könnte. Dann hatte sich einer der drei Engel an mich gewandt mit den Worten:
"Günter, steh auf und verlasse nun dieses Haus, dein Freund wird dich führen."
Da bedankte ich mich bei allen und hatte das Gefühl, allen zu Dank verpflichtet zu sein, die ich sah. Und indem ich meine Kammer verließ, kamen schon wieder andere hinein, und ich konnte noch sehen, wie meine Liegestätte wieder besetzt wurde. Doch derjenige, der sich da niederließ, war voller Trauer und weinte. Er konnte es nicht fassen, nun fern von seiner Familie zu sein, alles zurückgelassen zu haben, was ihm lieb und teuer war. Ich durfte aber auch noch erkennen, wie ein liebevolles Wesen sich seiner annahm, ihn tröstete, bis auch über diesen jäh Verstorbenen der erlösende Schlaf kam.
Nun war es mir ja klar geworden, diese Ruhe, diese herrliche Atmosphäre konnte wohl nur in diesem Hause gefunden werden, denn ich erinnerte mich noch an den Weg, den ich gegangen war. Da war doch schon eine ordentliche Betriebsamkeit auf meinem Wege zum Hospital, denn von allen Seiten vernahm ich Zurufe, auch war da sonst ein emsiges Treiben zu sehen. Doch nun sollte ich ja einer Aufgabe zugeführt werden, doch Detlef lud mich zuerst in sein Haus ein. Da wollte ich wissen, was er denn überhaupt hier tue. Ich hatte doch gar keine Vorstellung vom Leben in dieser Geisteswelt. Da klärte er mich auf, das Leben hier sei genau so vielseitig, wie dasjenige der Menschen auf Erden. Aber ich wollte ja wissen, was seine Betätigung war. Er sagte:
"Ja siehe, ich möchte dir erklären, dass man mich von meiner eigentlichen Arbeit zu deinem Empfang weggeholt hat. Du weißt, zu Lebzeiten habe ich als Nebenverdienst viel geschnitzt. Hier im geistigen Reiche habe ich auch Gelegenheit dazu, aber hier schnitze ich nicht Holz, sondern mir stehen dafür geistige Steine zur Verfügung. Ich kann diese behauen und formen. Ich habe dafür meine Lehrer. Diese Tätigkeit liegt mir, du weißt es ja."
Ich konnte nur staunen, dann fragte ich:
"Was wird man wohl für mich ausgedacht haben?"
"Du hast wohl die Wahl " sagte Detlef, "wie du dich beschäftigen möchtest. Vielleicht in ähnlicher Art? Oder vielleicht möchtest du dich ganz in den Dienst des Nächsten stellen?
Dann zeigte er mir ein großes Steingebilde, woraus ich noch nicht erkennen konnte, was daraus entstehen sollte. Dann sind diese drei Wesen, vor denen du solche Angst hattest, zu mir gekommen und haben mir gesagt:
"Bereite dich vor, es kommt ein Freund von dir."
Ich wusste aber noch nicht wer. Da habe ich meine Arbeit gleich unterbrochen und hielt mich bereit, dass man mich jederzeit holen konnte. Wann es sein würde, hat man mir nicht genau erklären können. Endlich hatten mich die drei Engel weggeholt, und sie führten mich dir entgegen in die Berge bis zu deinem Hause, das du dort bewohntest. Dann hatten wir dich in die Berge begleitet, den ganzen steilen Weg hinauf, und wir waren schon bereit, dich zu empfangen, dich nach deinem Absturz vom irdischen Leibe zu lösen und mit uns zu nehmen in unsere geistige Welt hinein."
Da wollte ich wissen, ob sie meinen Todessturz denn nicht hätten verhindern können?
"Nein", sprach er, "es war Bestimmung, wir durften es nicht verhindern. Wir wussten, dass du diesen Weg zu gehen beabsichtigtest und ihn auch gehen würdest. So waren wir einfach gekommen und bereit, dich aufzunehmen und ins geistige Leben hineinzuführen."
Also war es so für mich bestimmt, dass ich die Erde schon verlassen musste. Nun, ich hatte mich eigentlich darüber nicht mehr zu beklagen. Der Trennungsschmerz war in mir ausgeheilt und ich wusste meine Hinterbliebenen in guter Obhut. Mich hatte man behutsam empfangen und man hatte mir eine liebevolle Aufnahme bereitet. So hatte ich mich nun entschlossen, auch so zu wirken wie mein Freund Detlef. Ich wollte Dienst an Anderen in der geistigen Welt vollbringen, oder vielleicht auch Dienst an einen Menschen, wenn ich die Zustimmung der höheren Engel bekäme. Ich kam deshalb ins Gespräch mit den Dreien; denn sie waren sozusagen für mich führende Geister Gottes. Diese hatten mir dann vorgeschlagen, ich könnte jeweils zu jenen Menschen hingehen, die krank und bettlägerig wären, oder mich jener annehmen, die ihre letzten Stunden auf Erden verbrächten. Da könnte ich mich neben sie setzen und mit ihrem Geist um Gottes Gnade und Barmherzigkeit beten. Ich sollte mit diesen beten, wie sie mit mir gebetet hatten, als ich in der geistigen Welt auf dem Ruhebett lag. Ja, das war für mich eine Wonne und Wohltat gewesen. So hatte ich mich dazu entschlossen, mit sterbenden Menschen zu beten, wenn es ans sterben ging. Ich wollte allein aus eigener Kraft für sie beten. Ich wollte die Verbindung mit dem Geist von Sterbenden aufnehmen, so wie es sich ergab. Ich wollte auch, wenn es mir erlaubt würde, bereitstehen, wenn jemand eines plötzlichen Todes sterben sollte wie ich. Dann wollte ich ihn führen. Ich hatte auch den Wunsch, Menschen in ihrem Alltag begleiten zu dürfen, sie auf den rechten Weg führen und auf das höhere Leben hinzuweisen. Ich wollte versuchen, den Kontakt mit dem sich noch im irdischen Leibe befindlichen Geist aufzunehmen und es ihm beibringen:
"Bald stehen wir Hand in Hand miteinander im Reiche Gottes."
