Dennis Weis

Die Geisterbande Dekalogie


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      Das Tor zur Geisterwelt

      „Was ist denn die Brücke des Todes?“ fragte ich entsetzt und kam mir vor, als wäre es ein Titel aus der Indiana Jones Reihe.

      „Das Tor zur Geisterwelt wird dadurch geschützt“, erklärte Heinrich.

      „Und wie schützt es das Tor?“ bohrte ich weiter.

      „In der Tiefe unterhalb der Brücke lauert ein Wesen, dass wir als Canis nennen. Es ist eine Mischung aus Monster und Wachhund.“

      „Und wie kommt ihr da sonst rüber?“ wollte ich wissen und merkte, dass es mit der Angst zu tun bekam.

      „Malit sorgt dafür“, antwortete Heinrich, „jetzt musst du uns helfen.“

      Wie sollte ich das denn machen? Der würde uns zerfleischen. Ich konnte doch nicht einem Riesenmonsterhund irgendwo nahe dem Mittelpunkt der Erde in Schach halten oder gar bekämpfen. Er war sonst der Wächter zum Tor. Warum wohl! Er konnte dafür sorgen, dass nichts reinkam, aber eben auch nichts herauskam.

      „Wir müssen es einfach probieren“, schlug ich vor, da keine Ahnung hatte, wie ich vorgehen sollte.

      „Und wenn Canis erscheint?“ fragte Heinrich.

      „Dann improvisieren wir“, antwortete ich und ging los, damit wir an Ort und Stelle nicht verharrten.

      Ich konnte einige Meter zurücklegen, ehe ich ein lautes Brüllen aus den Tiefen unter mir vernahm. Es musste Calis sein! Mir ging echt die Muffe, aber stehenbleiben wollte ich eben auch nicht. Hanna und Heinrich positionierten sich hinter mich.

      „Das schaffen wir nicht“, sagte Heinrich und schlotterte.

      Ein Geist, der Angst hatte, schon eine lustige Vorstellung. Dabei würden die meisten behaupten, Gespenster existieren, um Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen. Wenn also ein Geist es mal mit der Angst zu tun bekam, musste es eine wahrhaftige Bestie sein!

      „Jetzt sei ruhig“, rief Hanna, „das hilft uns auch nicht, wenn du jammerst.“

      Und da hatte sie total recht. Es unterstützte mich, indem was von mir verlangt wurde, nämlich uns drei rüber zu bringen über die Brücke des Todes. Im nächsten Moment versteinerte es mich, da mit einem Satz dieser riesige Hund auf einmal auf der Brücke stand. Er sah aus wie eine Mischung aus Rottweiler und Drache, da er kein Fell hatte. Seine Augen waren gelb und leuchteten. Er war etwa vier Mal so groß wie wir.

      Er brüllte derartig laut, sodass eine Druckwelle davon erzeugt wurde und wie Windstärke 8 an uns vorbeizog. Hanna und Heinrich versteckten sich nun hinter meinem Rücken. Ich glich einer Statue. Das Monster schaute mir tief in die Augen, grimmig und bereit zum Angriff.

      „Jetzt müsstest du was machen“, flüsterte Heinrich.

      „Oh, Heinrich“, sagte Hanna, „halt die Klappe. Das weiß er bereits selbst.“

      Canis kam langsam näher. Es war merkwürdig, denn ich hatte erwartet, dass er uns oder besser gesagt mich eher angreifen wollte, aber er zögerte. Nicht, dass ich das nicht auch als gut empfunden habe, es ließ mich nur fragen, weshalb er sich zurückhielt.

      „Was will er denn?“ fragte ich nach hinten.

      „Ich weiß es nicht, da ich nicht dabei bin, wenn Malit ihn entgegentritt“, antwortete Hanna.

      „Ich weiß es“, sagte Heinrich auf einmal, „er will essen.“

      „Essen?“ fragte ich verwunderlich, „was ist denn ein Höllenmonster so? Menschen, Geister oder kleine Kinder?“

      „Nein“, antwortete Heinrich, „Knochen.“

      „Knochen? Das ist ja wie bei einem normalen Hund“, stellte sich fest.

      „Aber wo bekommen wir jetzt einen Knochen her?“ fragte Hanna.

      „Vielleicht reicht auch ein Stock“, vermutete ich, „denn Hunde lieben Stöcker.“

      „Merkt er nicht, dass wir ihn reinlegen?“ fragte Heinrich.

      „Versuch macht klug“, gab ich als Antwort, „sonst kommen wir nicht weiter.“

      Also schaute ich kurz zurück und suchte nach einem Stock. Canis kam indes immer ein Stückchen näher. Und zu meinem Glück lag auf dem Boden ein Holzstück.

      „Das müsste es auch tun“, sagte ich und hielt es hoch, sodass Canis es sehen konnte.

      Er blieb sofort stehen und schaute misstrauisch. Er konnte aus der Entfernung nicht erkennen, was ich da in der Hand hielt. Also spielte ich mit ihm, indem ich das Holzstück hin und her wedelte. Er stand weiterhin dort, ohne wie ein Hund sich mitziehen zu lassen.

      „So, nun spring hinterher“, sagte ich und warf mit aller Kraft das Holz in Richtung Abgrund.

      Jetzt machte Canis einen Satz, sodass er dem Holzstück folgte.

      „Jetzt!“ rief ich, „müssen wir rennen!“

      Ich lief, was das Zeug hielt und die beiden schwebten so schnell sie konnten, damit wir zum anderen Ende kamen, bevor das Monster wieder auf der Brücke sein konnte. Wieviel Zeit wir hatten, wussten wir nicht. Ich hörte Geräusche, die ich Canis zuordnete. Eine Art Jaulen und Hecheln.

      „Wie lang ist die Brücke denn noch?“ fragte ich, denn ich bemerkte meine Kondition, die sich wieder einmal meldete.

      „Ein Stück noch“, antwortete Hanna.

      Dann stoppten wir abermals, denn Canis ist erneut vor uns auf die Brücke gesprungen.

      „Na, super“, rief Heinrich, „dein Trick hat wohl nicht funktioniert.

      Anders als vorhin guckte er nicht böse drein, sondern erwartungsvoll. Allerdings war er viel näher dran und ein zweites Holzstück war nicht in Sicht. Zurücklaufen konnten wir auch nicht, sodass wir praktisch in der Falle waren. Dann kam Canis noch weiter heran. Ich konzentrierte mich, um zur Not einen Feuerball oder eine Druckwelle erzeugen zu können. Als die Hundebestie vor uns stand, merkten wir, wie gewaltig er war. Canis setzte sich und spukte ein speicheltriefendes Stück Holz aus. Wir waren allesamt baff!

      „Passiert das gerade wirklich?“ fragte Hanna und war sehr verwundert.

      Canis hatte das Spiel angenommen. Ich war so erleichtert und zeitgleich angewidert von dem Schleim, den das Holzstück umgab. Sehr eklig, aber eben für mich auch lebensrettend. Wer weiß wie ich aussehen würde, hätte Canis ernst gemacht? Ich nahm das Stück und schmiss es erneut in Richtung Abgrund. Canis verschwand wieder.

      „Dann sollten wir uns dennoch beeilen“, rief ich, „bevor ihm langweilig wird.“

      Bevor wir das Ende erreichten, musste ich noch einmal das Wurfspiel wiederholen. Dann standen wir vor einem weiteren Eingang in einen Tunnel.

      „Sind das die Schächte?“ fragte ich.

      „Ja, wir sind da“, bestätigte Hanna

      Wir gingen hinein. Es war schmaler als vorher im Höhlensystem, aber ich konnte gerade voranschreiten und musste mich nicht gebückt halten.

      „Wir sollten aufpassen“, warf Hanna ein, „denn es befinden sich überall Geister und wir wissen nicht, ob sie Malit verhelfen oder uns.“

      „Das Risiko gehe ich ein“, sagte ich, denn ich war es leid, immer wieder einem Problem aus dem Weg zu gehen.

      Es kamen uns einige Geister entgegen, ehe ich sei wahrnehmen konnte. Sie taten uns nichts, denn sie mussten das Gestein des Schachtes abbauen. Geister können Gegenstände tragen?

      „Wie kommt es, dass sie die Fertigkeiten der Menschen haben, aber aussehen wie Geister?“ fragte ich.

      „Malits Artefakt im Amulett ermöglicht es“, antwortete Heinrich, „es ist sehr mächtig.“

      „Mächtiger als damals“, ergänzte Hanna, „aber auch ich weiß nicht,