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überhaupt keine Rolle mehr spielte, da sie ohnehin alle zum Sterben verdammt waren.

      Und genau das war der Grund, weshalb er hier war. Er konnte die Tatsache, dass es für sie alle keine Hilfe mehr geben sollte, einfach nicht akzeptieren. All das Leid, das sie durchgestanden hatten, konnte und durfte nicht umsonst gewesen sein. Schließlich hatten sie diesen Krieg nicht begonnen, also durften sie am Ende auch nicht die Verlierer sein. Dafür hatte er in den letzten Jahren jeden gottverdammten Tag gekämpft. Mit Leib und Seele.

      All das musste einen Sinn gehabt haben. Und bevor er nicht alles versucht hatte, um das Schicksal des Planeten und seiner Bewohner doch noch zu ändern, würde er sein eigenes Schicksal nicht akzeptieren können. Und selbst dann würde er nicht kampflos sterben. Denn spätestens, wenn die letzte Stunde des Planeten tatsächlich geschlagen hatte, würde er sich in eine Maschine setzen und zu einem letzten Kampf gegen ihre Feinde antreten. Er war Kampfpilot und würde auch als solcher in einem letzten Gefecht sterben.

      Seine traurigen Gedanken zogen ihn allmählich herunter und er zwang sich, sich auf etwas Anderes zu konzentrieren. Dabei fiel sein Blick natürlich zuerst auf Malawi, die ihm in den letzten Minuten immer öfter Seitenblicke zugeworfen hatte.

      Kendig war sofort wieder überwältigt von der Mischung aus anmutiger Schönheit und wilder Energie, die diese Frau ausstrahlte. Tiefe Liebe zu ihr wärmte sein Herz. Obwohl die Umstände beide immer wieder jeden Tag in Lebensgefahr brachten und oft genug auch an unterschiedlichen Orten, gelang es ihnen dennoch, die wenigen, kostbaren Momente, die ihnen zusammen vergönnt waren, vollkommen auszuschöpfen. Es gab so viele wundervolle Erinnerungen, die er mit ihr und durch sie hatte. Körperlich, geistig, aber auch seelisch. Malawi war für ihn die tollste Frau, die er sich nur vorstellen konnte und er war so unsagbar stolz darauf, dass sie an seiner Seite war.

      Sollte dieser verdammte Krieg enden und sie ihn überleben, dann würde es für ihn nichts Größeres geben, als den Rest seines Lebens mit ihr zu verbringen.

      Und wenn er noch einen Grund brauchte, der ihn überzeugte, dass sie hier das Richtige taten, dann war es doch wohl der, eine Lösung zu finden, den Feind zu besiegen, um den Krieg zu beenden, um damit den Planeten zu retten und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass er mit seiner geliebten Malawi für immer zusammen sein konnte.

      Kendig musste kurz lächeln, denn wieder einmal hatten die Gedanken an diese wundervolle Frau es geschafft, seine trübe Stimmung zu vertreiben.

      Zufällig schaute Malawi genau in diesem Moment zu ihm und auch ihr huschte ein strahlendes Lächeln über ihre Lippen. Sie beugte sich zu Esha und sagte etwas zu ihr, die daraufhin nickte. Einen Moment später trennten sich die Frauen. Während Esha langsam durch den Raum schlenderte und hier und dorthin schaute, erklomm Malawi die schmale Treppe zur Galerie.

      Kendig verspürte eine gewisse Vorfreude darauf, dass seine Frau jetzt zu ihm kommen würde, denn er hatte großes Verlangen nach einem Kuss von ihr.

      Plötzlich aber glaubte er, in den Augenwinkeln eine Bewegung auszumachen. In der hinteren, rechten Ecke des Glasdaches, das über ihnen thronte. Er erschrak und wandte sofort seinen Kopf in die entsprechende Richtung. Doch er konnte nichts erkennen. Alles war vollkommen ruhig und bewegungslos außerhalb des Raumes. Lediglich die unzähligen Kristalle an der beeindruckenden Höhlendecke funkelten in einem vielfarbigen Licht.

      „Hallo!“ Malawi trat zu ihm und küsste ihn sanft auf den Mund.

      „Hey!“ Kendig lächelte sie offen an.

      „Na, hast du auch alles im Griff?“ Sie schmiegte sich seitlich an ihn.

      Als er ihre Körperformen spüren konnte, kroch eine erregende Gänsehaut über seinen Rücken. Er nickte. „Es ist alles ruhig. Aber...!“ Er stockte und warf seinen Kopf wieder zum hinteren Ende des Raumes herum, weil er dort erneut eine kurze, abrupte Bewegung zu sehen glaubte. Aber wieder konnte er nichts erkennen, doch er hätte schwören können, dass er auch ein kurzes, schabendes Geräusch gehört hatte.

