Erwin Leonhardi

Behauptung statt Wahrheit


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als Berufung empfinden, dem Rest der Welt eine unbeweisbare Ideologie aufzudrängen. Sie werden gestützt durch die unterschwellige Angstmache ihrer Kirche, die damit über viele Jahrhunderte ihre sogenannten Gläubigen beherrscht hat - und selbst heute immer noch beherrscht. Die Priesterschaft bildet das raffinierteste Führungssystem, das die Welt bisher erlebt hat. Durch die anmaßende Behauptung der Kirchen, die selbst ernannte höchste moralische Instanz zu sein, glaubt jeder innerhalb dieses Systems, es wäre gut. Daraus leiten deren Führungsriegen die Berechtigung ab, sich in alle Bereiche der Gesellschaft einzumischen.

      Als naturwissenschaftlich geprägter Mensch habe ich gelernt, Antworten auf Ungereimtheiten mit pragmatischen Ansätzen zu suchen. Entgegengebrachte konditionierende Aussagen, deren Kern und Motivation es zu isolieren gilt, habe ich während meiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Unternehmensführer in der freien Wirtschaft oft enttarnen müssen. Der einzige zielführende Weg, Mitteilungen richtig einzuschätzen, ist die nüchterne ideologiefreie Betrachtung und das Bewusstsein, dass ausnahmslos jede Aussage einen Zweck verfolgt. Diese Vorgehensweise gewinnt fast immer. Ideologische Aspekte entpuppen sich bei genauer Betrachtung meistens als leere Hüllen.

      Für mich zählen Fakten. Die Schlüsse daraus ziehe ich selbst. Ich brauche keine Exegeten, die mir erklären, was ich wie verstehen soll. Mich interessiert auch nicht, was in Schriften angeblich zwischen den Zeilen zu lesen ist, denn in Wirklichkeit steht da nichts. Wäre dort eine dem jeweiligen Autor wesentlich erscheinende Aussage verborgen, hätte er sie mit Sicherheit explizit niedergeschrieben. Wer zwischen den Zeilen liest, interpretiert die vorhandene Aussage nach eigenem Gutdünken.

      Fakten sind nachprüfbar und ihre Gewinnung ist beliebig wiederholbar. Sich widersprechende Fakten gibt es nicht, widersprüchlich scheinende Darstellungen schon.

      Mit rhetorischem Geschick gelingt es wahren Könnern, Aussagen so zu formulieren, dass sie den Zuhörer gezielt konditionieren. Nicht falsch bedeutet nicht automatisch richtig. Geschickte Weglassungen und kontextfremde Beispiele bis hin zu mantrahaften Wiederholungen dienen als Hilfsmittel. Reicht das nicht aus, werden zur Einschüchterung prophetische Szenarien mit schlimmen Ergebnissen heraufbeschworen. Wer nicht aufpasst, wird manipuliert.

      Nach diesem Prinzip arbeiten die christlichen Religionen durch ihre Organisationen, die Kirchen. Sie indoktrinieren ihre Mitglieder von Kind an, indem sie ihnen Harmonieversprechen geben, die sie nur erreichen können, wenn sie sich an die vorgegebenen Regeln halten. Das gesamte Regelwerk definieren sie selbst. Da sie realitätsfern sind, können sie im Alltag nicht bedingungslos eingehalten werden. Jedes Zuwiderhandeln gilt als Sünde und wird benutzt, um ein schlechtes Gewissen zu implantieren und zu pflegen. Eine Erlösung von den Sünden kann nur durch die vorgenommen werden, die das Regelgebilde gemacht haben. So schließt sich der Kreis der Vereinnahmung. Der Kirche geht es nur vordergründig um das von ihr propagierte Seelenheil. Ihr genügt der aus unterschwelligem Unbehagen bestehende Gehorsamsglaube ihrer Mitglieder. Der sichert schließlich die Kirchensteuer.

      Man kann an vielen Stellen beobachten, wie politische und religiöse Organisationen mit behaupteten Wahrheiten Herrschaftsansprüche begründen. In jüngster Zeit wurde sogar der Begriff der "alternativen Fakten" geprägt.

      Wenn man in Aussagen versteckte Ziele, die hidden agendas, vermuten muss, erfordert dies die besondere Aufmerksamkeit aller wachen Interessierten. Die müssen diese Ziele und die darunter liegende behauptete Welt hinterfragen und erforderlichenfalls an den Pranger stellen.

      Im gesellschaftlichen Bereich beobachtet man wachsende Ansätze zur Vereinnahmung von Verbrauchern durch zunehmend aggressive Schaffung von neuen Wertesystemen. Das betrifft viele Sphären des Alltags, beispielsweise die Legende von der gesunden Ernährung durch veganes Essen. Deutlich zeigen auch modische Erscheinungen, wie zerlumpte Jeans, dass das Folgen solcher Bewegungen zu Kritiklosigkeit führt. Anders ist nicht zu erklären, dass man einer objektiven Hässlichkeit nur deswegen folgt, weil andere es tun. Unübersehbar bewirken technische Trends neue Verhaltensmuster bis hin zur fatalen Ablenkung von der gebotenen Aufmerksamkeit im Straßenverkehr. Für jeden erkennbar regiert die fortschreitende Vereinnahmung in sogenannten sozialen Netzwerken durch einfache Kommunikationsgeräte das soziale Verhalten des einzelnen Teilhabers. In der Politik genügen die radikalen Strömungen am linken und rechten Rand der Parteien als jedem bekannte Beispiele. Der älteste Bereich ist mit lediglich behaupteten Wahrheiten und intolerantem Dominanzstreben die Religion.

