Ed Belser

Die Erbinnen


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      „Was geschieht jetzt?“, fragte Corry.

      Cremor schaute ihn gedankenverloren an. „Ich habe keine Ahnung. Kommst Du mit nach Blair Mhor?“

      „Nein, Cremor. Ich bleibe hier und mache meine Arbeit weiter. Sieh zu, dass Du Fässer findest.“ Er schaute auf den durchnässten Boden. „Und Seumas …“

      Er sah, wie sich Cremor langsam niederließ. Die Feuchtigkeit schien ihn nicht zu stören. Plötzlich kippte er zur Seite. Corry sah, dass er eingeschlafen war. Er holte eine Decke und breitete sie über ihm aus. Er schaute sich nach der Stute um, entdeckte sie bei der Tränke; er ging hin und nahm ihr den Sattel ab.

      Als Kommandant des Summerset Highland Regimentes hatte James Moore ein eigenes kleines und ebenerdiges Haus zu seiner Verfügung. Die anderen Offiziere verfügten über Zimmer in einer der Kasernen.

      Neben einem kleinen Salon mit gemauertem Kamin gab es ein Schlafzimmer sowie zwei schmale Nebenräume, einen davon mit einem Waschtisch mit Krug und Schüssel, Seife und einigen Tüchern.

      Da waren einige Utensilien für den täglichen Gebrauch, aber keinerlei Bilder an den Wänden, auch kein Geschirr oder Gläser für Gäste. Letztere gab es, außer Roderick und John Fraser, kaum.

      Blair Mhor war in aller Eile gebaut worden, es gab alles, was notwendig war, aber kaum etwas, was der Bequemlichkeit oder gar der Repräsentation diente. James war sich wohl bewusst, dass ein englischer Kommandant in einer etablierten Garnison ganz anders daherkommen würde. Sicher hätte er ein Steinhaus mit mehreren Räumen und zur Verfügung, vom übrigen Luxus ganz zu schweigen. Doch James war es ihnen nicht neidisch, eigentlich betrachtete er sein Amt als zeitlich begrenzt und er ließ es für sich offen, ob er, die Umstände oder andere Personen die Dauer bestimmen würden.

      Er war sich völlig bewusst, dass sein Vorgesetzter, Oberst Middlehurst, der sicheren Überzeugung war, seine Vergangenheit zu kennen. Allerdings fehlten ihm Zeugen und Dokumente um zu beweisen, dass Moore als Kommandant von Schloss Blackhill ein Doppelspiel betrieben hatte. Doch sein Wissen über die Rolle von Middlehurst bei der Enteignung von Schloss Summerset gab Moore die stärkere Position.

      Oft fragte er sich, ob er wirklich die stärkere Position innehatte. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er daran zweifeln. Und das tat er auch. Es erfüllte ihn mit Sorge, wenn er an Maggie dachte und sich vorstellte, was alles auf ihn zukommen könnte. Bei Middlehurst war mit allem zu rechnen. Er kannte den Oberst gut genug. Der würde auch vor illegalen Machenschaften nicht zurückschrecken, um ihn zu erledigen. Außerdem musste er damit rechnen, dass ihm Middlehurst einen neuen Auftrag bescheren könnte, der ihn irgendwohin bringen könnte, sei es in eine englische Kolonie oder nach Frankreich.

      Die Nächte waren immer noch kühl; wenn er mit Maggie im Bett lag, gab sie ihm die Wärme, doch wenn er allein war, legte er sich ein paar Scheite in den Kamin und schenkte sich Whisky ein. Cremor hatte ihm einen ganzen Krug davon bereitgestellt und James liebte es, wenn sich das Feuer im goldenen Inhalt des Glases spiegelte.

      Mit dem ersten Schluck nährte er seinen Stolz darüber, wie es ihm gelungen war, zusammen mit Maggie und Roderick die Frauen von Dunlochy zu retten und nach Blair Mhor zu bringen. Und wie er in dunklen Nächten den bedrohten Bewohnern der dem Untergang geweihten Dörfer zur Flucht verholfen hatte. Ein weiterer Schluck spülte die Bitterkeit hinunter, wenn er daran dachte, wie viele andere nicht gerettet werden konnten und den marodierenden Engländern zum Opfer gefallen waren und dass ihrer Hatz noch kein Ende abzusehen war.

