Tilman Janus

Weihnachten unter Männern


Скачать книгу

stürzte wieder hinaus. »Wir sprechen noch darüber!«, rief sie drohend vom Flur aus und knallte die Badezimmertür zu.

      Kristian bekam total weiche Knie. Er klammerte sich an Aaron wie an einen Rettungsanker.

      »Hab keine Angst!«, flüsterte Aaron ihm ins Ohr. »Wir stehen das zusammen durch! Ich will dich schließlich noch öfter sehen, noch sehr oft – wenn du willst!«

      »Ja!«, hauchte Kristian. »Ich will das auch!«

      »Wusste sie noch gar nicht, dass du schwul bist?«

      Kristian schüttelte den Kopf. »Nein … und sie ist sowieso 'n bisschen gefrustet, weil sie nie einen netten Mann hat.«

      Aaron stieg aus der Dusche, griff sich ein Badetuch und wickelte sie beide zusammen damit ein. Fest kuschelte er sich an und streichelte Kristians Pobacken. Kristian fühlte sich geborgen, seine Angst machte einer starken Zuversicht Platz. Mit Aaron zusammen würde er alles schaffen, alles!

      »Ich hab einen unverheirateten Onkel, der ist ganz okay, der sucht immer eine Frau mit Kindern, weil er selber keine machen kann«, tuschelte Aaron ihm zu. »Das wäre doch was für deine Mutter!«

      Kristian küsste ihm begeistert das ganze Gesicht ab. »Ja! Bring ihn her, gleich morgen! Dann hat sie auch noch 'ne schöne Bescherung!«

       * * *

       Aus: Tilman Janus: Süße Jungs 2

       Weihnachtszauber

      Der Gedanke an die Weihnachtsfeier im Büro war einfach ätzend. Es lief nämlich jedes Jahr so: Knauz, der Direktor, hielt eine langweilige Rede, Lörne, der Programmierer, betrank sich total und wurde dann unberechenbar, Kulder, der Prokurist, zog über alle anderen her, und Frau Grieseburg, die Chefsekretärin, jammerte über die Welt im Allgemeinen und über die Zustände im Büro im Besonderen. Und wir, die Versicherungssachbearbeiter und die Außendienstler, sollten fröhlich sein! Ringelpietz mit abgehalftertem Weihnachtsbaum!

      Immerhin sollte dieses Mal ein Zauberer auftreten, der Alte hatte tief in die Tasche gegriffen. Zauberer fand ich ein bisschen altmodisch, aber besser als nur Saufen. Ich räumte also meinen Schreibtisch leer, denn um drei sollte die Feier anfangen. Frau Grieseburg schmückte emsig die große Kunsttanne mitten im Raum. Die Damen und Herren vom Außendienst trudelten so nach und nach ein. Dann lieferte eine Catering–Firma die kalten Platten an. Also, das war das Beste! Sah wirklich lecker aus, was da so anrollte! Carsten Bergemann, einer von den Außendienstlern, versuchte, schon was vom gebratenen Hasenfilet zu klauen, doch Frau Grieseburg wachte mit Argusaugen über das Buffet.

      Zu Carsten Bergemann muss ich noch ein paar Worte sagen: Er ist einfach hinreißend! Ich weiß nicht, wann er Zeit dafür hat, seinen Body zu stählen, aber irgendwie schafft er es. Es sieht von allen Kollegen mit Abstand am besten aus, wirkt viel jünger als er ist (er ist vierzig, zwei Jahre älter als ich), ist groß, dunkelhaarig, gepflegt und dazu noch sehr nett. Er schafft auch die meisten Abschlüsse von allen, vermutlich besonders bei weiblichen Kunden. Natürlich ist er verheiratet. In seiner Brieftasche, die er bei jeder Gelegenheit öffnet, steckt das Foto seiner Frau, auch sehr attraktiv. Ich hätte viel, sehr viel gegeben für eine einzige Nacht mit ihm! Na ja, man wird ja noch Träume haben dürfen …

      »Mm, Markus, ist das lecker!« Carsten Bergemann hatte die alte Grieseburg doch überlistet und schob sich ein Stück Hasenfilet mit Preiselbeeren in den Mund. »Musst du unbedingt probieren!« (Seit der letzten Weihnachtsfeier duzten wir uns fast alle, außer den Boss natürlich und Frau Grieseburg, und Kulder auch nicht.) Ich sah, wie Carstens schöne Lippen sich um das Fleisch und die roten Preiselbeeren schlossen. Ein himmlischer Anblick!

      »Mich erwischt sie bestimmt! Ich warte lieber noch!«, gab ich zurück.

      »Du musst dich mehr trauen, Markus!«, sagte er. »Einen Vorstoß wagen!«

      Ich lachte. Es hatte schon seinen Grund, dass ich nur hinter dem Schreibtisch saß, ich traute mich eben nicht sehr viel.

