Judith Weber

Aloronice


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damit ebenso wie Evul ein Verbindungsglied zwischen den Stämmen, denn auch die Waldläufer standen in enger Beziehung zur Erde. Auf den nächsten Plätzen folgten Alrica, die Amazone und dann die Abgesandten des Erdvolkes. Zuerst Thorit, der Gesandte des Zwergenclans, begleitet wurde er von Fatmil, ebenfalls einem Zwerg. Der Platz neben Fatmil war leer. Hier saß normalerweise Hakon, der Stammchef des Erdvolkes, ein Golem. Wenn auch ein durchaus menschenähnliches Wesen, so stammte er jedoch im Gegensatz zum Clan der Metamorphen nicht von den wahren Menschen ab, sondern den Erzählungen nach, vom Golem, welcher aus Erde geformt wurde und der Erde entstieg. Nach dieser Legende erhielt der Clan auch die Bezeichnung „Clan der Golems". Es waren überwiegend Gestalten von robuster Statur, die meist mit dunklen Haaren und dementsprechenden dunklen Bärten ausgestattet waren. Ihre Erscheinung war recht imposant und so mancher war unter ihrem bloßen Blick schon zusammengebrochen. Sie waren ein kriegerisches Volk und sie unter der Kontrolle des Rates zu halten, hatte schon immer mehr Anstrengung gekostet, als bei allen anderen Völkern und Clans zusammen.

      Der vorletzte Platz war besetzt von Morit, einem Troll. Er war riesig und sein Stuhl war eine Sonderanfertigung aus dem Holz der unzerstörbaren Waldeiche. Das heißt, eigentlich war sie unzerstörbar, denn Morit hatte in seinem bisherigen Abgeordnetenleben bereits zwei dieser Stühle trotz alledem zerbrochen. Auch heute ächzte sein Stuhl bedenklich, als er sich wie alle anderen Ratsmitglieder von ihm erhob, um Laurent, dem Obersten die Ehre bei seinem Eintritt zu erweisen. Als letzter erhob sich der Gnom Nadur. Von eh schon sehr kleiner Statur, sah er neben Morit aus, wie eine Maus neben einem Elefanten. Nadur versprühte wie immer gute Laune und Fröhlichkeit.

      Ob es überhaupt etwas gibt, das sein Lächeln verscheucht?, fragte sich Laurent.

      Laurent nahm vor seinem Stuhl Aufstellung und sprach dann die Begrüßungsworte. Mit einer Handbewegung forderte er die Vertreter aller Stämme auf, sich wieder hinzusetzten und nahm dann selbst Platz.

      Die Sitzung konnte beginnen.

      Sonne, Strand und Partys

      Die zwei Wochen Schonfrist waren vorbei und für Thea und Marie begann der Unterricht im College jetzt endgültig. Bei strahlendem Wetter hatten sie die zwei verbliebenen freien Wochen viel zu schnell hinter sich gebracht.

      Sie fühlten sich nach all den Aktivitäten, die sie mit ihren neuen Kommilitonen in den vergangenen Tagen unternommen hatten, nicht mehr so fremd wie am Anfang. Partys am Strand, Abende in Cafés und Bars und nette Gespräche hier auf dem Campus hatten sie schnell Kontakte knüpfen lassen und es waren wirklich ein paar sehr nette Jungen und Mädchen in ihrem Studienkurs.

      An diesem Morgen saßen sie im Speisesaal und frühstückten, als Nora zu ihnen an den Tisch stürzte.

      „Morgen ihr zwei", Nora kam auch aus Deutschland, was die Kommunikation doch erheblich erleichterte.

      „Heute geht’s ab. Wir wollen mit der Clique an den Strand. Kommt ihr mit?"

      Nora setzte sich zu ihnen und bis herzhaft in ein Croissant.

      „Wann denn?", fragte Thea „eigentlich müsste ich heute Abend mal ein paar Vokabeln pauken!"

      „Och, komm schon", Nora machte einen Schmollmund und in Maries Richtung fügte sie hinzu, „ Daniel kommt auch!"

      Sie sprach den Namen englisch aus, denn Daniel war Brite, er kam aus London und war ebenso wie sie für ein halbes Jahr zum Französisch lernen geschickt worden. Daniel hatte merklich ein Auge auf Marie geworfen und auch sie fand ihn super nett. Ab und zu hatten sie zusammen Tennis gespielt und Daniel hatte Marie auch mal gewinnen lassen, wenn das nichts bedeutete? Thea war jedenfalls überzeugt davon, dass ein Junge, der einen gewinnen lässt, irgendwelche Absichten haben musste.

