I. Tame

Zu Dritt. Threesome


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stupsen. Alleine der Gedanke daran lässt sie noch härter und größer werden. Ihr Mittelfinger reibt schon längst nicht mehr sanft und vorsichtig, sondern fordernd und nach Erlösung suchend. Als ein zuckender Orgasmus endlich ihre Geilheit ein wenig abkühlt, schreit sie seinen Namen im Kopf: Keno! Keno!

      Sie will ihn! Verdammt! Er hat sie im Fitness-Studio freundlich begrüßt, nur ein paar unverbindliche Sätze mit ihr gewechselt und dann quasi ignoriert. Unglaublich! Sie versteht die Welt nicht mehr. Sie schaffte es gerade mal, ihm zu entlocken, dass er auch ins ‘Crawlers‘ zu der Travestie-Show geht. Wenigstens 10 Minuten hätte er ihr doch widmen können. Das ist ihr noch nie passiert. Als wäre sie eine alte unattraktive Kuh, vor der man schnellstens weglaufen müsste.

      Seufzend setzt sie sich in ihrem Bett auf, zieht sich das Shirt über den Kopf und schlendert dann langsam nackt zum Bad, um eine erfrischende Dusche zu nehmen. Sie ist seit Ewigkeiten nicht so verwirrt gewesen. Oder war sie JEMALS so verwirrt?! Sie muss nachdenken. Aber was gibt’s da schon groß nachzudenken?! Sie will diesen Typen. Als sie im Studio neben ihm an der Theke stand und zu ihm aufschaute … genau in diesem Moment war’s um sie geschehen. Sie kam sich noch kleiner und zerbrechlicher vor, als sie in Wirklichkeit schon ist. O. k., soo zerbrechlich ist sie gar nicht. Sie hat ein ganz schön großes Ego. Aber neben diesem Typen – ohh und er roch so gut – der locker 25 cm größer ist als sie und mindestens hundert Mal so viele Muskeln hat. Also, neben diesem Body da kam sie sich so … so … winzig vor. Am liebsten hätte sie sich direkt an ihn geschmiegt. Oder geklammert. Sie seufzt wieder einmal. Alles klar! Kalte Dusche! Und dann mal sehen wie’s weiter geht.

      Gleich will sie noch zu Mika. Sie muss ihm unbedingt von Keno erzählen. Auch wenn er – sie lacht leise auf – wahrscheinlich keine große Hilfe für ihr weiteres Vorgehen sein wird.

      Jana hat Mika ganz besonders gern. Er ist wirklich ein sehr guter Freund und Jana hat sehr viele Freunde; doch Mika ist etwas Besonderes in ihren Augen. Nie wird er anzüglich, nie wird er zudringlich. Natürlich merkt sie, dass Mika sie auch schon mal anstarrt. Doch bei ihm ist sich Jana nicht sicher, ob er tatsächlich sie meint oder ob er einfach in Gedanken abdriftet.

      Mika ist so ein … zugegebenermaßen süßer … aber doch schüchterner Typ.

      Vielleicht kommt kein direkter Ratschlag von ihm, doch es tut immer gut, sich mit Mika auszutauschen. Er ist der große Bruder, den sie sich wünschen würde. Der sanfte, liebe, fürsorgliche Bruder. Aber wer weiß – immerhin ist er auch ein Kerl. Womöglich hat Mika ja doch ein paar Ratschläge für sie.

      Verdammt! Wir haben keine Butter mehr, kein Brot, keine Marmelade … gar nichts mehr!!

      Genervt schlägt Mika die Kühlschranktüre zu. Es ist zehn Uhr morgens, da schläft seine Mutter noch. Kein Wunder, sie ist ja auch erst gegen zwei Uhr nachts schlafen gegangen. Und wenn sie heute Mittag aufsteht, wird sie ihren üblichen Kater haben. Und dann ist nichts da, womit sie sich ein kleines Frühstück machen kann. Mika könnte sich ohrfeigen. Er hat es einfach vergessen. Da er jederzeit eine Kleinigkeit bei der Arbeit essen kann, ist ihm der Einkauf ‘entfallen‘.

      Seine Mutter ist Alkoholikerin. Nicht übermäßig im Sinne von: bis zur Besinnungslosigkeit betrunken. Doch sie trinkt ihre regelmäßige Dosis, so dass sie weder in der Lage ist zu arbeiten, noch sich um alltägliche Dinge zu kümmern, die für jeden anderen selbstverständlich sind. Behördengänge, Haushalt und Einkaufen zum Beispiel bereiten ihr große Mühe; strengen sie sehr an. An Arzttermine muss Mika sie sowieso erinnern. Und meistens begleitet er sie, wenn sie wackelig auf den Beinen ist.