      Er schaute auf den Boden des leeren Glases. Er widerstand der Versuchung, es nachzufüllen. Maggie konnte wie schon oft unerwartet auftauchen und sie war beim ersten Kuss schon in der Lage, die Anzahl getrunkener Gläser zu erraten – ohne jeden Vorwurf zwar, doch sie konnte ihn abstrafen, indem sie ihm den zweiten Kuss verweigerte.

      Ein Glas mehr hätte vielleicht genügt, um den Druck in seiner Brust zu lösen. Er erhob sich von seinem Stuhl, trat einige Schritte auf die eine Seite, dann auf die andere, schlug sich mit der Faust in die Hand, setzte sich wieder, atmete tief ein und aus und sagte laut zu sich selbst: „Jetzt ist Schluss!“

      Mit diesem Gedanken ging er schlafen.

      Er schreckte auf, als jemand seinen Namen rief. Maggie stand unter der offenen Türe. James sprang aus dem Bett. „Maggie, meine Liebste! Du, mitten in der Nacht?“ Er entzündete die Öllampe und spürte sofort, wie Maggie zitterte und seine Umarmung kaum erwiderte. „Was ist los?“

      „Sie haben Seumas!“ Sie würgte und hustete und fand die Worte nicht.

      „Wer …, was ist geschehen?“ Er führte sie zu einem Stuhl. Sie sank in sich zusammen. Sie weinte nicht, doch sie wand sich in Stöhnen, umfasste ihren Kopf und blickte James hilflos in die Augen. Sie keuchte und versuchte zu sprechen.

      „Lebt er? Haben sie ihm etwas getan? Was ist mit deiner Mutter?“ James trat hinter sie und umfasste ihre Schultern und sprach leise auf sie ein. „Wir werden ihn suchen. Aber ich muss wissen, was geschehen ist." Sorgsam streichelte er ihre Arme. "Zusammen werden wir es schaffen.“ Er bedeckte ihren Hals mit sanften Küssen.

      Sie erhob sich und umarmte ihn. „Was täte ich ohne Dich, James. Es ist so schrecklich.“ Sie drückte ihn fest an sich.

      Maggie trug nur Hemd und Hose. Erst jetzt sah er, dass ihre Füße nackt waren. Er legte ihr einen Umhang über die Schultern.

      Sie zog ihn am Hals zusammen. „Ich erwachte von Gewehrschüssen. Ich ging zum Zimmer von Mary und sagte, sie solle sich verstecken. Das gleiche wollte ich Seumas sagen. Sein Zimmer war leer.“ Ihre Stimme wurde lauter und sie sprach schneller. „Ich hörte Seumas plötzlich laut rufen; er beschimpfte die Angreifer, ich glaube, er hatte sogar seinen kleinen Säbel dabei. Plötzlich schrie er laut auf. Ich konnte nichts erkennen. Es fielen keine Schüsse mehr, wahrscheinlich hatten sie alle Wachen getötet. Dann wurde es plötzlich hell, als im Lagerhaus Feuer ausbrach. Die Männer riefen durcheinander und eilten zu den Fasslagern. Es tönte, wie wenn sie alles zusammenschlagen würden. Ich erkannte rund ein Dutzend Männer. Seumas war auf dem Rücken eines Pferdes festgebunden, er bewegte sich nicht.“

      „Konntest Du einen Anführer ausmachen?“

      „Ja, er schien sehr groß zu sein, ziemlich hager und mit hellen Haaren. Sicher kein Schotte, auch kein Engländer. Er sprach mit seltsamer Betonung.“

      „Und dann?“

      „Sie zogen plötzlich ab. Sie kümmerten sich weder um das Haus noch um die Brennerei. Es waren die Fasslager.“

      „Also ist Mary noch dort. Was ist mit Corry?

      „Weiß nicht, habe ihn nicht gesehen.“

      James hatte sich inzwischen angekleidet. „Ich hole Roderick. Dann gehen wir sofort hin. Warte hier auf mich!“

      Maggie nickte, dann schüttelte sie plötzlich den Kopf. „Nein! Ich komme mit Dir!“ Sie sprang vom Stuhl auf.

      James spürte, dass jede Widerrede zwecklos sein würde. „Also, gehen wir. Pass auf Deine Füße auf.“

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