Virginia Cole

Ti amo - Trilogie


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den Lippen ausgestoßen wird, sobald die Zunge diese wieder freigegeben hat. Die Arme sanft auf seinen Knien abgelegt, die Beine weit gespreizt, um seinen Fingern die Schatzsuche zu erleichtern. Sie kommen näher, immer näher. Fast sind sie angekommen, sie kann es spüren auf ihrer Haut, die ihr in diesen Minuten als Augen dient, während sie diese unter dem weichen Seidentuch leicht geschlossen hält und sich ganz auf ihr Gefühl verlässt.

      Sie weiß, dass ER es ist. Er muss es einfach sein. Sie kann ihn nicht sehen, aber das Gefühl, das seine Berührungen auf ihrem Körper hinterlassen, ist unverkennbar.

       Jake…

      Seine Finger dringen immer weiter vor, erreichen schließlich ihren intimsten Punkt. Der Schatz ist gefunden… Und die Suche damit scheinbar zu Ende.

      Was ist los? Warum hielt er plötzlich inne?

      Olivia öffnete die Augen. Das Seidentuch war wie weggeblasen, stattdessen drang ihr Blick durch eine Sonnenbrille hindurch. Was sollte das? Während sie versuchte, sich zu orientieren, fiel es ihr wieder ein: Tropea, Kalabrien. Genau dort befand sie sich gerade, alleine, in entspannter Position auf einer Sonnenliege, die sie sich zwei Stunden zuvor hatte reservieren lassen, und blickte noch immer zerstreut aufs Meer. Die nüchterne Realität holte sie schleichend ein.

      Sie war im Urlaub. Eine Sommerreise, die sie selbst gebucht hatte, um endlich einmal zu entspannen – und um ihn zu vergessen. Stattdessen lag sie hier und träumte von ihm, und dann auch noch ausgerechnet sowas. Hoffentlich hatte sie nicht laut gesprochen… Verstohlen schaute sie sich um, konnte aber keine auffälligen Blicke der anderen Badegäste wahrnehmen.

      Wie hatte dieser Kerl es bloß wieder geschafft, sich so in ihr Unterbewusstsein zu mogeln und sie derart verrückt zu machen? Jake hatte ihr vor gut zwei Monaten mehr als deutlich erklärt, was Sache gewesen war. Genau genommen hieß die Sache Jenny, war vier Jahre jünger und sicherlich 10 Kilo leichter als Olivia. Immerhin war sie im Anschluss an Jakes Offenbarung so sprachlos gewesen, dass die Trennung ohne große Diskussionen und ziemlich kurz und - mehr oder weniger - schmerzlos über die Bühne gegangen war.

      Und das nach all der Zeit, nach all den Höhen und Tiefen, die sie gemeinsam durchlebt hatten. Jake war ihr Mann fürs Leben gewesen. Als er sie um ein Gespräch gebeten hatte, hatte sie, wie sie sich später zerknirscht eingestehen musste, eigentlich einen Heiratsantrag erwartet. Stattdessen hatte er seine frisch eroberte Flamme zu seiner neuen, eventuellen künftigen Braut erklärt.

      Aber was dachte Olivia nun darüber nach? Es machte keinen Sinn. Er war weg, sie lag in der Sonne – und sollte diese auch genießen, solange sie noch am Strand von Tropea liegen konnte. In sechs Tagen würde der Urlaub schon wieder vorbei sein, also hieß es nun: Altlasten abschütteln wie Sand aus den Schuhen, Sonnenbrille runter von der Nase und ab in die leichten Wellen. Na, ob das eine gute Idee war?

      … aus dem Sinn

      Das kam davon, wenn man zu lange in der Sonne lag, zu schnell aufstand und nicht genügend Flüssigkeit im Körper hatte weil man irrtümlich davon ausging, dass das Wasser im Meer feucht genug war, um den Körper bei Laune zu halten.

      Bereits nach den ersten Zügen bemerkte Olivia, dass irgendetwas nicht stimmte. Helle Blitze traten vor ihre Augen, ehe sich ihr Blick verdunkelte. Über ihre Arme, die nun wild im Wasser rumorten und sie kaum vorwärts brachten, hatte sie längst die Kontrolle verloren. Trotzdem schaffte sie es, mit Mühe und Not zurück zum Strand zu gelangen. Sie konnte das Salz auf ihren Lippen schmecken, versuchte, sich auf das Wasser auf ihren Wangen zu konzentrieren, aber es war schon zu spät.

      Kaum hatte sie den feuchten Sand erreicht, drehte sie sich mit letzter Kraft auf den Rücken, legte sich einen Arm über ihre Augen und atmete mehrere Male tief durch.

      Olivia wusste nicht, wie lange sie hier so lag, jedenfalls fiel plötzlich ein kleiner Schatten auf ihren glitzernden, noch immer feuchten Körper, dessen Mitte sich regelmäßig hob und wieder senkte.

