Judith Weber

Aloronice


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Augen möglichst schnell wieder schloss.

      Claude blickte auf Marie. Blass war sie geworden, offensichtlich war ihr nicht gut. Er machte sich Sorgen und blieb ganz ruhig im Schatten sitzen, mit ihrem Kopf auf seinem Schoß.

      „Es geht schon wieder!", Marie versuchte sich aufzusetzen, dabei taumelte sie jedoch und fiel gegen Claude, der sie in seinen Armen auffing.

      Es war ein zarter Kuss, nicht so wie sie erwartet hatte. Ganz anders auch als die fordernden Küsse von Daniel. Dieser Kuss war wie ein leises Versprechen, eine Ankündigung großer Freude und dabei doch so unsagbar traurig, dass es ihr das Herz abschnürte.

      Er hielt Marie eine Armlänge von sich und murmelte:" Es ist eben wie es ist, ich kann es nicht ändern. Und ich will es auch gar nicht mehr!"

      Er zog sie erneut in seine Arme und dieses Mal war der Kuss heftiger, leidenschaftlicher und nahm Marie den Atem.

      „Ich bringe dich nach Hause", es kam abrupt und etwas unerwartet. Claude schnappte sich ihre Tasche und hängte sie sich über die Schulter. „Nein", Marie schüttelte den Kopf, „dort ist es mir im Moment viel zu heiß. Ich bleibe lieber an der Luft, im Schatten."

      „Dann komm", Claude legte seinen Arm um ihre Schulter, „ich weiß einen kühleren Ort als hier.", er sah sie fragend an, „Ich zeige dir mein Haus. Okay?"

      Da hätten doch wohl sämtliche Alarmglocken klingeln sollen. Marie dachte so etwas ähnliches, schob diesen Gedanken aber sofort und rigoros zur Seite.

      Na und wenn schon, dachte sie, mit Claude fühlte sich alles so richtig an. Arm in Arm wanderten sie durch die Straßen der Stadt, bis sie zum Haus von Laurent kamen. Claude öffnete die Eingangstür und ließ Marie den Vortritt. Er hatte Recht gehabt, im Haus war es wirklich angenehm kühl.

      Das Dämmerlicht im Haus kam von den geschlossenen Fensterläden, die auch die Wärme aussperrten.

      Es war so ruhig im Haus. „Wohnst du ganz alleine hier?", Marie sah sich um.

      „Nein", antwortete Claude, „ich wohne hier mit Richard, du hast ihn kennengelernt. Ein Freund von mir. Und meinem Großvater", fügte er hinzu, „der ist aber nur sehr selten hier."

      Er ging voran zur Küche, „möchtest du etwas trinken? Eine Cola vielleicht?"

      „Gern!", Marie nickte, sie folgte ihm in die Küche und sah zu, wie er die Flasche öffnete und ihr ein Glas einschenkte. Als sie ihm das Glas abnahm, berührten sich kurz ihre Hände und plötzlich war die Befangenheit wieder da, sie starrten sich wortlos an. Marie nippte an ihrer Cola um dann einen Blick durch die Glastür in den Garten zu werfen. „Schöner Garten", bemerkte sie, „klein aber richtig schön verwildert. Abenteuerlich!" Genauso wie das, was du hier tust, fiel ihr auf, aber da war auch schon Claude hinter sie getreten, sie konnte sein Spiegelbild schemenhaft in der Glasscheibe erkennen. Er nahm ihr das Glas aus der Hand und stellte es auf den Küchentisch, dann drehte er sie zu sich um und murmelte etwas, was wie „es tut mir leid, es tut mir so leid" klang.

      Was auch immer ihm leid tat, Marie war es egal, es war ihr in dem Moment egal, indem er sie an sich zog und seine Lippen auf ihre presste. Seine Hand hatte er ganz fest in ihr Haar um ihren Nacken geschoben und selbst wenn sie gewollt hätte, hätte sie sich nicht befreien können. Durch den leichten Zug an ihrem Haar, neigte sich ihr Kopf nach hinten, sodass sie ihm ihren Mund leicht geöffnet darbot.

      Der Anblick der völlig entrückten Marie ließ auch bei Claude sämtliche Beherrschung zerplatzen. Er küsste sie, er spielte mit ihren Lippen, ihrer Zunge, seine Hände glitten über ihren Körper, wie die ihren über seinen. Sie standen in der Küche und erforschten völlig selbstvergessen jeden

      Zentimeter des anderen. Als das Feuer unerträglich zu werden schien, nahm Claude Marie an die Hand und zog sie unter ständigen Küssen in das Gästezimmer. Das Bett dort war schmal, aber frisch bezogen.

