Renate Amelung

Falsche Annahme


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dann Fragen haben können wir das besprechen danach zeige ich Ihnen etwas.”

      “Ich denke ich lese es nicht.”

      “Aha, wie war das mit den Spielregeln?”, fragt sie.

      “Ich kann es nicht lesen.”

      “Sind Sie Analphabet?”

      “Nein, fast blind, heute”, sagt Elisa.

      “Und Morgen?”

      “Habe ich meine Brille dabei.”

      “Okay, dann kommen Sie mit!”

      “Und der Kaffee?”, will er wissen. Erntet einen Tötungsblick und eilt ihr schnell hinterher. Im Türrahmen prallt er fast mit Rebecca zusammen. “Es war der Gärtner.”

      “Wie bitte?”, fragt sie.

      “Der Gärtner, es war immer der Gärtner, selbst wenn er es nicht war, auch in dem Fall Gärtner, er war es.”

      Hilfesuchend schaut sie zurück in die Runde ihrer Kollegen die mit ebensolchen betretenen Mienen dastehen. Nur Lachmann schmunzelt und freut sich über den Kaffee den Bettina austeilt.

      “Ich habe die Akte gelesen als ich auf Sie gewartet habe”, sagt Elisa, “es ist bestimmt der Gärtner. Er hat sich selber umgebracht und hat die Tat so fingiert, dass man Direktor Hauser verdächtigt, aus Rache und wenn Sie ihn schon nicht verhaften so wird es doch seinem Ansehen schaden.”

      “Moment, ich denke Sie können heute nicht lesen!”

      “Ich kann mich schlecht wieder mit Ihrer Lupe da hinsetzen, das schadet den Augen und meinen Nerven.”

      Rebecca Eden bleibt auf der Stelle stehen, grübelt, schwenkt um. “Sie bleiben einen Moment hier auf dem Gang, ich komme gleich!” Die Anweisung ist unmissverständlich, dass er nicht anders kann und Folge leistet. Rebecca verschwindet hinter der nächsten Tür. “Hallo Bernd.”

      Bernd schaut erstaunt auf. “Also, so schnell sind wir nicht Rebecca”, sagt Bernd. “Spurensicherung ist keine Sache von Minuten, das ist filigrane Arbeit.”

      Das stört sie wenig. “Der Fall Gärtner.”

      “Gärtner!? Wie kommst du jetzt auf den?”

      “Gärtner! Kann er sich selbst hingerichtet haben?”

      “Also nach Sachlage der Dinge wäre es sicher möglich, aber wieso...”

      “Danke, dann will ich, dass ihr die Spuren dahingehend gründlich untersucht. Geht noch Mal raus und nehmt alles unter die Lupe, stellt es nach weiß der Geier was und packt alles in einen schönen satten Bericht den ihr mir kommende Woche vorlegt, ciao, Bernd!” Sie hört ihn beim Verlassen des Raums fluchen, dann warnt sie Elisa Emilian, “bleiben Sie dastehen, ich habe Sie nicht vergessen!”

      Sie betritt ihr Büro, lächelt Lachmann so lange gekünstelt an, bis er die Tasse abstellt und das Terrain verlässt. “Wolltest du nicht eine Blindenführung in die Gerichtsmedizin machen?”, fragt Karsten.

      “Ja, kommt noch. Der Bachmann ist doch geständig”, stellt Rebecca fest.

      “Ja. Was willst du damit jetzt?”, fragt Bettina.

      “Den Vorgang aus der Schublade holen. Bettina, du schreibst den Bericht neu und fuschelst ihn um. Du gehst zurück bis zu dem Zeitpunkt bevor das Alibi von Bachmann zusammenbricht, baust ein paar nette kleine Verwirrungen ein und druckst das Dokument schön groß aus. Und drapierst es unauffällig, auffällig auf deinem Schreibtisch. Ich will, dass man, Mann, die Akte ohne Alterssichtigkeitsbrille lesen kann, wenn man nicht gerade mit der Nase drauf hängt. Die Arme scheinen mir lang genug.”

      Bettina rollt mit den Augen. “Er hat ein verdammt langes Fahrgestell, und was viel wichtiger ist, er ist Junggeselle!”

      “Bettina!”, zischt Rebecca. “So und jetzt scheuch ich den Mann in die Kältekammer, damit er weiß, dass er keinen Spaziergang durch die Polizeischule, Abteilung hungrige Damen vor sich hat.”

