Danke!« Geschafft! »Ich bin Erik.« Ich reichte ihm die Hand.
Er drückte sie kräftig. Seine Hand wirkte warm und zuverlässig. »Joachim!«, gab er zurück.
»Als kleines Dankeschön möchte ich dich zum Essen einladen«, sagte ich. Das hatte ich schon öfter gemacht, und es war immer gut angekommen.
»Nicht nötig«, erwiderte er in einem etwas spöttischen Ton. »Das Essen kann ich mir noch leisten.«
»So war's nicht gemeint! Aber du hast doch nichts dagegen, wenn wir zusammen essen?«
Er lachte kurz und schob mich durch die Pendeltür der Autobahnraststätte in den Gastraum hinein. Wir setzten uns an einen der hellen Holztische. Das Restaurant sah einigermaßen ansprechend aus.
»Ich kann dir das Schnitzel empfehlen, Erik«, sagte er, ohne die Speisekarte zu lesen. »Das ist hier immer ganz gut.«
»Esse ich auch gern.«
»Zweimal Schnitzel Wiener Art bitte«, rief er der Kellnerin zu. »Und zwei Selterwasser!« Er blickte mich plötzlich an. »Oder trinkst du was anderes?«
»Ist okay so«, antwortete ich.
»Entschuldige, ist mir so rausgerutscht, ohne dich zu fragen.« Er starrte auf einmal auf die Tischplatte, obwohl da wirklich nichts zu sehen war. Ich fragte mich, was an Selterwasser so verkehrt war.
Das Essen wurde schnell gebracht und schmeckte recht gut. Es war einfach toll, mit Joachim an einem Tisch zu sitzen und ihm beim Essen zuzusehen. Ich genoss das schon mal. Ob mehr daraus werden könnte, wusste ich ja noch nicht.
»Woher kommst du jetzt?« Ich versuchte, ihn gesprächiger zu machen.
»Aus Frankreich. Fernumzug nach Paris, und auf dem Rückweg ein paar Beiladungen mitgenommen. Letzten Abend bin ich nicht groß zum Essen gekommen, und heute früh auch nicht. Ich hatte solchen Hunger, dass ich nicht bis Düsseldorf warten wollte.« Er schaufelte einen großen Bissen in seinen Mund. Seine Lippen umfassten das Fleischstück. Ich stellte mir vor, wie diese kräftigen, vollen Lippen meinen Ständer umschließen würden. Mein Schwanz kribbelte schon die ganze Zeit sehnsüchtig, seitdem ich Joachim zum ersten Mal gesehen hatte.
»Übernachtest du zwischendurch im Hotel?«
Er schüttelte den Kopf. »Das haben die Firmen abgeschafft, zu teuer. Im Fahrerhaus gibt es ein ziemlich komfortables Bett, sogar einen kleinen Fernseher. Es bringt einem eben nur keiner Frühstück. Aber man kann ganz gut im Auto schlafen.«
Mit mir!, dachte ich. »Musst du dann morgen gleich wieder los?«
»Ich hab frei am Sonntag. Da dürfen wir ja sowieso nicht fahren.«
»Ach ja!« Ich fragte mich, was ich noch alles vergessen und vermasseln würde in meinem umnachteten Geisteszustand.
»Und was machst du?«, erkundigte er sich.
Ich staunte, dass er sich für mich interessierte. Aber vielleicht war es nur Höflichkeit. Er wirkte sowieso ziemlich zivilisiert. Ich hatte auch schon ganz andere Typen auf dem Bock kennengelernt, die kaum ihr Maul aufbekommen hatten. Kurz erzählte ich von meinem Beruf und sagte ihm, dass ich in Köln wohnte.
»Und was machst du hier, an der Autobahn?«, fragte er.
Ich wurde etwas verlegen. Es war bisher selten vorgekommen, dass die LKW-Kutscher mich ausgefragt hatten. Meistens hatten wir uns auf das »Wesentliche« beschränkt.
»Ich … fahre manchmal ein bisschen in der Gegend herum …« Das war wieder so eine blöde Bemerkung!
Er musterte mich sehr genau. »Aha!«, sagte er nur.
Wir zahlten, jeder für sich. Dann gingen wir zu den Toiletten. Ich war wie verrückt danach, ihm beim Pinkeln zuzusehen. Das war ein Fehler!
