K.B. Stock

Im Wirbelsturm der Gefühle


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Sie sich jetzt erstmal eine Pause im Kreis Ihrer Familie. Wer weiß, vielleicht fangen Sie ja anschließend wieder als Profiler bei der RCMP an.

      Wie man mit einer posttraumatischen Belastungsstörung umgehen muss, brauche ich Ihnen ja nicht zu sagen. Das wissen Sie als Experte auf diesem Gebiet sicher sehr viel besser als ich.

      Bleibt mir also nur noch übrig, Ihnen Hals- und Beinbruch für ihr zukünftiges Leben zu wünschen.“

      Nach diesen einfühlsamen Worten kam der sonst ziemlich bärbeißige und lebensältere General hinter seinem Schreibtisch hervor und drückte Jack Bishop zum Abschied die Hand.

      „Danke Jack. Und zwar für alles, was Sie hier unter meinem Kommando geleistet haben. Das war für Sie hier bei uns ja kein Zuckerschlecken. Kommen Sie also bitte rasch wieder auf die Füße und alles Gute für Sie.“

      Schon am Tag nach dieser folgenschweren Entscheidung saß Dr. Jack Bishop in einer kanadischen Herkules CC-130, die ihn zunächst nach Frankfurt brachte, von wo er am Tag darauf mit einem regulären Zivilflug in seine kanadische Heimat zurückkehrte.

      „Ich werde wieder ein Buch schreiben, in dem ich alles zum Ausdruck bringe, was ich im Irak erlebt habe.

      Und ich mache mit meiner Kerry endlich den Karibikurlaub, den ich ihr schon so lange versprochen habe“, dachte Jack, als er von seinem Fensterplatz kurz nach dem Start auf die seitlich vorbeiziehenden britischen Inseln hinabblickte.

      Als die Boeing 787 der Air Canada schließlich in der hereinbrechenden Dämmerung auf den Nordatlantik hinausflog, murmelte er leise vor sich hin: „Außerdem werde ich wieder anfangen zu malen. Das hat mich als Ausgleich schließlich auch damals nach Afghanistan wieder in die Spur gebracht.“

      Jack konnte nach dem an Bord servierten Abendessen nur unruhig schlafen, weil er in seinen Träumen viel zu oft das Mitleid erregende Gesicht der jungen Jesidin Samira vor sich sah.

      Nach dem siebeneinhalbstündigen Non-Stop-Flug überlegte der davon noch immer übermüdete Jack Bishop nach der Einreisekontrolle auf dem Ottawa International Airport, wie er nun am besten weiter vorgehen sollte.

      „Kerry weiß ja nicht, dass ich schon heute Abend heimkomme, deshalb muss ich jetzt zu allererst mal einen Blumenstrauß für sie besorgen.

      Mann, oh Mann, wird die sich freuen, wenn sie hört, dass ich endlich ihrem Wunsch gefolgt und aus diesen von ihr so gehassten Job ausgestiegen bin“, sagte er sich, als er die Geschäfte in der Ankunftshalle nach einem Blumenladen durchforstete.

      „Wo soll’s hingehen?“, fragte der freundliche Taxifahrer, nachdem er Jacks Gepäck wenig später vor der Ankunftshalle im Kofferraum verstaute.

      „In die Camelia Avenue im Manor Park, ich lotse Sie dann in die Straße zu meiner Wohnung“, antwortete Jack, während er den riesigen Strauß roter Rosen neben sich auf dem Rücksitz deponierte.

      Als Jack vor seinem Heim aus dem Taxi ausstieg und der Taxifahrer gegen ein großzügiges Trinkgeld die Koffer vor seiner Haustür abgestellt hatte, erwog Jack zunächst, an der Tür Sturm zu läuten.

      Da er mit einem Blick auf die bereits dunklen Fenster seines Hauses davon ausging, dass seine Ehefrau Kerry schon zu Bett gegangen war, ging er von diesem Vorhaben aber gleich wieder ab.

      „Ist doch sicher viel schöner, wenn ich sie aus dem Schlaf küsse“, dachte er, während er die Haustüre leise aufschloss und sein weniges Gepäck ebenso lautlos im Flur abstellte.

      Gleich danach packte Jack den riesigen Rosenstrauß aus der Papierhülle aus und schlich auf leisen Sohlen über die Treppe hinauf in den ersten Stock.

      Schon als er die Treppe halb geschafft hatte, meinte er seltsame Geräusche aus der oberen Etage zu hören. Und als er weiterging, wurde ihm langsam klar, was er da hörte.

