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er schaute als ob er sehr ernsthaft nachdachte", meine drei Damen sind etwas verwöhnt, seitdem sie mich kennengelernt haben. Die nehmen dich vermutlich gar nicht mehr wahr." Er hatte sein Ziel erreicht, Claude lachte leise und war sichtlich ruhiger geworden.

      „Na", sagte er, „nichts liegt mir ferner, als deine drei Eroberungen anzugraben. Vermutlich wäre ich ja eh chancenlos."

      „Vermutlich?", Richard schnaubte belustigt, „Ganz bestimmt! Aber gräme dich nicht auch eine Distel findet den Esel, der sie fressen mag."

      „Das beruhigt mich ungemein, dann suche ich also die passende Eselin für mich", Claude erhob sich vom Boden, „ aber heute ganz bestimmt nicht mehr. Ich werde jetzt in mein Bett klettern und warten, bis dein liebliches Schnarchen beginnt, damit ich sanft in den Schlaf gewiegt werde." „Super Idee, allerdings ist mir bei der Vorstellung eines distelfressenden Esels, Verzeihung, einer Eselin, aufgefallen, dass auch ich noch gut etwas zu mir nehmen könnte. Ich glaube, bevor ich dich mit meinem Nachtkonzert beglücke, werde ich noch mal kurz in unserer Küche vorbeischauen."

      „Tu das", Claude stieg schon die Treppen hinauf, „wenn du so richtig vollgefressen bist, schnarchst du umso schöner!"

      „Siehst du, ich tue fast alles für dich!" Richard winkte Claude mit einer Handbewegung nach oben und verschwand in der Küche um dort für die nötige Grundlage seiner angekündigten Nachtmusik zu sorgen.

      Während Claude im Bett lag, hörte er Richard in der Küche rumoren, Schränke gingen auf und zu und die Mikrowelle gab einen leisen Klingelton von sich.

      Wie ein altes Ehepaar, dachte er und lächelte. Sein Blick ging zur Decke, seine Augen wollten nicht zufallen.

      Ich habe mich nicht im Griff, ich habe mich nicht im Griff, er spürte immer noch tiefes Entsetzen über die Mächtigkeit der Gefühle, die ihn bei Maries Anblick überrollt hatten und darüber, mit welcher Heftigkeit das Tier in ihm aufgekommen war.

      Sie bleibt ja nur etwa ein halbes Jahr hier, überlegte er, ein halbes Jahr, das werde ich doch wohl schaffen. Ich muss es schaffen, seine Augen fielen zu, ich weiß nur nicht, dachte er während er in den Schlaf glitt, ob ich es auch wirklich will.

      Draußen auf der Straße löste sich ein Schatten vom Haus.

      „Na, dann sind wir wohl doch auf der richtigen Spur. Bleiben wir also dran!" Der dürre Mann ging, um seinen schlafenden Kameraden zu wecken, für heute war eh nichts mehr zu tun und sie mussten ja fit sein, um Morgen den langen Weg gehen zu können. Er beschloss bis dahin, noch einen bequemeren Schlafplatz aufzusuchen und Kräfte zu sammeln für das, was sie am nächsten Tag vorhatten.

      Finstere Pläne

      Früh am Morgen machten sich die nächtlichen Beobachter auf die Reise. Sie mussten Bericht erstatten und verließen ihren bisherigen Aufenthaltsort durch ein Portal, das sich in den Bergen hinter der Stadt nahe einer Klosterruine befand. Von dort gelangten sie direkt hinter die Grenzlinie, die das Land der Elfen von dem Gebiet der Golems trennte. Brakun, der kleinere und dickere der Beiden, schnaufte vernehmlich, als sie die Steigung im Wald hinter sich gelassen hatten.

      „Es hätte doch auch gereicht, wenn einer von uns zurück gegangen wäre um Bericht zu erstatten", er bekam immer noch kaum Luft.

      „Das hätte dir so gepasst, erst die halbe Nacht verschlafen und dann auch noch kneifen. Denn du meintest ja wohl kaum dich mit -einer von uns-oder?", der lange dünnere schürzte verächtlich die Lippen.

      „Warte mal einen Moment, Norgut, ich muss mich erst mal setzen.", er zog ein großes Taschentuch hervor und wischte sich seine Stirn. Dann ließ er sich auf einen großen Baumstamm plumpsen und rieb sich seine müden Beine.

      „Das nervt", stieß er atemlos hervor, „in der Menschenwelt fühle ich mich stärker, hier ist alles wieder so viel anstrengender."

      „Meine Güte, das kennst du doch schon, warum musst du dir denn da oben auch immer so den Wanst vollschlagen? Dein Bierkonsum ist unglaublich. Und jetzt steh auf, du weißt das Hakon nicht gerne wartet." Norgut stiefelte schon voran.

