I. Tame

Zu Dritt. Threesome


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Zeigefinger.

      „Hör auf, so einen Unsinn zu reden! Was andere Leute sagen oder denken, ist mir sch… so was von egal! Du bist mein Brüderchen, das ich nie hatte!!“

      Sie grinst fröhlich und steckt ihm die Karte in die Hemdtasche, während er aufsteht, weil Gäste hereinkommen. Brüderchen, na toll!! denkt er niedergeschlagen.

      „Mein sexy Brüderchen“ ergänzt Jana mit verschmitztem Augenaufschlag und prostet Mika mit ihrer Cola zu.

      Mika lächelt verlegen, schüttelt kurz den Kopf und geht schnell die neuen Gäste bedienen. Danach lässt er sich wieder Jana gegenüber nieder.

      „Du musst heute Abend als Rückendeckung in meiner Nähe bleiben, o. k.?“ bestürmt sie ihn wieder eifrig. „Heute Morgen im Studio hat dieser Keno mich doch tatsächlich ein wenig herablassend behandelt. Das macht mich ganz wuschig!“ Jana kneift kurz die Augenlider zusammen und verzieht schmollend die Lippen.

      Du machst mich auch … wuschig … mindestens, denkt Mika und unterdrückt ein sehnsüchtiges Aufseufzen. Doch auf die Idee, dass er Jana vielleicht auch einmal anders als lieb und sanft behandeln sollte, kommt Mika nicht. Er kennt nur ihre klaren Ansagen und daran hält er sich. Und heute hat sie auch noch den Lippenstift in diesem unglaublichen Rot aufgelegt. Am liebsten würde Mika sich über den Tisch schmeißen und wie ein paarungswütiges Frettchen ihre Lippen zernagen.

      „Wir werden ja seh’n“, erwidert er lahm. Und vielleicht kommt er ja mit seiner Freundin, frohlockt Mika innerlich und macht sich damit selber Mut.

      Verträumt blickt Mika in den Spiegel vor sich. Seit zirka drei Minuten hält er sich ein Hemd vor die Brust und überlegt, ob er es nun anziehen soll oder lieber nicht. Aber seine Augen blicken ins Leere. Er kann sich nicht konzentrieren. Nicht auf die einfachsten Alltagsentscheidungen. Immer wieder schweift sein Blick ab, saugt sich in der Ferne fest und das war’s dann!

      „Das macht mich noch ganz fertig“ flüstert er vor sich hin. „Es darf doch einfach nicht wahr sein, dass ich nur an Jana denken kann.“

      Ein Seufzer und neuerliches Starren auf sein eigenes Spiegelbild – doch eigentlich starrt er auf Wunderwelten - auf Dinge, die nie sein werden… immer wieder stellt er sich das verschwitzte Gesicht von Jana vor, ganz nah dem seinem. Ihre Lippen leicht geöffnet, kurz davor, sich auf seinen Mund zu legen. Kurz davor, mit ihrer Zunge zuerst über Mika’s Lippen zu streichen und dann vorsichtig Mika‘s Zunge zu liebkosen. So weich. Ohh…

      „MIKA!!!“

      Waaah! Vor Schreck schmeißt er das Hemd samt Bügel neben sich auf’s Bett, nur um direkt wieder danach zu greifen und es vor seine ansehnliche Erektion zu drücken.

      Seine Mutter kommt mit vor Stolz strahlenden Augen herein, ohne auch nur an’s Anklopfen zu denken. Sie hält einen vollen Wäschekorb in beiden Händen und schafft es kaum, gerade zu gehen. Das liegt nicht daran, dass seine Mutter jetzt schon volltrunken ist. Nein, sie hat einfach keine Kraft und keine Kondition für so was. Mika springt ihr zu Hilfe und kann sich nun – statt seinem Hemd – den Korb vor den Schritt drücken.

      „Mensch, Mama!!! Du sollst doch nichts schleppen!“ sagt er vorwurfsvoll zu ihr. Sie lächelt mit rotem Gesicht. Auf ihrer Stirn steht der Schweiß.

      „Ich möchte dir doch auch ein wenig helfen“, keucht sie leise und stemmt die Hände in die Hüften.

      „Ist doch schon gut! Ich mach‘ das schon! Danke dir!“

      Er drückt ihr einen Kuss auf die Wange und stellt den Korb auf sein Bett. Die Wäsche ist aus dem Trockner. Den größten Teil davon kann er einfach zusammenlegen. Da sind nur einige Teile zu bügeln. Das kann er auch morgen noch machen.

