Alisha Mc Shaw

Unter Vertrag - Forbidden Love


Скачать книгу

schwöre dir, wenn du mir nicht sagst, was das hier gerade soll, dann ...«

      »Dann was?«

      »Dann ... ach verdammt, keine Ahnung, was dann. Aber du solltest dir eines lieber gleich merken, Shane! Wenn du glaubst, dass du so mit mir umgehen kannst, dann hast du dich geschnitten!«, fauchte ich sein Profil an, da er es immer noch nicht für nötig hielt, mich anzusehen.

      Stattdessen bog er so harsch in eine Seitenstraße ab, dass ich mich keuchend am Türgriff festhielt und mein halbes Leben an mir vorbeiziehen sah. Der Wagen kam schlingernd zum Stehen und Shane griff an mir vorbei nach hinten. Er zog eine Mappe unter meinen ganzen Tüten hervor und warf sie mir in den Schoß.

      »Du willst wissen, was das werden soll? Warum ich mich vollkommen darauf verlasse, dass Samantha zumindest in diesem Fall tatsächlich weiß, was sie tut?« Seine Stimme hatte jegliche Gereiztheit verloren und klang mit einem Mal unendlich müde. Er fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht und raufte sich die Haare. Dann hob er den Kopf und sah mich endlich an. »Lies einfach.«

      Beklommenheit machte sich in mir breit. Wer sollte aus diesem Mann auch schlau werden? Ich jedenfalls nicht. Als ich nun den Deckel anhob, zitterten meine Hände, aber ob das noch von der wilden Fahrt herrührte oder davon, dass ich schlagartig Angst vor dem hatte, was mich in der Mappe erwarten würde, wusste ich nicht so genau. Ich holte einmal tief Luft und dann senkte ich den Blick auf die Blätter im Inneren. Es waren Zeitungsausschnitte, teilweise schon vergilbt, also mussten sie älter sein.

      ›Shane Williams – Kinderfotos aufgetaucht. Hätten Sie ihn erkannt?‹, lautete die oberste Schlagzeile. Dem Artikel, der sich lang und breit über Shane ausließ, war ein Foto beigefügt, dass ein, um es vorsichtig auszudrücken, ziemlich wohlgenährtes Kind zeigte. ›Der Starquarterback der Sacramento Panthers im Alter von 9 Jahren‹, stand darunter. Meine Augen glitten über das Bild, von dem ich kaum glauben konnte, dass es ihn wirklich darstellte. Schweigend las ich den dazugehörigen Text und mir wurde gleichzeitig heiß und kalt.

      In ungeschönten Worten wurde über den ›kleinen, dicken Shane‹ berichtet, der sich vom übergewichtigen Wonneproppen zu einem der besten Footballspieler gemausert hatte, den es zur Zeit gab. Sogar alte Schulkameraden waren interviewt worden, die nicht nur darüber sprachen, wie wenig sportlich Shane damals gewesen war, sondern auch die Vermutung äußerten, dass sein jetziges Äußeres nicht seiner Disziplin, sondern viel mehr der operativen Kunst diverser Ärzte zu verdanken war.

      »Das ...«, setzte ich leise an, aber Shane schüttelte nur den Kopf.

      »Lies weiter.«

      Erneut gehorchte ich und legte den ersten Artikel zur Seite. ›Liebt Shane Williams Männer?‹ war die nächste Überschrift, die mir entgegen prangte. Rasch suchte ich nach dem Datum und erkannte, dass es ein Artikel von vor ungefähr 5 Jahren war. Zu sehen war ein Foto, vermutlich aus seiner Collegezeit, welches Shane nach einem Spiel zeigte und auf dem seine Hand auf dem Hintern eines Teamkollegen lag. Den dazugehörigen Bericht verkniff ich mir zu lesen, ich blätterte einfach nur kurz die anderen, nicht weniger reißerischen Schlagzeilen durch, die sich allesamt mit Shane, seiner sexuellen Orientierung oder diversen Verfehlungen aus jungen Jahren beschäftigten. Empört klappte ich die Mappe zu und warf sie hinter mich auf den Rücksitz. »Arschlöcher!«, murmelte ich.

      »Das Foto ist entstanden, nachdem wir ein Spiel, das wir schon so gut wie verloren hatten, noch gedreht haben. In der Halbzeitpause habe ich mit unserem Linebacker gewettet, dass wir es schaffen könnten, noch zu gewinnen«, sagte Shane, ohne mich anzusehen. »Das Spiel endete 30 zu 25 und der verdammte Paparazzo drückte genau in dem Moment auf den Auslöser, in dem ich Steve auf den Hintern haute, um ihn daran zu erinnern, dass mein Abendessen heute auf ihn ging.«

      »Haben sie dich gefragt, was dieser Hinternklopfer zu bedeuten hatte?«, hakte ich leise nach.