Joachim stellte sich an ein Pinkelbecken, ich daneben. Es war ein Kommen und Gehen in dieser viel besuchten Raststätte. Da dachte ich, es würde nicht weiter auffallen, wenn ich ein bisschen zu Joachim rüberlinste. Er holte seinen Schwanz aus den Jeans und pisste los. Fast vergaß ich das Atmen, denn der sah einfach riesig aus, obwohl er gar nicht steif war. Mein Teil begann in meiner Hand zu wachsen und zu klopfen, das Pinkeln wurde schwierig. Ehe ich alles hinbekommen hatte, war Joachim bereits fertig und rannte hinaus. Hektisch schüttelte ich meinen Schwengel ab, verpackte ihn und stürzte hinterher.
Mein attraktiver Trucker war schon kaum noch zu sehen. Ich musste durch den Regen sprinten, um ihn einzuholen. Als er gerade sein Führerhaus erklomm, erreichte ich ihn.
»Du wolltest mich doch mitnehmen«, rief ich zu ihm hinauf. Mein Herz klopfte schneller vor Angst.
Gerade stieg er auf seinen Bock. »Verpiss dich!«, schrie er mich an, ziemlich wenig zivilisiert.
»Aber warum plötzlich?« Ich versuchte, am Fahrerhaus hochzuklettern.
Er knallte mir die Tür vor der Nase zu und startete den Motor. Ein Rütteln ging durch den stolzen Truck.
»Joachim!«, schrie ich in letzter Verzweiflung.
Er ließ die Fensterscheibe hinab.
»Hau ab! Du verdammte Nutte!«, brüllte er. »Lass mich in Ruhe! Such dir woanders deine Fickbrüder!«
Das riesige Gefährt setzte sich in Bewegung. Ich konnte gerade noch abspringen, stürzte dabei und kniete in einer großen Pfütze. Fassungslos sah ich meinem schönen Vierzigtonner nach.
Klar, es war öfter vorgekommen, dass ich mich total geirrt und eine Abfuhr bekommen hatte. Aber so abrupt, so plötzlich von nett auf hundert war mir noch keiner gekommen.
Langsam stand ich auf. Ich war nun völlig durchgeweicht, doch das merkte ich gar nicht so. Viel schlimmer war, dass ich mich hundsmiserabel fühlte. Ich war alt genug, um zu ahnen, was mit mir passiert war. Offenbar hatte ich mich verliebt, und gleich richtig! So elend war es mir noch nie ergangen. Fast dreißig Jahre alt, und um ein Haar hätte ich geheult. Was wusste ich schon von Joachim, außer dass er mein Traummann war? Was wusste er von mir, außer dass er mich für ein untreues, schwules Arschloch hielt?
Langsam ging ich unter den Dachvorsprung des Restaurantgebäudes, um wenigstens nicht buchstäblich im Regen zu stehen, wenn Joachim mich schon im Regen stehengelassen hatte. Ich lehnte seltsam müde und entschlusslos an der Hauswand. Ich wollte einfach nicht glauben, dass mein schöner Traum zerplatzt war. Und ich hatte auf einmal absolut keine Lust mehr, nach »Ersatz« zu suchen. Das zeigte mir meinen Seelenzustand am deutlichsten. Ich starrte in den Nieselregen hinaus und tat nichts.
Auf die Uhr hatte ich nicht geschaut, aber zwanzig oder dreißig Minuten hatte ich vielleicht so dagestanden. Ein großer, roter Truck fuhr von der Gegenfahrbahn auf den gegenüberliegenden Parkplatz. Glasig glotzte ich hinüber. Dieselbe Spedition … komischer Zufall! Die Autonummer konnte ich nicht erkennen.
Der Fahrer öffnete die Tür. Er ließ sein lautes Horn ertönen. Dann winkte er. Ungläubig starrte ich zu ihm hinüber. War das wirklich Joachim? Und winkte er mir zu? Durch die Regenschleier war alles so undeutlich …
Der Fahrer sprang aus dem LKW und rannte – ja, er rannte tatsächlich! – zur Fußgängerbrücke über die Autobahn, hastete die Treppe hoch, lief im rekordverdächtigen Tempo oben über den Steg und auf meiner Seite die Treppe wieder herunter. Eine halbe Minute später stand Joachim vor mir, schwer atmend. Seine dunklen Locken trieften vor Nässe. Ich sah ihn an wie eine überirdische Erscheinung.
»Erik!«, keuchte er. »Erik, es … es tut mir leid!«
»Bist du deshalb zurückgekommen, um mir das zu sagen?« Ich rührte mich immer noch nicht.
»Nicht nur! Bitte, Erik, komm mit rüber, wir setzen uns ins Führerhaus.«
»Und du hast keine Angst vor mir?«, fragte ich spöttisch. Ich war nicht sicher, was er eigentlich wollte.
»Komm!«, sagte er nur und nahm meine Hand wie die eines störrischen Jungen. Ich folgte ihm, zurück über die Fußgängerbrücke