      Das ekstatische Stöhnen seiner Frau Kerry, was er nur allzu gut kannte – wie auch die klatschenden Laute von aufeinanderprallenden Körpern – klangen in seinen Ohren ausgesprochen vertraut. Nur war er bisher nicht Zuhörer, sondern Beteiligter an derartigen Liebesspielen gewesen.

      Als er die Tür des ehelichen Schlafzimmers leise öffnete, gefror ihm sein Blut wegen dem, was er da vor sich sehen musste, in den Adern.

      Seine über alles geliebte Kerry, die ihm bei der Hochzeit ewige Treue geschworen hatte, bewegte sich enthusiastisch seufzend und völlig nackt unter einem ebenfalls unbekleideten Mann, den er bei näherem Hinsehen als seinen engsten Freund Charly identifizierte.

      „Charles MacKenzie, was bist du nur für ein dreckiges Schwein!“, brüllte Jack Bishop jetzt mit überschäumender Wut.

      Den offensichtlichen Liebhaber seiner Frau packte er sogleich am Genick und riss ihn von seiner Frau weg, um ihm umgehend ein paar Faustschläge auf seinen Solarplexus zu verpassen.

      Wobei er auch nicht vergaß, dem mittlerweile schon schwankenden und noch immer völlig perplexen Ehebrecher den noch in seiner linken Hand befindlichen Rosenstrauß um die Ohren zu schlagen.

      „Warst schon mal ein bisschen fitter, du dummes Arschloch“, schrie er seinen Nebenbuhler jetzt an, während er Charly einen abschließenden Hieb in sein teigiges Antlitz verpasste.

      „Schatz, das ist doch alles nur ein fürchterliches Missverständnis“, versuchte seine Frau weinerlich das entstandene Chaos zu beruhigen, während sie sich ein Bettlaken über ihre wohlgeformten Brüste zog.

      „Ein Missverständnis, so, so! Na dann ist das hier ja wohl alles nicht der Rede wert, oder? Du bist eine dämliche Kuh, Kerry, wenn du glaubst, dass du damit durchkommst“, erwiderte Jack Bishop, während er noch ein letztes Mal befriedigt auf den sich am Boden windenden Charly schaute.

      „Und du blödes Arschloch hast nichts Besseres zu tun, als meine Frau zu ficken, wenn ich mal außer Reichweite bin. Aber, mein lieber Freund, ich sag’ dir jetzt eines – du kannst sie haben. Ihr beide habt euch nämlich verdient.“

      „Jack, das war doch überhaupt nicht meine Absicht“, stammelte Charles MacKenzie jetzt los.

      „Ich bin heut’ Abend nur mal schnell rübergekommen, weil eure alte Waschmaschine repariert werden musste. Und Kerry war so traurig und einsam und dabei ist’s halt einfach passiert.

      Bist selber schuld, wenn du eine schöne Frau, wie deine Kerry, mit all ihren häuslichen Problemen solange wegen deines Scheißberufs alleine lässt“, fügte er dann noch hinzu.

      „Nun, mein Lieber, wenn das so ist, dann ist’s ja gut, wenn sie dich jetzt hat. Du kannst ja bei dir zuhause ausziehen und ihr künftig auch noch die Funktion aller übrigen Hausgeräte im Bett erklären.

      Bin nur mal gespannt, was deine Ehefrau dazu sagt, wenn sie von dem hier erfährt. Und mit dir, meine geliebte Ehefrau Kerry, bin ich fertig – und zwar ein für alle Mal.

      Ich nehm’ jetzt meine Koffer und geh’ ins nächste Hotel. Schon morgen bin ich bei meinem Anwalt und schon übermorgen kommt eine Spedition, die meine Sachen abholt.

      Das von mir bezahlte Haus hier gehört zwar zur Hälfte mir – aber die schenke ich dir nach unserer Scheidung mit der Maßgabe, dass du danach keine weiteren Forderungen an mich stellst. Das Schreiben meines Anwalts wird dir dazu in Kürze zugehen.

      Untersteh’ dich deshalb nicht, auf monatlichen Unterhalt zu klagen, sonst wirst du dein blaues Wunder erleben. Denn dein künftiges Liebesleben mit Charly kann er finanzieren – ich werde das jedenfalls nicht tun. Hast du das bis hierhin verstanden?“

      „Und wie willst du meine Untreue beweisen, du hinterhältiger Kerl? Du treibst dich monatelang mit irgendwelchen arabischen Weibern rum – aber auch ich habe Bedürfnisse. Dann kommst du hier so einfach mal reingeschneit und meinst, dass ich stets brav auf dich zu warten habe?

      Du hast nichts, aber auch gar nichts in der Hand. Denn wir sind zu zweit und Charly