Charlotte Maus

Kryptonit


Скачать книгу

in unserer Clique. Jedes mal wenn eine Erinnerung aufblitzte, verdunkelte sie sich nach wenigen Sekunden. Ich wusste warum. Ich versuchte mich an eine Party von Micha zu erinnern. Ich versuchte. das Stichwort „Dachboden“ in meinem Gehirn hinzu zu fügen. Jedes Mal brach die Erinnerung ab. Ich wusste warum. Ich hielt meine Schläfen und gab zu:

      „Ich erinnere mich nicht an diese Zeit.“

      „Was meinst du damit? Du weißt gar nichts mehr?“ fragte Sarah ungläubig.

      „Ich weiß nichts mehr von den Parties. Es war nicht meine hellste Stunde. Ich hab viel Scheiß gemacht zu der Zeit. Es tut mir leid, aber ich kann mich nicht mehr erinnern, was auf dem Dachboden passiert ist.“

      Sarah wirkte sehr resigniert. Sie sah nervös zu Boden und suchte Halt. Aber fand ihn nicht.

      „Obie, was ist hier los? Sarah behauptet, ihr hättet etwas am Laufen gehabt damals.“

      Oh, Fuck. Echt? Ich wusste warum ich mich nicht erinnern konnte. Aber jetzt war der Zeitpunkt gekommen, es allen mitzuteilen. Und ich hatte ein scheiß Angst. Ich schämte mich für mein damaliges Verhalten.

      „Ich… Es war eine doofe Zeit. Ich war oft zugedröhnt. Ich habe…“ Ich brach ab. Und holte tief Luft. Alle warteten auf eine Erklärung.

      „Ich hab damals einige Experimente mit Drogen gemacht und zu der Zeit habe ich Pillen geschluckt. Ich weiß wirklich nicht viel von den Abenden. Es tut mit leid.“

      Es war mir peinlich wie Hölle. Ich fühlte mich wie ein Vollidiot. Vor allem, weil zwei Frauen vor mir standen mit den unterschiedlichsten Gefühlen und ich einfach nur gehen wollte. Aber beide sahen mich an, als ob ich noch so einiges zu erklären hatte. Ich stand weiter da und ließ mich anstarren. Chris war mittlerweile zu uns vorgedrungen und stand zusammen mit Alex einige Meter abseits und bot durch seine Anwesenheit seine Hilfe an. Keiner wusste, was er noch sagen sollte. Also entschloss ich mich dazu, den nächsten Schritt zu machen.

      „Sarah, wollen wir ein Stück zusammen gehen und du erzählst mir alles, was damals passiert ist?“

      Sie zog die Augenbrauen zusammen und sah mich verständnislos an.

      „Du weißt es wirklich nicht mehr?“ fragte sie ungläubig.

      „Es tut mit leid, ich weiß echt nichts mehr, Sarah.“

      Pia stand neben mir und wusste nicht wie ihr geschah. Sie sah mich verwirrt an und dann wieder zu Sarah. Ich hatte ihr nie von meiner Drogensucht erzählt. Denn das war es damals. Ich habe die Tragweite zu dieser Zeit damals nicht erkannt, aber ich war drogensüchtig. Ich schluckte Pillen, weil ich süchtig war nach den Gefühl des Loslassens und der Freiheit, die es mir gab. Ich musste keine Konsequenzen tragen für mein Verhalten, denn ich wusste ja nichtmal, was ich getan hatte.

      „Komm, wir gehen ein Stück.“ sagte ich zu Sarah.

      Sie nickte und setzte sich in Bewegung. Pia lehnte sich an Chris. Er legte einen Arm um sie und ich war froh, dass sie jemanden hatte, der sie jetzt auffing. Sarah und ich gingen weiter den Strand runter.

      „Es war eine Party bei Micha. Du warst gut gelaunt, wie immer. Und du hast mit mir geflirtet. Du hast meine Nähe gesucht. Definitiv. Du weißt, dass ich niemand bin, der sich leichtfertig hingibt, wenn jemand mit mir flirtet. Aber ich fand dich schon immer süß und habe einfach die Gelegenheit genutzt. Du warst ziemlich forsch und abenteuerlustig. Es gab einen Dachboden und wir sind einfach die Leiter hinauf gestiegen und haben rumgeknutscht. Und naja… Irgendwie ist dann noch mehr passiert.“

      Ich konnte nichts mehr denken. Ich hatte mit Sarah geschlafen? Das war so jenseits von Gut und Böse, dass ich es kaum in Worte fassen konnte. Ich sah nur zu Boden und schüttelte ungläubig den Kopf.