      „Ich weiß, ich weiß!", Brakun grummelte immer noch, während er sich mühsam von seinem Sitzplatz erhob.

      „Auch wenn du mir nicht glaubst, aber ich habe das Gefühl, dass unser Aufenthalt hier nur von kurzer Dauer sein wird. Hakon wird uns ziemlich schnell wieder zurück schicken, ich denke mir, dass er das Mädchen haben will", Norgut schritt schneller voran, während Brakun mühsam hinter ihm her stapfte.

      Ihre Ankunft war bereits angekündigt worden, die Späher waren hervorragend organisiert.

      Als sie Hardun betraten, wartete Digun schon in der Empfangshalle auf die beiden.

      „Eure Ankunft wurde bereits angekündigt", er ging voran, „wie sieht es aus? Habt ihr das Mädchen gefunden?"

      Norgut ging neben Digun her und schaute ihn misstrauisch von der Seite an, „Sicher!" Er wollte erst vor Hakon sprechen, dieser kahle, gelbgesichtige Mann war ihm noch nie geheuer gewesen. Da war ihm ein polternder, lauter und zuweilen brutaler Boss lieber, da wusste man wenigstens auf was man sich einließ. Bei Digun hatte er stets das Gefühl, dass vieles ungesagt blieb und er nicht mehr folgen konnte.

      „Ich bin gespannt, was ihr zu berichten habt. Ich hoffe, dass es etwas Gutes ist, denn Hakon ist heute nicht allzu guter Laune." Digun beschleunigte seine Schritte und Norgut passte sein Tempo dank seiner langen Beine ohne Schwierigkeiten an, lediglich Brakun hatte Mühe ihnen zu folgen. Sehnsüchtig schaute er auf die Diener, die ihm mit den Resten von Hakons Mahlzeit entgegenkamen. Es war gegen Mittag und seitdem sie heute in der Früh aufgebrochen waren, hatte er nichts mehr gegessen und was noch viel schlimmer war, auch keinen Tropfen Bier mehr getrunken.

      „Dafür ist später noch Zeit!", Digun hatte inzwischen vor einer großen Tür angehalten und sich nach Brakun umgedreht.

      „Ihr sollt sofort ein fürstliches Mahl bekommen", sagte er, „wenn Hakon mit euch fertig ist."

      Und damit klopfte er laut an die riesige Tür.

      „Herein!", donnerte der Oberste von Hardun und die Tür wurde von innen geöffnet. Es waren zwei kräftige Diener nötig um die Tür zu öffnen, bereitwillig traten sie zur Seite und verneigten sich leicht vor Digun, als dieser als erster den Raum betrat.

      Es roch nach Essen, Brakun knurrte der Magen, aber jetzt war dafür wirklich nicht der richtige Zeitpunkt.

      Hakon saß an seinem Tisch und wischte sich die Lippen mit seinem Handrücken ab.

      „Herr", Digun verneigte sich tief und Brakun und Norgut taten es ihm gleich, „Eure ergebensten Diener sind mit Neuigkeiten aus der Menschenwelt zurückgekehrt."

      Er trat einen Schritt zur Seite und gab den Blick auf die Rückkehrer frei. „Ah!", Hakon winkte sie näher zu sich, „das ist kein Thema, welches wir zu laut besprechen sollten. Hier haben selbst die Wände Ohren." Die Lautstärke seiner eigenen Stimme klang merkwürdig absurd im Zusammenhang mit dieser Ansage.

      Trotzdem traten alle drei näher an Hakons Tisch und senkten die Stimmen.

      „Herr", Norgut verbeugte sich erneut, „wir sind ziemlich sicher, dass wir das gesuchte Mädchen gefunden haben."

      „Ziemlich?", Hakon donnerte los, „was heißt ziemlich? Habt ihr sie gefunden, oder nicht?"

      „Sisisicher", Brakun schaute eingeschüchtert zu Boden.

      „Ihr Name ist Marie", Norgut fuhr schnell fort, „sie kommt aus Deutschland und hält sich zur Zeit zu Studienzwecken in Frankreich auf."

      „Ah, ist sie hübsch? Was für eine Frage, natürlich ist sie hübsch, es gab meines Wissens noch nie eine Regentenmutter, die nicht ausgesprochen gut aussah."

      Er leckte sich die Lippen, es war nicht eindeutig zu erkennen ob er es wegen der Vorstellung eines hübschen Mädchens, oder ob der gerade in seinem Mund verschwundenen Früchte tat.

      „Also gut, was gedenkt ihr zu tun?"