K.B. Stock

Im Wirbelsturm der Gefühle


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bist du doch nur für eine selbstgerechte und zugleich strohdumme Person. Du meinst also, ich hab’ es nur missverstanden, dass meine Frau mit einem meiner besten Freunde in unserem Ehebett herumpoppt?“, antwortet Jack Bishop jetzt zornig, als er die von Blütenblättern arg dezimierten Rosenstrünke auf Kerrys vorgehaltene Bettdecke schmiss.

      „Siehst du dieses kleine Teil hier, dass schon die ganze Zeit über an meiner Jacke befestigt ist, mein ehemals geliebtes Täubchen? Das ist ein Andenken aus dem Einsatz, das mir mein Vorgesetzter zum Abschied geschenkt hat. Nur zu deiner Information – man nennt so etwas Bodycam.

      Die Bilder sind vielleicht ein wenig verwackelt, als ich deinem Stecher eins auf die Nase gegeben habe, aber das Wesentliche davor ist als HD-Video sogar mit Uhrzeit dokumentiert und inzwischen über mein Smartphone in meiner Cloud gespeichert.

      Ich hatte nämlich eigentlich vor, dein überraschtes Gesicht mit diesem Gerät festzuhalten. Und zwar genau an dem Tag, an dem ich dir erzählen würde, dass ich meinen Job gekündigt habe und wir nächste Woche in die Karibik fliegen.

      Nur hat sich Letzteres soeben erübrigt. Ich wünsch’ dir viel Glück mit diesem schmerbäuchigen Idioten hier. Vielleicht hast du ja Glück und er tut dir den Gefallen und lässt sich ebenfalls von seiner trauten Familie scheiden.

      Und was die Beweislage angeht, du bescheuerte Ehebrecherin –das nette Filmchen mit euren Bettaktivitäten geht noch heute Abend an meinen Anwalt. Und der wird’s danach dem Familienrichter zeigen, so dass einer Blitzscheidung nichts im Wege stehen dürfte.“

      Gleich nach diesen Worten schmiss Jack Bishop die Tür des Schlafzimmers krachend ins Schloss und rannte noch immer völlig wutentbrannt die Treppe hinunter, wo er seine noch im Eingang stehenden Koffer aufsammelte. Draußen vor der Tür schloss er anschließend seine Garage auf.

      „Ich nehm’ den Mercedes Geländewagen und meinen alten Jaguar kann mein Anwalt verkaufen. Den brauche ich in Neuschottland nicht.

      Und Madame kann zukünftig wieder ihren rostigen Toyota fahren, den sie mit in die Ehe gebracht hat“, dachte er bei sich, als er den vierradgetriebenen Mercedes GLS startete und gleich darauf wütend mit quietschenden Reifen in die Straße vor seinem Haus einbog.

      Noch am selben Abend hatte Jack Bishop von seinem gerade bezogenen Hotelzimmer aus alles Notwendige in die Wege geleitet.

      Zuerst hatte er in der Kanzlei des mit ihm befreundeten Anwalts Peter Stoneham angerufen und ihm seine augenblickliche Situation geschildert. Gleich danach hatte sich Jack an sein Macbook gesetzt und ihm ergänzend Kopie des von ihm aufgenommenen Videos aus seiner Bodycam geschickt, das den Ehebruch seiner Noch-Ehefrau eindeutig belegte.

      Beim Treffen am nächsten Tag hatte sich Peter Stoneham schon allein deshalb sehr zuversichtlich gezeigt und Jack die von ihm vorbereiteten Scheidungspapiere unterschreiben lassen.

      „Wenn ich damit nachher zu Richter Harris gehe, bin ich schon jetzt davon überzeugt, dass die Scheidung unter den von dir gewünschten Konditionen schnell über die Bühne geht und kaum Probleme machen wird. Außerdem habe ich vorhin mit deiner Frau telefoniert.

      Sie klang zwar ziemlich zerknirscht, aber ich denke, sie hat begriffen, dass das Band zwischen euch beiden ein für alle Mal zerschnitten ist. Da du ihr das Haus überlassenwillst, wäre es auch ziemlich dämlich, dein großzügiges Angebot abzulehnen. So dumm ist Kerry schließlich nicht.

      So, mein Lieber – und was wirst du jetzt so ganz ohne Wohnung und ohne Job machen?“, hatte ihn sein Rechtsanwalt am Ende des Gesprächs noch gefragt, ehe er sich von seinem Mandanten verabschiedete.

      „Na ja, ich bin zunächst einmal froh, dass Kerry die Scheidung akzeptieren will. Ich will mit ihr nämlich nicht mehr das Geringste zu tun haben“, hatte Jack geantwortet.

      „Was das Wohnen angeht, hab’ ich ja noch das von meinen Eltern geerbte Cottage an der Küste von Neuschottland, das mir seit ihrem Tod ganz alleine gehört.

