peter retten und das hatte jetzt oberste Priorität.

      „Gut, dann rufe Heinrich“, sagte ich, „und was passiert dann?“

      „Wir gehen in den Schacht“, antwortete sie, „um direkt nach Peter zu suchen.“

      „Ist das nicht gefährlich?“ fragte ich.

      „Auf jeden Fall“, teilte Hanna mit, „aber wir haben keine andere Wahl. Wir können nur hoffen, möglichst unerkannt an allen vorbei zu kommen.“

      „Klingt wie eine Kamikaze- Aktion“, sagte ich, „machen wir’s.“

      „Heinrich!“ rief sie dann abermals, „Heinrich!“

      Im nächsten Moment kam er. Ein kleingewachsener Geist, der aber von der Gestalt her älter aussah als ich. Klar er war natürlich viel älter als ich, aber ich meinte das Aussehen.

      „Was ist denn, Hanna?“ fragte er und musterte mich, „du bist bei ihm?“

      „Ja, Malit hat mich zu ihm gesperrt“, antwortete sie, „und jetzt kannst du mir helfen zu entkommen.“

      „Was hast du denn verbrochen?“ fragte Heinrich und schaute immer wieder zu mir, als ob es ihm überhaupt nicht gefiel, dass ich mit ihr zusammen in einer Zelle war.

      „Malit will mir zeigen, dass ich niemals zu meinen Eltern kann“, antwortete sie und musste sich zusammenreißen, dass sie nicht gleich losheulte, „und will mich loswerden, denn ich kritisiere ihn und er braucht mich nicht mehr.“

      „Ich werde dir helfen“, sagte Heinrich und öffnete die Tür, „aber der bleibt drin.“

      „Heinrich“, sagte sie und schaute ihm tief in die Augen, „er ist der Erlöser, das weißt du, oder? Er wird uns retten, denn er ist ein Lacin.“

      Heinrich musterte mich erneut. Dieses Mal nicht so abfällig, wie zuvor, sondern mit einem ungläubigen Blick. So nach dem Motto: Das soll der Heilsbringer sein?

      „Er ist es“, sprach Hanna, „also lass‘ ihn frei.“

      „Gut, aber ich will mit“, forderte er ein und Hannas Blick ging nun zu mir.

      „Soll er?“ fragte sie.

      „Meinetwegen“, antwortete ich, „wenn er helfen kann.“

      „Das kann ich gewiss“, sagte er und seine Stimme wurde hektischer, „ich kenne mich hier sehr gut aus und außerdem will ich Malit auch fertigen.“

      „Fertigen?“ fragte ich nach.

      „Ja.“

      „Das heißt fertig machen“, korrigierte ich.

      „Ja, genau, das meinte ich“, grinste er verlegen.

      Er machte die Tür weit auf und Hanna und ich konnten hindurch.

      „“Passt der Schlüssel überall?“ wollte ich wissen, denn ich wollte auf dem Weg zum einen weitere Gefangene befreien, aber natürlich nicht vor einer verschlossenen Tür stehen, wenn Peter dahinter war.

      „Nur für die Zellen“, verriet Heinrich.

      „Das reicht“, meinte ich, „gibst du ihn mir?“

      Heinrich schaute zu Hanna als wolle er fragen, ob man mir trauen könne. Das sollte er sie mal fragen!

      „Ist in Ordnung“, sagte sie nur und Heinrich übergab mir den Schlüssel.

      „Wo gehen wir hin?“ fragte Heinrich.

      „Zu den Schächten“, antwortete Hanna, „wir müssen erst seinen Freund befreien.“

      „Aber Malit wird sich ebenfalls dort befinden“, wandte Heinrich ein.

      „Dann werde ich ihn bekämpfen müssen“, machte ich deutlich, da ich mich erstarkt fühlte.

      „Dann folge man mir“, sagte Heinrich und ging schnellen Schrittes voran.

      Wir mussten einen schmalen Gang entlang und kamen zu einer weiter Tür, für die wir keinen Schlüssel benötigten. Heinrich schaute zuerst hinaus, um zu testen, ob Gefahr lauert.

      „Die Luft ist rein“, sagte er und wir passierten die Tür.

      Er machte deutlich, dass wir nach rechts mussten, um zu den Schächten zu gelangen. Dieser Gang ging eine ganze Zeit geradeaus, ehe er in eine Art Halle endete.

      „Wartet hier“, flüsterte Heinrich, „da vorne sind Wachen.“

      „Wachen?“ fragte ich, „wie viele kann er denn beherrschen?“

      „Bestimmt einhundert“, antwortete Hanna, während Heinrich zu den Wachgeistern ging.

      Ich konnte aus der Entfernung nicht verstehen, was Heinrich mit ihnen besprochen hatte. Aber auf einmal kamen sie in unsere Richtung.

      „Mist“, sagte Hanna, „sie werden herausgefunden haben, dass etwas nicht stimmt.“

      Während Hanna zurückwich, blieb ich stehen. Ich würde nicht mehr weglaufen. Dadurch kriege ich Peter auch nicht zurück. Zudem konnte ich meine Kraft auch noch aktivieren, um die Wachen auszuschalten.

      „Sei gegrüßt, Hanna, er soll also in die Schächte?“ fragte die eine Wache.

      „Ja…genau, auf Befehl von Malit“, bestätigte Hanna und hoffte so sehr, dass die beiden es schluckten.

      „Und dann schickt Malit euch beide?“ fragte die andere Wache.

      „Ja, wo soll er denn auch hin?“ stellte Heinrich als Gegenfrage.

      „Stimmt, da ist was dran“, erkannte die Wache.

      „Ihr dürft passieren“, sagte die andere, „bevor Malit ungeduldig wird. Und ihr wisst, was dann geschieht? Und das wollen wir nicht.“

      Die Wachen begleiteten und bis zu einem riesigen Tor, welches sich automatisch öffnete und in die Dunkelheit führte.

      „Sind das die Schächte?“ flüsterte ich, während wir an den Wachen vorbei waren.

      „Noch nicht“, antwortete Hanna leise, „wir müssen erst durch die Passage.“