      Kurz nach drei begann es. Wir setzten uns alle an unseren großen, breiten Konferenztisch, den die Grieseburg festlich mit einem bodenlangen, weihnachtlich bedruckten Tischtuch verhüllt und mit Kerzen und Tannengrün verschönert hatte. Uns lief das Wasser im Mund zusammen, denn die Düfte vom Buffet zogen zum Tisch herüber. Aber zuerst kam ja die Rede von Knauz! Und die war noch länger und langweiliger als letztes Mal. Dass wir uns alle auch im nächsten Jahr wahnsinnig anstrengen müssten, um den Gewinn zu steigern, war nicht wirklich neu.

      Endlich fiel der Startschuss! Hungrig stürzten wir an die Platten und Terrinen und luden uns die Teller voll. Während wir mit Riesenappetit am Tisch saßen und aßen, trat der Zauberer auf. Das war nun nicht, wie ich gedacht hatte, ein alter Knacker mit Rauschebart und dünnem Zauberstab, sondern ein ganz junger Mann, der geradezu unheimlich gut aussah. Er war höchstens fünfundzwanzig, groß und schlank und trug einen maßgeschneiderten, dunkellila Satinfrack, der wie eine zweite Haut saß. Man konnte sehen (Also, ich sehe so was jedenfalls immer sofort!), dass er eine fantastische Füllung in der Hose hatte, obwohl er offenbar irgendeinen elastischen Slip drunter trug, damit sein stolzer Schwengel nicht gar zu sehr die Frackhose ausbeulte. Das war ein Zauberstab, der mir gut gefiel! Der Mann war viel zu jung für mich und außerdem vollkommen fremd und unerreichbar, wie er da so auf dem Podest stand und fixe Kartenkunststücke vorführte, aber mich packte eine total unkontrollierbare Erregung. Ich hatte zwei Gläser Sekt getrunken bisher, nicht viel, daran konnte es nicht liegen, aber es wurde so eng in meiner Hose, dass ich mich nicht mehr aufzustehen getraute, denn ich hatte keinen elastischen Slip an, bei mir hätten die anderen gleich gesehen, dass ich geil war wie ein Stier.

      Der Magier bereitete nun aufwändigere Tricks vor. Ich schaute möglichst unauffällig nach Carsten Bergemann aus. Er saß schräg gegenüber von mir zwischen zwei jungen, schicken Außendienstlerinnen, die heftig mit ihm flirteten. Er sah so schrecklich gut aus, schrecklich deshalb, weil er für mich genauso unerreichbar war wie der Zauberer. Inzwischen kribbelte und kochte alles noch mehr bei mir. Was sollte ich bloß tun?

      Eine der beiden Frauen neben Carsten wurde auf den Podest geholt, der Zauberer wollte sie »verschwinden« lassen. Also, das konnte mir nur recht sein! Möglichst beide Frauen! Gespannt schauten wir alle auf die kleine Bühne. Die Frau stieg in eine glitzernde Kiste und kicherte albern, der Magier hielt ihr dabei charmant das zarte Händchen und lächelte ihr zu. Alle Klappen wurden geschlossen, magische Sprüche gemurmelt. Dann ging die Kiste auf, und die Kollegin war weg! Tolle Sache! Alle klatschten Beifall.

      Plötzlich spürte ich, wie eine Hand unter der Tischdecke über meinen Schenkel tastete. Ich zuckte leicht zusammen. War das etwa die Grieseburg, die neben mir saß? Zum Glück nicht, die hatte beide Hände am Besteck. Du lieber Himmel, wahrscheinlich die weggezauberte Kollegin! Die Hand fuhr langsam höher. Mein Blick rutschte hinüber zu Carsten – aber der war auch verschwunden. Wie in Luft aufgelöst! Na ja, vermutlich war er nur mal zum Pinkeln gegangen.

      Die Hand unter dem Tisch drückte mir jetzt auf die pralle Schwanzbeule, dass ich fast laut aufgestöhnt hätte. Nur mit Mühe konnte ich mich beherrschen. Zum Glück merkten die Grieseburg und meine andere Tischnachbarin – eine ältere Sachbearbeiterin – nichts davon. Da machte die unbekannte Hand meinen Reißverschluss auf! Unter der Weihnachtsdecke griff sie mir in den Hosenstall und massierte mein inzwischen steinhartes Teil. Am liebsten hätte ich laut gejammert vor Lust! Wer war das bloß?

      Vorsichtig ließ ich meine eigene Hand unter die Decke rutschen und fühlte nach. Eine große, kräftige Männerhand packte mich und versuchte, mich nach unten zu ziehen. Ich begann leicht zu zittern. Ich war hin und weg vor Erregung, aber wie sollte ich mitten zwischen den Kolleginnen und Kollegen unter den Tisch kommen?

      Da zeigte der Zauberer vorne einen neuen Trick: Mindestens zwanzig Tauben ließ er aus einem Seidentuch herausfliegen, alle auf einmal. Die weißen Vögel umflatterten uns und setzen sich überall hin, auf die Köpfe der Leute oder aufs Buffet. Viele Kollegen sprangen auf. Ich raffte allen Mut zusammen und glitt