      „Was ist?“ In Malawis Gesicht zeigte sich sofort Sorge.

      „Ich...weiß nicht?“ Sein Blick war unschlüssig. „Vielleicht sollten wir unser Glück nicht überstrapazieren!“ Er wandte sich nach vorn. „Shamos!“ rief er halblaut, doch der Wissenschaftler war viel zu sehr beschäftigt, als dass er reagierte. „Pater!“ versuchte es Kendig daher mit der anderen Person, doch auch hier erntete er keinerlei Reaktion.

      „Esha!“ Malawi wartete, bis Shamos Frau sie ansah. Dann deutete sie auf den Wissenschaftler und den Geistlichen. Esha nickte, huschte zu den beiden und machte sie auf Malawi und Kendig aufmerksam.

      In der Zwischenzeit hörte Kendig ein weiteres Schaben. „Hast du das gehört?“ fragte er seine Frau.

      „Ja, habe ich!“ Sie nickte mit ernstem Gesicht. „Und da hinten...!“ Sie deutete mit dem Kopf auf die Glaskuppel am hinteren Ende des Raumes. „...hat sich auch etwas bewegt!“

      Kendig stieß sich ohne zu zögern von der Brüstung ab, rannte zur Treppe und flitzte nach unten zu Shamos und den anderen. Dort erwarteten ihn bereits besorgte Blicke.

      „Was ist los?“ fragte Matu.

      „Sind sie fertig?“ erwiderte Kendig. „Haben sie, was sie brauchen?“

      Shamos war sofort nervös. „Ich...ähm...also eigentlich...nicht. Wir müssten noch...hier und da...!“

      Doch Kendig schüttelte den Kopf. „Vergessen sie es!“ Im selben Moment ertönte von außerhalb des Raumes ein schrilles Kreischen, dass sie alle nur zu Genüge kannten. Er schaute Shamos direkt in die Augen. „Die Besuchszeit...!“ Er hielt inne, weil über ihnen ein dumpfer Schlag zu hören war, auf den lautes Scheppern zu hören war. Einen Wimpernschlag später rauschten einige Quadratmeter geborstenes Glas aus der Kuppel in die Tiefe und donnerten auf die Tische, die unter dem immensen Gewicht zusammenkrachten. Gleichzeitig ertönte erneut schrilles Quieken und ein großer, schwarzer Schatten rauschte nur wenig nach dem Glas zu Boden. Bei seinem Anblick stieß Esha einen kurzen, entsetzten Schrei aus. Kendig wirbelte zurück zu Shamos. „...ist vorbei!“ vervollständigte er seinen Satz, dann riss er seine Waffe in die Höhe und zusammen mit Malawi stürmte er auf das grauenhafte Insektenmonster zu.

      „Los!“ rief Matu, während er seine Ledertasche in die Höhe riss. Dabei schaute er Shamos mit großen Augen an. „Rein damit!“

      Der Wissenschaftler war noch immer nervös, aber auch angesichts der Bestie nur wenige Meter vor ihnen zutiefst entsetzt. Entsprechend starrte er den Priester einfach nur an.

      „Nun mach schon!“ brüllte Esha und stieß ihm in die Seite.

      „Aber...!“ mehr brachte Shamos nicht heraus.

      „Wir nehmen, was wir tragen können!“ rief Matu.

      „Aber wir haben doch noch gar nicht...!“ hob Shamos erneut an. Dann schreckte er zusammen, weil die ersten Schüsse fielen und das Monster aufbrüllte.

      „Wir werden aber keine zweite Chance mehr bekommen!“ erwiderte Matu. „Und jetzt rein damit!“

      Shamos war noch für eine Sekunde wie erstarrt, dann jedoch zuckten seine Hände auf den Tisch und mit einem großen Griff zog er alle dort befindlichen Seiten und Bücher in Matus Tasche, die daraufhin randvoll war.

      Wenige Meter vor ihnen war es Kendig und Malawi gelungen, das Monster zu töten. Offensichtlich hatte es sich bei dem Sturz vom Glasdach eine Klaue verletzt und konnte daher nicht mehr richtig laufen. Dass hatten die beiden gnadenlos ausgenutzt und ihm den Schädel zu Brei geschossen. Doch Grund zur Freude hatten sie nicht, denn schon konnten sie auf dem Glasdach weitere Bewegungen erkennen. „Wir müssen hier raus!“ brüllte Kendig und riss den Lauf schussbereit in die Höhe.

      Matu ließ sich das auch nicht zweimal sagen und stürmte los. Esha wollte ihm nach, doch sah sie, dass Shamos sich nicht rührte. „Oh, nun komm schon!“ brüllte sie und riss rüde an seinem linken Arm. Es gelang ihr auch, ihn mit sich zu ziehen, doch nur eine Sekunde später riss er sich wieder los und rannte zurück zu der Stelle,