Karl Rieser

Erfolgreich selbstständig trotz Kammer- und Beamtenstaat


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mit den Qualifizierungsmaßnahmen ist so eine Sache, natürlich ist es absolut richtig ein höheres Qualifizierungslevel zu erreichen. Es erhöht die Chancen am Arbeitsmarkt enorm, nur die fehlenden Basics unseres Schulsystems können dadurch kaum kompensiert werden. Egal auf welchen Beruf jemand umgeschult wird, ohne entsprechende Mathematik, Rechtschreib- und Lesekenntnisse wird es mittelfristig nur schwer funktionieren.

      Ein ehemaliger Mitarbeiter im Haus, von dem wir uns wegen massiver Alkoholprobleme trennen mussten, wurde nach einiger Zeit in einen Internetkurs (Dauer mehrere Monate) geschickt, nach einem Jahr nochmals und danach ein drittes Mal, daraufhin die vorzeitige Alterspension wegen Arbeitslosigkeit. Wie sinnvoll welche Schulung ist, wird offensichtlich im Einzelfall nicht immer geprüft, sondern eher nach dem Prinzip: "Welchen Kurs können wir noch vollmachen", vorgegangen.

      Wenn man beim AMS eine Stelle meldet, dann muss diese "europaweit" ausgeschrieben werden, was – wie in meinem Fall – zur Folge hatte, dass insgesamt 53 Bewerbungsmails aus östlichen EU Ländern, allesamt mit gleichem Wortlaut, unterschieden nur durch Bild und Namen ankamen. Das ist keine effiziente und vor allem auf die Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens zugeschnittene Form der Jobvermittlung und funktioniert so auch nicht. Extrem handverlesen können diese Bewerber wohl nicht gewesen sein?

      Oder ein aktuelleres Beispiel: Mitarbeitersuche mit entsprechender Qualifikation wurde gemeldet, ArbeitsAMT übermittelt auch einige Vorschläge, wovon drei Personen in die engere Wahl kamen und bezüglich eines persönlichen Gesprächstermins kontaktiert wurden. Die fernmündlich erstkontaktierte Person konnte wegen persönlicher Umstände (Alkoholmissbrauch) die aktuell benötigte Qualifikation momentan nicht beibringen; dies ist okay und wurde korrekt zwischen uns geregelt. Die beiden restlichen Kandidaten wurden fernmündlich bzw. via Mail um einen Besprechungstermin ersucht, Echo gab es jedoch darauf keines.

      Die nach einigen Wochen beim ArbeitsAMT erfolgte Statusrückfrage – was nunmehr mit den bzgl. eines Gesprächstermins kontaktierten Bewerbern los sei – wurde mit dem Hinweis auf die aktuelle Datenschutzlage beantwortet. In diesem Fall kann man von einer zeitaufwendigen und letztendlich völlig erfolglos versuchten Mitarbeitervermittlung sprechen. Nach ca. zwei Monaten wurde uns dann einer der Kandidaten, die den Gesprächstermin vorab ignoriert hatten, erneut vorgeschlagen. So läuft es und das ist das wirkliche Problem, warum man nicht erfolgreich ist.

      Kann ja sein, dass zwischenzeitlich ein anderes Jobangebot dazwischen gekommen ist, ist ja kein Problem, nur … sich auf den Datenschutz zurückzuziehen und jede weitere Auskunft zu verweigern, ist halt nicht extrem vertrauensfördernd und für eine sinnvolle künftige Zusammenarbeit sicherlich keine brauchbare Basis. Wenn wir im Wettbewerb unsere Kunden so im Regen stehen lassen würden, dann hätten wir eben auch bald keine mehr, so einfach ist das. Aber so agiert eben ein AMT, das war immer so und wird auch immer so bleiben.

      Das Problem ist: Wie soll ein Beamter oder Vertragsbediensteter, der die Problematik Marktwirtschaft kaum selbst erlebt hat und kennt wissen, wie er zielgerichtet marktwirtschaftlich vorgehen soll?

      Meine Lösung: In erster Linie schöpfe ich aus unserem "Initiativbewerbungsfundus", das ist die mit Abstand beste, effizienteste und zuverlässigste Methode. Dann über Annoncen – da melden sich jene die Interesse haben, und nicht die, die geschickt werden. Über "Integrationsleasing": Da definiere ich das Anforderungsprofil, innerhalb von 3-4 Tagen trifft sich mein Berater mit meist 1-2 Kandidaten bei uns, wovon wir uns für einen Kandidaten testweise entscheiden und los geht's. Funktioniert es nicht, dann kommt der nächstgereihte Kandidat usw. Hat man den passenden Kandidaten, so wird er vom Leasinggeber weg fix übernommen und fertig. Das produziert zwar in der Testphase wesentlich höhere Lohnkosten, aber die dadurch erreichte Qualität und Schnelligkeit ist dies allemal wert.

      Das praktiziere ich seit einigen Jahren und ist die für uns perfekte Lösung, zumal der Berater ein enormes Interesse an der erfolgreichen Vermittlung hat (Prämie) und eine exakte auf das Unternehmen zugeschnittene Vorselektion vornimmt. Und vor allem: Vereinbarte Termine werden eingehalten, da gibt es keine Datenschutzausreden etc.

