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alte Fenster und Türen vorbeigebracht, die sie einbauen konnten und so nahm das Ganze schon Form an. Zum Mittagessen kochte Ludwig einen Topf Spagetti mit Tomatensauce, dann ging es mit der Arbeit weiter, bis Valli mit einem Teller voll Kuchen kam.

      „Ich wusste gar nicht, dass du das Rotkäppchen bist“, scherzte Ludwig und die Kleine lachte. Fachmännisch begutachtete sie das zukünftige Badezimmer und den Schleuderraum. Dann bekam Valli ein Glas Apfelsaft, während die Männer Kaffee tranken und sich Rosinas Köstlichkeiten schmecken ließen. „Es ist sehr nett von deiner Mama, dass sie uns Kuchen schickt“, meinte Heinz. „Mhm, ich wollte ihn bringen“, erklärte Valli. „Mein Säle hat gesagt, es bringt kein Glück, wenn man am Sonntag arbeitet“, platzte sie dann heraus und die beiden Männer warfen sich vielsagende Blicke zu. „Wir machen das nicht jeden Sonntag“, beruhigte Ludwig seine kleine Freundin, „nur ausnahmsweise, weil Heinz da ist und mir hilft.“ „Ich kann dir morgen auch wieder helfen“, bot Valli an. Heinz grinste, er kannte die magische Anziehungskraft, die sein Freund auf Kinder ausübte. „Das ist, weil du selbst noch ein Kindskopf bist“, neckte er ihn oft.

      Nachdem Valli weg war, schaute Heinz den Feund mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ist sie hübsch?“, wollte er wissen. „Ja, sie ist hübsch. Klein und zierlich mit blauen Augen und einem Pferdeschwanz, sieht aus wie Vallis große Schwester“, erklärte Ludwig, „aber es ist nicht, wie du denkst. Valli wollte uns Kuchen bringen und ihre Mutter kann ihr keinen Wunsch abschlagen. Mich kann sie nicht leiden, weil ich die falschen Bienen habe.“ Heinz zweifelte zwar an dieser Version der Geschichte, ließ das Thema aber auf sich beruhen und verabschiedete sich bald darauf. Ludwig ging noch ein bisschen zu seinen Bienen. Er schaute sich das Treiben vor den Fluglöchern an und war zufrieden. Viele Bienen brachten „Höschen“ mit Pollen, die zur Aufzucht der Brut benötigt wurden und einige purzelten schwer mit Nektar auf die Flugbrettchen, die er vor den Fluglöchern angebracht hatte, damit sie besser landen konnten. Wenn das Wetter hielt, konnte er in einigen Wochen Blütenhonig ernten.

      9

      Am ersten Mittwoch im Mai fand der nächste Imkerstammtisch statt, zu dem ein Referent über das Thema „Schwarmvermeidung“ sprechen sollte. Rosina zog eine Jeans und einen dunkelgrünen Pullover mit Schmetterlingsärmeln an und band die Haare zu einem Pferdeschwanz. Sie musste Gina bald bitten, ihr die Stirnfransen wieder zu schneiden, sie fielen ihr schon fast in die Augen, dachte sie, als sie vor dem Spiegel stand. Sich zu schminken lohnte sich nicht für die alten Herren, einige davon machten ihr auch so Komplimente, die anderen interessierten sich nicht für sie. Nachdem sie sich von Kilian verabschiedet und Valli ermahnt hatte, bald das Licht zu löschen, machte sich Rosina auf den Weg.

      Im Gasthaus „Engel“, wo man sich immer traf, saßen schon sieben alte Imker und ein jüngerer Mann, den Rosina nicht kannte. Er musste der Referent sein. Zu ihrer Freude kamen wenig später noch Annemarie und Luise, die anderen beiden Imkerinnen im Verein. Um Viertel nach acht stand Xaver auf und begrüßte den Referenten und die anwesenden Vereinsmitglieder. Das Licht wurde gelöscht und der „Wanderlehrer“ referierte anhand von Lichtbildern über die Schwarmvermeidung. Er betonte, dass man die Schwarmzellen ausbrechen müsse und dass dieses Problem nur noch selten auftrete bei Kollegen, die bereits die reingezüchtete Alpenbiene besaßen. Rosina konnte seinen Ausführungen nicht ganz folgen und wunderte sich wieder, warum ihre Zuchtkönigin so schlecht legte und Xaver es auf einen Schwarm ankommen ließ. „Was ist das Schlechte an einem Schwarm?“, fragte sie deshalb und der Referent erklärte ein bisschen herablassend, dass die alte Königin einige Zeit bevor das Volk abschwärmte keine Eier mehr lege und dass es nachher länger dauere, bis das Volk wieder erstarke. Außerdem könne ein Schwarm davonfliegen, sofern man ihn nicht rechtzeitig einfing.