      Er zog sich sein T-Shirt über den Kopf und entblößte seinen muskulösen Oberkörper. Ihr war vorher gar nicht aufgefallen, wie durchtrainiert er war. Sie fiel rücklings auf das Bett und er legte sich neben sie. Seine Finger spielten mit ihren Haaren, während er sie stumm betrachtete.

      Noch kannst du aufhören, sagte eine Stimme in seinem Kopf, noch kannst du das alles beenden!

      Sie knöpfte ihre Bluse auf.

      Du kannst noch aufhören, jetzt, sofort.... Die Stimme in seinem Kopf wurde immer leiser.

      Er rollte sich über sie und zog sie dann mit einer kurzen Drehung auf seinen Körper. Er lag jetzt unter ihr und seine Hände gruben sich in ihre Haare. Ihr Atem wurde zunehmend schwerer.

      Er küsste ihren Brustansatz, grub sein Gesicht zwischen ihre Brüste und versuchte mit den Händen den Verschluss des BHs zu öffnen. Sie stöhnte leise. Er stand auf, um sich seine Sporthose abzustreifen, doch bevor es dazu kam, hämmerte es schrecklich laut an die Haustür. Claude versuchte das Klopfen zu ignorieren, aber es ließ nicht nach und irgendwer schrie jetzt auch noch „Aufmachen, sofort!"

      „Verdammt!", Claude warf Marie einen entschuldigenden Blick zu, „beweg dich nicht von der Stelle! Löse dich bitte nicht in Luft auf. Ich will noch nicht aufwachen", er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie sanft, " ich möchte mit dir weiter träumen", er flüsterte ihr ins Ohr. Das Klopfen hatte nicht nachgelassen.

      „Verdammt", sagte Claude noch einmal und verließ das Zimmer um zur Tür zu gehen und sie zu öffnen. Als er die Tür mit einem Ruck aufzog, erstarrte die Faust, die gerade wieder an die Tür schlagen wollte, mitten in der Luft. Vor ihm stand ein kleiner, dicklicher Mann, mit einer großen Narbe quer über dem Gesicht.

      Bevor Claude auch nur ansatzweise etwas hervorbringen konnte, stieß der Mann hervor: „Ich bringe Nachrichten aus Aloronice! Schlechte Nachrichten!"

      Claude war irritiert, er kannte diesen Mann nicht, woher kam er? Wer war er? Auf jeden Fall kannte er Aloronice und somit gehörte er zur anderen Welt. Er ließ ihn eintreten und führte ihn ins Wohnzimmer.

      „Was ist passiert?", fragte er, er war immer noch atemlos „Erzähl doch schon!"

      Brakun schaute sich nervös um. „Verzeih mir, ich muss kurz kontrollieren", er ging zur Haustür zurück, öffnete sie und schaute die Straße rauf und runter, dann kam er zurück ins Wohnzimmer, schloss die Zimmertür und sah Claude angespannt an.

      „Wer bist du überhaupt? Und was für Nachrichten bringst du denn nun?", Claude war extrem genervt von diesem merkwürdigen Besucher, der in sein Haus gepoltert kam und jetzt nicht mit der Sprache rausrücken wollte. Brakun setzte sich umständlich auf das Sofa und ruckelte seine Sitzposition mehrfach zurecht, endlich schien es ihm genehm zu sein, Claude war kurz davor ihn zu schütteln.

      „Wenn du jetzt nicht sofort antwortest, dann werfe ich dich in hohem Bogen wieder zur Tür hinaus", Claude baute sich drohend vor ihm auf. Die Brustmuskeln auf seinem immer noch bloßen Oberkörper spannten sich an, er hatte die Fäuste geballt.

      „Ist ja gut, ist ja schon gut. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Brakun, ich bin vom Stamm der Erdvölker, vom Clan der Golems. Unser Oberhaupt, der edle Hakon, ist zurzeit etwas unzufrieden und versucht, seine Position im Rat zu stärken, indem er auf neue Verhandlungen drängt." Brakun hielt mit seinen Ausführungen inne und schien zu lauschen.

      „Man muss überall mit Spähern rechnen", erklärte er sein Verhalten.

      „Ja, das weiß ich schon, aber was ist denn jetzt die schlechte Nachricht?", Claude wurde immer ärgerlicher.

      „Nun ja", Brakun sprach langsam und schien abwesend, plötzlich gab er sich einen Ruck, stand auf und wollte das Zimmer verlassen. Claude stellte sich ihm mit einem schnellen Sprung in den Weg.

      „Halt!", Claude schnappte ihn beim Hemdkragen, „bevor du gehst, was war jetzt deine Botschaft?"

      „Du wirst es schon selber merken, Hakon hat ein Auge auf deine Braut geworfen und ich an deiner Stelle würde sie nicht solange allein lassen", er nickte mit dem Kopf in Richtung Gästezimmer und grinste anzüglich. „Was weißt du von