Isabell Hooge

Sommernächte mit Achill


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derartig idealisieren? Tja, mach was dagegen, falls Du kannst!

      Wenn ich in Deiner Nähe wäre, weiß ich über mich, dass das im Auto, in einem Hotelbett, im Theater, einem Café, im Wald sein könnte - egal wo, wie: es wäre immer nur - DU!

      Aber noch kann ich nicht wissen, ob Du nicht Wert auf Details legst, die in Deiner Vorstellung anders waren, ich habe keinen prinzlichen Landsitz, sondern ein Hexenhäuschen mit Tieren, die in alle Zimmer dürfen.

      Und zu mir selbst bin ich immer ziemlich kritisch. Ich weiß , dass ich mit meinen Augen Deine Seele aufsaugen, dass ich Dir im Bett alle Lust bereiten mag, die Du ertragen kannst, dass ich Dich um den Verstand reden, raunen, flüstern, schreien kann, aber ein Model für Dich, den Augenmenschen, - das bin ich nicht. Bisher war mir das egal, aber gerade für Dich möchte ich die Allerschönste sein.

      Ich hoffe, Du kannst mich so sehen, wie der Liebe Gott mich gemeint hat.

      Es ist, wie es ist.

      Hätten wir uns vor 30 Jahren getroffen, wäre ich vielleicht die Vorzeigefrau gewesen, die man(n) sich als Nerz um den Hals hängt, damit die anderen Kerle platzen vor Neid. Diese Rolle wollte ich damals auch schon nicht. Andererseits hätte ich damals nicht gewusst, was ich heute über Männer und Frauen weiß, und da tätst Du dann bestimmt was verpasst haben(smile).

      Nu aber mal wieder auf den Teppich: Ich habe weder ein Holzbein noch Perücke und falsche Zähne, nimm mich mal so, wie ich bin, vor allem aber: Nimm mich so sehr es geht:

      In den Arm, auf Deine Insel zu Besuch, in Deine Bilderwelten mit hinein, zum gemeinsamen Fisch- Essen, ab uns zu in ex- territoriale Betten, in unsere Nacht- Telefonate, in Gelegenheiten, sich gemeinsam an Schönem , Vortrefflichem zu erfreuen, in die fromme Schlichtheit eines Orgelspiels, in das Spazieren- Gucken beim Autofahren , in gute Gespräche "danach", wenn wenige Wörter langsam in die warme Dunkelheit tropfen, die noch nach Liebe riecht, ins Vorlesen einer Gedichtzeile.

      Für Dich will ich alle Frauen sein, die Du Dir wünschst.

      Ich möchte behutsam mit diesem Schatz umgehen, der nicht zwangsläufig an Raum und Zeit gebunden ist, aber uns erlaubt, dieses - Du in mir, ich in Dir - bei jeder Begegnung zu einem großen oder kleinen Fest zu machen: Liebe machen, Trost geben und nehmen, Ausruhen und sich angenommen Fühlen, und vor allem und immer wieder neu: Ineinander Versinken!

      Die Nachtfrau küsst Dich

       Er: Hab ich es nicht geahnt? Sie rückt näher! Eigentlich müsste sie doch Bescheid wissen über Fluchtdistanz und dergleichen. Hoffentlich fängt sie nicht auch noch an, über Liebe zu reden!

       Sie: -Au, jetzt hab ich bestimmt zu viel geschwatzt. Aber die Zurückhaltung dieses Mannsbilds macht mich wahnsinnig. Pfeif auf das E Book, pfeif auf Sue: irgendwann will ich ihn sehen. Und anfassen. Und alles, was geht. Wenn was geht.

       SMS von A an B

      Darling, genieße die wundervolle Ruhe im Park, bin in Gedanken ganz bei Dir. Hast Du heut Zeit für ein kleines Nachtgewisper? Knutsch you! A.

       Betreff: Bella – Nachtfrau – Who is Who?

      Lieber!

      Für unsere -zeitlichen- Verhältnisse ist es ja gerad noch heller Vormittag, und ich bin gespannt, ob die Nachtfrau bereit ist zu kommen ( zunächst nur im Sinne von "Erscheinen", dat andere krieje mer später, wie es in der Feuerzangenbowle heißt). Also werde ich sie locken. Aber womit? Hilf mir mal dabei! Vielleicht genügt es ja, wenn ich ihr Deine geilen SMS vorlese, ich hab sie alle noch auf dem Handy und bringe es nicht übers Herz, sie zu löschen.

