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Renate Amelung
Falsche Annahme
Kriminalroman
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Inhaltsverzeichnis
1
Die Sonne blinzelt durch das frische Grün des Laubwaldes. Ihre Strahlen legen sich dampfend auf den feuchten Waldboden Rebecca Eden’s Mokassins gehen eine feste Verbindung mit dem schweren Boden ein. Sie schaut die kleine Schlucht hoch und seufzt über den verdorbenen Sonntag. Die Vögel zwitschern ihr Hochzeitkonzert, flattern aufgeregt von Baumwipfel zu Baumwipfel. Es verspricht ein schöner Tag zu werden. In wenigen Stunden erstickt der Grafenberger Wald an Spaziergängern die es aus den wintermuffigen Wohnungen in die ersten Frühlingssonnenstrahlen treibt. Zuerst kommen die Jogger, eifrig dem Trimm-Pfad folgend, ihrer jugendlichen Figur nachrennend, oder vor dem Herzinfarkt voraneilend. Eins ist ihnen gemeinsam, sie scheuchen die Urbewohner des Waldes von den Lichtungen zurück in ihre Verstecke. An diesem friedlich wirkenden Morgen erwacht der Wald auf andere Weise.
Der Deckel wird von zwei Männern in schwarzen Anzügen auf den schlichten Sarg gelegt und abtransportiert. Der Fotograf nickt, schießt noch ein paar Aufnahmen. In einer Stunde werden die Bilder bei Rebecca Eden auf dem Schreibtisch liegen. Der Obduktionsbericht wird frühestens Montag da sein, aber die Kommissarin kennt das Ergebnis schon. Todesursache durch strangulieren, starke Kampfspuren und trotz gegenteiligem Erscheinungsbild keine Vergewaltigung. Die Spurensicherung wird ebenso wenig mit Neuerungen aufwarten. Der Fundort ist nicht der Tatort und die Kleine besucht dieselbe Schule wie die anderen beiden Opfer. Ganz offensichtlich bedient sich da eine Bestie wie in einem Kaufhaus in dem noblen Mädchen-Pensionat. Verdammt, es ist das dritte junge Mädchen! Es muss etwas geschehen. So kommt sie nicht weiter! Sie wird das Angebot des Staatsanwalts annehmen und die Psychologin mit einbeziehen, auch wenn es ihr nicht passt wie Doktor Lachmann die Dame in den höchsten Tönen lobt. Vermutlich ist sie seine neueste Favoritin, gar die blonde Walküre mit der sie ihn vor einiger Zeit zufällig beim Griechen traf. Lachmann wirkte an dem Abend nicht sehr glücklich über die Entdeckung. Schade, sie hatte der Dame nicht in ihr Gesicht sehen können. War sie attraktiv? Auf jeden Fall nicht mehr ganz jung, da er sie noch aus Studienzeiten kannte und dies ist gut so für die künftige zusammen Arbeit, denkt Rebecca Eden.
Rebecca Eden begutachtet nochmals alle Details an der Fundstelle, es ist vergebens. Wirklich nichts, auch keine Fußabdrücke die auf einen Täter hinweisen. Es ist ihr ein Rätsel. Da macht sich Jemand nicht die Mühe eine Leiche zu verstecken und hinter lässt trotzdem keine Indizien. Hier ist nichts was ihr einen Hinweis gibt. Bedächtig zieht sie das Handy aus der Tasche, gibt die Zahlenkombination von Staatsanwalt Lachmann ein, stoppt jedoch den Vorgang. Den schweren Schritt kennt sie. Schnaufend im Dauerstress mit seinem Heuschnupfen tritt Lachmann neben sie.
“Na, was ist jetzt mit meinem Angebot?”, fragt Lachmann.
Mist, muss er jetzt danach fragen, wo sie es tun