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Adele Mann
Bittersüß - davor & danach
Erotischer Liebesroman
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Ella - 2014
Hier hat sich kaum etwas verändert. Mein früheres Lieblingslokal brodelt um diese Uhrzeit. Durcheinanderwirbelnde Stimmen und dumpfes Licht sorgen für die vertraute Atmosphäre. Da ich nicht reserviert habe, stehen die Chancen, einen Tisch zu bekommen, gleich null. Aber ich habe ohnehin nicht vor, allzu lange zu bleiben. Zu viele Erinnerungen sind mit diesem Ort verknüpft, weshalb ich in den letzten vier Jahren nur zweimal hier war. Heute Abend ging es nicht anders. Andrea, eine gute Bekannte und Mitarbeiterin der Hotelgruppe, für die ich tätig bin, wollte sich unbedingt hier auf einen Cocktail treffen, um ganz zwanglos mit mir über meine beruflichen Möglichkeiten zu sprechen. Auf diese Gelegenheit warte ich seit Wochen. Also muss es mir egal sein, dass unser Treffen hier stattfindet. Nur ist es mir nicht egal.
Ich dränge mich vorbei an einer langen Menschenschlange, die auf ihren Tisch wartet, und kämpfe mich bis zur Bar vor, die genauso voll ist. Kein Wunder. Hier ist das Essen gut, die Cocktails phänomenal und es ist eines der wenigen tollen Lokale in Wien, die das nicht gänzlich an ihren Preisen auslassen. Erleichtert erspähe ich zwei leere Sitze am Ende der Bar. Sie ist in einem Rundbogen angelegt. Die letzten Plätze in der Ecke bieten zumindest etwas Ruhe, um sich unterhalten zu können. Die chillige Musik läuft derzeit noch gedämpft vom Band, was sich in ein oder zwei Stunden ändern wird. Dann herrscht hier eine völlig andere Atmosphäre mit dem gedimmten Licht, den Farbstrahlern und der lauten, angesagten Musik. Feierabend wird Ausgehabend. Noch ist es nicht so weit. Ich streiche mir mein Kleid glatt. Der klassische Etuischnitt mit dem weichen Baumwollstoff trägt sich angenehm. Um nicht ganz so streng auszusehen, trage ich das Haar offen und habe einen Nietengürtel um die Taille geschlungen. Jetzt kann ich so etwas tragen. Vor zweieinhalb Jahren, als ich das letzte Mal hier war, hätte ich es bestimmt nicht getan. Was sehr viel Arbeit im Hotel und ein wenig Selbstdisziplin ausmachen. Dennoch, selbst jetzt habe ich kaum etwas mit den bis zur Perfektion gestylten Hungerhaken, die an der Bar reichlich zu finden sind, gemeinsam. Inzwischen fühle ich mich wohl in meinem Körper und habe akzeptiert, was ich bin und was ich nie sein werde. Zufrieden lächle ich dem Kellner entgegen, der mich knapp und freundlich nach meiner Bestellung fragt.
Ein paar Minuten später habe ich einen halb geleerten Mai Tai vor mir stehen und von Andrea fehlt noch immer jede Spur. Meine Armbanduhr zeigt an, dass es schon Viertel nach neun ist. Wir waren für neun Uhr verabredet. Sie hat mir keine Nachricht auf dem Handy hinterlassen.
Wo steckt sie nur? Ich nippe weiter an meinem Cocktail.
Mein Smartphone piept. Na endlich. Andrea schickt mir gerade Nachrichten via WhatsApp.
Sorry, sorry, Sorry!!!
Wir haben eine geplatzte Leitung in der Wohnung. Ich werde es heute nicht schaffen.
Schnell tippe ich eine Antwort.
Mach dir keine Sorgen. Wir holen das nach. Ich hoffe, alles kommt schnell wieder in Ordnung.
DAS hoffe ich auch. LG
PS: Wir holen das nach. Versprochen!!
Schöner Mist. Heute Abend wird sie nur noch beim Notdienst jemanden bekommen. Das wird teuer. Eigentlich könnte ich jetzt gehen, und etwas sagt mir, dass das eine gute Idee ist. Aber der vernünftige Teil meines Gehirns rät mir, dass ich zumindest den köstlichen Cocktail austrinken sollte.
Also ziehe ich an dem Strohhalm und lasse den süßen, seidigen Geschmack auf meiner Zunge zergehen. Als mir jemand auf die Schulter tippt, verschlucke ich mich fast. Hustend drehe ich mich um und blicke in Philip Fösters lächelndes Gesicht, einem sehr guten Freund meines sehr guten Grundes diese Bar zu meiden.
„Ella“, spricht er mich fröhlich an. „Ich hätte dich fast nicht erkannt.“
Ohne zu fragen, setzt er sich auf den leeren Barhocker neben mir.
„Hallo, Philip, schön, dich mal wieder zu sehen.“
Etwas Besseres fällt mir nicht ein,