      Wenn die Ideologie einer solchen Organisation sich dann noch zusätzlich in Richtung eines gesellschaftlich parasitären Daseins bewegt, muss die Toleranz ihr gegenüber hinterfragt werden. Das gilt uneingeschränkt für politische Parteien, aber auch für gesellschaftliche Aspekte, wie beispielsweise Kultur- und Sportvereine, und für religiöse Gemeinschaften. Der Staat ist gefordert, sich wohl zu überlegen, wen oder was er mit Steuermitteln fördert. Das Gleiche gilt für den einzelnen Bürger. Seine Toleranz darf nicht zu Gleichgültigkeit und Untätigkeit führen. Hier gilt das warnende abgewandelte Sprichwort: Der Klügere gibt so lange nach, bis er der Dumme ist.

      Mein Buch richtet sich gegen die selbst ernannte Autorität der Kirchen, die sie - historisch betrachtet - vorwiegend aus den ersten Schriften des Alten Testaments ableitet.

      Grundsätzlich unterstelle ich, dass es kein Schriftstück gibt, das ohne jeden Zweck existiert. Texte nehme ich wörtlich, denn sie sind so gemeint. Wären sie anders gemeint, wären sie anders geschrieben. Eulenspiegelei ist keine unsympathische Haltung, sie zeigt oft sehr deutlich, wie leicht Menschen durch gezielte, ungenaue Kommunikation manipuliert werden können. Ein Narr, wer diesen Till Eulenspiegel für einen Narren hält. Indem er die Dinge wörtlich genommen hat, führte er vielen Menschen vor Augen, wie gezielte Missverständnisse entstehen können.

      Die folgenden Kapitel beschäftigen sich mit grundsätzlichen Fragen der christlichen Religionen und offensichtlichen Ungereimtheiten in der Bibel bis hin zu groben Fehlern in den hier beispielhaft gewählten ersten Büchern des Alten Testaments. Sie bilden immerhin das Fundament des christlichen Glaubens, ein Fundament mit vielen fehlerhaften und widersprüchlichen Aussagen.

      Genau genommen ist dieses Fundament nur ein behauptetes, das objektiv betrachtet einer Nachprüfung nicht standhält.

      Dabei überprüfe ich jede Ungereimtheit in den Texten, ohne Rücksicht auf etablierte Exegesen. Antworten muss jeder selbst finden, ich sammle nur Fakten und stelle anheim, wer welche Schlüsse daraus zieht.

      Mein Ziel ist nur das Aufwecken, nicht die Konvertierung zu meiner Ansicht. Meine Ansichten können falsch sein. Das Aufzählen von Fakten ist allerdings nie falsch. Sich von ideologischen Ausführungen nicht bedingungslos einnehmen zu lassen, ist ebenfalls nie falsch. Alles, was ich erreichen will, ist aufzuzeigen, dass man durch nüchternes Nachdenken manchmal zu erstaunlich einfachen Ergebnissen gelangen kann. Nachdenken schadet nicht. Allerdings sehen manche Ideologien schon im Nachdenken die Gefahr der Abtrünnigkeit. Wer anderen das Recht abspricht, nachzudenken und nachfragen zu dürfen, verrät damit die Untauglichkeit seiner Ideologie. Er fürchtet Machtverlust durch die Enttarnung von Schwächen.

      Wer die Basis des Humanismus, das Modell der Vernunft, Toleranz, Wissenschaft und genereller Wahrheitssuche ablehnt, sollte das Folgende sehr genau lesen. Man kann dann prüfen, ob man bereits in der ideologischen Gefangenschaft lebt, ob man wichtige Details jemals erfahren hat, und ob die Texte überhaupt glaubhaft sein können.

      In den Zitaten der Bücher Moses habe ich die Originaltexte der Luther-Bibel von 1545 verwendet. Die hat von allen bisherigen deutschsprachigen Versionen am längsten die religiöse Denkwelt beeinflusst, auch wenn sie ein paar Übersetzungsfehler enthält. Diese Texte sind über Jahrhunderte Grundlage für unzählige Bücher, Exegesen, Schriften und Dogmen gewesen.

      Das hier im Buch vorgenommene Zitieren der Bibelstellen macht für den Skeptiker das parallele Nachlesen in der Bibel hinfällig und entzieht gleichzeitig der oft gebrauchten Schutzformulierung, das stehe so nicht in der Bibel, rein sachlich die Basis.

      Weil damit gerechnet werden muss, dass nicht jeder Leser die drei Bände der Trilogie in der vorgesehenen Reihenfolge liest, werden ein paar wenige Kernsätze in den Vor- und Nachwörtern wiederholt. Zum vollen Verständnis sind sie essenziell.