      Mit seinen zwanzig (fast einundzwanzig) Jahren hat Mika es sich selber zur Pflicht gemacht, für sie zu sorgen – soweit er es kann. Eigentlich wollte er nach der Realschule mit Achtzehn versuchen, eine Lehrstelle zu bekommen. Eine ganz normale Ausbildung und dann ‘richtig‘ Geld verdienen. Aber das ist einfach nicht drin bei dem knappen Zuschuss vom Amt. Er musste sich einen Job suchen und dazu verdienen. Er ist der einzige Mensch, den seine Mutter noch hat. Sein Vater ist irgendwann abgehauen, als Mika vier Jahre war. So richtig erinnern kann er sich nicht an ihn. Das einzige, was er weiß ist, dass sein Vater Schwede ist. Sein Nachname – Sundberg - wird ihn ein Leben lang dran erinnern. Ansonsten gibt es lediglich einige Flashback-Szenen, die vor seinem inneren Auge ablaufen, wenn er an seinen Vater denkt. Das ist aber auch schon alles. Nur die paar Fotos in einem alten Schuhkarton, den seine Mutter hütet wie einen Schatz, sind von seinem Vater geblieben. Vermutlich ist er wieder zurück nach Schweden. Das ist Mika egal. Soll er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst. Mika gibt ihm eindeutig die Schuld an dem seelisch desolaten Zustand seiner Mutter.

      Früher war sie so hübsch. Eine Ausstrahlung wie ein Engel: blond, blaue Augen und ihrem sanften Blick hatte Mika nie viel entgegenzusetzen, wenn er mal bockig war.

      Während er liebevoll über das Erscheinungsbild seiner Mutter aus vergangenen Tagen nachdenkt, zieht er die Haustüre hinter sich zu und rennt die zwei Etagen runter, um schnell einige Dinge im SB-Markt um die Ecke einzukaufen. Er hat nur noch dreißig Euro für die notwendigen Einkäufe. Jetzt muss er sich aber beeilen, damit er noch rechtzeitig zur Arbeit kommt.

      Mit einem Einkaufskorb geht er zügig die Regale ab und wirft die Sachen hinein. Die Verkäuferinnen kennen - und mögen ihn! Sie wissen, dass er alleine mit seiner Mutter lebt und sich so gut es geht um sie kümmert. Und außerdem ist er ein ruhiger, schüchterner Junge. Da stehen die Muttis drauf!

      Und worauf stehen die jüngeren Kolleginnen? Na, auf alles andere! Angefangen bei den weizenblonden strubbeligen halblangen Haaren, über seine Augen, die an blaue Saphire erinnern bis hin zu seiner sportlichen Figur und einem Lächeln, das die Damen regelmäßig aus den Socken haut. Eine ein Meter achtzig große verheißungsvolle Herausforderung. Dass Mika oft ein bisschen unsicher und zurückhaltend ist … oh Mann, das gibt ihnen den Rest. Die Kassiererin sieht erfreut zu ihm hoch.

      „Na, Mika? Dich hab‘ ich ja schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Alles in Ordnung zu Hause?“

      Mika lächelt. „Ja, alles klar! Ich hab´s nur eilig, weil ich zur Arbeit muss.“

      „Mika!“ kommt es leicht vorwurfsvoll zurück, als die Dame an der Kasse den Inhalt seines Korbes sieht. „Warum unterstützt du sie auch noch dabei?“ Sie zieht kopfschüttelnd die Flasche Gin über den Scanner.

      Mika zuckt verlegen mit den Achseln. „Sie lässt es doch sowieso nicht. Besser, ich weiß, wie viel sie trinkt und was.“

      Sie nickt mitfühlend. „Du hast ja Recht, Mika. So, das macht dann 25 Euro 94. Danke!“

      Mika nimmt sein Wechselgeld, packt die Sachen in eine Tüte, die ihm die Kassiererin zwinkernd zuschiebt, winkt kurz und ist schon wieder im Laufschritt auf dem Weg nach Hause. Jetzt noch schnell alles hochbringen und dann nichts wie los.

      Quietschend bremst Mika sein Fahrrad vor dem ‘Café Bohne‘ ab. Hier kellnert er, steht hinter der Theke und hilft auch schon mal in der kleinen Küche, wenn es Personalprobleme gibt. Er liebt diesen Job, er liebt die Leute und er liebt diesen Laden. Anfangs war es eine Notlösung, weil er dringend Geld verdienen wollte. Doch inzwischen ist es sein zweites Leben. Das Ambiente in diesem Café ist einfach super. Und nicht gerade wenige Leute beneiden ihn darum, dass er einen Großteil seiner Zeit hier verbringen darf, während sie nur nach der Schule, in der Mittagspause oder an freien Tagen im Studium hier vorbeischauen. Er schiebt sein Rad in den Hinterhof, schließt es ab und betritt über die Hintertüre das Lokal.

      „Hi, Mika!“ begrüßt ihn sein Chef.

      „Hi, Ralf! Tut mir leid; ich bin ein paar Minuten zu spät…“

      Ralf winkt ab. „Wenn alle so ‘ne Arbeitsmoral hätten wie du, Mika … die neue Tussi, die in der Küche helfen sollte, hat sich einfach nicht gemeldet. Kannst du gleich mal Uschi helfen?“

      „Klar!“ Mika nimmt schnell eine frische schwarze Kellnerschürze aus dem Schrank und bindet sie sich um die Hüften.

      „Halli-Hallo“ begrüßt er seine Lieblingskollegin