      „Wir hatten Sex?“ fragte ich zur Sicherheit.

      „Naja, nicht ganz. Aber alles andere außer das.“

      Das beruhigte mich etwas. Wir waren jung und Sex mit jemanden zu haben, bedeutete noch mehr als heute. Ich nickte trotzdem schuldbewusst, weil es darauf gar nicht ankam.

      „Sarah…“ fing ich schwer meine Entschuldigung an.

      „Es tut mir so leid, dass ich das einfach vergessen habe. Ich hoffe, du weißt, dass das nichts mit dir als Person zutun hat, sondern, dass ich einfach nicht Herr meiner Sinne war. Das war so eine schwierige Zeit für mich. Ich habe total rebelliert und niemals an Konsequenzen gedacht. Ich hoffe, du kannst das verstehen.“

      Sarah sah mich mit hoch gezogenen Augenbrauen an.

      „Ob ich das verstehen kann? Es fällt mir ehrlich gesagt schwer. Wie kann es sein, dass du dich nicht erinnerst? Ich meine, ich dachte die ganze Zeit das wäre der Grund, warum du in die WG eingezogen bist.“

      Wow. Das hatte sie gedacht? Sie dachte, ich würde ihre Nähe suchen. Zu dem Zeitpunkt war es Jahre her, dass das mit uns gelaufen sein muss.

      „Okay?! Wie meinst du das?“

      „Naja, ich dachte du stehst auch heimlich auf mich und willst in meiner Nähe sein. Und dann ist Pia dazwischen gegrätscht.“

      „Was meinst du mit ‚auch‘?“

      Sarah schluckte. Langsam wurde ihr klar, dass wir anscheinend völlig aneinander vorbei redeten.

      „Ich… wie soll ich das sagen? Ich dachte das wäre offensichtlich. Ich stehe auf dich, Tobias. Ich habe die ganze Zeit versucht, dich zu erobern. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du dich nicht mehr an unsere verbundenen Momente erinnerst. Ich dachte, das wäre ein Spiel oder so.“

      Irgendwie tat jedes Wort von ihr weh. Weil sie so krass daneben lag, wie sie nur konnte. Aber auch, weil sie mir so leid tat, dass alles was sie sich bisher ausgedacht hatte, keinen Sinn mehr ergab. Und ich wusste was das bedeuten konnte.

      „Sarah, ich weiß nicht, was ich anderes dazu sagen soll, als dass es mir leid tut! Ich war zu der Zeit zu nichts zu gebrauchen. Ich war völlig in meinem Tunnel. So hart es klingt… Aber vermutlich hatte all das nichts mit dir zutun. Du bist zufällig ausgewählt worden und mir hat es nichts bedeutet.“

      Wow. Das war hart. Aber wahr. Und ich musste es einmal so klar sagen. Sarahs Augen füllten sich mit Tränen. Es schmerzte mich, sie so zu sehen, aber es brachte ja nichts, ihr etwas vor zu machen.

      „Warte, Sarah!“ rief ich ihr noch hinterher.

      Sie drehte sich nicht um. Sie ließ mich alleine stehen. Und es war ihr gutes Recht! Ich war alleine mit meinen Gedanken. Und ich war etwas froh darum. Ich ließ sie ziehen und ging in die andere Richtung des Strandes. Ich dachte über meine Zeit als Drogensüchtiger nach. Es klang so hart, aber es war wahr. Ich war süchtig nach den Pillen. Ich konnte keine Party ohne sie feiern. Ich tat Dinge, die ich nicht kontrollieren konnte. Und das, was ich über diese Dinge wusste, war nur die Spitze des Eisbergs. Nach dem, was ich von Sarah erfahren hatte, schossen mir so viele Dinge durch den Kopf, was sich alles noch im Verborgenen befand. Und ich fühlte mich so machtlos dabei.

      Was hatte ich noch alles getan und dann vergessen?

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными