Arnulf Meyer-Piening

Doppel-Infarkt


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und Beschenkt werden, von kommerziellen Interessen beherrscht.“

       „Auch hier im Lande spielt die finanzielle Seite des religiösen Lebens eine große Rolle: Shinto-Priester weihen in bestimmten Schreinen die neuen Autos für Geld. Bei uns mischen sich oft Naturglaube mit Aberglaube, auch ich kann das nicht so genau unterscheiden, jedenfalls haben für mich symbolische Handlungen eine große Bedeutung: Wenn ich ins Ausland verreise, dann melde ich mich mit einer Schale ‘Opfer-Reis‘ im Shinto-Schrein meiner Heimatstadt ab.“

       „Das empfinde ich als eine schöne Geste, aber vor unserer Reise hast du es nicht getan?“

       „Nein, aber ich habe einen Stein von einer heiligen Stätte mitgenommen, den ich nach der Reise wieder zurückbringen werde.“

       Mikiko zeigte ihm den glatt polierten Stein, den sie in ihrer Handtasche trug. Er sah ihre zarte Hand, in der der dunkle Stein ruhte, nahm sie und schloss ihre Finger um den Stein: „Möge der Stein dir Glück bringen.“

       „Danke!“ sagte sie ganz leise und holte tief Luft.

       „Du solltest auch so einen Stein mitnehmen, der bringt auch dir Glück.“

       Arnim ging hinein, Mikiko folgte ihm.

       „Dort in der Ecke sitzt ein Priester, der hat mir mal mein Schicksal vorausgesagt.“

       „Und, was hat er gesagt“, wollte Arnim wissen.

       „Das darf ich dir nicht sagen, dann geht es nicht in Erfüllung Aber du kannst ihn nach deinem Schicksal fragen.“

       Arnim zögerte, weil er Bedenken hatte, und seine Zukunft nicht wirklich wissen wollte. Aber offenbar war es eine gute Weissagung gewesen, und er nahm das Risiko auf sich. Schließlich überwand er seine Scheu und ging zu ihm. Der Priester blickte ihm in die fest in die Augen, bewegte langsam seinen Kopf hin und her. Dann malte er ein paar Zeichen auf einen Papyrus und gab sie ihm. Arnim dankte und ging hinaus.

       „Und, was hat er gesagt?“ fragte sie ihn.

       „Das darf ich dir nicht sagen, hast du doch zu mir gesagt.“

       „Stimmt, aber er hat ja nichts zu dir gesagt, er hat dir einen Zettel gegeben.“

       „Ja, aber ich verstehe die Schriftzeichen nicht.“

       Verunsichert gab er ihr den Zettel zu lesen, weil er auf ihre Antwort neugierig war. „Und?“ fragte er.

       „Die Zeichen sagen: ‚Du gehst einen beschwerlichen Weg‘.“

       Zu gerne hätte er gewusst, was damit gemeint war, aber es blieb im Verborgenen.

       Sie schritten langsam und mit Andacht durch die weitläufigen Tempelanlagen und konnten sich an den bunten Tempeln nicht satt sehen. Die Farbenpracht war überwältigend, sie verzauberte die beiden und versetzte sie in eine Welt von Träumen und Geschichten.

       „Wir müssen zurück, es wird langsam spät und wir dürfen den letzten Zug nicht versäumen“, holte sie ihn in die Realität zurück.

       „Ich würde gern mal für eine gewisse Zeit zur Meditation in ein Kloster gehen, um innere Ruhe zu finden und meine eigenen Grenzen auszuloten. Ich glaube auch, dass ich meine Lebensweise ändern sollte, aber ich bin noch nicht so weit“, sagte Arnim nachdenklich. „Es wird wohl eines starken Anstoßes bedürfen.“

       Eine hügelige Landschaft mit vielen kleinen Reisfeldern zog an ihnen vorbei, als sie aus dem Fenster des Zuges sahen. Er wollte sie anhalten, aber sie rasten dahin. Viel zu schnell hielt der Zug an, und sie küsste ihn zum Abschied. „Danke“, sagte sie, „pass gut auf dich auf.“

       „Ich danke dir, es war ein schöner Tag. Ich werde ihn nicht vergessen.“

       „Vergiss vor allen Dingen nicht, dass wir am Samstag verabredet sind. Ich habe eine schöne Reise für uns gebucht.“

       „Wohin geht es denn dieses Mal?“

       „Lass dich überraschen, es wird dir gut gefallen.“

       „Davon bin ich überzeugt, aber vergiss auch du nicht, dass ich wieder nach Hause muss. Meine Familie und meine Firma warten auf mich.“

       Plötzlich sah sie ganz traurig aus und wandte sich abrupt ab. Sie wollte nicht, dass Arnim ihre Tränen sah.

       Armin ging ihr nach und legte seinen Arm um ihre Schultern: „Glaube mir, ich würde auch gerne noch ein paar Tage bei dir bleiben, aber ich habe einen Anruf von meiner Sekretärin erhalten, wonach ein neuer Klient, den ich kürzlich gesprochen habe, ein Gespräch mit mir führen will. Anscheinend scheint es dringend zu sein.“

       „Dass Ihr Männer immer nur an das Geschäft denken müsst.“

       „So ist es ja nicht, aber von dem Geschäft lebe ich, und ohne das hätten wir beide uns nie getroffen.“

       „Stimmt, aber ich wollte, du würdest bei mir bleiben.“

       „Du weißt, dass das nicht geht.“

       „Ja, aber ich will es nicht wahrhaben. In jedem Fall sehen wir uns in ein paar Tagen. Ich freue mich sehr darauf.“

       Damit wandte sie sich erneut ab und ging mit eiligen Schritten davon. Gedankenverloren blickte er ihr nach, bis sie in der dichten Menschenmenge verschwunden war.

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