      Als der Referent fertig war, fing die allgemeine Diskussion an. Xaver und Willi überschlugen sich fast beim Erzählen der Horrorgeschichten über den zugezogenen Imker mit den englischen Bienen. „Ich hab's mir überlegt“, sagte Willi wichtig, „wir müssen schauen, dass er wieder geht.“ Und wie willst du das machen? Jetzt, wo er das alte Haus herrichtet, wird er wohl nicht freiwillig verschwinden“, bemerkte Annemarie. Der Wanderlehrer merkte, dass er nicht mehr gebraucht wurde, und verabschiedete sich. „Ihr werdet schon sehen“, prophezeite Willi kryptisch. Xaver fragte, wer Mittelwände brauche, damit der Verein eine Sammelbestellung bei einer Wachszieherei im Allgäu aufgeben konnte und dann nur Karl hinaus fahren musste, um die Wachsplatten abzuholen. Er wollte sichtlich von Willis Geschwätz ablenken. Rosina war müde von der Gartenarbeit und ging bald nach Hause.

      An Willi dachte sie nicht mehr, bis zwei Wochen später am Morgen ein wütender Ludwig vor ihrer Tür stand. „Mir sind in der Nacht drei Bienenstöcke umgefallen“, erklärte er, „und nachdem es eine ruhige, sternklare Nacht war, muss jemand nachgeholfen haben. Du weißt nicht zufällig, wer es war?“ Rosina biss sich erschrocken auf die Unterlippe und konnte ihrem Nachbarn nicht in die Augen schauen. Willi, schoss es ihr durch den Kopf. „Nein, leider, ich kann dir auch nichts sagen“, murmelte sie. Ludwigs Augen verengten sich zu Schlitzen und er musterte sie durchdringend. „Du weißt, wer es war, stimmt's?“ „Nein, wir haben nichts gesehen und nichts gehört“, beteuerte Rosina, „und ich kann nicht einfach jemanden verdächtigen.“ „Gut, dann nicht. Ich fahre jetzt zur Polizei, die soll das klären“, sagte er grimmig. Rosina zuckte die Schultern und hob die Hände. Es war nicht ihr Problem.

      Als sie in die Küche kam, erkundigte sich Kilian, was Ludwig gewollt habe, also musste ihm Rosina von dem Vandalenakt erzählen. „War es Willi oder Xaver?“, fragte der alte Mann, dem man so leicht nichts vormachen konnte. „Ich denke, es war Willi, dieser Dummkopf“, gab Rosina zu. „Er hat beim Imkerstammtisch schon so seltsam geredet.“ „Dann solltest du es Ludwig sagen, das wäre nur fair“, lautete Kilians Urteil. Rosina wand sich: „Ich kann doch nicht einfach hingehen und sagen, dass es Willi war. Beweisen kann ich es nicht.“ „Dann ruf wenigstens Xaver an und sag ihm, dass du mit solchen Methoden nicht einverstanden bist.“ „Ja, das könnte ich“, überlegte die junge Frau und machte sich an die Hausarbeit, um dem unangenehmen Gespräch zu entgehen. Sie kam sich falsch und feige vor, aber Willi zu verraten fühlte sich auch nicht gut an. Wenn nur jemand anderer in Marieles Haus eingezogen wäre, dachte sie und seufzte.

      10

      Ludwig war stocksauer. Einer von den alten Imkern, dessen war er sich sicher, hatte ihm die drei Bienenstöcke umgeworfen. Damit waren die Völker empfindlich gestört und wenn er Pech hatte, erholten sie sich bis zur Waldtracht nicht mehr. Er zog ein sauberes Hemd und eine frische Jeans an, kämmte sich kurz und fuhr ins Dorf zum Polizeiposten. Der Beamte dort hörte ihm aufmerksam zu, und meinte dann: „Wir können eine Anzeige wegen Sachbeschädigung gegen Unbekannt erstatten aber die Aussicht, den Täter zu finden, ist gering. Ich kann mir das Ganze einmal ansehen und schauen, ob wir irgendwelche Spuren finden.“ Als Ludwig ihm berichtete, dass er die Bienenstöcke bereits wieder aufgestellt und den Schaden so gut wie möglich behoben hatte, sah der Polizist noch weniger Chancen auf Aufklärung. „Wenn man Polizeiarbeit machen will, muss der Schauplatz des Verbrechens möglichst im Originalzustand bleiben“, erklärte er.

      Also ging Ludwig unverrichteter Dinge wieder, stockte im Laden noch seine Lebensmittelvorräte auf und fuhr zu seinem anderen Stand. Ambros hatte ihm einen guten Platz am Rand seiner Wiese überlassen. Dort ging ein Forstweg vorbei und so konnte er seine Bienen mit dem Bus gut erreichen. Zum Glück war hier alles in Ordnung. Ludwig holte seine Kiste mit der Rauchmaschine und dem Stockmeißel aus dem Bus und entfernte den Blechdeckel vom ersten Volk. Mit der Rauchmaschine blies er von oben Rauch ins Volk, lockerte mit dem Stockmeißel eine Wabe am Rand und zog sie dann mit ruhiger Hand heraus. Sie war schwer und mit Honig gefüllt, der mit einer dünnen Wachsschicht verdeckelt war. Das bedeutete, dass der Honig dick genug und bereit zum Schleudern war. Ludwig machte das Volk wieder zu. Er musste Ersatzwaben holen und leere Zargen, um die Honigwaben einzuhängen und mitzunehmen.

      Gott sei Dank war der Schleuderraum fertig und vor zwei Tagen waren auch die neue elektrische Schleuder und die Entdeckelungswanne aus Edelstahl geliefert worden. Die Honigernte konnte beginnen. Vorher stattete er aber noch Ambros