      Daniel war nur etwas größer als Marie und hatte kurzes dunkelblondes Haar und einen athletischen Körper. Zuhause, so sagte er, mache er täglich Fitnesstraining und auch hier rannte er jeden Tag gut fünf Kilometer am Strand und nahm jede sportliche Aktivität mit, die vom College angeboten wurde. Marie war zwar ebenfalls nicht unsportlich, aber da musste sie passen. Trotzdem, oder gerade deshalb, imponierten ihr sein Ehrgeiz und seine konsequente Haltung. Sie waren schon öfter zusammen ausgegangen, allerdings nie allein, und hatten immer eine Menge Spaß zusammen gehabt. Nach ihren Windsurfing Misserfolgen im Schwedenurlaub hatte sie auch nicht geglaubt, jemals wieder auf so ein Brett zu steigen, aber Daniel hatte es geschafft sie zu überreden und langsam, mit seiner Hilfe, klappte es schon recht gut.

      Zwischen ihnen lief aber nichts Ernstes. Vielleicht hätte Daniel gewollt, aber Marie war etwas zögerlich. Thea nahm das eher belustigt zur Kenntnis.

      „Du bist ja wie gelähmt", hatte sie gesagt, „hat dir unser zweiter Abend den Mut genommen oder was? Komm mal langsam wieder zu dir!"

      Marie wusste, dass Thea Recht hatte, es war ja auch wirklich lächerlich, dass sie noch fast jede Nacht von Claude träumte. Es waren schöne, aber verwirrende Träume und wenn sie aufwachte, schwankte sie stets zwischen Erleichterung und Enttäuschung über das Ende ihres Traumes. Sie hatten die beiden Jungen nicht wiedergesehen und langsam hatte auch Marie etwas Abstand zu ihrem Stranderlebnis bekommen.

      Thea war auf jeden Fall schwer verknallt. Ihr Auserwählter kam aus Spanien und hieß Carlos. Seit einer Woche verbrachte Thea enorm viel Zeit mit ihm. Marie gönnte es ihr von Herzen, denn als sie hier ankamen hatte Thea gerade eine unglückliche Liebe in Deutschland zurück gelassen.

      „Also okay, ich pfeif auf die Vokabeln", sagte Thea schließlich, ich werde Carlos fragen, ob er Lust hat mitzukommen."

      „Und was ist mit dir?", Nora schaute zu Marie.

      „ Keine Ahnung, ich müsste eigentlich auch ein bisschen für mein Wissen tun. Vokabeln sind ätzend und ich habe das Gefühl, ich hänge Welten hinter euch allen her." Sie seufzte „Also lieber nicht."

      „Hey Babys", Daniel stand plötzlich neben ihrem Tisch und grinste fröhlich. Er hatte ein Handtuch über seinen kräftigen Schultern und sein T-Shirt war durchgeschwitzt. Er kam gerade von seiner Laufrunde zurück.

      „Was geplant für heute Abend?" die Konversation in Englisch ging inzwischen allen hier recht selbstverständlich über die Lippen. Irgendwie konnten sie sich doch alle, mal mehr, mal weniger gut, in dieser Weltsprache verständigen. Und waren sie auch alle zum Französisch lernen hier, griff doch die ganze Gruppe immer wieder auf das Englische zurück.

      „Ja!", sagte Nora und rückte ein wenig von seinem verschwitzten Körper ab „Boah, du machst mich ganz kribbelig, mit deiner ewigen Rennerei. Da bekommt man ja Komplexe." Nora selber war ein wenig rundlich und hielt Sport für eine der modernen Foltermethoden.

      Daniel lachte und wischte sich den Schweiß von der Stirn, der langsam begann, über seine Nase zu laufen.

      „Wir wollten heute Abend zu Henri. Seine Eltern haben hier ein Ferienhäuschen, direkt am Strand und er macht eine Party." Nora schüttelte immer noch den Kopf bei Daniels Anblick, erhob sich vom Frühstückstisch und hüpfte schnell einen Schritt zur Seite, als er daraufhin auf sie zuging und eine Umarmung andeutete.

      „Super!", Daniel strahlte, „da bin ich doch dabei und was ist mit euch?" Er drehte sich wieder zum Tisch zurück.

      Thea nickte zustimmend „Klar, Carlos und ich kommen auch!" „Marie will lernen!", sagte Nora mit einem spöttischen Unterton in der Stimme.

      „Echt?" Daniel kniff die Augen zusammen und sah Marie an. „Ist das dein Ernst? Hey Sweetheart, Party, Strand, Musik und gute Laune", er schlug sich vor die Brust „und ICH!"

      Marie musste lachen. „Mal sehen", lenkte sie ein „ich kann ja gucken, ob ich nach dem Lernen noch dazu stoßen kann."

      „Dazu stoßen, was für ein Quatsch, ich hole dich um acht Uhr ab und dann geht’s los. Sieh also zu, dass du dir bis dahin deine Vokabeln eingebläut hast."

      Daniel drehte sich um und ging um zu duschen „Meinetwegen brauchst du auch nur drei Vokabeln zu lernen. „Je t'aime" reicht vollkommen!" Er zwinkerte ihr zu und verschwand im Laufschritt um die Ecke.

      Thea