      Er stieß ein sarkastisches Lachen aus. »Werd erwachsen, Cam. Natürlich haben sie mich nicht gefragt. Denn die wahre Geschichte wäre viel langweiliger gewesen, als das, was sie daraus gemacht haben, findest du nicht?«

      Langsam begann ich zu begreifen, warum sich Shane und Mitchell solche Mühe gaben, seine wahren Neigungen vor der Presse geheim zu halten. Das Spießrutenlaufen würde mit dem Moment beginnen, in dem auch nur der leiseste Verdacht an die Öffentlichkeit drang, dass an den Gerüchten etwas dran sein könnte. Was ich allerdings nicht begriff, war ... »Warum zeigst du mir das?«

      Jetzt drehte Shane den Kopf und ein nachdenklicher Blick aus seinen grünen Augen traf mich, ehe er mit den Schultern zuckte. »Vielleicht, weil ich das Gefühl habe, dass ich dir vertrauen kann.«

      Es tat gut, mit Cameron zu reden. Trotz unserer Startschwierigkeiten, die mich an einen bockigen Mustang erinnerten, der erst nach dem dritten Versuch ansprang, hatte ich dennoch das Gefühl, ihr vertrauen zu können. Vielleicht war sie jemand, mit dem ich reden konnte. Jemand, der meine Geheimnisse für sich behielt und sie nicht für viel Geld an die Presse verschacherte.

      Es war die ständige Angst, die mich davon abhielt, Freundschaften zu schließen oder gar jemandem mein Vertrauen zu schenken. Wenn man die Wahrheit entdeckte, wäre meine Karriere vorüber. Bislang war Mitchell der Einzige gewesen, der über mich Bescheid wusste. Doch dies änderte sich jetzt. Ich hoffte darauf, etwas an Cameron zu entdecken, das mir die Gewissheit gab, ihr wirklich alles erzählen zu können.

      Vor Cameron symbolisch die Kleider fallen zu lassen, ihr einen Teil meiner Vergangenheit auf dem Silbertablett zu servieren … ein großer Schritt für mich. Mein Herz hatte wie ein Vorschlaghammer in der Brust geschlagen, während sie durch die Unterlagen blätterte.

      Je länger Cameron mich nun ansah, umso unwohler fühlte ich mich. Denn sie hatte dieses gewisse Etwas in ihrem Blick. Etwas, das ich nicht wollte und noch viel weniger brauchte. Mitleid.

      Ich wollte nicht bemitleidet werden. Dinge geschahen. Man konnte sie nicht rückgängig machen. Und das, was sie gelesen hatte, war nur die Spitze des Eisbergs. Ich wandte mich in Gedanken versunken von Cameron ab und meine Erinnerungen schweiften in eine Zeit, die ich lange verdrängt hatte. Wut und Enttäuschung kamen in mir auf. Emotionen, die ich sonst versteckt hielt, doch sie bahnten sich unaufhaltsam einen Weg an die Oberfläche. Was hätte ich damals tun sollen? Bei meinen Eltern petzen? Man musste kein Genie sein, um zu wissen, dass das in noch schlimmerer Prügel geendet hätte. Außerdem war ich kein Feigling. Damals nicht und heute auch nicht. Ich hatte ertragen und das ziemlich lange. Zu lange.

      »Shane?« Cam legte ihre Finger sanft auf meinen Arm. Dort, wo eben noch eisige Kälte durch meine Venen geflossen war, machte sich Wärme breit.

      »Ich hab ein Händchen dafür, Scheiße anzuziehen. Vielleicht erzähle ich dir irgendwann mal meine Geschichte.« Sicherlich würde sie aus allen Wolken fallen, wenn sie wüsste, dass ich eben nicht nur auf Männer stand.

      Gleich mit Cameron auszusteigen und sie den Fotografen als meine Partnerin zu präsentieren, fühlte sich gut an. Das mulmige Gefühl, das ich sonst hatte, wenn ich mit einer von Mitchells auserwählten Frauen zu einer Veranstaltung gehen musste, blieb heute glücklicherweise aus.

      Während Cameron mir gegenübersaß und nervös an ihrem Kleid fummelte, konnte ich sie einen Augenblick unbemerkt anschauen. Das braune Haar war an der Seite hochgesteckt und fiel in gleichmäßigen Locken über ihre Schulter. In Kombination mit dem tiefen Ausschnitt ließ sie auf vieles blicken und doch stachelte es die Phantasie an. Es war auffallend und dennoch dezent genug für eine Charity-Gala. Sie trug schicke Ohrringe und ihr Gesamterscheinungsbild war stimmig. Ich zog den Hut vor Samanthas Modegeschmack.

      Alles in allem konnte ich dankbar sein, dass ihr Wagen Mitchells Karre geschrottet hatte, denn Cam war nicht nur äußerlich jemand, mit dem ich mich gerne in der Öffentlichkeit zeigte. Sie schien Köpfchen zu haben und das gefiel mir. Ich musste zugeben,