Alfred Broi

Genesis IV


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Leder gebundenes Buch ergreifen konnte. Er packte es fest, riss es an sich, richtete sich wieder auf und stürmte zurück zu Esha. „Ich...!“ Er grinste entschuldigend. „...hatte etwas vergessen!“

      „Idiot!“ zischte seine Frau jedoch nur, griff wieder seinen linken Arm und zog ihn mit sich.

      Hinter Matu gelang es ihnen, seitlich an der toten Bestie vorbeizukommen. Kendig und Malawi kamen von der anderen Seite auf sie zu.

      „Hier, nimm du das!“ Matu reichte Shamos seine randvoll gefüllte Umhängetasche.

      Der Wissenschaftler war im ersten Moment unschlüssig, dann aber stopfte er das kleine, schwarze Buch schnell in seine Jacke und nahm dem Priester die Tasche ab.

      Matu war zufrieden. „Und jetzt raus hier!“ Er stürmte mit der Waffe im Anschlag auf den Ausgang zu. Esha und Shamos folgten ihm. Kendig und Malawi bildeten die Nachhut. In dem Moment, da der Pater die Eingangstüren nach außen aufstieß, konnten sie hinter sich weiteres Glas zerspringen hören, gefolgt von den quiekenden Schreien mehrerer Monster.

      Kendig und Malawi drehten sich sofort um und donnerten ihren Feinden im Rückwärtslaufen einige Salven entgegen, die zwar auch ihr Ziel fanden, jedoch keine der Bestien zu töten vermochten. Dann hatten auch sie die Türen erreicht und rannten hindurch.

      Hinter ihnen drückten Shamos und Matu die beiden Flügel sofort zu. Als sie mit einem dumpfen Knarren ins Schloss fielen, sprang Esha in der Mitte in die Höhe und drehte den schweren Riegel, der an der linken Tür befestigt war, zur Seite. Matu sprang ihr sofort zur Hilfe und gemeinsam gelang es ihnen, ihn einzurasten, bevor die Monster die andere Seite erreichen konnten. Doch kaum war der schwere, metallische Riegel in Position, da donnerten die Insektenbestien auch schon mit unbändiger Wucht gegen die beiden Türflügel. Während Matu hiervon ruckartig nach hinten gedrückt wurde und sich gerade noch taumelnd auf den Beinen halten konnte, wurde Esha förmlich abgeschossen. Wie eine Kanonenkugel rauschte sie schreiend einige Meter durch die Luft, bevor sie unsanft zu Boden schlug und sich einige Male überschlug.

      Shamos und Malawi eilten ihr sofort zur Hilfe, während sich Matu und Kendig einen besorgten Blick zuwarfen, denn die Bestien hatten die beiden Flügel schon bedrohlich weit auseinander gedrückt. Länger als eine Minute würde der Riegel der gewaltigen Kraft der blutrünstigen Monster nicht standhalten können.

      Entsprechend verloren sie keine Zeit, hetzten zu den anderen.

      „Okay?“ fragte Kendig Esha, die sich gerade wieder aufrappelte.

      Die junge Frau nickte. „Halb so wild!“ Sie grinste kurz.

      „Dann ab!“ Kendig schaute Matu an, der wieder die Führung übernahm. Esha und Shamos bildeten die Mitte ihrer Gruppe, Kendig und Malawi die Nachhut.

      Mit allem, was ihre Lungen noch zu bieten hatten, hetzten sie die gläsernen Gänge durch die Höhlen zurück zum großen Lesesaal der Bibliothek.

      Sie hatten kaum das Ende des zweiten Ganges hinter sich gebracht, als sie hinter sich ein lautes Scheppern hören konnten. Der Riegel war aufgebrochen worden und schon konnten sie anhand der zunehmenden Vibration des Bodens erkennen, dass ihre Feinde schnell aufholten.

      Instinktiv beschleunigten alle nochmals.

      Als sie das letzte Treppenhaus durchquert hatten und in die letzte Röhre eindrangen, konnten sie hinter sich das aufgeregte Kreischen ihrer Verfolger hören.

      Das wird knapp! dachte Kendig, doch brachte er kein Wort heraus, um seine Freunde anzutreiben, da er alle Luft zum Rennen brauchte.

      Matu an der Spitze hatte die Tür zum großen Saal als Erstes erreicht und warf sich mit aller Kraft dagegen, dass sie nur so aufflog.

      In diesem Moment tauchten am anderen Ende der Röhre die ersten Bestien auf. Kendig beschleunigte nochmals und warf sich mit letzter Kraft in das Innere des Saals. Hinter sich hörte er, wie die stählerne Tür wuchtig ins Schloss fiel und wieder ein zusätzlicher Riegel vorgeschoben wurde.

      Doch Kendig hatte keine Zeit zum Nachschauen. Während der Rest der Truppe an ihm vorbei zum Ausgang des Saals rannte, spürte er, wie Malawi ihn am Arm auf die Beine zog. Dann ging es auch schon in einem Höllentempo weiter.

      Dieses Mal aber sollten sie kein Glück haben.

      Matu als Führender hatte gerade die Hälfte des Saals durchquert, als die Stahltür zu den Glasröhren mit einem heftigen Knall aus den Angeln gefegt wurde und innerhalb weniger Sekunden mehr als ein halbes Dutzend Bestien durch die Öffnung quollen.

      Kendig war sicher, dass dies ihr Ende war. Sie würden den anderen Ausgang niemals rechtzeitig erreichen können.

      Schon hörte er das widerliche Kreischen der Monster in Vorfreude auf ein leckeres Mahl. Die Bestien fächerten hinter ihnen auf, nutzten die gesamte Breite des Saals, schienen sich genüsslich an der Angst ihrer Opfer zu weiden, während sie den sicheren Sieg vor Augen hatten.

      Plötzlich hörte Kendig einen weiteren Knall. Er kam vom Eingang zum Saal. Instinktiv wirbelte sein Kopf herum und er rechnete fest damit, dort weitere Bestien zu sehen, die sie vollends in die Zange nehmen würden.

      In der Tat wirbelten die beiden, großen Flügeltüren auch mit großer Wucht auf, doch an Stelle weiterer Monstren konnte Kendig zwei menschliche Gestalten erkennen, die ein paar Schritte in den Raum hineinliefen und dann abrupt abstoppten. Eine von ihnen hatte einen länglichen Gegenstand auf der rechten Schulter. Sie hockte sich augenblicklich hin, während die andere schräg hinter sie trat und etwas von hinten in den Gegenstand hineinschob.

      Einen Wimpernschlag, bevor die hockende Gestalt den Auslöser betätigte und eine Flammenzunge aus dem hinteren Ende des Gegenstandes auf ihrer Schulter züngelte, erkannte Kendig, dass er da einen gottverdammten Granatwerfer vor sich hatte, der gerade direkt in ihre Richtung abgefeuert wurde.

      Dann konnte er nur noch seine Augen aufreißen und mit einem lauten Schrei zur Seite hechten, wobei er Malawi mit sich riss, um sie ebenfalls zu schützen.

      Die Wirkung des Geschosses war gewaltig. Mit unbändiger Wucht rauschte es hinter Kendig und Malawi in einen Trupp von drei Monstern, die es augenblicklich zerfetzte. Die Druckwelle riss eine weitere Bestie rüde aus der Bahn und verletzte sie an den Klauen. Außerdem zerstörte sie die unteren Streben einiger mehrstöckiger Regale, die daraufhin in den Raum hineinkippten und zwei bisher unverletzte Monster unter sich begruben und dabei zerquetschten.

      Insgesamt fünf Monster starben durch den Einschlag der Granate, drei blieben jedoch noch auf den Beinen, wenngleich die eine Bestie sich nicht mehr richtig bewegen konnte und schmerzhaft aufschrie.

      Kendig rappelte sich wieder auf und erkannte erleichtert, dass niemand von ihnen verletzt zu sein schien.

      Doch schon hörte er die Schreie der anderen Monster, die natürlich nicht aufgaben. Ohne zu zögern riss er seine Waffe in die Höhe und feuerte eine gewaltige Salve auf eines von ihnen, während er hören und sehen konnte, dass Malawi Gleiches mit der zweiten, noch unverletzten Bestie tat. Matu sprang zu ihr und gab ihr Feuerunterstützung. Gemeinsam konnten sie das Monster erledigen. Esha hatte sich mittlerweile vor die verletzte Bestie gestellt und deckte sie mit Schüssen aus ihrer Waffe ein. Hilflos musste das Tier die Treffer hinnehmen, die es letztlich auch töteten.

      Kendig aber wusste, dass er allein seinen Gegner nicht ausschalten konnte. Tatsächlich kam das Monstrum trotz der Treffer, die es einstecken musste, unaufhaltsam näher.

      Plötzlich aber hörte er weitere Schüsse schräg hinter sich, die sich schnell näherten. Einen Augenblick später trat eine Frau mit langen, blonden Haaren neben ihn und feuerte auf die Bestie, die damit keine Chance mehr hatte und unter großem Geschrei den Tod fand.

      Als sie ihre Attacke beendeten, verstummten auch die Geräusche um sie herum und zurück blieb eine drückende Stille.

      „Danke!“ Kendig hatte die Frau einen Moment lang stumm angeschaut. Sie schien älter zu sein als er, vielleicht fünf Zyklen. Größe und Körperbau ähnelten Malawi. Doch hatte sie lange, blonde Haare, die zu einem festen