umsehen."
Sie aber sprach, als Fürbitteengel sei sie für ihren Bruder eingestanden. Sie betrachte es auch für eine ihrer Aufgaben, ihren leiblichen Bruder durch die erste Zeit hindurch zu führen, denn er könnte sich vielleicht in der Geisteswelt sonst nicht zurechtfinden und sein Aufstieg würde dadurch behindert. Sie fügte hinzu, dass ihr mehr wie genug Zeit für den Bruder bleibe. Da hatten die drei Engel nichts mehr einzuwenden. Doch bevor sie sich verabschiedeten, wünschten sie der hohen Schwester noch, guten Erfolg in der Führung ihres Bruders, und sie sagten:
"Wir werden uns später erkundigen, wie weit du mit ihm gekommen bist."
So hatte man sich gegenseitig verabschiedet. Jetzt war der Heimgekehrte hocherfreut und alle Angst war plötzlich von ihm genommen. Er wusste nicht, wie er seiner Schwester danken sollte. Nun aber standen beide immer noch mitten auf diesem weiten Felde, noch war kein Ende dieser Öde abzusehen.
"Wo soll ich hier denn wohnen"? erkundigte er sich da, "oder kann ich in meine irdische Wohnung zu meinen Angehörigen zurückkehren, denn sie haben es sehr nötig, dass man ihnen beisteht?"
Und er bat weiter:
"Komm du doch mit, wir können gemeinsam im Hause meiner Familie wohnen."
"Nein, das geht nicht", erwiderte sie, "wir werden wohl sehr oft bei den Deinen sein, ohne bei ihnen zu wohnen. Bis jetzt bin ich immer wieder bei ihnen gewesen, und nun wollen wir dann zu zweit gehen. Aber vorerst müssen wir deine Wohnung suchen."
Endlich nahm die Einöde ein Ende, und es ging gar nicht mehr so lange, bis sie in ein geistiges Dorf kamen wo sie vielen Geistgeschwistern begegneten, die alle so nett waren und sich darüber freuten, wenn jemand dazu kam, um auch in ihrem Dorfe zu leben. Sie gingen beide von Haus zu Haus, und die Schwester erkundigte sich, wo noch ein freier Platz für ihren Bruder sei. Doch sie brauchte nicht lange zu suchen, denn schon kam man ihr entgegen und begrüßte sie. Sie war keine Fremde in diesem Dorf, denn schon manche Seele hatte sie in dieser Sphäre besucht und auch selbst eingeführt und ihnen Trost und Zuspruch gegeben. Nun kam sie mit ihrem leiblichen Bruder. Sie hatte es den anderen auch schon längst verkündet, wenn eines ihrer Angehörigen unerwartet das Erdreich verlassen müsste, würde sie ihn hier her bringen, denn sie hatte die Aufsicht über dieses geistige Dorf. Sie war der führende Engel dieser kleinen Sphäre. Doch als Engelwesen beschäftigte sie sich mit allen Bewohnern dieses kleinen Dorfes. Es waren alles Seelen, die im Aufstieg begriffen waren. Vieles musste da noch gut gemacht werden, wobei auch alle unterrichtet wurden. Für die notwendigen Helfer war die himmlische Schwester zuständig, denn sie war das führende Wesen in diesem kleinen Dorf, und hier durfte sie nun ihren einstigen Bruder mit unterrichten und führen. Es war ihr eine überaus große Freude, dass ihr dieses gestattet wurde. Sie wusste wohl um ihr Ansehen in der Himmelswelt und um das Recht, das man ihr zustand, denn sie selbst war ja von Engeln des Himmels erzogen, unterrichtet und belehrt worden. Sie selbst konnte daher auch nur Liebe und Verständnis geben, wie sie solches bei den Liebesengeln empfangen hatte, bei denen sie aufgewachsen war. So konnte sie nur wieder schenken, was man ihr gegeben und was die Tiefen ihres ganzen seelischen Gemütes erfasst hatte. Sie stand allen überaus wohlwollend ratend bei, achtete aber wohl darauf, dass jeder seine Arbeit tat, dass jeder sich um seinen Aufstieg bemühte. Doch sie alle, die dieses Dorf bewohnten, waren sich einig und sagten, welch ein Glück sie hätten unter einer solch liebevollen Führung den Höhen entgegengehen zu dürfen.
Nun, diese himmlische Schwester wollte ja ihren Bruder auch in sein irdisches Haus zu Frau und Kindern begleiten und ihn dafür auch speziell vorbereiten, denn er sollte den Seinen beistehen dürfen. Sie klärte ihn darüber auf, wie dies anzufangen sei und sagte:
"Am besten eignet sich die Zeit, wenn die Deinen schlafen. Denn wenn der Mensch schläft, kann sich sein Geist vom Leibe lösen und hier bietet sich uns die Gelegenheit, sich mit ihnen zu unterhalten. Wir geben ihnen Ratschläge und Hinweise. Doch können wir ihnen nicht alle seine Wünsche erfüllen. Wir können ihnen wohl im täglichen Leben beistehen, aber deren und unsere Wünsche gehen oftmals weit auseinander. Während der Menschengeist an seinen irdischen Leib und an seine Welt gebunden ist, möchte er sein ganzes Interesse dieser irdischen Welt schenken. Die geistigen Interessen kommen meistens hintennach. Nur wenn es sich um Menschen handelt, die in der Tiefe der Seele einen festen Glauben an Gott, an seine Gesetze und seine Gerechtigkeit haben, dann ist es eher möglich, mit ihnen über reingeistige Dinge zu reden. Sonst richtet sich ihr Denken immer wieder auf das Menschliche aus, mit dem sie mit allen Fasern verbunden sind. Hat einer dann doch diesen Glauben, diese geistige Verbundenheit, so sind die Möglichkeiten eher vorhanden, ihn im Reiche des Geistes zu unterrichten und ihm all diesen Reichtum zuzuführen."