Man hatte mir die Erlaubnis zu diesem Dienst am Nächsten gegeben. Und so erfülle ich seither meine Aufgabe in dieser Weise. Sie ist ja so vielseitig. Das eine Mal finde ich meinen Platz bei einem einsamen Menschen. Ich bete im Namen des Erlösers zu Gott um Gnade für ihn, er möge ihn aufnehmen und ihm vergeben. Je nachdem versuche ich auch mit dem Geist des Menschen ins Gespräch zu kommen, ihn auf die letzten Stunden seines Lebens hinzuweisen und mit ihm zu beten. So fand und finde ich immer viele Möglichkeiten, meinen Dienst zu erfüllen. Es macht mich glücklich. Und so stehe ich in der Ordnung Gottes und erfülle meinen Dienst am Nächsten. So wie man mich geführt hat, wie man mir gnädig und barmherzig war, will auch ich für die anderen bitten und sie führen.
Doch eines möchte ich noch verraten, manchmal ist meine Aufgabe doch etwas hart. Denn manchmal hat ein Mensch kein gottgefälliges Leben hinter sich. Dann werde ich auf seine Läuterung aufmerksam gemacht, auf die Bedrängnis, die auf ihn wartet. Aber durch mein Gebet, durch meine Aufopferung, ist es mir möglich, ihn zu führen, ihm Tröster zu sein an seinem Ort der Bedrängnis, ihn immer wieder auf die Liebe, Barmherzigkeit und Gnade Gottes aufmerksam zu machen, die auch ihn dereinst erfassen wird. So erfülle ich meine Aufgabe, und es ist eben so, die Menschen auf Erden hängen an ihrem Leben, an ihrer Umwelt, an all dem, was sie vielleicht selbst geschaffen haben. Sie wollen sich nicht trennen von dieser irdischen Welt. Sie möchten immer nur Mensch sein. Erst wenn sie alt geworden und der Körper ihnen beschwerlich wird, werden sie anders gestimmt. Dann sind sie bereit, die Erde zu verlassen. Aber es geht lange, bis es soweit ist. Jene, die in der Blüte ihres Lebens stehen, denen es gut geht, sie wollen nicht sterben, sie wollen nicht. Und wenn sie doch in die Jenseitswelt kommen, wollen sie sich auch in der Anfangszeit nicht zufrieden geben. Darum bedürfen sie dieser Betreuung.
Die Menschen wollen im Allgemeinen nicht sterben. Und die, die sich im Jenseits eingelebt haben und nach einem guten Leben in die göttliche Welt eingegliedert sind, fühlen sich so glücklich in dieser großen, schönen, harmonischen Familie, dass sie nicht mehr zurückkehren möchten. Und wenn ihnen dann gesagt werden muss:
"Nun ist es bald Zeit für dich, du musst noch mehr erreichen, deine jetzige Stellung genügt noch nicht, du musst bald wieder in ein neues Erdenleben hineingeboren werden", dann antworten sie:
"Nein, nein, noch nicht! Noch nicht! Lasst mich hier! Lasst mich nicht in ein neues Erdenleben gehen, ich will nicht mehr dahin zurück!"
Da muss mancher auch wieder zuerst mit sanfter Gewalt in einen beruhigenden Schlaf versetzt werden, dass die Umwandlung stattfinden kann, um wieder als Kind auf Erden geboren zu werden. Nicht jeder sieht es ein, dass es für ihn gut ist, weil ihm die himmlische Welt so gut gefällt und er sich hier wie zu Hause fühlt, weil ihm die Zukunft, die ein neues Erdenleben mit sich bringt, zu unsicher vorkommt. Denn während man als Mensch so wenig weiß, weiß man im Jenseits um die Versuchungen und Gefahren, die einem im Erdenleben erwarten. Man weiß, dass der Mensch so schnell der Versuchung anheim fällt. Wie schön kann man es dagegen im geistigen Reiche haben. Und so ängstigt sich mancher, er könnte das, was er bisher hier erworben hat, wieder verlieren, wenn er sich in einem künftigen Erdenleben nicht bewährt. Weil er versagen könnte, weil nichts von dem Wissen ins Menschenleben hindurch gedrungen ist, was man in seiner Familie in der Gotteswelt noch wusste. Die Erinnerung wird ihm genommen, weil jeder im neuen