      Der Schatten hatte bei dem bezaubernden Anblick, der sich ihm bot, große Mühe, seine Sprache zu finden, rief sich jedoch schnell die augenscheinliche Dringlichkeit ins Gedächtnis.

      "Signorina? Signorina?"

      Irgendetwas berührte Olivia an der Schulter und versetzte ihr kleine, sanfte Stupser, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Ganz langsam ließ sie ihren Arm sinken und legte somit ihre Augen frei, um sie zu öffnen und sich umzusehen. Es hatte sie ein wenig Überwindung gekostet, gegen die Sonne anzukämpfen, die noch immer hoch am Himmel stand, obwohl der Tag schon beinahe 16 Stunden hinter sich hatte. Als sie ihren Kopf nach rechts drehte, hatte sie zwei von der Sonne gebräunte, mit dunklen Haaren übersäte und kräftige Knie, die sich auf dem Sand abstützten, direkt vor Augen. Noch immer leicht benommen ließ sie ihren Blick langsam nach oben wandern und war plötzlich hellwach.

      Hätte sie nicht ohnehin schon im Sand gelegen, wäre sie spätestens jetzt in Ohnmacht gefallen. Ihr Herz begann, schneller zu schlagen, was wenigstens ihren Kreislauf allmählich wieder zum Laufen brachte.

      "Signorina?"

      Olivia ignorierte die Zurufe, die der Schatten von sich gab. Stattdessen versuchte sie, unter den etwa schulterlangen, dunklen, lockigen Haaren das schöne Gesicht zu erkennen.

      Ein markantes, aber noch recht junges Gesicht, dunkle Augen mit langen Wimpern, eine scheinbar wohlgeformte Nase, nicht zu groß, aber auch nicht zu klein und wahnsinnig anziehende Lippen, die immer wieder ihre Aufmerksamkeit suchten.

      "Signorina? Prego…"

      Endlich besann sie sich, ließ die letzten Minuten noch einmal Revue passieren und wurde sich dem Hintergrund ihrer liegenden Position bewusst.

      "Ja?" Verwundert, aber auch erleichtert sah der junge Mann sie an. Er lächelte, als er verstand.

      "Oh, Sie sprechen gar kein Italienisch? Das macht nichts, mein Englisch ist nicht gerade schlecht." Nun waren es Olivias Mundwinkel, die langsam den Weg nach oben einschlugen. Eigentlich hätte der Rest ihres Körpers es ihnen gleichtun sollen, stattdessen lag sie da wie gelähmt.

      "Soll ich Ihnen hochhelfen?" Augenblicklich legte sich Olivias Stirn in Falten, ehe sie sich ins Gedächtnis rief, was geschehen war und wie das Ganze eigentlich aussehen musste. Peinlich berührt und um Worte bemüht nickte sie und brachte dabei lediglich ein ersticktes "M-hm" zustande.

      Der Mann, der vor wenigen Minuten lediglich ein dunkler Fleck im Sand gewesen war, stützte sich auf die Füße, führte seine Hände - eine links, eine rechts - an die Arme der scheinbar hilflosen Frau und hievte sie langsam nach oben.

      Endlich stand Olivia wieder auf ihren eigenen Beinen. An diese vertikale Position musste sie sich erst wieder gewöhnen. Ihr Helfer bemerkte das und ließ nicht von ihr ab, ehe er sich sicher sein konnte, dass sie nicht gleich wieder umfiel, sobald er sie losließ. Erst jetzt registrierte er die ganze Pracht der Person, die da nun vor ihm stand.

      Schöne schlanke Figur, hübsche Beine, wie er persönlich fand, die Arme passend zum restlichen Körper. Der Bauch war flach aber nicht sonderlich muskulös, die Oberweite… Darüber durfte er nicht weiter nachdenken, obwohl er zugeben musste, dass er sie durchaus anziehend fand. Schnell zwang er sich, seinen Blick noch ein Stück nach oben gleiten zu lassen und blickte ihr direkt in die Augen. Grün. Ihre Augen waren grün.

      Die Nase klein, das Kinn etwas spitz, die Lippen voll. Die Haare, mittelbraun und schulterlang, bargen aufgrund des unvorhergesehenen Vorfalls kleine Mengen an Sand in ihren leichten Wellen. Für einen kurzen Augenblick war er versucht, ihr die Haare durchzuschütteln, nahm sich aber der Höflichkeit halber zurück.

      Nachdem auch Olivia diesen netten Herrn einem zweiten und diesmal etwas genaueren Blick bedacht hatte, konnte sie ihren ersten Eindruck nur bestätigen. Er sah wunderbar aus. Sie war sich sicher, dass er ein Einheimischer, ein Bewohner Kalabriens sein musste.

      Er war es, der zunächst seine Sprache wieder fand.

      "Geht es Ihnen gut? Was ist denn passiert?" Olivia rang mit ihrer