      Vielleicht geht es ihr beim Anhören so wie mir, wenn ich sie lese: mich erfasst eine unglaublich süße Schwäche, ein Ziehen, das sich vom Bauch zum Herzen und dann zum Kopf hin wellenförmig ausbreitet, und dann machen mir Deine Wörter eigene Bilder, besser gesagt, ganze Filme, und die sind mit Weichzeichner wie Newtons Fotos einerseits, andereseits von betörender Farbe und Intensität. Aber eines sind sie in keinem Fall: Jugendfrei.

      Jetzt ist sie da, die Nachtfrau, und sie macht ein ganz neugieriges Gesicht, fragt:

      -Was willst du mir vorlesen, Schwester?

      - eigentlich geht es dich nix an. Es sind Gutenachtgeschichten für meinen liebsten Freund und seine Antworten an mich.

      - Komme ich darin auch vor?

      - Ich gebs nicht gern zu aber - ja. Du kommst vor.

      - Und wie bin ich ?

      - Eine Projektion aller Frauen, die ich sein möchte.

      -Und er? Wie ist er?

      -Wie alle Männer , die ich je haben wollte. Und doch ganz anders.

      -Wie- anders?

      -Wandelbar. Gott, Satyr, Kritiker, liebender Vater und Lover… manchmal auch ein bisschen unausstehlich: .ein Mensch eben

      - Und ich? Du lässt mich das alles mitmachen?

      - Nee, meine Liebe, du machst es dir zu einfach. Du entwickelst in den Bildern, in die ich dich hineinstecke, ein ganz heftiges Eigenleben.

      -Muss ich doch! Du weißt: er ist ziemlich anspruchsvoll. Denk an Scheherezade! Wenn sie dem Sultan nicht allnächtlich mit einer Geschichte zu Willen ist, dann - Kopf ab.

      - Zum Glück wohnen in mir noch so viele Geschichten, da reichen Scheherezades armselige 1001 nicht.Und kopflos bin ich ohnehin schon, wenn ich an ihn denke.

      - Und wo soll ich ihn heute treffen?

      -Heut war er ziemlich herrisch drauf, ich denk, er sollte zu Gast bei Harun al Raschid, dem Sultan.

       Orientmärchen- die sexte Geschichte

      Er liegt unter einem weißseidenen Baldachin, dessen Vorhänge ein heißer Wüstenwind ziemlich heftig bewegt. Außer einem Lendentuch ist er völlig nackt auf seinen kühlen Seidenkissen. Zwei Eunuchen fächeln ihm mit Palmwedeln Luft zu. Eine dunkelhäutige Sklavin salbt ihn mit einem Öl, das nach Moschus und Zeder duftet. An den Füßen beginnt sie, massiert mit ihren kräftigen schlanken Fingern seine langen Beine, über dem Lendentuch dann seinen Bauchnabel, die Brustwarzen, die erregende kleine Grube zwischen Schlüsselbein und Hals. Das Lendentuch bauscht sich schon etwas, da ertönt ein ohrenbetäubendes Lautgebilde aus Schellen und Zimbeln, rhythmischen Trommelschlägen und schrillen Flöten.

      Der Sultan naht. Auf einem Tablett, getragen von vier weißen Araberpferden sitz völlig nackt mit überkreuzten Beinen, nur geschmückt mit bunten Ketten aus Feldern, Ebenholz und Edelsteinen, umhüllt mit einem durchsichtigen Schleier -

      Suleika- die Nachtfrau. Ihre Brustwarzen sind mit Henna gefärbt, in ihr Schamhaar sind kleine runde Perlen eigeflochten.

      -Mein Gastgeschenk für dich, Freund ! - sagt der Sultan. Sklaven setzen das Tablett zur Erde, ein Pfiff des Sultans, und die Pferde galoppieren mit fliegenden Mähnen in die Wüste, eine herrische Geste heißt alle Bediensteten sich entfernen...

      Der Sultan lächelt wissend, indem er auf Ak-hims Lendentuch schaut:- gute Nacht, Freund, ich lass Euch jetzt allein.

      -Komm her, du. Dein Name?

      -Suleika. Aber in Wirklichkeit bin ich Sulamith.

      -Leg dich zu mir.

      -Hören ist Gehorchen, o Herr!

      Ak-him hebt Zentimeter für Zentimeter den Schleier, der ohnehin mehr enthüllte, als zu verdecken er vorgab.

      Er spielt mit den kleinen Perlen in ihrem Schamhaar, umkreist mit seiner Zunge ihre gefärbten Brustwarzen, die sich dabei hart und steil aufrichten. Sulamith liegt bewegungslos, wortlos, sie lässt alles mit sich geschehen, schaut ihn nur mit dunklen, tiefen Blicken an.

      Ak-him dringt ein in ihren süßen Schoß, langsam, Zentimeter für Zentimeter, immer tiefer. Sulamith liegt noch immer bewegungslos, ihr Atem wird nur wenig schneller.