      “Er hat einen schönen Arsch! Den Bericht schreib ich”, sagt Berthold.

      “Berthold! Übrigens ich hatte nicht den Eindruck, dass er auf den G-Punkt fixiert ist. Ach, ist egal wer ihn schreibt, Hauptsache Glatteis!”, sagt Rebecca.

      “G-Punkt?”, fragt Bettina.

      “Das ist, wenn du deinem Liebsten den kleinen Finger in den.... Lass dir das von Berthold erklären, er profitiert vom G-Punkt”, sagt Karsten.

      “Schluss jetzt!”, sagt Rebecca, “und Berthold, wenn er zurück ist wird er einen starken Kaffee benötigen. Ich werde dafür sorgen, dass er sein Frühstück nicht vergisst.”

      “Rebecca, musst du ihm gleich am ersten Tag beibringen wie wenig du vom starken Geschlecht hältst?”, mahnt Berthold.

      “Ja, das kann er nicht früh genug wissen! Er muss nicht denken, dass er sich hier breitmachen kann, weil er ein Busenfreund von Lachmann ist. Karsten und Bettina ihr geht zu den Eltern der Toten.”

      “Was?” “Wir?”

      “Jetzt müsste Emilian da draußen langsam Wurzeln schlagen. Na warte Bursche, du wirst mich achten lernen!”, sagt Rebecca, “wollen Mal sehen ob wir zusammen Kirschen essen können.”

      “Mir scheint das werden Piemont Kirschen, MON CHÈRI”, trällert Berthold.

      Er steht tatsächlich noch brav auf dem Parkett, denkt Rebecca. Er hat also in der Kinderstube gelernt zu gehorchen und sie hätte, aus welchen Gründen auch immer gerne gewusst wo seine Wiege stand. Wie vorhin zieht Elisa die Hände aus den Hosentaschen. Die Geste wirkt genau wie vor einigen Minuten erotisch auf Rebecca, ohne zu wissen woher diese Erscheinung stammt. Flinken Schrittes geht sie an ihm vorbei und merkt, dass er im Schlepptau hängt. Brav, mein Lieber! Ein Seitenblick, reizvolles Profil, kecke gerade Nase, markantes Kinn. Möglicherweise ist er ja okay! Jedenfalls erlaubt ihm sein Rhythmusgefühl ihr Tempo exakt aufzunehmen.

      “Hat Staatsanwalt Doktor Lachmann mit Ihnen gesprochen?”

      “Ja, ziemlich genau.”

      “Dann sagen Sie mir warum Männer das tun!”, fordert Rebecca.

      “Kann ich nicht!”, antwortet er prompt.

      “Sie sind doch ein Mann, dann müssen Sie mir doch die Vorgänge in diesen Hirnen erklären können. Was ich nicht verstehe ist, warum dieser Schweinehund sich nie an den Mädchen vergeht.”

      “Ist das Leid nicht schlimm genug? Müssen sie noch aufgerissen werden und diese Pein ertragen?”

      “Hoppla! Kommen Sie mir nicht auf einfühlsam!” Sie bleibt stehen und sieht in fordernd an. “Und wenn es ein Impotenter ist.”

      “Glaube ich nicht.”

      “Nein! Ist doch möglich. Ich mein es törnt ihn an und wenn er die Mädchen soweit hat fällt er zusammen wie Badeschaum. Der Spaß ist vorbei und er bringt die Kleine aus Verdruss über seinen Mangel um. Ist Ihnen das noch nie passiert?”

      “Jemand umbringen?”

      “Der Süße versagt zum schrumpeligen Wurmfortsatz.”

      “Gelacht hat das Biest”, sagt Elisa.

      “Und keine Erhärtungsversuche?”

      “Das geht jetzt aber tief!”

      “Pardon, ist mir so rausgerutscht”, sagt Rebecca.

      “Ich habe an Mord gedacht, ab das tut ‘Mann’ doch nicht. Das ist nicht der Stoff aus dem ein Mord besteht. Der Stoff liest sich eher so; was vereint eine Frau und eine Fahrkarte? Einmal gelocht für immer entwertet, die unreine Gretel muss sterben wie bei Goethes Faust.”

      “Schön dann sind Sie wieder bei der Wahrheit!” Rebecca schmunzelt, dabei muss sie das