So hatte die himmlische Schwester ihren Bruder unterrichtet. Dann konnten sie zum ersten Mal miteinander mit dem Geiste seiner Frau in Verbindung treten und einander in Liebe und Freude begrüßen. Hier herrschte keine Trauer, wie sie bei Menschen üblich ist, die nicht glauben wollen oder können, dass es diese Verbindung über den irdischen Tod hinaus gibt. Nun konnte man von Geist zu Geist über die Zukunft miteinander reden. Der Heimgegangene konnte seiner Frau im Geiste ausrichten, dass man ihr jederzeit beistehen möchte, wenn sie sich und ihre Kinder auf den Willen Gottes ausrichten würden. So führte man Gespräche in erster Linie über die Zukunft, aber alles war auf das geistige Leben ausgerichtet. Der geistige Trost sollte aber auch die Trauer dieser Frau überwinden helfen, und allein schon die Gewissheit, dass man weiterlebt; dass man auf die Hilfe lieber Verstorbener rechnen darf und dass man sich wieder begegnet. Diese Gewissheit, wenn sie ins Bewusstsein dringen kann, gibt den Hinterbliebenen so viel Kraft, dass sie die Trauer überwinden können, dass sie in ein geistiges Verhältnis mit ihren Abgeschiedenen kommen können, soweit dies gestattet ist. So führten sie viele Gespräche miteinander, denn die hohe Schwester geleitete ihren Bruder zeitweise immer wieder zu seinen Hinterbliebenen. Er konnte miterleben, wie die geistigen Wunden geheilt wurden und das Leben weiterging, und wie seine Kinder heranwuchsen. Er freute sich darüber, dass er selbst manchmal in ihr Leben eingreifen und ihnen beistehen durfte. Aber all das sollte nicht seine alleinige Aufgabe sein. Jetzt sprach seine himmlische Schwester:
"Du musst in die Reihen der großen Geistfamilie eintreten, denn Geister des Himmels sind bemüht, den Heilsplan zu fördern, ihn immer mehr zu erfüllen."
So musste er erkennen, wie notwendig es für seinen eigenen Aufstieg war, dass er in diese große Familie der heiligen Geister eintrat. Das heißt, dass er sich den Anweisungen der führenden Engel des Himmels fügte. Er sollte weitere Aufgaben erfüllen, in dem er mit anderen guten Geistern den Aufgaben nachging, die in der irdischen Welt warteten, und die bewältigt werden mussten. Er musste auch erkennen lernen, dass es nicht nur eine gute Geisterwelt gibt, sondern auch eine Welt der Unseligen, ein Reich des Todes, wovon ich noch später sprechen werde. Und immer wieder wurde ihm erklärt, welche Bedeutung die Bezeichnung Totenreich hat, dass es sich dabei um die düstere Welt, der von Gott Getrennten handelt. Er sollte sich auch zum Kampf gegen dieses Totenreich stellen. Er sollte eine Lücke in den Reihen der guten Geisterwelt füllen.
Jetzt hatte er also seinen Beitrag an die große Arbeit in der großen Geisterfamilie Gottes zu leisten. Auch durfte er sich freuen, weil er einige Male mit spielenden, singenden Engeln ziehen durfte, die unter den Menschen weilten, um sie zu beglücken. Martin war es erlaubt, mit diesen Scharen musizierender Wesen dabei zu sein, und sich mit ihnen zu freuen. Und er durfte miterleben, wie die Menschen in der Nähe dieser spielenden und musizierenden Geister glücklich wurden, ohne dass sie wussten, warum. Wohl konnte ihr Geist sehen und hören, was sich um sie herum abspielte, was musiziert und gesungen wurde. Der Menschengeist kann die herrlichen, frohlockenden Wesen sehen, die hernieder gestiegen sind die Menschengeister zu erfreuen. Das also durfte er nebst seiner Arbeit, die er gutwillig leistete, auch miterleben.
Die himmlische Schwester führte dann schließlich Eltern und Bruder zusammen, denn sie sollten sich gemeinsam freuen und ihren weiteren Aufstieg begehen.
Also hatte diese so frühzeitig in die Gotteswelt zurückgekehrte Schwester viele wunderbare Möglichkeiten, ihre Lieben zu führen. Sie war eine wirklich gute Fürbitterin, ein Geist der Liebe, vor dem auch die strengen Engel des Himmels zurücktreten und nachgeben.
Denn diese Fürbitteengel gehören zu den Heiligen des Himmels,