      Und dort in Neuschottland möchte ich in den nächsten Wochen erst mal ein wenig ausspannen. Dabei will ich vor allem versuchen, meine schrecklichen Erinnerungen der letzten Zeit zu verarbeiten. Übrigens ist am nahegelegenen Strand jetzt im August auch ein guter Platz zur Erholung.

      Und genau das werde ich tun. Die Stille und Ruhe der dortigen Landschaft genießen. Außerdem werde ich mich wieder intensiver meiner Romanschreiberei widmen und hin und wieder die schöne Landschaft und einige Dinge und Personen aus der Erinnerung heraus malen. Auch wenn ich das Schreiben weit besser beherrsche und damit ja bereits seit Jahren ganz gutes Geld verdiene.

      Du wirst also schon bald von mir hören, Peter – hier ist meine neue Adresse, unter der du mich künftig erreichen kannst. Ich bitte dich aber, meine neue Anschrift nur mit meiner Zustimmung herauszugeben.

      Und sorg’ bitte dafür, dass die beauftragte Spedition meine Sachen aus meinem ehemaligen Heim zum Ende der kommenden Woche dorthin liefert.

      Ach so, ein Letztes noch: Verkauf bitte meinen, in der Garage stehenden alten Jaguar E. Den hab’ ich ja bereits vor meiner Ehe besessen und deshalb geht der Kerry nichts an. Und in Neuschottland kann ich diesen Oldtimer eh’ nicht gebrauchen. Bei dem dortigen Wetter ist mein Mercedes GLS im Winter ohnehin die bessere Wahl.“

      Bereits am Nachmittag verließ Jack Bishop Ottawa und fuhr über Montreal und einem Zwischenstopp in Quebec nach Moncton, wo er bis zur Weiterfahrt am nächsten Morgen ein weiteres Mal in einem Motel übernachtete.

      Als er am frühen Nachmittag des darauffolgenden dritten Reisetags nach fast 900 Meilen Fahrt an seinem Zielort Lawrencetown ganz in der Nähe der kanadischen Atlantikküste ankam, fuhr er zuerst zu seinem verlassen wirkenden Cottage.

      Nach einer kurzen Begehung rund um das aus massivem Granitstein und Eichenholz erbaute Gebäude, schloss er die Eingangstür auf und schleppte seine Gepäckstücke ins vertraute Innere.

      „Sieht noch ganz so aus, wie ich’s in Erinnerung habe. Alles gut in Schuss und kaum was zu Putzen. Nur ein wenig Staubwischen müsste man mal“, sagte Jack leise zu sich selbst, als er den abgestellten Strom in der zum Haus gehörenden Garage einschaltete und danach die mit weißen Laken abgedeckten rustikalen Teak- und Eichenmöbel von ihren Schutzhüllen befreite.

      Eine knappe Viertelstunde später läutete es an der Eingangstür. Als Jack öffnete, sah er ein bekanntes, von Wind und Wetter gegerbtes Gesicht vor sich.

      „Ich wusste doch, dass du das bist!“, rief der langjährige Nachbar seiner Eltern, den auch Jack natürlich noch aus seiner Jugendzeit sehr gut kannte, war er doch der engste Freund seines verstorbenen Vaters gewesen.

      „George MacDermott, wie er leibt und lebt. Jagst du noch immer Verbrecher – oder bist du dafür inzwischen zu müde geworden?“, begrüßte Jack den unerwarteten Gast.

      „Ich wollte dich nachher ohnehin besuchen kommen und dich über die örtlichen Neuigkeiten ausfragen. Umso besser, dass du neugierige Ermittlernase gleich rübergekommen bist – da kann ich mir den Weg ja jetzt sparen. Ich muss nämlich nachher noch zum Einkaufen. Und Anbieten kann ich dir deswegen im Moment leider auch noch nichts.“

      „Dann ist’s ja gut, dass ich zufälligerweise ein kleines Willkommensgeschenk dabei habe“, meinte George MacDermott, als er zugleich einen silbernen Flachmann aus seinem wetterfesten Parka zog.

      „Aber sag’ mal, was zur Hölle machst du alter Seelenklempner hier? Das letzte, was ich mitbekommen habe, war, dass du nach deiner Profilertätigkeit bei der Polizei in Ottawa zur Armee gegangen bist.

      Haben die dir etwa Urlaub gegeben, weil du was verbockt hast – oder was ist mit dir los?

      Deinem verdrießlichen Geschaue nach, das da eben kurz in deinen Augen aufgeblitzt ist, entnehme ich, dass es dir nicht halb so gut geht, wie du den Anschein zu erwecken versuchst. Und wo hast du deine liebreizende Frau gelassen?“

      „Tja, du bist ein guter Ermittler.