      Seit es diese marktwirtschaftlich perfekte Lösung gibt, (einige Jahre) gibt es für das ArbeitsAMT aus meiner Sicht außer für Schulungsvermittlungen und den Gesetzesvollzug eigentlich keinen Bedarf mehr, der Private erledigt die Aufgabenstellung äußerst engagiert und effizient, da hat das Arbeitslosenverwaltersystem wohl restlos ausgedient. Der dem ArbeitsAMT übertragene Gesetzesvollzug könnte – meiner Einschätzung nach – problemlos von anderen Behörden mitübernommen werden und die ersparten Mittel sollten sinnvoll eingesetzt werden. Wenn man die enormen personellen und finanziellen Ressourcen berücksichtigt, die somit österreichweit frei werden könnten, wie viele sinnvolle Investitionen könnten damit wohl in den Wirtschaftsstandort Österreich, z. B. zur Senkung der exorbitant hohen Lohnnebenkosten und zur Beseitigung des Bildungsdefizites sinnvollerweise getätigt werden? Ein attraktiver Wirtschaftsstandort saugt automatisch große Teile des Arbeitslosenproblems auf, mit oder ohne ArbeitsAMT, gewisse Dinge regeln sich dann von selbst, weil am Arbeitsmarkt ganz einfach verstärkte Nachfrage herrscht. Dann wäre das derzeitige "Arbeitslosenverwaltersystem" großteils überflüssig.

      Noch ein lustiges Geschichtchen zur Abrundung:

      So Anfang der 90er befand ich mich in einem tragischen Personalnotstand, kontaktierte das damalige ArbeitsAMT und ein Berater empfahl mir einen noch in Traiskirchen befindlichen Bangladeschi, für den er sofort die Papiere fertigmachen könnte. Auf meine Frage, wie wohl der Betreffende mit der körperlich doch fordernden Tätigkeit bei uns im Haus zurande kommen werde, kam der Vorschlag des Beraters: "Na ja, da haben Sie recht, aber nehmen Sie doch einfach zwei, dann geht das bestimmt … " Aus der Sicht des Beamten/Vertragsbediensteten verständlich, er bekommt ja schließlich auch sein Salär monatlich überwiesen, wird wohl in der Privatwirtschaft auch so sein. Kosten – was ist das?

      Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, bin mit meinen obig beschriebenen Lösungen mehr als zufrieden und werde das staatliche System nur im absoluten Notfall bzw. immer wieder so im Ein-, Zweijahresintervall als Vergleichsindikator für meine anderweitig gesetzten Maßnahmen testweise heranziehen. Vielleicht ändert sich mittelfristig etwas Grundlegendes. Könnte ja schließlich sein … den Kontakt ganz abzubrechen wäre auch nicht klug, momentan jedoch stellt das ArbeitsAMT – meiner Erfahrung nach – kein besonders schnelles und wirksames Instrument zur zielgerichteten Arbeitskräftevermittlung dar.

      ARBEITSLOSIGKEIT

      Interessant anzusehen sind die in den Medien immer so stolz kolportierten Zahlen über die angeblich europaweite so niedrige Arbeitslosenrate in unserem Land. Das dürfte leider nicht die ganze Wahrheit sein. Dass nur durch öffentlichen Druck nunmehr auch die Zahl der sich in Schulung befindlichen Personen verlautbart wird ist die eine Sache, dass natürlich all jene die noch keine Ansprüche erworben haben, völlig aus dem Zählsystem fallen, ist die andere Sache. Klarerweise fehlen in der Statistik auch jene, die wegen Arbeitslosigkeit vorzeitig in den Ruhestand verabschiedet wurden. Auch die nicht zu unterschätzende Zahl der Zuwanderer, die vom System nicht oder noch nicht erfasst sind und mittelfristig als Jobsuchende vorzumerken wären, fehlt natürlich.

      Das wirkliche Problem ist jedoch die staatlich versteckte und finanzierte Arbeitslosigkeit, vor allem auf kommunaler Ebene. Das Problem der zunehmenden Konzentration der Population im Umkreis der Ballungszentren und teils starke regionale Abwanderungstendenzen betreffen leider weite Teile des Landes, die personell benötigte Infrastruktur der Kommunen sinkt drastisch ab. Nur der schon im Vorfeld exorbitant überhöhte Personalstand bleibt in den Kommunen nahezu unverändert. – Wodurch die Problematik der bezahlten "öffentlichen Aufgaben" und Arbeitslosigkeit für unzählige Mitarbeiter in diesem Bereich entstanden ist. Es werden auf kommunaler Ebene teilweise neue Resorts und Aufgaben etc. erfunden, nur zu tun gibt es trotzdem nichts. Das absolute negative "Highlight" sind die durch diverse Gemeinderäte blitzartig durchgepeitschten Vorruhestände, da kann man nur hoffen, dass die hart arbeitenden Menschen im ungeschützten marktwirtschaftlichen Bereich von diesen Vorkommnissen nicht allzu viel mitkriegen.

      Wenn man diese "öffentlich bezahlte und gut versteckte Arbeitslosigkeit" auch noch dazuzählt, werden wir in Wahrheit wohl eine tatsächliche Arbeitslosenquote