      Mika trägt heute schwarz. Schwarze Jeans und ein enges schwarzes T-Shirt, welches seinen schlanken Oberkörper gut hervorhebt. So einfach und doch cool, findet er. Und er sieht wirklich sexy aus! Noch einmal durch die halblangen blonden Haare gerauft und fertig ist das Prachtexemplar! Andere würden diese Tätigkeit tatsächlich als „Haare raufen“ bezeichnen. Bei Mika ist das ganz normales „Haare stylen“. Er sieht immer ein bisschen so aus, als wäre er gerade aufgestanden; süß und verstrubbelt. Jetzt noch schnell Geld und Handy eingesteckt. Den Schlüssel wird er gleich Jana geben, weil der so schlecht in die Hosentasche passt.

      Es klingelt!

      „Ciao, Mum!“ Er küsst seine Mutter noch einmal auf die Wange. „Alles o. k. bei dir?“ fragt er wie immer, wenn er ausgeht. „Kann ich dich alleine lassen?“

      „Na klar, mein Schatz! Viel Spaß und liebe Grüße an Jana! Amüsiert euch gut!“ Sie winkt ihm lächelnd hinterher, als er zur Haustüre hinauseilt.

      Mit stürmischen Begrüßungsrufen von einem weiteren dutzend Freunden werden Jana und Mika im ‘Crawlers‘ empfangen. Es ist ziemlich voll und die meisten Gäste tanzen bereits zur Musik, die vom DJ aufgelegt wird. Die kleine Bühne liegt noch im Dunkeln; es wird an Mikrofonen und Boxen herumgebastelt. Jana hat sich gleich geschickt Richtung Theke geschlängelt und kommt mit dem obligatorischen Gin Tonic für Mika zurück. Mika verzieht den Mund.

      „Du bist unverbesserlich!“ rügt er sie.

      „Mund halten und trinken!“ Typisch Jana! Da sie davon ausreichend hat, findet sie Diskussionen über Geld auf die Dauer langweilig. Sie selbst trinkt irgendeinen „bunten Schrott“ – wie sie es selbst gerne nennt. Keine Ahnung was genau drin ist. Dass Mika’s Lieblingsdrink ausgerechnet aus dem gleichen Stoff ist, den seine Mutter sich gerne in die Blutbahn kippt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Doch trotzdem hat Mika beschlossen, deswegen nicht darauf zu verzichten. Jana’s Blick sucht und sucht. Plötzlich ein leiser spitzer Schrei.

      „Da!! Da ist er!!! Da ist Keno! Oooohhhh ist der schnuckelig!! Er ist alleine da – ohne Begleitung!! DER gehört mir!“

      Nur Mädchen schaffen es, in überschwänglicher Stimmung alle Sätze quasi zu singen. Total verzückt und hysterisch packt Jana ziemlich fest nach Mika’s Arm.

      „Aua!!! Ich bin doch nicht blind!“ entfährt es Mika. „Oh.. Sorry! War nicht so gemeint!“ schiebt er direkt hinterher.

      Doch Jana kriegt das kaum mit.

      „Na??!!! Was sagst Du??!! Der ist doch der Knaller, oder?!“

      Mika zuckt die Schultern. Was soll er auch sagen! Ein Blick auf den Typen und er weiß: gegen DEN hab‘ ich null Chancen! Herrgottnochmal! Aus welchem Rattenloch kommt denn diese Mixtur aus einem hochgewachsenen Fotomodell mit langen Haaren und Bodybuilder-Figur gekrochen?! Mika’s Herz sinkt bis auf den Boden. Verdammt!!

      „Komm‘, wir gehen ‘Hallo‘ sagen.“ Jana will natürlich sofort rüber zur Theke. In dieser Beziehung ist sie ungerührt. Mika legt die eingebauten Bremsen seiner schwarzen Boots ein.

      „Da muss ich ja wohl nicht unbedingt mit, oder?!“

      Jana sieht erstaunt zu ihm empor. „Warum denn nicht?“

      „Ooch nee, Jana, BITTE. Warum muss ich dabei steh‘n, wenn du ‘nen Typen anbaggern willst?“

      Doch Jana hat sich schon umgedreht – ignoriert, dass Mika sich ziert – mit einer Hand winkt sie ab und mit der anderen zieht sie ihn hinter sich her.

      Peinlich berührt steht er hinter Jana, als sie – ganz wie es ihre Art ist – einfach auf diesen Keno zugeht und ihn begrüßt. Und es stört sie überhaupt nicht, dass es so voll ist, dass sie sich an ihn lehnen muss, damit er auch versteht, was sie ihm zu sagen hat. Keno lacht und erwidert etwas. Dabei legt er sanft eine Hand auf ihre Hüfte.

      Mika schluckt heftig. Arschloch! Verpiss dich! schreit er im Kopf. Wenn ich jetzt eine Schere hätte, würde ich dir deine langen Zotteln abschneiden! brüllt der pure Neid noch hinterher. Oh no, jetzt wird sie ihn gleich vorstellen. Sein Blick wird unruhiger und eingehend starrt er immer mehr Löcher in den Boden. Mika